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Test: JHS Pedals Packrat, Verzerrerpedal

Viel mehr als ein weiterer Rat Clone!

1. Januar 2023

Test: JHS Pedals Packrat, Verzerrerpedal

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Ein ganzes Pedal voller Ratten – so etwas macht nur JHS Pedals mit ihrer Packrat. Dementsprechend bietet das JHS Pedals Packrat neun Sounds von der klassischen Rat über den von Boutique-Nagern bis hin zu neuen Interpretationen bzw. Schaltkreisen des legendären Proco Rat Pedals in einer Box. Wenn das kein Traum für alle Distortion-Fans und Ratten-Liebhaber ist?
Das Ganze ist analog aufgebaut und im Handbuch wird beworben, dass es sich um mehr als eine Emulation handelt. Vielmehr sei es eine exakte analoge Replikation. Es wird also zwischen den einzelnen Schaltkreisen gewählt und dabei wurden nicht nur die baulichen Besonderheiten berücksichtigt, sondern sogar das Altern der Bauteile in einer originalen Rat, die dem Sound Pate stand. Das zeugt von viel Liebe zum Detail. Auf der JHS Pedals Homepage ist einiges über die Entwicklung des Pedals zu lesen und es ist immer wieder toll, wenn Hersteller diese Leidenschaft zeigen und in drei Jahren über hundert Pedale analysieren und messen, ehemalige Mitarbeiter von Proco interviewen und selbst wohl einiges über das legendäre Distortion-Pedal gelernt haben.

Konstruktion der JHS Packrat

Hier macht auch das Unboxing schon Spaß: Im feurig roten Karton versteckt sich die JHS Pedals Packrat in knallroten Konfettistreifen und bringt auch noch ein Plektron und einen Button mit. Wunderbar. Vom mattschwarzen Aluminiumgehäuse in der Größe 125B schaut einem sodann eine grimmig dreinschauende Ratte mit roten Augen entgegen. Die Art der Lackierung erinnert stark an die Optik der aktuellen Proco Rat Pedale. Der Fußschalter ist ein lautloser Taster und das Pedal arbeitet anscheinend mit einem Relais in True-Bypass. Die große, rote LED erleuchtet, wenn die Ratte bereit ist zu beißen.

Test: JHS Pedals Packrat, Verzerrerpedal

Die am Original gehaltene Bezeichnung und Beschriftung der Potis für Volume, Distortion und Filter ist weiß und gut lesbar unterhalb der schwarzen Potiknöpfe mit weißer Markierung aufgedruckt. Die Potis sind stabil, aus Metall und mit dem Gehäuse verschraubt.
Der vierte Knopf beherbergt einen neunfachdn Schalter, der saftig einrastet und sich gut schalten lässt. Er wählt einen der neun Rat Schaltkreise an. An den Gehäuseseiten befinden sich die Mono-Eingangs- und Ausgangsbuchsen, die mit dem Gehäuse verschraubt sind und den Kabelstecker gut zu fassen kriegen, ohne ihn abzubeißen.

An der Stirnseite befindet sich eine 9 V Netzteilbuchse für die Stromversorgung, ein Batteriebetrieb ist nicht möglich. Ein Blick in das Gehäuseinnere lohnt sich. Hier gibt es erstmal ein paar Schmunzler- Aufdrucke wie „Thanks Scott“, bei dem sich die Frage stellt, ob der Proco Rat Entwickler Scott Burnham oder der JHS Pedals Chef Josh Scott gemeint ist. Dann „Kalamazoo did it again“, eine Anspielung an den Herkunftsort der Proco Rat und „1978 and a Bud Box“, eine Anspielung an die erste Ratte in besagtem Bud Box Gehäuse.

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JHS Pedals Packrat
JHS Pedals Packrat
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Ich war gespannt, welches IC hier zum Einsatz kommt, da der berühmte LM308 mittlerweile zu selten ist, um gleich mehrere davon in einem serienmäßig gefertigten Pedal zu verbauen, aber doch klangentscheidend sein soll. Nach einem Griff zu meiner LED-Lupenbrille war ich schlauer: Neben den ICs, die wahrscheinlich in den Boutique-Varianten verwendet werden, dem NE5334 und dem OP07, dem IC der aktuellen Proco Rat, ist noch ein Rattennest an 9424E zu finden.
Die gesamte Platine ist in SMD-Technik aufgebaut, die Netzteilbuchse auf der Platine aufgelötet und nicht mit dem Gehäuse verschraubt. Die Schaltungen sind komplett analog aufgebaut, lediglich die Anwahl des Schaltkreises erfolgt digital. Für den festen Stand liegen Klebefüße bei, außerdem ein gut gestaltetes Handbuch, das einen schnellen Überblick über die neun Rat Versionen liefert.

JHS Pedals Packrat – die Sounds

So, eine Rat ohne LM308, da bin ich erstmal skeptisch. Kann sie überhaupt so klingen wie das Original? Ich sehe die Diskussionen in den Foren bereits vor mir. Also schnappe ich mir meine rumliegenden Referenzratten, eine 86er Blackface, eine 88ern Rat und eine 89er Turboratte, ja, ich liebe diese Biester.

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Test: JHS Pedals Packrat, Verzerrerpedal

OG Modus

Das OG Setting, das der ursprünglichen Rat von 1978 im größeren Gehäuse entspricht, lässt sofort den markanten Proco Rat Sound erklingen und mit brillanten Höhen, etwas Kompression und einem klaren Attack fühlt man sich sofort zu Hause, wenn man auf diese Art von Distortion steht.

IC hin oder her, diese OG klingt exakt wie meine Referenz Ratte.
Klar, aufgrund der Bauteiltoleranz der Potis kann man das Setting nicht 1:1 übernehmen, aber man findet schnell den entsprechenden Sound.

Das saftige Distortion ist unverkennbar und in Verbindung mit einem Marshall Amp bekommt man diesen wunderbaren Gain-Sound serviert, der auf unzähligen Rock-Platten zu hören ist. Dieser Sound ist mindestens so bekannt wie der Tubescreamer. Und trotz der Distortion erhält der einzelne Ton seine Präzision. In den Mitten betont kann sich der Lead-Sound so auch sehr gut im Mix durchsetzen.
Ein Klassiker!

So klingt der White Face Modus

Das WHT steht für White Face und bezeichnet den Sound der Rat von 1988 mit dem weiß aufgedruckten Label. Diese entspricht klanglich der Black Face Variante und auch der OG Rat. Dann fragt man sich erstmal, warum dieser Schaltkreis mit aufgenommen wurde, wenn die Schaltung der OG Rat fast zu hundert Prozent gleicht. Weil es eben nur fast stimmt, denn bei der WHT ist der Regelweg des Filter-Potis umgedreht.
Wie man es von der Rat kennt, ist das Pedal also am höhenreichsten, wenn das Poti ganz nach links auf 7 Uhr gestellt ist. Auf der 5 Uhr Position ist es demnach das dunkelste Setting. Man kann also die OG und die WHT exakt gleich einstellen. Wer aber das Regelverhalten der einen oder anderen Variante gewohnt ist oder auf Fotos bestimmte Settings erspäht hat, kann sie so leichter reproduzieren. Und obendrein gehören beide Varianten zu den bekanntesten und gehören einfach in dieses Pedal.

So klingt die Turbo Rat

Hier ist der Platz für die Turbo Rat, die sich in vielen Musikstilen mindestens genauso durchgesetzt hat, wie die Rat. Das Clipping wird hier nicht mit Silizium-Dioden, sondern mit LEDs umgesetzt. Das ist übrigens auch ein beliebter Mod bei der Proco Rat. Durch die LEDs hat das Distortion-Pedal eine höhere Dynamik, weniger Kompression und klingt etwas rauer, rauchiger und mehr in Richtung Overdrive. Der Klang ist etwas offener und luftiger, es bleibt mehr Raum für Details. Ich mag diesen Sound mit am Liebsten.

So klingt der BRAT Modus

Die Brat hat sich eigentlich nie so richtig durchgesetzt, war aber als günstigere Variante mit ein paar Änderungen Ende der 90er zu erwerben.
Der Sound ist, verglichen mit der WHT, in den unteren Mitten etwas betont und wirkt dadurch ein bisschen kompakter und auch moderner.
Der Unterschied ist in etwa mit dem eines Marshall JCM800 zum JCM 2000 zu vergleichen. Die Gene sind die gleichen, aber die modernere Variante ist den Kindern der 80er in die Moderne der späten 90er gefolgt. Man hört in der Brat den leicht gescoopten Sound vieler Postrock-Bands.

So klingt der DRTY Modus

Das steht für Dirty und enthält die Dirty Rat-Hälfte des damaligen Deucetone Pedals, das 2004 erschien. Dieses vereinte zwei Rat Pedale in einem Gehäuse.
Die Dirty Rat war beliebt, da sie mit einem Germanium-Dioden basierendem, symmetrischen Hardclipping etwas weicher klang. Leider war es bisher nur in der Deucetone Variante erhältlich. Sie ist klanglich recht nahe an der WHT Variante.

Aufgrund des geänderten Clippings muss man bei dem JHS Pedals Packrat Pedal übrigens des Öfteren mal das Volume nachregeln, wenn man zwischen zwei Presets hin- und herschaltet. Insbesondere von der DRTY zur LA, der nächsten Variante, ist der Lautstärkesprung enorm.

Die JHS Pedals Packrat in der Praxis

Der LA Modus

Eine der vielen Kopien des legendären Proco Rat Pedals kam von Ibanez in der verkannten 10er Serie, die letztlich doch einige gute Pedale beinhaltet. Aus YouTube Videos weiß man, dass Josh Scott das Ibanez LA Metal Pedal sehr schätzt und wahrscheinlich sogar die originale Box besitzt („He has the box“). 😉
Diese Rat Interpretation aus den 1980ern hatte keine Clipping-Dioden. Dadurch ist sie erst einmal viel lauter und kann perfekt als Boost eingesetzt werden.
Die Kompression entfällt, sie hat weniger Gain und mehr obere Mitten. Dadurch verleiht sie dem Gitarrensignal einen schönen Crunch.

Btw: Ich habe versucht, die Lautstärken der Klangbeispiele so gut es geht anzugleichen, damit sie vergleichbar sind und die LA Variante einem nicht um die Ohren fliegt.

GRF Modus

Die nächste Variante kommt, wie das JHS Pedals Pedal selbst, ebenfalls aus der Boutique-Richtung und basiert auf der Landgraff Mo’d Interpretation der Schaltung. Sie klingt wieder etwas voller und moderner und ist noch ein wenig dunkler als die BRAT Variante. Klanglich erinnert das an moderne Boutique-Amps aus der Mesa Richtung.
Während die originale Rat gerade in Verbindung mit Marshall Amps eine perfekte Harmonie einging, könnte ich mir die GRF Version eher vor einem cleanen Amp vorstellen. Die klingt schon sehr kompakt und fast wie eine für eine Aufnahme bearbeitete Gitarrenspur.
Irgendwie edel und nicht so raubeinig, wie andere Kandidaten.

Caroline Modus

Das Symbol der nächsten Rat Interpretation dürfte vielen Musikern bekannt sein und steht für den Pedal-Hersteller Caroline Guitar Company. Diese hatten mit dem Wave Cannon eine Rat Version hergestellt, die schon durch ihre Grafiken sehr ansprechend ist. In einer ähnlichen Richtung wie der GRF, etwas scooped und dunkler, klingt diese Option ein bisschen moderner.
Da Caroline etwas mehr Headroom und weniger Verzerrung aufweist, wird das Signal wieder etwas offener und rockiger.
Wirklich sehr schön.

JHS Modus

Zu guter Letzt wirft JHS Pedals noch seinen eigenen Hut in den Ring und geht eher wieder in Richtung des Klassikers. Es raucht und brutzelt, die Höhen sind klar und die Mitten präsent. Einzelne Töne wirken fast clean, während Akkorde wieder schön verzerren. Ja, diese Variante hat wahrscheinlich die größte Dynamik und gefällt mir sehr gut.

Man merkt, dass Josh sich durch unzählige Varianten durchgewühlt und nur die besten Zutaten herausgepickt hat. An dieser Interpretation merkt man, dass er die Schaltung verstanden und das Beste herausgekitzelt hat.

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Fazit

Wie viele Ratten braucht ein Gitarrist? Jetzt wohl nur noch eine, die alle wichtigen Epochen und Varianten beherbergt. Vom klassischen, mitunter giftigen Original über die rockige Turbo Rat, die eleganten und moderneren Boutique-Interpretationen bis zum Rat Fazit von JHS. Hier ist alles drin, was rockt. Auch ganz ohne das legendäre IC klingt dieses Distortion-Paket unverkennbar wie das Original. Satte Distortion mit unterschiedlichen Charakteren. Von Vintage bis Modern, mittengeboostet bis gescooped, mal rockig, mal tragend, dieses Rattennest schmeckt bestimmt vielen Gitarristen.

Wer die komplette Geschichte der Proco Rat mit sämtlichen Versionen aus Josh Scotts Recherche lesen möchte, findet hier den Link: https://thejhsshow.com/articles/history-and-timeline-of-the-proco-rat-pedal. Ich kann jedem Ratten Fan die Packrat von JHS nur wärmstens ans Herz legen. Hier bekommt man eine große Auswahl an Distortion- und Drive-Sounds und dieses Pedal kann so manchen anderen Verzerrer vom Pedalboard beißen.

Plus

  • zahlreiche Distortion-Sounds in einer Box
  • der Sound als Ganzes
  • Oodentlich Gain-Reserven
  • gut zum Boosten des Marshall Amps

Minus

  • Lautstärkesprünge zwischen des Presets

Preis

  • 269,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    CDRowell AHU

    Das Gute Neue beginnt gleich mit etwas Gutem. Bestätigend mit einem dicken Danke für diesen Rattenfänger-Artikel. Wobei: Da lässt man sich doch gerne einfangen… 😀

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