Ich muss ja ehrlich gestehen, dass meine Erwartungen an die Ibanez JEMJR-WH wirklich nicht sehr hoch waren. Aber so wie die gute Verarbeitung überrascht, so überrascht auch der Sound und die Bespielbarkeit der Gitarre, klammern wir die dürftige Werkseinstellung dabei mal aus. Bereits unverstärkt bietet das Instrument ein frisches und dabei sehr gut resonierendes Klangbild mit einer kräftigen Überbetonung des Höhen/Mittenbereiches, einem drahtigen Biss und einem unerwartet guten Sustain. Dabei ist die Bespielbarkeit hervorragend, das Profil des Wizard-Halses ist bei der JEMJR-WH nicht ganz so schmal ausgeprägt, wie es bei einem Großteil der Ibanez-Gitarren aus dem „Heavy-Lager“ in aller Regel der Fall ist. Das macht die Sache auch für Umsteiger nicht ganz so ungemütlich.
Verblüffend gut in Form zeigt sich das Instrument auch am Verstärker angeschlossen. Die Quantum-Pickups liefern einen sehr vielseitigen Sound und zeigen sich dabei weitestgehend resistent gegen Matschen oder unerwünschte Nebengeräusche jeder Form, sieht man einmal vom konstruktionsbedingten Brummen des Singlecoils ab, der zudem auch in der Lautstärke deutlich gegenüber seinen Kollegen an Hals und Steg abfällt. Ein Problem, mit dem die RG-Baureihe schon seit Anbeginn zu kämpfen hat und das manchmal besser und manchmal eben schlechter gelöst wurde.
Dennoch können auch die Singlecoil-Sounds der „Low-Budget-Vai“ in dieser Preisklasse absolut überzeugen und bieten sich für sehr saubere, ja fast schon „Hi-Fi ähnliche“ Cleansounds oder aber für „drahtige“ und „bissige“ Leadlines an. Für alles andere sorgen die beiden Humbucker, denen man getrost scharfe Metal-Riffs oder auch dicke, singende Blueslinien anvertrauen kann. Also flexibel wie eh und je das Ganze!
Bei so viel positiven Eigenschaften stellt sich natürlich die Frage, ob es nicht vielleicht doch noch einen Haken an der Ibanez JEMJR-WH gibt. Und tatsächlich – wo Licht ist, ist auch Schatten. Und zwar hier in Form des Vibratosystems, das bei etwas exzessiverem Gebrauch nicht immer in der Lage ist, die Stimmung sauber zu halten. Eigentlich schade für ein Instrument, dessen Vater ja als einer der Schöpfer der „Dive Bomb Effekte“ gilt. Hier sollte man also nicht zu sehr „bombardieren“ und, wenn es zu sehr nervt, den Gitarrenbauer des Vertrauens nach einer Lösung fragen.