INTERFACE
Es wurde schon angesprochen, aber gehen wir etwas ins Detail des GUI Design der Lawos, die leider auch mal wieder zeigen, dass die 1:1 Übertragung von Hardware-Bedienung auf den Bildschirm eher problematisch sind. Die GUIs sind vom mc2 Konsolendesign direkt übernommen, die auf Auge-Hand Koordination hin optimiert sind. Die Auge-Maus-Bildschirm Koordination folgt aber anderen Regeln. Was sich zunächst als spartanischer GUI präsentiert, wird beim längeren Arbeiten zum Marathon. Die Bedienelemente liegen viel zu weit auseinander, was zu unangenehm langen Bewegungen führt – also mehr aus dem Arm und weniger aus dem Handgelenk. Auch die Anordnung von Reglern über bzw. unter den Parameter-Displays wirkt dem schnellen Scannen des Bildschirm entgegen, und die Displays selbst sind im Vergleich zu den Reglern und deren Platzierung auf dem GUI viel zu klein geraten. Bei der Hardware ist das unter anderem kein Problem, weil die Anzeige lumineszent ist. Auf dem Bildschirm fällt dieser Unterschied aber weg.
Am schlimmsten treten diese Mankos bei den EQs und dem Automatic Gain Control zu tage. Das Einstellen der Frequenzbänder wird zum Mausmarathon zwischen den Reglern, die zudem unnötig weit entfernt von ihren Parameter-Anzeigen sind. So ist der Benutzer ständig auf der Suche nach einem Regler oder dessen Parameter-Display.
Eine paar weitere Fragen werfen einige Paramter-Bezeichnungen auf. Ich meine jetzt nicht die unterschiedliche Nomenklatur bei Broadcast- und Musikanwendungen, sondern dass z.B. „Attack“ ausgeschrieben wird, bei anderen Parametern wie u.a. Release und Filterordnung auf Akronyme wie RLS, ORD oder LAHDLY zurückgegriffen wird. Der GUI bietet mehr als genug Platz für eine aussagekräftige Kennzeichnung. Viel unergonomischer kann man einen GUI eigentlich nicht aufbauen. Bei diesen Ausführungen ist jedoch immer zu bedenken: Als Hardware funktioniert das wundervoll – aber nicht als Plug-in!
INTERFERENZEN
Auch auf technischer Seite sind die Lawos in der Version 1.01.42 nicht ohne Probleme. So führte die Instanziierung von Compressor SCF und Gate SCF unter Pro Tools 8.0.3cs2 unter Mac OS X 10.5.8 zum umgehenden Absturz von Pro Tools, und der GraphicEQ wies einen sehr unschönen Grafik-Bug auf. Nicht auf Pro Tools beschränkt ist der Umstand, dass die Lawos nicht mit Novation Automap zusammenarbeiten. Ebenso wenig waren die gemappten VSTs in Ableton und Reaper nicht zur Zusammenarbeit zu bewegen. Die AudioUnits arbeiten hingegen ohne Probleme im Automap-Gewand mit Ableton oder Plogue Bidule etc. zusammen. Mac Benutzer dürfen sich also mal wieder freuen. Das mag für manche jetzt kein Grund sein, aber wenn Freeware Plug-ins, nehmen wir als Beispiel mal das Bundle von Blue Cat Audio, anstandslos unter allen denkbaren Situationen laufen und eine knapp 1000 Euro teure Collection nicht, dann nagt das doch an der hochprofessionellen Wertigkeit für die der Name Lawo steht.
Hallo,
sehr guter Test.
Bin beeindruckt das bei einem 1000€ Paket
endlich ein Tester mal vorhandenen Bugs auflistet.
In anderen Publikationen wird dieses Paket über alle Maßen gelobt.
Auch bin ich teilweise immer wieder überrascht wie hochpreisige Produkte testmässig einfach durchgewunken werden.
Das ist hier nicht der Fall.
Vielen Dank dafür.
Dem PluIn Bundle einen Stern zu verpassen ist gelinde gesagt ein großer Bloedsinn
Klanglich 6 Sterne
Preislich 6 Sterne
Apple AU Verwendung 6 Sterne
Automap ? So what ??
Windows so whatter
Sehr strukturierter, knackiger und informativer Test.
Dem PluIn Bundle einen Stern zu verpassen ist gelinde gesagt ein großer Bloedsinn…
Bei den Mängeln ist der noch zuviel !
Die Kritik konzentriert sich vorrangig auf optische und haptische Unzulänglichkeiten, lässt aber ausser Acht, dass diese Mängel angesichts der herausragenden Klangqualität zweitrangig sind.
Der Strassenpreis liegt mitlerweile bei 599€ und dafür bekommt man Nirgendwo etwas besseres !
@Orgelhedi Hallo Orgelhedi,
Ich gebe zu, dass es mein Anliegen ist, dem GUI Design und damit dem Workflow, mit dem ich täglich acht Stunden oder mehr konfrontiert bin, zur angemessenen Bedeutung zu verhelfen. Die wird nämlich in anderen Tests oft vernachlässigt. Das dabei mein Geschmack nicht von jedem geteilt wird ist anzunehmen. Aber die Klangqualität habe ich bestimmt nicht vernachlässigt, da ich im Fazit konkrete Aussagen dazu gemacht habe.
Was ich im Test auch nicht geschrieben habe (weil die Langzeiterfahung fehlte), war die „Teilnahmslosigkeit“ des Lawo Supports. 3 Monate ohne Antwort und Bugfixes, trotz mehrere Anfragen und Fehlerberichte. Am 3 Mai 2010, war für Intel Macs die Version 1.1.4.2 aktuell, seitdem hat sich die Versionsnummer des Installers nicht geändert. D.h. an diesen Plug-Ins wurde bisher keines der angesprochenen Probleme behoben. Zusammen mit den damit weiterhin bestehenden Kompatibilitätsproblem war und ist es mir schleierhaft wie so ein Produkt eine gute Wertung erhalten soll.
Da kann der Klang so gut sein wie er will. Oder was nützt mir ein Rolls Royce wenn ich kein Benzin hab.
LG
Markus