Flexibles Stereopärchen aus Österreich
Hört man Lewitt, denkt man unweigerlich an den Wiener Charme und die LCT-Serie, die für einen recht unverfälschten Klangcharakter im Mittelklasse-Segment bekannt ist. Die Lewitt LCT 140 AIR Matched Pair sind als abgeglichenes Stereo-Paar durchaus ein Geheimtipp für Musiker, die ihre Aufnahmen nicht nachbearbeiten wollen. Neben Pad und Lowcut verändert nämlich die AIR-Schaltung den Klangcharakter und macht den Sound etwas luftiger. Wir hatten bereits die drei Modelle LCT 040, LCT 140 AIR und LCT 340 in diesem Artikel miteinander verglichen, darüber hinaus bietet Lewitt eine Vielzahl an unterschiedlichen Mikrofontypen an.
Brandneu ist das Lewitt LCT 140 AIR also nicht, als Stereopärchen gab es bislang nur die LCT 040 ohne Klanganpassung, die quasi die LCT 140 AIR reduziert auf die Air-Schaltung sind. Empfohlen wird das neue Pärchen zur Abnahme von Instrumenten, vor allem Gitarren, Drums und Ukulele, aber auch für Chöre und Orchester.
Die Lewitt LCT 140 AIR Matched Pair markieren die Mitte zwischen den günstigen LCT 040 und den LCT 340 Authentica, die optional mit Kugelkapseln bestückt werden können. Als einziges Mikrofon ist es ein so genannter Echtkondensator mit 0,8 Zoll Durchmesser, während die günstigen Modelle über die gleichen extern polarisierten Electret-Kapseln mit 17 mm Durchmesser und Nierencharakteristik verfügen. Sie sind nicht abnehmbar und fest im sehr leichten Aluminiumkorpus eingebaut. Vorgänger war das LCT 140 ohne AIR, aber mit ähnlicher Kapsel.
Bezüglich Lewitt bin ich positiv vorbelastet. Als ich seinerzeit die erste ISOVOX Sprecherkabine im Einsatz hatte, wurde mir das Großmembran-Kondensatormikrofon LCT 450 Authentica vom ISOVOX-Konstrukteur Philip Olsson empfohlen. Ich verkaufte das LCT 450 Authentica mit der ISOVOX-Kabine dann leider an einen Redakteur des Hessischen Rundfunks, der damit zum Neid seiner Kollegen sendefähige Wortbeiträge erstellt, deren Qualität nicht weit von den HR-Studios entfernt ist.
Erster Eindruck: Lewitt LCT 140 AIR Matched Pair
Mit diesen Vorschusslorbeeren im Hinterkopf bin ich mir natürlich dessen bewusst, dass die Lewitt LCT 140 AIR nicht nur preislich, sondern auch technisch aufgrund des Aufbaus nicht vergleichbar sind.
Verpackt in einer bedruckten Schachtel in Foam-Schaum, finde ich neben den beiden Stäbchen zwei robuste Klemmen und passende Schaumstoffwindschutze sowie eine Tasche mit Trennwand, so dass man beide Mikrofone sicher und platzsparend aufbewahren kann. Die Stäbchen selbst sind ziemlich leicht, nur 66 Gramm wiegt ein Mikrofon bei 14 cm Länge und 2,4 cm Durchmesser.
Das Gehäuse ist zweigeteilt: Die Elektronik mit den Schaltern ist in die Aluminiumhülse eingeschoben und mit drei Schrauben fixiert. Die Bedienelemente sind großflächig, angeraut und haptisch gut fühlbar, ein versehentliches Verstellen ist quasi ausgeschlossen.
Die Beschriftung ist zwar kontrastreich, aber für mich etwas klein geraten. Problematisch ist das nicht, weil die drei Schiebeschalter ohnehin nur je zwei Stellungen bieten: off und on. Die Schalter bieten ein Pad mit 12 dB Absenkung, Lowcut bei 80 Hz mit 12 dB Flankensteilheit, dazu gesellt sich der Sound-Schalter, dazu kommen wir später.
Sehr robust sind die beiden Klemmen mit den Flügelschrauben, die sicher zupacken und eine dezente vertikale Ausrichtung ermöglichen. Die Mikrofone werden gut gehalten und die Klemmen mit eingeschraubten Reduziergewinden scheinen fast das Eigengewicht der Stäbchen auszumachen. Die beiden Windschutze bestehen aus Schaumstoff und sitzen etwas locker auf den Kapseln, darauf aufzupassen schadet also nicht. Sinnvoll wäre noch eine Stereoschiene, Lewitt selbst bietet allerdings keine als Zubehör an.
Lewitt hat die beiden Stäbchen aufwendig und akkurat vorselektiert und verwendet für die Abstimmung eines der branchenbesten Verfahren. Dabei kostet das Pärchen sogar weniger, als würde man zwei Lewitt LCT 140 AIR einzeln kaufen.
Im Ergebnis geht es darum, zwei Kapseln mit möglichst ähnlichen Parametern zu finden, um ein homogenes Stereobild zu erhalten. Die Polarisationsspannung wird angepasst, der Frequenzgang exakt eingemessen und die Paare mit den ähnlichsten Werten wandern zusammen in die Box.
Wie klingen die Lewitt LCT 140 AIR Matched Pair?
Die Handhabung ist unkompliziert, durch die guten Klemmen ziehen die Kabel die Mikros auch nicht aus ihrer Position. Die beiliegende Anleitung gibt Tipps für verschiedene Arten der Mikrofonierung. Natürlich lassen sich auch zwei Instrumente getrennt abnehmen. Die Schalter sind zielsicher bedienbar und die Elektronik reagiert zuverlässig. Man hätte vielleicht ein Distanzstück für die Klemmen mitliefern sollen, so dass eine unkomplizierte X/Y-Ausrichtung möglich wäre.
Die genutzte Stereoschiene von K&M hat schwenkbare Arme, es gibt sie aber auch in einer starren Form. Nachteilig sind fehlende Markierungen, die beispielsweise von der RODE SBM20 Stereo Bar geboten werden. Zur Info: Das Musikhaus Thomann bietet die Lewitt LCT 140 AIR Matched Pair auch im Set mit einer passenden Schiene an.
Um die Klangqualität zu beurteilen, haben wir eine Gitarrensequenz eingespielt, die nicht schön, aber zweckmäßig ist. Zum Vergleich ziehe ich die RODE NT55 MP heran, die im Unterschied zu den günstigeren NT5 MP wechselbare und abgeglichene Kugelkapseln im Koffer haben. Ob sie klanglich vergleichbar sind, ist mir nicht bekannt. Als Referenz dienten mir die RODE TF-5, um die Unterschiede in den verschiedenen Preisklassen zu ergründen.
Die Aufnahmen wurden in AB-Konfiguration mit einem Abstand von 10 cm der Mikrofone zueinander und etwa 60 cm zur Gitarre mit dem Tascam Model 12 aufgezeichnet. Dabei zeigen sich die Lewitt LCT 140 AIR Matched Pair von einer für diesen Preis sehr guten Seite. Klanglich sind sie nicht so weit weg von den NT55 und liefern eine für diesen Preis noch gute Detailabnahme.
Die TF-5 hingegen haben einen eigenständigeren Klangcharakter und machen das Instrument etwas größer und transparenter, während die LCT 140 AIR etwas schlanker aufspielen. Bei leisen Passagen könnte eventuell das Eigenrauschen etwas stören, das ist doch etwas höher als bei den anderen Kandidaten. Je lauter das Schallereignis allerdings ist, umso weniger fällt es ins Gewicht. Hier ein Klangbeispiel der drei Mikrofone bei maximalem Gain, am Schluss das Lewitt LCT 140 AIR.
Was bewirkt nun der Air-Filter? Neben der linearen Einstellung lässt sich der Aufnahme etwas mehr Präsenz hinzufügen. Zum Vergleich eine Gitarrenpassage zunächst ohne, dann mit aktiviertemAir-Filter. Zur Erinnerung, klanglich soll der Air-Filter laut Lewitt den LCT 040 Matched Pair entsprechen.
Die Klangunterschiede sind relativ fein, aber durchaus hörbar und wirken fast so, als habe man zwei verschiedene Mikrofontypen. Das kann je nach gewünschtem Ergebnis durchaus vorteilhaft sein. Beispielsweise sehe ich sie als Zusatzmikrofone bei einem vierspurigen Audiorecorder. Nimmt man die Stäbchen mit aktivierter Air-Schaltung und nutzt die internen Mikrofone beispielsweise für die Atmosphäre, hätte man immerhin zwei verschiedene Charakteristiken. Das ist auch der Grundgedanke, die Soundeinstellung soll die Aufnahmen durchsetzungsfähiger machen. Im folgenden Beispiel habe ich Atmo mit Regen und Vögeln aufgezeichnet und das Air-Filter zugeschaltet, zum Schluss ohne Air und mit aktiviertem Lowcut.
Mir persönlich gefällt der Sound der Lewitt LCT-140 AIR ziemlich gut. Sie klingen recht authentisch, das etwas höhere Eigenrauschen und die etwas geringe Detailauflösung ist natürlich dem Preis geschuldet, Kompromisse lassen sich kaum vermeiden. Verglichen mit internen Kapseln diverser Audiorecorder in dieser Preisklasse bekommt man mit den Lewitt LCT 140 AIR Matched Pair deutlich mehr geboten.
Schöner Bericht und die Soundbeispiele sind sehr hilfreich.
Die LCT 140 Air habe ich auch schon länger auf der Wunschliste.
IMHO passt bei Lewitt das Preis/Leistungsverhältnis.
Ich habe unter anderem die LCT 040 Match im Einsatz und bin sehr zufrieden mit den Ergebnissen.
@Sputnik_09 Ja, die LCT 040 sind laut Lewitt klanglich identisch zum Air-Filter der LCT 140 AIR, aber man hat eben noch mehr Flexibilität und ein alternatives Klang-Setup, das kann sich bestimmt gut ergänzen. Preis/Leistung ist in der Tat sehr gut, das finde ich auch. Ich hatte länger ein LCT 450 und war damit wirklich hoch zufrieden.