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Test: Joyo Bantamp Bluejay, Gitarrenverstärker

Kalifornischer Sound für das Schlafzimmer

27. April 2017

Kleine Röhrenamps sind nach wie vor voll im Trend und das unabhängig davon, ob nun als Combo oder Topteil. Ganz neu am Markt erscheinen nun die Verstärker des chinesischen Herstellers Joyo, die zum überwiegenden Teil mit Röhrentechnik ausgestattet sind und von denen wir uns aus dem Sortiment den Joyo Bantamp Bluejay für einen Test haben zukommen lassen. Zwanzig Watt Leistung soll der kleine blaue Hybride liefern, zudem besitzt er auch eine Bluetooth-Schnittstelle und weitere Merkmale, die ihn universell einsetzbar machen. Und er ist zudem sehr günstig, gerade einmal 149,- Euro sind für den Winzling fällig. Was kann er und was nicht? Machen wir den Test!

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Facts & Features

Der Joyo Bantamp Bluejay ist Teil eines Quartetts von Micro-Gitarrentopteilen des Herstellers und soll die Ansprüche an Clean- und Crunchsounds mit „amerikanischer“ Prägung bedienen. Dazu wurde im Innern des 163 x 110 x 140 mm kleinen und 1,2 kg schweren Topteils eine 12AX7A Röhre verbaut, für die Leistungsabgabe von 20 Watt sorgt eine Transistorendstufe. Dass so etwas wunderbar funktionieren kann, hat u.a. bereits das Orange Micro Dark Topteil in einem unserer Tests bewiesen. Die übrigen drei Kandidaten der Bantamp Baureihe – Meteor, Jackman und Zombie  widmen sich übrigens den verzerrten Klängen, insofern passt die luftig-blaue Außenhülle unseres Bluejay ganz gut zu einem Verstärker, der im Clean-Bereich punkten möchte.

— Die drei anderen – Meteor, Zombie und Jackman —

Die Verarbeitung des kleinen Tops ist insgesamt sehr gut ausgefallen. So besteht das Gehäuse aus widerstandsfähigem Stahlblech, das stabil auf vier griffigen Gummifüßen ruht und mit ausreichend Lüftungsschlitzen an Vorder- und Oberseite versehen wurde. Für den Transport dient ein Metallgriff, der aber leider nicht einklappbar ist. Na ja, eigentlich soll man ja auf die Oberseite eines Verstärkers ohnehin nichts abstellen.

Die drei Regler auf der Vorderseite für Gain,Tone und Volume laufen frei von Spiel und nicht zu weich auf ihren Achsen, die gleiche gute Qualität kann man auch den drei Metallschaltern bescheinigen. Sie dienen zum Aktivieren der Bluetooth-Funktion, zum Ändern der Klangcharakteristik („Normal“ und „Bright“) und zum Anschalten des Joyo Bantamp Bluejay.

Die Bluetooth-Schnittstelle dient zum Einspielen externer Klangquellen, um bei Bedarf mit den Lieblingssongs zu jammen. Dafür besitzt der Verstärker eine Empfangsantenne – und damit sind wir auch schon bei der Rückseite angelangt.

Die Anschlüsse auf der Rückseite des Joyo Bantamp Bluejay

Ich muss zugeben, beim ersten Blick auf die Rückseite, ohne mich vorher mit den Spezifikationen des Amps auseinandergesetzt zu haben, dachte ich nach dem Entdecken der eingeschraubten BT-Antenne zunächst, dass die integrierte Bluetooth-Funktion vielleicht eine Möglichkeit bietet, den Joyo Bantamp Bluejay mittels einer App zu steuern bzw. tiefer in dessen Klangarchitektur eingreifen zu können. Doch leider Fehlanzeige, diese Schnittstelle dient einzig und allein zum Einspielen externer Klangquellen, eine AUX-IN-Buchse dafür besitzt der kleine Amp nämlich nicht.

Über Sinn und Unsinn dieser Buchse kann man ohnehin streiten, wahre Wunder in puncto Klang des zugespielten Materials sollte man naturgemäß nicht erwarten. Denn im Endeffekt muss auch das Playback den Weg durch die Endstufe an den angeschlossenen Gitarrenlautsprecher gehen und bekannt für einen feinen Hi-Fi-Sound sind diese ja nicht unbedingt. Spielt man dann den Amp noch mit Verzerrung, wird das Üben in aller Regel eher zur Qual als zur Lust.

Der Lautsprecherausgang sitzt direkt neben der Antenne, hier können Boxen mit einer Impedanz von Minimum 8 Ohm angeschlossen werden.

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— Ausreichend Lüftungsschlitze auch auf der Oberseite —

Weiter geht es mit dem Anschluss für das 18-Volt-Netzteil, das sich erfreulicherweise im Lieferumfang befindet. Der Kopfhörerausgang im 3,5-mm-Klinkenformat führt ein frequenzkorrigiertes Signal und soll sich sowohl zum ungestörten Üben als auch zum direkten Aufnehmen ohne den Umweg über eine Box mit Mikrofon eignen. Sollte man diese Funktion nutzen, dann kann der kleine Bluejay ruhigen Gewissens auch ohne eine angeschlossene Box betrieben werden – der Transistorendstufe sei Dank.

Interne Effekte besitzt keiner der Verstärker der Bantam Baureihe von Joyo, von daher kommt uns der eingebaute Effektweg sehr gelegen. Meiner Meinung nach eine viel bessere Lösung, als dem Amp einen blechern klingenden Digitalhall fest einzupflanzen. Und nur mit dieser Schnittstelle ist es überhaupt möglich, Modulationseffekte wie etwa Hall, Delay oder Phaser/Chorus sinnvoll einzusetzen.

Für die Einsteiger unter den Lesern sei an dieser Stelle auf unseren Workshop EINSTEIGER KNOW HOW: WAS IST EIN EFFEKTWEG? hingewiesen, in dem man alles rund um die wohl wichtigste Schnittstelle eines Gitarrenverstärkers erfährt. Auch darüber, dass man die beiden Klinkenbuchsen noch für ganz andere Sachen gut gebrauchen kann.

Doch nun zurück zu unserem Joyo Bantamp Bluejay, der selbst bei genauster Begutachtung keinerlei Mängel aufweist. Das extrem kompakte Metallgehäuse ist trotz der vielen Lüftungsschlitze alles andere als fragil und auch die Schalter und Potis stimmen positiv. Nichts wackelt oder klemmt, hinzu kommt die gute Ausstattung mit dem kombinierten Kopfhörer/Record-Ausgang, dem Effektweg und der netten Beigabe, via Bluetooth externe Sounds hinzuzufügen – obwohl ich weiter vorne im Text denn Sinn dieser Schnittstelle erwähnte.

Bis hierhin kann man also nur staunen, was für knapp 150,- Euro, denn das kostet der Joyo Bantamp Bluejay beim Händler, alles möglich ist.  Was mit dem Klang möglich ist und was nicht, erfahren wir nun ab der nächsten Seite.

Sound & Praxis mit dem Joyo Bantamp Bluejay

Für den Test habe ich den kleinen Bluejay an eine H&K GL112 Box mit Celestion Vintage 30 Speaker angeschlossen, für das Ambiente sorgt ein dezent eingesetztes Catalinbread Echorec im Effektweg des Amps und als Gitarre wurde meine Music Man Silhouette benutzt. Vom ersten Ton an fühlt man sich sofort an die Sounds der Klassiker im Stile eines Fender TwinReverb oder des legendären Bassman erinnert, hier geht es vom Klang eindeutig in Richtung Westküste der USA. Der Klang des Bluejay ist dabei sehr offen, luftig und mit einem großen Headroom bestückt, bis die ersten Verzerrungen auftreten, dauert es schon eine ganze Weile. Die sind dann aber wunderbar harmonisch und erinnern erneut unweigerlich an einen „satt angeblasenen“ Vintage-Amp.

Das wird besonders gut hörbar im Zusammenspiel mit dem Front-Singlecoil einer Strat, in diesem Falle einer MM Silhouette, wie sie in den Klangbeispielen zu hören ist. Bei Einsatz eines Steg-Humbuckers geht zwar noch deutlich mehr an Zerre, aber dafür ist der Joyo Bantamp Bluejay ja eigentlich gar nicht konzipiert. Hier geht es um warme und druckvolle Cleansounds, die der kleine Verstärker zudem in einer beachtlichen Lautstärke abfeuern kann. Zusammen mit einer 4×12″ Box etwa, dürfte dem Einsatz im Proberaum oder auf der Bühne ganz sicher nichts im Wege stehen.

Erstaunlich effektiv wirkt auch die äußerst rudimentäre Klangregelung, bestehend lediglich aus dem Tonepoti und dem Miniswitch, der mit seinen beiden Stufen „Normal“ und „Bright“ dem Grundsound des Amps zwei unterschiedliche Charaktere einhaucht – und das nicht nur in Nuancen. So dürften Jazzer hier ihren warmen und süßlich-muffigen Sound genau so finden, wie Freunde der Funkgitarre ihren knackigen Cleansound oder Bluesmusiker den begehrten, leicht angezerrten Leadsound für Sololinien mit einem dicken Schmatzen und einer gehörigen Portion Durchsetzungskraft.

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Fazit

Angesichts des Preises und des dafür Gebotenen komme ich nicht umhin, dem Joyo Bantamp Bluejay unser begehrtes „Best Buy Prädikat“ zu verleihen. Das kleine Top ist hervorragend verarbeitet, bietet eine gute Ausstattung und klingt sehr offen und dynamisch mit einem Sound, der unweigerlich an die klassischen Vintage-Amps der amerikanischen Westküste erinnert. Eine Freude für das Schlafzimmer, auch wenn der Joyo Bantamp Bluejay mit seinen 20 Watt Ausgangsleistung und einer entsprechenden Box durchaus auch Größeres in Angriff nehmen könnte. Toller, kleiner Amp zu einem tollen Preis!

Plus

  • offener und dynamischer Klang
  • ausreichende Lautstärke und Schalldruck
  • sehr rauscharm
  • integrierter Effektweg
  • solide Verarbeitung
  • Bluetooth-Option

Minus

  • -

Preis

  • Ladenpreis: 149,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Atarikid AHU

    Unfassbar für das Geld. Schöne, authentische Sounds in den Klangbeispielen. Jetzt stellt sich mir nur die Frage was es mit den ganzen anderen Modellen der Reihe auf sich hat. Meteor, Zombie, Jackman… Wär prima, wenn Du die alle testen könntest :)…

  2. Profilbild
    hejasa AHU

    Ich habe den kleinen nach langer Zeit mal wieder ausgepackt und mit meinen Rhodes angespielt, welches ich eigentlich verkaufen wollte. Das war es für den Verkauf, bin fernab jedweden Verlangens das Rhodes zu veräußern!
    Für mich einfach ein toller kleiner Amp, der meinen hoch gesteckten Ansprüchen an Verstärkung für meine Keys sehr entgegen kommt und diese erfüllt.

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