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Test: Image-Line Harmless

(ID: 2052)

Bedienung

Grafisch geht Image-Line einen guten Mittelweg zwischen fotorealistisch und idealisiert. Alle Bedienelemente haben eine vernünftige Größe und sind mit der Maus kaum zu verfehlen. Einzig die Beschriftung wirkt teils irgendwie frei plaziert und lässt einen über die Funktion des einen oder anderen Reglers rätseln, zumal viel zu häufig unerklärliche Abkürzungen unter den Bedienelementen stehen.

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Drehregler und Fader ziehen eine farbige Spur, wenn sie aufgedreht werden, wodurch außerdem ähnliche Funktionen optisch als zusammengehörig erkennbar werden. Das „Einrasten“ an bestimmten Werten wie z.B. bei LFO Speed oder in der Neutralposition wie z.B. bei LFO Depth beschleunigt die Arbeit spürbar. Egal, wo man bei einem Knopf oder Fader hinklickt, riskiert man nie einen Parametersprung: Mit dem Klick verschwindet der Cursor, und das Bedienelement wird von seinem aktuellen Wert aus verändert. Bei gedrückter Strg-Taste schraubt man präzise in 1er-Schritten. Mit Rechtsklick gelangt man an ein kleines Menü, in dem der Parameter auf den Originalwert zurückgesetzt und einem MIDI-Controller zugewiesen werden kann. Überhaupt soll dies offenbar ein Instrument für Spieler sein, denn nicht weniger als acht Parameter lassen sich per Knopfdruck dynamisch via Anschlagsstärke modulieren. Der Einfluss der Velocity ist aber leider nicht anpassbar.

Kritik gibt es für die zwar sehr nett gemeinte, aber oft wenig hilfreiche Dokumentation, die es außerdem nur als Hilfedatei und nicht als pdf gibt. Es fehlen viele praktische Erklärungen wie beispielsweise über die Funktion der Amp-Hüllkurve oder die Temposynchronisation von LFO und Delay in Form der eben erwähnten Rasterung, aber auch Hintergrundinformationen beispielsweise über die Flankensteilheit der Filter oder Funktionsprinzipien bestimmter Parameter. Überdies kommt die Hilfe nur in Englisch und ist hier und da schwer verständlich, da offensichtlich nicht von Muttersprachlern verfasst. Sehr viel Lob verdient Image-Line dagegen für den Ansatz, Tutorials mitzuliefern, die anhand von entsprechenden Presets in die Bedienung einführen und Tricks für die Soundgestaltung zeigen. Aber auch hier fällt das Nachvollziehen aufgrund der nicht immer eindeutigen Sprache manchmal schwer.

Die Arbeit mit Harmless geht zwar grundsätzlich leicht von der Hand, allerdings fällt beim Einstellen eigentlich gewohnter Parameter immer wieder auf, dass einiges doch anders reagiert als erwartet. So dauerte während des Tests das Einstellen der Filterhüllkurve meist länger als gewohnt, und nicht immer war das Ergebnis am Ende wirklich mit der Vorstellung identisch.

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Sound

Im Pressetext steht „this one is digital, and is proud to be“. Man muss also nicht erwarten, einen Ersatz für einen der bekannten Moog-&-Co.-Klone zu erhalten. Und tatsächlich: Beim ersten Hören klingen die meisten der mitgelieferten, vorbildhaft übersichtlich nach Kategorien sortierten Sounds nicht in dem Sinne „fett“, wie man es von den gängigen Analogsimulationen gewohnt ist. Mögliche Kritik am tendenziell etwas flachen Grundklang verliert allerdings an Boden, sobald der Kompressor zum Einsatz kommt, der auf dem als separates Plug-in erhältlichen Multibandkompressor Maximus basiert und tatsächlich über eine gewisse Portion Magic gebietet.

Die Bandbreite an möglichen Sounds ist beachtlich: Abgesehen von den erwarteten Subtraktivklängen klickt man sich durch Grusel-Athmos, wunderschöne Glocken, den einen oder anderen überzeugenden Bass, verrückte Lead-und Effektsounds und vieles mehr. Insgesamt sind die Presets zwar durchwachsen und werden den tatsächlichen Qualitäten des Harmless nicht immer gerecht, dennoch findet sich genug Material als Ausgangspunkt für eigene Kreationen jedweder Couleur. Insbesondere ist Harmless ein guter Lieferant für einige klassische 80s-Sounds à la D50, DX7 oder M1, trotz völlig anderer Klangerzeugung.

Für richtig warme „analoge“ Pads und Bässe würde man vielleicht eher zu entsprechenden Spezialisten greifen. Aber für alles andere, vor allem in einem dichten Mix, wo feines analoges Britzeln nicht mehr das Kriterium oder wo digital das Ideal ist, ist der Harmless eine definitive Empfehlung. Auch für Sequencer-Sounds ist die Mischung aus analoger Geisteshaltung und digitaler Härte wunderbar.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Klangzaun

    Für alle Preset-Freunde sei noch erwähnt, dass man relativ viele kostenfreie Soundbänke im Internet finden kann.

    Die Sounddemos geben den Charakter des Synth ganz gut wieder. Er klingt halt sehr „digital“, was er ja auch möchte.

  2. Profilbild
    Jesus

    Gut, das Ding hat eben nur das Notwendigste drin und ehrlich gesagt brauch ich Sustain nie. Wer spielt auch mit dem Teil nen 10-Sekunden-Orgelsound? :)

    Ich habe das Teil für 9 Euro damals gekauft :)

    Aber es ist ziemlich limitiert was die Sounderstellung angeht, selbst wenn man externe Wellenformen reinläd.

    Es klingt eben alles ziemlich ähnlich.

    Wer z.B. vorher mit einer V-Station geschraubt hat und Semitones einstellen konnte etc., der wird eben Harmless eher als Spielzeugsynth sehen :)

    • Avatar
      AMAZONA Archiv

      @Jesus In der Tat, die „Custom“-Option bei den Wellenformen führt erstaunlicherweise immer zu sehr ähnlichen, etwas dünnen Ergebnissen, egal was man reinlädt.

      Die V-Station ist klasse, aber eben „nur“ virtuell analog. Harmless ist auch klasse, aber eben „nur“ ‚additiv-virtuell-subtraktiv‘. Beide decken einfach unterschiedliche Gebiete ab und ergänzen sich sogar ganz gut. Aber ein Spielzeugsynth ist Harmless trotz gewisser Grenzen sicher nicht, eher was für Fortgeschrittene, weil ohne Vorwissen teils schwer zu durchschauen und gezielt zu programmieren.

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Ein vorzüglicher Beitrag von P. Lange. Der Autor beschreibt den Synth so wie er ist, mit all seinen vielen Vorzügen und einigen Einschränkungen. Alles andere ist halt davon abhängig, was man sich von einem Synth erwartet bzw. erwarten kann.

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ein sehr brauchbarer Softsynth.

    Für mich stellt sich die Frage… weshalb keine Mac bzw. AU Version?

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      Mein Kommentar bezieht sich auf Harmor nicht Harmless. @Admin: Bitte verlagern :-)

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