Test: Image-Line Harmless

„Everything is fake, the tone generator, the filter & its resonance, the phaser …“, heißt es auf der Produktseite: Ein virtueller virtuell Analoger, eine simulierte Simulation – wenn das mal nicht in unsere Zeit passt! Harmless‘ besonderer Nutzwert besteht in seiner Vielseitigkeit und in einigen einzigartigen Anpassungsmöglichkeiten, die die quasi mikroskopische Editierung auf additiver Ebene ermöglicht. Die 79 $ (58 €) für die Lizenz sind gemessen am Umfang der klanglichen Möglichkeiten sehr günstig. Auch wenn man ihn vielleicht nicht als einzigen Synthesizer für eine komplette Produktion wählen würde, deckt Harmless alles von Bässen über E-Pianos, Pads, Leads, Glocken etc. bis hin zu Atmosphären und Special Effects gründlich ab. Der Grundklang ist ohne Effekte tendenziell digital-kühl, aber das ist wie fast alles in der Musik Geschmackssache.

Spätestens auf den zweiten Blick bietet Image-Line hier also tatsächlich ein zumindest in der Summe seiner Teile neues Synthesemodell an, das umso mehr Spaß macht, je tiefer man sich damit beschäftigt. Das Konzept spricht vermutlich eher Leute an, die mit den Begriffen subtraktiv und additiv bereits etwas anfangen können, und die wünschen sich womöglich doch die eine oder andere Einschränkung weg. Doch auch Draufloschraubern und Spielkindern kann Harmless uneingeschränkt empfohlen werden, denn Frust kommt auch beim spontanen Drehen bestimmt nicht auf.