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Test: Lawo Plug-in Collection

(ID: 2168)

INTERFACE

Lawo mc-quadrat Konsole

Lawo mc-quadrat Konsole

Es wurde schon angesprochen, aber gehen wir etwas ins Detail des GUI Design der Lawos, die leider auch mal wieder zeigen, dass die 1:1 Übertragung von Hardware-Bedienung auf den Bildschirm eher problematisch sind. Die GUIs sind vom mc2 Konsolendesign direkt übernommen, die auf Auge-Hand Koordination hin optimiert sind. Die Auge-Maus-Bildschirm Koordination folgt aber anderen Regeln. Was sich zunächst als spartanischer GUI präsentiert, wird beim längeren Arbeiten zum Marathon. Die Bedienelemente liegen viel zu weit auseinander, was zu unangenehm langen Bewegungen führt – also mehr aus dem Arm und weniger aus dem Handgelenk. Auch die Anordnung von Reglern über bzw. unter den Parameter-Displays wirkt dem schnellen Scannen des Bildschirm entgegen, und die Displays selbst sind im Vergleich zu den Reglern und deren Platzierung auf dem GUI viel zu klein geraten. Bei der Hardware ist das unter anderem kein Problem, weil die Anzeige lumineszent ist. Auf dem Bildschirm fällt dieser Unterschied aber weg.
Am schlimmsten treten diese Mankos bei den EQs und dem Automatic Gain Control zu tage. Das Einstellen der Frequenzbänder wird zum Mausmarathon zwischen den Reglern, die zudem unnötig weit entfernt von ihren Parameter-Anzeigen sind. So ist der Benutzer ständig auf der Suche nach einem Regler oder dessen Parameter-Display.
Eine paar weitere Fragen werfen einige Paramter-Bezeichnungen auf. Ich meine jetzt nicht die unterschiedliche Nomenklatur bei Broadcast- und Musikanwendungen, sondern dass z.B. „Attack“ ausgeschrieben wird, bei anderen Parametern wie u.a. Release und Filterordnung auf Akronyme wie RLS, ORD oder LAHDLY zurückgegriffen wird. Der GUI bietet mehr als genug Platz für eine aussagekräftige Kennzeichnung. Viel unergonomischer kann man einen GUI eigentlich nicht aufbauen. Bei diesen Ausführungen ist jedoch immer zu bedenken: Als Hardware funktioniert das wundervoll – aber nicht als Plug-in!
 

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INTERFERENZEN

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Auch auf technischer Seite sind die Lawos in der Version 1.01.42 nicht ohne Probleme. So führte die Instanziierung von Compressor SCF und Gate SCF unter Pro Tools 8.0.3cs2 unter Mac OS X 10.5.8 zum umgehenden Absturz von Pro Tools, und der GraphicEQ wies einen sehr unschönen Grafik-Bug auf. Nicht auf Pro Tools beschränkt ist der Umstand, dass die Lawos nicht mit Novation Automap zusammenarbeiten. Ebenso wenig waren die gemappten VSTs in Ableton und Reaper nicht zur Zusammenarbeit zu bewegen. Die AudioUnits arbeiten hingegen ohne Probleme im Automap-Gewand mit Ableton oder Plogue Bidule etc. zusammen. Mac Benutzer dürfen sich also mal wieder freuen. Das mag für manche jetzt kein Grund sein, aber wenn Freeware Plug-ins, nehmen wir als Beispiel mal das Bundle von Blue Cat Audio, anstandslos unter allen denkbaren Situationen laufen und eine knapp 1000 Euro teure Collection nicht, dann nagt das doch an der hochprofessionellen Wertigkeit für die der Name Lawo steht.

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Fazit

Im Gegensatz zu allen genannten Mängeln kann von dem Klang der Lawos nur Gutes berichtet werden. Oder besser gesagt von ihrem Nicht-Klang. Die Collection arbeitet absolut färbungsfrei und sauber, ohne dabei steril zu wirken. Wundertüten-Plug-ins muss man jedoch woanders suchen, z.B. bei Softube oder Studio Devil. Die Lawos sind im besten Sinne objektiv. Sie machen aus einer schlechten Aufnahme keine gute, sondern sorgen dafür, dass hervorragend klingende Aufnahmen es nach der Bearbeitung auch bleiben. Beim Abmischen von hochwertigen Akustikaufnahmen können die Lawos auch gute Diente leisten, um das Spektrum der Einzelspuren aufzuräumen, die Dynamik zu kontrollieren oder andere räumliche und aufnahmetechnische Problemzonen in den Griff zu bekommen. Die Reduzierung auf die absolut notwendigen Parameter machen den Lawos bei komplexen kreativen Mix-Situationen allerdings das Leben schwer, da ihre Parameter völlig auf die  Grundfunktionen des jeweiligen Plug-ins reduziert wurden.
Komplexe und kreative Bearbeitungsmöglichkeiten, wie sie mit Flux, Brainworx, Sonalksis oder Pro Audio DSP (aka Paul Frindle Sony R3 Entwickler) mit dem Dynamic Spectrum Mapper etc. gemacht werden können, sind hier einfach nicht drin. Und die Paketpreise dieser Plug-ins liegen in ähnlichen Preisregionen wie die Lawo Collection. Das ist jetzt nicht mal ein Negativpunkt, sondern einfach die Tatsache, dass es hier um unterschiedliche Kategorien und Zielsetzungen geht. Für die Lawos sind das, ganz in der Tradition der mc2, die Kontrolle von Live-Feeds und die sendefähige Aufbereitung von fertigen Rundfunkbeiträgen mit spezifischen Vorgaben an Spektrum und Dynamik auf einfache und effektive Weise – Broadcasting eben und weniger Mixing und Mastering. Dafür gibt es, wie schon genannt, üppiger ausgestattete und trickreichere Software.
Für wen sind die Lawos nun interessant? Postproduction und Video sind die Kandidaten, die sofort ins Auge springen. Klassische Musiker mit Aufnahmen von ausschließlich mechanischen Instrumenten liegen mit der Klarheit im Klang und der Einfachheit der Lawos auch nicht falsch. Für jede andere Art von elektronisch orientierter Musik fallen mir 100 Dynamik- und EQ-Plug-ins ein, die mehr Kick fürs Geld bieten und ebenso hervorragend klingen. Im Vergleich zu diesen Plug-ins haben die Lawos ein sehr schweren Stand. Lediglich Automatic Gain Control, Image X und Hyper Surround heben sich auch gegen die Konkurrenz ab.
Aber wie es so ist – der eine mag lieber Äpfel, der andere Birnen.

Zu den Soundbeispielen

Setting der Kompressoren:
Attack: 5.6ms
Release: 61ms
Ratio 1:10
Threshold: -35dBFS
Gain: +10dBFS

zusätzlich AGC:
Expander: 0.35:1
Threshold: -28dBFS
Max Gain +6.8dBFS
Min Gain +0dBFS

Plus

  • Klang
  • einfache Bedienung

Minus

  • Preis
  • Inkompatibilitätsprobleme
  • nicht Automap-fähig
  • partiell unübersichtliche Bedienoberfläche

Preis

  • UVP: 922,25 Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    DocM

    Hallo,

    sehr guter Test.
    Bin beeindruckt das bei einem 1000€ Paket
    endlich ein Tester mal vorhandenen Bugs auflistet.

    In anderen Publikationen wird dieses Paket über alle Maßen gelobt.

    Auch bin ich teilweise immer wieder überrascht wie hochpreisige Produkte testmässig einfach durchgewunken werden.

    Das ist hier nicht der Fall.

    Vielen Dank dafür.

  2. Profilbild
    tompisa

    Dem PluIn Bundle einen Stern zu verpassen ist gelinde gesagt ein großer Bloedsinn

    Klanglich 6 Sterne
    Preislich 6 Sterne
    Apple AU Verwendung 6 Sterne
    Automap ? So what ??
    Windows so whatter

  3. Profilbild
    Electric

    Dem PluIn Bundle einen Stern zu verpassen ist gelinde gesagt ein großer Bloedsinn…
    Bei den Mängeln ist der noch zuviel !

  4. Profilbild
    Orgelhedi

    Die Kritik konzentriert sich vorrangig auf optische und haptische Unzulänglichkeiten, lässt aber ausser Acht, dass diese Mängel angesichts der herausragenden Klangqualität zweitrangig sind.
    Der Strassenpreis liegt mitlerweile bei 599€ und dafür bekommt man Nirgendwo etwas besseres !

    • Profilbild
      Markus Schroeder RED

      @Orgelhedi Hallo Orgelhedi,

      Ich gebe zu, dass es mein Anliegen ist, dem GUI Design und damit dem Workflow, mit dem ich täglich acht Stunden oder mehr konfrontiert bin, zur angemessenen Bedeutung zu verhelfen. Die wird nämlich in anderen Tests oft vernachlässigt. Das dabei mein Geschmack nicht von jedem geteilt wird ist anzunehmen. Aber die Klangqualität habe ich bestimmt nicht vernachlässigt, da ich im Fazit konkrete Aussagen dazu gemacht habe.

      Was ich im Test auch nicht geschrieben habe (weil die Langzeiterfahung fehlte), war die „Teilnahmslosigkeit“ des Lawo Supports. 3 Monate ohne Antwort und Bugfixes, trotz mehrere Anfragen und Fehlerberichte. Am 3 Mai 2010, war für Intel Macs die Version 1.1.4.2 aktuell, seitdem hat sich die Versionsnummer des Installers nicht geändert. D.h. an diesen Plug-Ins wurde bisher keines der angesprochenen Probleme behoben. Zusammen mit den damit weiterhin bestehenden Kompatibilitätsproblem war und ist es mir schleierhaft wie so ein Produkt eine gute Wertung erhalten soll.

      Da kann der Klang so gut sein wie er will. Oder was nützt mir ein Rolls Royce wenn ich kein Benzin hab.

      LG
      Markus

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