Ibanez Josh Smith Signature
Zugegeben, der Name Josh Smith tauchte bislang auf meinem Radar nicht auf, bis die Ibanez FLATV1-BK Josh Smith zum Test bei uns in der Redaktion eintrudelte. Die Recherche brachte es zu Tage: Der US-Amerikaner zählt zu den angesagtesten Gitarristen der Studioszene in Los Angeles und hat sich darüber hinaus noch einen guten Ruf als Produzent und Songwriter im eigenen Studio erarbeitet. Ibanez honoriert den Künstler, der mit einer kraftvollen Mischung aus Blues, Rock und Jazz antritt, mit einem eigenen Instrument auf Basis ihrer AZS-Modelle aus der Prestige-Baureihe und damit aus der Oberklasse der erhältlichen Instrumente der Japaner. Das lässt erstklassige Werte in Sachen Klang, Bespielbarkeit und Performance erwarten, die aber leider aber auch ihren Preis haben.
Auch wenn der Singlecut-Body etwas in seinem Design verändert wurde, sind die Anleihen an den Klassiker von der amerikanischen Westküste unverkennbar. Als Basis für den Korpus wurde Esche verwendet, durch das angenehm leichte Gewicht der Gitarre dürfte es sich um gut abgelagertes Material handeln. Weder auf der Vorder- noch auf der Rückseite befinden sich irgendwelche Fräsungen, selbst beim Hals-Korpus-Übergang wurde darauf keinen besonderen Wert gelegt – Mr. Smith schwört da wohl auf das klassische Design. Doch keine Sorge, sämtliche Lagen des Griffbretts sind auch ohne solche Modifikationen gut zu erreichen und dank des weit ausgesägten Cutaways auch ebenso gut zu bespielen. Überzogen wird der komplette Korpus von einer schwarzen Hochglanzlackschicht, erhältlich ist das Instrument übrigens ausschließlich in diesem Farbton.
Während der vordere Teil der Decke von einem Pickguard bedeckt wird, sitzen im unteren Teil die drei Bedienelemente auf einer leicht gebogenen Metallblende und ermöglichen so einen schnellen und bequemen Zugriff. Bei der Schaltung geht es ganz traditionell zu, neben einem Dreiwegeschalter zur Auswahl der Pickups gibt es noch einen Tone- und natürlich einen Volume-Regler. Alles von bester Qualität, versteht sich. Die zwei Regler besitzen Knöpfe aus Metall, die auch bei feuchten Fingern einen guten Grip bieten und zudem mit einem idealen Widerstand auf ihren Achsen laufen. Auch der Dreiwegeschalter stammt aus dem obersten Regal, er rastet knackig in seinen Positionen ein, wackelt kein Stück und sollte somit als eines der wohl am meisten genutzten Teile einer E-Gitarre dem neuen Besitzer über viele Jahre keine Sorgen bereiten.
Roasted Maple Neck
In der Oberklasse gehört er längst zum guten Ton – der Hals aus wärmebehandeltem Ahorn. Der hier „geröstete“ S-Techwood-Neck besteht aus einem Stück und trägt ein Griffbrett aus ebenso bearbeitetem Ahorn, in das 21 Bünde in höchster Perfektion eingesetzt und abgerichtet wurden. Für zusätzlichen Komfort sorgen sowohl die abgerundeten Kanten der Bünde als auch die des Griffbretts, an dessen Seite illuminierte Dots im Dunkeln den Weg durch die Lagen weisen. Das Profil der Halsrückseite variiert von 22 mm am ersten Bund bis zu 25 mm in der Oktavlage und ist als recht schlank zu beschreiben, zusammen mit der nur satinierten Oberfläche des Holzes und der guten Einstellung unseres Testinstruments ab Werk ergibt das ein wunderbar natürliches Spielgefühl gleich vom ersten Ton an. Es wirkt fast so, als habe man schon Jahrzehnte lang seine Licks und Akkorde auf diesem Hals abgefeuert.
Hinweise auf den Namensgeber der Ibanez FLATV1-BK Josh Smith gibt es auch, wenn auch nur ganz dezent auf der Rückseite der Kopfplatte verborgen. Dort sitzen auch die sechs Vintage-Mechaniken von Gotoh, die ihre Aufgabe zuverlässig verrichten.
Hardware von Gotoh
Gotoh ist ein gutes Stichwort, denn nicht nur die Mechaniken an der Kopfplatte stammen vom US-Hersteller. Am anderen Ende nimmt ein Gotoh F1803 Steg im traditionellem „Ashtray“-Design die Saiten mit seinen drei Titanium-Sätteln in Empfang und führt sie durch den Korpus hindurch zu den sechs Hülsen auf der Rückseite. Wir haben es bei der Ibanez FLATV1-BK Josh Smith also mit einer String-through-Konstruktion und den daraus folgenden Vorteilen, wie etwa einem kräftigeren Sustain und einem insgesamt besseren Resonanzverhalten zu tun. Die Qualität der Brücke ist vom Allerfeinsten und versprüht mehr als nur einen Touch von japanischem High-Tech unter ihrer hochglänzenden Chromschicht. Aber drei Sättel bleiben nun mal drei Sättel, was unter Umständen zu einem Problem beim früher oder später nötigen Justieren der Oktavreinheit führen könnte. Bei unserem Testinstrument war diesbezüglich jedoch alles im grünen Bereich, Akkorde und Voicings klangen auf der gesamten Länge des Griffbretts stets rein und klar.
Seymour Duncan FLAT5 Pickups
Für seine Ibanez-Signature setzt Josh Smith auf die nach seinen Vorstellungen gefertigten Pickups von Seymour Duncan, die in der Brücke und am Hals ihren Platz eingenommen haben. Während der Einspuler am Hals mit einem recht hohen Output auf sich aufmerksam macht, wurde sein Kollege in der Stegposition auf Wunsch des Künstlers mit einem Mix aus unterschiedlichen Typen von AlNiCo-Magneten ausgerüstet. Die elektrische Schaltung birgt keine Geheimnisse und funktioniert genau so schlicht wie vertraut und erwartet: Steg-Pickup solo, beide PUs in Kombination oder Hals-Pickup solo sind hier die möglichen Optionen der Klanggestaltung. Und was man damit anfangen kann, erfahren wir jetzt.
Wie klingt die Ibanez FLATV1-BK Josh Smith?
Akustischer Grundsound / Handling
Um es mit wenigen Worten auf den Punkt zu bringen: ganz vorzüglich! Doch eins nach dem anderen, zunächst wäre der resonante und voller Obertöne strahlende Grundsound der Esche-Ahorn-Konstruktion, der zudem mit einem strammen Sustain ausgestattet ist. Auch hier macht sich, wie erwartet, die durch den Korpus laufende Saitenführung deutlich bemerkbar und lässt das Instrument ausgiebig bis in die letzte Faser freudig schwingen. Nur kurze Zeit dauert es, bis man sich an das zwar ausgeprägte, aber dennoch flache Halsprofil gewöhnt hat – bereits nach wenigen Minuten lässt sich nachvollziehen, warum Josh Smith dieses Shaping bevorzugt. Ein besonderes Lob muss man an dieser Stelle noch mal der Verarbeitung des Griffbretts und der Bundierung aussprechen, denn auch die abgerundeten Kanten der Bundenden und die des Griffbretts steuern einen nicht unwesentlichen Teil zur hervorragenden Bespielbarkeit des Instruments bei.
Elektrischer Sound
Der kräftige und resonante Grundsound der Gitarre spielt natürlich den beiden Pickups voll in die Karten. Sie übertragen den akustischen Klang in seiner vollen Bandbreite und fügen dem Klang eine Vintage-artige, ja fast schon „rotzige“ Note hinzu. Das macht sich insbesondere beim Hals-Pickup bemerkbar, der ungewohnt bissig für eine TE-Style-Gitarre klingt und sich somit auch bei Cleansounds sehr gut durchsetzen kann. Ebenfalls eher ungewohnt zeigt sich der Klang des FLAT5 Singlecoils am Steg, denn in aller Regel geht es ja beim berühmten Vorbild hier extrem drahtig und fast schon eine Prise zu scharf zur Sache. Ganz anders aber hier, der Pickup überrascht mit einem sehr homogenen Klangbild, ohne dabei jedoch die Fähigkeit zu verlieren, den berühmten und beliebten „Twang“ abzusetzen. Beide Kandidaten glänzen neben ihrem hohen Headroom zudem mit extrem wenig Nebengeräuschen bzw. Brummen für einen Pickup dieser Bauart und liefern damit ein Einsatzspektrum, das von Blues und Country bis hin zu allen Arten des (verzerrten) Rock ’n‘ Roll reicht.
Ibanez FLATV1-BK Josh Smith – Klangbeispiele
Für die folgenden Klangbeispiele habe ich die Ibanez FLATV1-BK Josh Smith zusammen mit einem Orange Rocker 15 Terror Top und einer daran angeschlossenen 1×12″ Celestion Vintage 30 Box eingesetzt. Vor der Box war ein AKG C3000 Mikrofon platziert, mit dem das Signal in Logic Audio aufgezeichnet wurde.
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Nix gegen den Sound. Bei dem Preis erwarte ich auch Höchstqualität. Aber das Design ist eine dezente Katastrophe. Eine Tele ist eine Tele: Das klassische Vorbild entstand aus wirtschaftlichen Erwägungen – zu Schönheitswettbewerben trat es gar nicht erst an (und wurde ja aufgrund seiner praktischen Vorzüge zum Klassiker).
Klar ließe sich daran heute einiges verschönern – aber dann bitte richtig. Und nicht mit einer lieblosen Krümmung der Schaltleiste, die sich mit dem Korpus beißt, auf dessen Schwungrand sie null abgestimmt ist. Wie gewollt und nicht gekonnt! (Paralleler Verlauf hätte was gebracht und hübsch ausgesehen. Oder komplett was anderes.) Da ist die draufgeflanschte schnurgerade Leiste des klassischen Modells ehrlicher und schroffer, weil sie ästhetische Anwandlungen erst gar nicht verrät.
Harley Benton hätte ich so eine gedankenlose Grobheit vielleicht nachgesehen – da muss es ja schnell gehen mit der Fertigung, und wer die Teile designt, ist bestimmt nicht überbezahlt.
Aber bei einen Preis von zweieinhalbtausend Euro kann ich das Design dieses Hi End Instruments nur für kläglich gescheitert erklären. Da wäre weniger Ambition besser gewesen. Oder die hohe anständig ausgeführt!
Kleinigkeiten? Ja, wie gesagt: bei einem Budget-Beil bestimmt. Für soviel Geld aber wollte ich dann schon auch was durchdacht Schönes. Gibt’s ja auch zuhauf, haha!
@Eibensang Manche wissen nicht mehr was sie noch machen sollen ums sich „abzuheben“.
Grausam …
Der Vorteil ist sicher, dass dieses Exemplar wohl lieferbar sein wird.
Ich warte auf meine Fender Strat „Robin Trower“ jetzt schon 60 ! Wochen.
@Eibensang Ich kann diesen ganzen „Signature“-Scheiß schon nicht mehr lesen…
@Klang X Kann ich nachvollziehen.
Hätte ich weglassen sollen.
Darum ging es mir auch nicht.
„Als Basis für den Korpus wurde Esche verwendet, durch das angenehm leichte Gewicht der Gitarre dürfte es sich um gut abgelagertes Material handeln.“
Holz wird durch Lagerung nicht leichter, wenn es den üblichen Trocknungsgrad (10-12% Holzfeuchte) erreicht hat. Grund für das relativ leichte Gewicht dürften hier entweder verbaute Sumpfesche sein (geringere Dichte) oder schneller Wuchs mit großen Jahrirngen sein.
Vielen Dank für den interessanten Test und die coolen Soundbeispiele.
Ich finde das Design ganz schick. Es bereichert die vorhandene Gitarren-Design-Vielfalt.
Signature-Modelle sehe ich so wie alle Non-Signature-Modelle auch: entweder es passt und das Instrument inspiriert und gefällt oder halt nicht. Ich besitze sowohl als auch, und sie bereiten mir gleichermaßen große Freude.
Bin kein Gitarrist, aber finde Klang und auch Design super. Kannte Josh Smith auch nicht und habe mir eben „Pusher“ und „Where is my Baby“ mit den „Two old Hippies“ angehört, wahnsinns Drummer auch, da spielt Josh aber noch mit seiner „alten“ Gitarre. Ich mag Ibanez Sound, auch so modernes Zeug wie Polyphia, aber mir gefällt auch der Klang der MM Reflex/Gamechanger etc. Finde spannend, dass sich Josh Smith für Ibanez entschieden hat.
jetzt habe ich vorhin entdeckt, dass nicht die 2 Mitspieler die „Two old Hippies“ sind, sondern der Laden so heißt, wo die Live Videos aufgenommen wurden. Oh Mann…