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Test: JDK Audio EQ-R24, Equalizer

Günstiger Stereo EQ fürs Studio

21. August 2020

jdk audio r24 equalizer test

Da steht er nun vor mir, der JDK Audio EQ-R24 Equalizer und tatsächlich bin ich etwas ratlos. Als Tester sucht man sich ja gerne einen thematischen roten Faden, der einen durch einen Test führt. Aber wo finde ich den Faden? Bei der Militär-Farbe? Läge auf der Hand, aber das hat ja mein Kollege Armin Bauer schon 2014 beim Test des JDK Audio R20 Preamps gemacht. Armin hat dabei auch schon sehr gut die Geschichte von JDK Audio beschrieben, die 2009 als Designableger von API gegründet wurden, auch um das mittlere und untere Preissegment zu bedienen.

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Klar ist, der JDK Audio EQ-R24 bietet, ebenso wie sein Urahne der API „APSI 562“, praktisch alles, was man in der Musikproduktion in Sachen EQ benötigt – zu einem vergleichsweise geringen Preis, in guter Qualität und sehr ordentlichem Klang.

test jdk audio r24

Das geht beim Namen los. JDK Audio EQ, R für Rackmount, 2 Kanäle und 4 Frequenzbänder (= R24) pro Kanal. Symmetrisch über die olivgrüne Oberfläche verteilt, ist es dem Nutzer sofort klar, was die Regler und Schalter für eine Funktion haben. Von 20 Hz bis 20 kHz können die Bässe (20 – 200 Hz), Tief-Mitten (100 – 1.000 Hz), oberen Mitten (500 – 5.000 Hz) und Höhen (2 kHz – 20 kHz) mit plus/minus 12 dB geregelt werden. Über In/Out kann man den EQ-Schaltkreis aktivieren oder deaktivieren und dann gibt es noch den ON/OFF-Schalter mit dem klassischen roten Betriebslämpchen.

Die Rückseite ist ebenfalls schnell erklärt: Pro Kanal ein Eingang und ein Ausgang (symmetrisch als Klinke und XLR ausgeführt), die Kaltgerätebuchse, Sicherung und Voltage-Selektor.

test jdk audio r24

Im Inneren des Gerätes wird man die saubere Fertigung anerkennend zur Kenntnis nehmen, aber von komplexen, röhrengetriebenen Schaltungen und rein diskreter Ausführung keine Spur. Neben dem internen Netzteil, das aufgrund geringerer Einstreuung weit möglich von der Platine entfernt  ist, findet man integrierte Schaltkreise, gerne ICs genannt. Die verwendeten Texas Instruments TL072 sind aktuell für 88 Cent pro Stück erhältlich. Elektronisch symmetrierte Eingänge und die Übertrager an den Ausgängen sind auch nicht gerade High-End. Industriestandard nennt man das. Es ist eben … einfach!

JDK_R24_open

Verarbeitung

Als ich das Gerät aus seiner Verpackung hob, gab das obere Blech leicht nach und ein etwas klägliches, schabendes Geräusch war zu hören. Eine Schraube mehr und der Deckel würde bombenfest sitzen, schade.

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Die Schalter und Potis zeugen von guter Qualität und Haptik, wobei es hier auch eine Stufe edler und sämiger gehen würde. Übrigens würde ich bei einem Stereogerät gerasterte Drehregler bevorzugen, denn so ist es einfacher, links und rechts identische Werte zu erhalten. Aber wenn ich ehrlich bin: Der JDK Audio ist kein Summen-EQ – dafür würde ich doch je nach Track ein anderes Gerät wählen.

JDK_R24_connectors

Und letztlich hat man die Stecker und Buchsen der Ein- und Ausgänge stabil an die Rückwand geschraubt. Das geht zwar eleganter und mit dickerem Material hinter den Buchsen, um größere Verwindungssteifheit zu gewährleisten.

Die Beschriftung des Gerätes ist gut ablesbar und insbesondere sehbehinderte Menschen werden den Equalizer nach kurzer Einarbeitungszeit gut bedienen können.

JDK_R24_left01

Alles am JDK Audio EQ-R24 fühlt sich gut an und man wird kein Wort über die Verarbeitung verlieren – weder ein gutes noch ein schlechtes. Alles am Equalizer tut, was es soll.

Betrieb

Einmal angeschlossen zieht sich dieser rote Faden tatsächlich weiter. Nein, nicht weil es gerade so schön in den Kontext passt, sondern weil sich der JDK Audio EQ-R24 im Betrieb ebenso herrlich unauffällig zeigt: Die „Breite“ der Frequenzberge und -täler (also der Q-Faktor) wurde so gewählt, dass aus dem R24 kein Resonanzkiller wird, mit dem man einzelne Peaks steilflankig ausblenden kann. Ebenso ist er aber auch kein „Tone-Regler“, wie bei vielen HiFi Verstärkern, wo man mit einem Dreh alles hell, dunkel, schlank oder fett macht. Auch hier wurden alle Parameter so gewählt, dass man genügend Sensibilität für das tonale Abstimmen hat, ohne aber einzelne Schallereignisse zu sehr zu betonen oder abzuschwächen.

JDK_R24_label

Der 12 dB Regelbereich pro Band gehen in Ordnung – wenn man berücksichtigt, dass der JDK Audio eben kein Problemlöser ist, sondern ein robuster Klangformer (ich würde ja „Arbeitstier“ schreiben, wenn ich den Ausdruck nicht so hassen würde).

Dazu wird das Gerät auch nicht wirklich warm und bietet in Sachen technische Daten ebenfalls „Hausmannskost“: +23 dbu Headroom gehen in Ordnung und -100 dB Rauschabstand sind auch okay.

Das in den USA bei API gefertigte Gerät benötigt 2 HE im Rack-Schrank und wiegt etwa 6 kg.

JDK_R24_sign test audio

Klang

Vor Kurzem hatte ich den formidablen Tube-Tech ME-1B im Test, der als röhrenbetriebener Midrange-Equalizer als Mono-Gerät knappe 2.900,- Euro kostet. Was erwartet mich also, wenn ich nun einen Stereo-EQ mit je vier Bändern für 1.315,- Euro anschließe?

Und schon ist er zerrissen, der rote Faden, denn hier zu sagen, klingt „gut, sauber, ordentlich“ wäre einfach und ich könnte mir viel Schreiberei sparen. Aber der Weg zu einem ordentlichen Klangerlebnis ist beim JDK Audio EQ-R24 nicht ganz so leicht. Anders als der vielfach teurere Tube-Tech, ist der JDK kein einziger Sweet-Spot und man muss schon viel hören und vergleichen, um zu einem guten Ergebnis zu kommen. Bitte nicht falsch verstehen – auch „out of the box“ ist der R24 ein gut klingendes Gerät, aber interessanterweise fiel mir der klangliche Abgleich hier deutlich schwerer und ich musste meine einmal gefundene, anscheinend optimale Einstellung immer wieder über den Haufen werfen. Vielleicht, weil sich die einzelnen Bänder schon deutlich überlappen können oder weil das „eee-quing“ eines Stereosignals nun mal komplexer ist als das einer Monoquelle.

JDK_R24_side

Die Fender Stratocaster Deluxe, mit zwei Mikros an einem VOX Combo AC-15 abgenommen, wollte zunächst nicht einrasten. Entweder waren die oberen Mitten aus dem Kondensatormikrofon zu hell oder das dynamische Shure überstrahlte zu sehr von links. Es bedarf schon etwas Erfahrung, wenn dieser Sound nicht zu präsent im Mix rausploppt und die anderen Instrumente in den Hintergrund spielt. Und dabei soll man ja schon beim Mixen nicht das eine zu präsente Signal mit einem weitern noch lauteren Sound überschreien. Leider ist das hier als Audiobeispiel nicht plakativ genug, denn einen gesamten Mix zu erstellen, würde den Rahmen sprengen.

Deswegen habe ich mich bei den Audiobeispielen mehr auf die Tastenwelt konzentriert, denn hier sind aufgrund der breiteren Frequenzspektren die Audiobeispiele besser hörbar. Zusätzlich habe ich hier mit unkomprimierten WAV-Dateien über Universal Audios LUNA gearbeitet, um Ihnen gute Audioqualität zu liefern:

Fangen wir an mit einem Reed Piano, dem Wurlitzer 200A. Die erste Datei zeigt das Instrument pur und dann den Klang mit EQ-Eingriff. Dabei habe ich die Bässe um 100 Hz und die unteren Mitten um 350 Hz jeweils leicht angehoben (+5 dB), und auch bei 3 kHz und 8 kHz etwas „Gas“ gegeben, um die Verzerrung des Instruments zu betonen:

Dann ein Clavinet BD mit Phaser-Effekt: Mit aktiviertem EQ wird der Stereoeffekt besser betont. Sehr schön: Der JDK nimmt nichts von der natürlichen Dynamik des Instruments weg, wie es gerne mal z. B. die Röhren-EQs machen:

Zuletzt dann noch ein Synthesizer-Sound, das Air Reso Piano: Toll, wie der aktivierte JDK die Transienten hervorholt und trotz recht deutlichem Eingriff die tonale Balance hält. Keine Frequenz wirkt überbetont oder gar störend:

Die Klangbeispiele wurden mit einem Korg Grandstage erstellt. Dabei wurde nur ein leichter Hall (interner Effekt) genutzt. Aufgenommen wurde, wie oben geschrieben, mit Universal Audio LUNA.

So kann ich hier zusammenfassend sagen: Absolut hat der JDK Audio schon seine qualitative Grenze nach oben hin. Das hier ist definitiv kein Elysia, Manley oder SPL. Aber um die zweifelsohne vorhandenen Qualitäten des JDK zu „erhören“, sollten Sie sich Zeit nehmen. Schnell ist das tonale Ergebnis durch einen Dreh am falschen Poti zerstört. Aber mit genügend Ruhe, Erfahrung und Zeit kann der JDK Audio wirklich sehr gut klingen. Aber erwarten Sie keinen färbenden Effekt-EQ, der schon durch das Einspeisen in den Signalweg gewinnt, sondern er ist eher (sorry, das passt halt hier so gut) ein Soldat, dem man genau sagen muss, was man von ihm erwartet. Der aber dann das gewünschte Ergebnis mit ordentlicher Qualität zuverlässig abliefert. Wegtreten!

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Fazit

Nein, der JDK Audio EQ-R24 präsentiert sich nicht als Shining-Star unter der großen Auswahl von Equalizern. Viel mehr ist er der treue Kumpel, der macht, was man von ihm verlangt. Einfach in der Bedienung, gut in der Verarbeitung und mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.

Sie sollten ein wenig Zeit investieren, um dem Amerikaner aus der API-Schmiede seine klanglichen Qualitäten zu entlocken, aber dann haben Sie ein Gerät in ihrem Rack-Schrank, das Sie ganz bestimmt nicht enttäuschen oder gar im Stich lassen wird. Der JDK Audio EQ-R24 ist im besten Sinne des Wortes „gut“.

Plus

  • einfache Bedienung
  • guter Klang
  • gute Verarbeitung

Minus

  • Drehregler nicht gerastert

Preis

  • 1.315,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    ISE500 AHU

    Zu behaupten 1.315,- Euro wäre günstig ist schon ein bisschen elitär… bei dem Chorus für 155 Euro liegt es ja eher nahe, das als Aufreisser zu nehmen.

  2. Profilbild
    Jörg Hoffmann RED

    Hallo, das kommt ja – wie eigentlich immer – auf den Standpunkt an. Der JDK ist kein Exot, sondern ein „Arbeitstier“ (brrrr). Gut ausgestattet und ordentlich verarbeitet. Ich will jetzt nicht behaupten, man könnte mit günstigeren Produkten keine ordentlichen Aufnahmen machen, aber ab einem bestimmten Level muss halt auch das Equipment passen – und in diesem Segment bietet der JDK viel Gegenwert.
    Gruß, Jörg

  3. Profilbild
    ctrotzkowski

    Hi Jörg,

    wenn ich da bitte eine Korinthe kacken dürfte ;-)

    “ von […] rein analoger Ausführung keine Spur“

    Gemeint ist wohl „von diskreter Ausführung keine Spur.“ (also keine Einzeltransistoren statt ICs).

    Nicht alles, was viereckig und schwarz ist und viele Beinchen hat, ist ein digitaler (nicht analoger) Chip. In diesem Fall eben analoge Operationsverstärker als IC.

    Wo mich aber Deine Meinung noch besonders interessieren würde: Wo siehst Du den Vorteil eines solchen neutralen Outboard-EQ gegenüber einem guten DAW Filter-Plugin? Ist das hier nicht eine Nische zwischen Baum und Borke?

    • Profilbild
      Jörg Hoffmann RED

      @ctrotzkowski Hallo, das ist kein Kor-Kam :-), sondern völlig korrekt. Ich war wohl zu sehr im „writing flow“ und hab diesen Fehler nicht bemerkt. Ich lass ihn korrigieren – Danke!

      Wegen Deiner Frage: Ich will hier nicht zwischen Hardware und PlugIns urteilen – da gibt es genug Diskussionen im Web. Was ich an Hardware mag:
      Da man bei Hardware nicht mir Presets arbeitet, hat jedes dieser externen Geräte eine bestimmte Soundsignatur. und wenn ich diese kenne, dann kann ich das Gerät gezielt einsetzen. Bei Plugins geht es mehr darum, auszuprobieren, ob der Sound passt. Das sind zwei grundsätzlich verschiedene Herangehensweisen. Plugins sind für mich eher eine Spielwiese (auch, weil ich ja immer ganz schnell z.B. zwischen drei Kompressoren auswählen kann), während ich bei Hardware genau weiß, was dieses Gerät macht und dann diese eine Eigenschaft hinzufüge, oder eben nicht.
      Ich hoffe, Dir wird klar, was ich damit meine.
      Gruß, Jörg

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