Lexicon LXP-Hall-Klassiker für die DAW
Drei Namen, es waren „schon immer“ drei Namen, die mit professionellem Reverb synonym waren: EMT, TC und – der bekannteste: Lexicon. Letzterer legt den Focus ganz klar auf den Plug-in Markt und gibt Nutzern von Apple- oder Microsoft-Betriebssystemen seine Plug-ins an die Hand. Legenden wie das 480L, die LXP-, PCM- und MPX-Serie haben quasi den Sprung in die Virtualität vollzogen bzw. werden diesen hoffentlich noch vollziehen. Während die PCM-Serie (ein 19“-Standard) bereits den Weg auf Windows und Macintosh gefunden hat, legt Lexicon eine weiteres Plug-in auf: das LXP.
An Bord der Lexicon LXP-Software Plugins
Streng genommen handelt es sich nicht um EIN Plug-in, sondern ganz wie beim großen Bruder PCM um ein Bundle. Die verschiedenen Algorithmen sind auf 4 einzelne Plug-ins aufgeteilt. Zur Verfügung stehen also die vier „Basis Plug-ins“ Hall, Plate, Chamber und Room. Die Aufteilung auf verschiedene Plug-ins erscheint dabei durchaus sinnvoll und trickreich, denn so können ausgefuchste Plug-in Oberflächen, welche sich immer aufwändig an den gewählten Algorithmus anpassen müssen, vermieden werden. Das schafft Übersichtlichkeit, die bereits im Plug-in Ordner beginnt und System-Stabilität, die der Anwender schätzen wird. Mit 200 Presets sind bereits genügend Hallprogramme vorhanden, um eine solide Basis für eigene Anpassungen zu haben. Statt eines popeligen zwei-Zeilen-Displays, wie wir es alle aus der 19“-Zunft kennen (oder so gut wie gar kein Display), haben wir hier natürlich eine umfassende Visualisierung (klar bei einem Plug-in, ein GUI gehört zum guten Ton und ist standard). Zur besseren Inaugenscheinnahme bekommt der erfreute Anwender eine graphische Darstellung der Frequency Stages jedes Algorithmus‘ (in Echtzeit) geboten. Wie bei DAW-basiertem Arbeiten üblich, sind alle Parameter automatisierbar. Auch Input- und Output-Metering sind im Plug-in möglich. Wenn ich da an meine Anfänge denke …
Bei den Plug-in Schnittstellen haben die Entwickler der virtuellen Hallen an alles Wichtige gedacht: VST, RTAS und AU. Somit gibt es keine DAW, die bei diesem Plug-in Bundle außen vor bleiben muss – zumindest bei den großen Vertreten. Eine TDM-Version (eventuell sogar eine Powercore/UAD… – Version) wäre wünschenswert.
Als Kopierschutz kommt der iLok zum Einsatz. Jetzt kann man über diese Kopierschutz-Dongles ja denken was man will, aber besser wir haben nur zwei Formate (Syncrosoft und eben iLok) statt diesen Dschungel aus Parallel-Port-Dongles (in Spitzenzeiten musste ich mich mit vier oder fünf Stück herumärgern) Autorisierungsdisks und sonstigen Verfahren. Ganz „köstlich“ sind ja „Lösungen“ wie Steam für Computerspiele, aber ich schweife ab.
Wo liegen nun die Unterschiede zum PCM-Bundle? Im Prinzip lässt sich die Frage von allen beantworten, die bereits die Hardware Originale kennen (LXP-Serie und PCM-Serie):
Zum einen wird das LXP-Bundle zu einem günstigeren Preis angeboten wie das PCM-Bundle – es ist knapp halb so teuer wie das PCM-Bundle. Zum anderen gibt es natürlich technische Unterschiede, die selbstverständlich auch den Preisunterschied rechtfertigen. Das PCM-Bundle kommt mit sieben Plug-ins und daher mit drei weiteren Algorithmen auf die Festplatte. Auch bei den Presets wurden noch ein zwei Schippen oben draufgelegt: Es gibt über 900 davon. Presets lassen sich bei beiden in einem DAW-unabhängigen Format speichern. Das ist prima, wenn Settings zwischen DAWs ausgetauscht werden sollen. Schön wäre es, wenn die Hersteller sich hier auf einen (am besten XML-basierten) Standard einigen, so wie es bei fxb/fxp bei Steinberg mal im zarten Anfang existiert hat. Die EQ-Funktionen des LXP sind gegenüber dem PCM leicht eingeschränkt, und die Einstellmöglichkeit „Tail Width“ fehlt dem LXP ganz. „Tempo Mode“ und „Reverse“ wurden beim kleinen Bruder der PCM-Serie auch eingespart. Die Option „Flexible Space Modeling Room“ findet man bei den LXP Plug-ins leider auch nicht. Noch ein Unterschied: Das Interface ist deutlich anders, schade: Der prinzipiell ähnliche Aufbau hätte die Bedienung noch mal deutlich erleichtert und vereinheitlicht.
Praxis
In der Praxis macht die LXP-Serie eine gute Figur. Ich muss aber auch zugeben: Lexicon gefiel mir schon immer am besten, wenn es um Hall ging. Ich bitte daher auch um die Beachtung der Hörbeispiele. Die Bedienung geht leicht von der Hand, obwohl einen die Parameterflut schon mal zu „erdrücken“ droht. Schön wäre es gewesen, wenn die LXP-Serie einen deutlicheren Abstand zu den DAW eigenen Hall-Lösungen hätte, da gibt es mittlerweile schon sehr starke Vertreter.
Erste Fixes gibt es auch schon für das Plug-in, so wurde ein Problem, welches mit WaveLab auftreten konnte, bereits gefixt. Nur Cubase 5.5 in der 64-Bit-Version bleibt „komplett stehen“ und war nicht mehr ansprechbar, sobald ein LXP Plug-in geöffnet wird, in Cubase 5.5 32-Bit hingegen funktionierte das Ganze klaglos. Wird sicher auch bald behoben sein, zumal es sich bei der mir vorliegenden Version noch um eine Beta handelt.
Gibt es klangliche Unterschiede zu den Hardwaregeräten der MX-Serie? Falls nicht, würde ich nicht verstehen, warum ich mir so teure Software zulegen sollte, wenn ich es z.B. auch im MX300 habe, was ich ebenfalls als Plugin nutzen könnte, aber eben auch mit auf die Bühne nehmen könnte.
@Florian Scholz
Steam Spiele lassen sich auch offline betreiben.
Eigentlich musst du nur einmal zum Downloaden online sein. Danach kann der Client offline geschaltet werden.
Wenn du UBISOFT (echte permanente online Verbindung) oder SecuROM (nur x mal aktivierbar) gesagt hättest, wäre das nachvollziehbar.
Es gibt aber auch Musiksoftware die UBISOFT ähnlich geschützt ist.
Ansonsten habe ich auch 1000mal lieber ein iLok
als 200 Festplatten Authorisationen mit Seriennummereingabe. Man Darf es halt nur nicht verlieren – auch nicht auf dem Postweg bei der Reparatureinsendung.
@Markus Schroeder Dies hat dazu geführt, dass ich eine meiner Software sogar in einer gecrackten Version betreibe, obwohl ich das Orginal besitze.
Teilweise ist es schon sehr fragwürdig, was gewisse Firmen dem Verbraucher zumuten, zumahl wohl im Endeffekt jedes Plugin im Internet zu finden ist. Schlussendlich kauft man sich doch jede Software, von der man überzeugt ist. Täten sie das Geld, welches für einen, im Endeffekt unnützen Kopierschutz verwendet wird und doch nur dem wahren Kunden schadet, für ein gescheites Handbuch verwenden, wäre der Anreiz dazu wohl sogar noch um einiges grösser. Schlussendlich wird mit jedem Kopierschutzmechanismus nur der wahre Käufer bestraft. Unnötig
@Markus Schroeder Mit der Steam-Kiste hast Du sicher Recht, allerdings ist für mich Steam hier auch Synonym für diese ganzen UBISOFT, SecuROM … Lösungen. ;-)
@Florian Scholz @Florian
schon klar :)
ich wollte nur darauf hinweisen wie „tief es noch gehen kann“, weil die Unterschiede zwar fein aber gravierend sind.
Und ja: auch Steam ist nicht der Weisheit letzter Schluss auch wenn es, wie das iLok sogar einige
Vorzüge hat.
Wie die du ja schon sagtest: im Vergleich zu den Horrormechanismen der 90ger ist sowas wie das iLok (und Steam) effektiv eine Verbesserung. Wahr aber auch traurig.
Es ist aber egal, denn letzten Endes ist es so wie dr_roland es sagt: Kopierschutz, egal welcher trifft immer die ehrlichen Kunden.
Persönlich bin ich inzwischen dazu übergegangen Software mit „nicht standartisiertem“ Kopierschutz auszusortieren bzw. gar nicht erst anzuschaffen.
LG
Markus