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Test: Marcus Miller V3 TS 2nd Gen, E-Bass

Spitzenposition im Niedrigpreissektor sauber verteidigt

19. Mai 2020

 Test: Marcus Miller V3 TS 2nd Gen

Slapbass-Koryphäe Marcus Miller muss man wohl kaum noch einem Bassisten vorstellen und die unter seinem Namen vertriebenen Sire-Bässe wohl auch nicht. Die an Marcus‘ ursprüngliches Instrument, einen Fender Jazz Bass mit Aktivelektronik, angelehnten Bässe der V-Serie kamen bei AMAZONA.de stets mit der Höchstnote aus dem Test, zuerst 2015 ein V7-Fünfsaiter beim Kollegen Christian Spohn, dann bei mir Anfang 2017 ein viersaitiger V7 , 2018 ein V3 und Anfang dieses Jahres ein fünfsaitiger V9. Jetzt liegt mir die neue Version des günstigsten Modells, der Marcus Miller V3 TS 2nd Gen, zum Test vor, trifft sich ausgezeichnet, hatte ich doch die erste Generation wie erwähnt auch schon auf dem Tisch.

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Entsprechend wird dieser Artikel eher ein Kurztest, denn soviel sei vorweg genommen – fast alles, was ich 2018 hier schrieb, gilt auch für die neue Version. Es handelt sich hier eher um ein behutsames Facelift als ein völlig neues Instrument, auf die Unterschiede gehe ich in Kürze ein.

Kurz ein paar Worte zur Modellpolitik von Sire. Die an den Jazz Bass angelehnten Modelle gibt es derzeit in den Grundversionen V3, V7, V9 und V10, wobei höhere Zahlen für bessere Ausstattung höheren Preis stehen. Der V3 ist das Grundmodell, während man bei den teureren Varianten die Wahl zwischen verschiedenen Body- und Griffbretthölzern hat, kommt der V3 nur in einer Ausführung und zwar mit Mahagonikorpus, Ahornhals und Palisandergriffbrett, nebenbei gesagt eine recht ungewöhnliche Wahl für ein Jazz Bass-Modell. Farben gibt es vier, durchscheinend rot, glänzend schwarz, glänzend weiß und dann den Tobacco Burst, in dem mein Testmodell ausgeführt ist, was ihn zum Marcus Miller V3 TS 2nd Gen macht, den man für 299,- Euro käuflich erwerben kann.

Facts & Features

Beim Marcus Miller V3 TS 2nd Gen handelt es sich wie gesagt um ein Jazz Bass Modell mit Mahagonikorpus, Ahornhals und Palisandergriffbrett sowie einer 18-V-Aktivelektronik. Letztere verfügt nicht nur über drei EQ-Bänder sowie semiparametrische Mitten, sondern es ist obendrein eine vollständige passive Schaltung mit passiver Höhenblende, Volume und Tonabnehmerblende an Bord. Die Aktivelektronik lässt sich per Toggle-Switch komplett abschalten und die Tatsache, dass alle Marcus Miller V-Modelle schon passiv wirklich vollwertige und gut klingende Jazz Bässe waren, denen man dann obendrein noch mit einer guten Aktivelektronik zu Leibe rücken konnte, war einer der ausschlaggebenden Faktoren, dass sie bei uns stets Höchstnoten kassiert haben.

 Test: Marcus Miller V3 TS 2nd Gen

Hier erkennt man die stark abgerundeten Griffbrettkanten recht gut.

Das Prinzip hat sich auch nicht geändert. Eigentlich hat sich gegenüber dem V3 der ersten Generation eh nicht allzu viel Sichtbares getan. Die wohl augenscheinlichste Änderung sind die „rolled fretboard edges“, abgerundete Griffbrettkanten für bequemere Bespielbarkeit, die man inzwischen auf allen Miller-Modellen findet. Weiterhin hat man die beiden Schnappfächer für die Batterien auf der Rückseite durch ein Fach mit einem Holzdeckel ersetzt – das sieht zwar nobler aus, man braucht jetzt aber einen Schraubenzieher, zum Wechseln der Batterien, da bin ich kein Fan von.

Die Hauptsache scheint sich aber tatsächlich im Inneren des Instruments zu verbergen. Während das Funktionsprinzip der Marcus-Miller-Elektronik bei allen Modellen das Gleiche ist (hier, hier und hier von mir im Detail beschrieben), war bei der ersten Generation des V3 hier doch irgendwie gespart und eine billigere Variante verbaut worden. Die klang auch gut, hatte aber zum Beispiel beim Einschalten einen Lautstärkesprung, den die Elektronik des V7 nicht hatte. Inzwischen verbaut Sire offiziell überall den gleichen Preamp, als Marcus Miller Heritage-3 bezeichnet. Der steckt jetzt auch im Marcus Miller V3 TS 2nd Gen, womit sich die Unterschiede auf günstigere Pickups, anderes Korpusholz und eine klassische Blechwinkelbrücke statt der Hi-Mass-Bridge des teureren V7-Modells reduzieren.

 Test: Marcus Miller V3 TS 2nd Gen

Herzstück: Marcus Miller Heritage-3, befeuert von zwei Marcus Miller Standard-J Revolution Singlecoils.

Zwischenfazit

Ich kann auch hier mein Zwischenfazit von vor zwei Jahren nur wiederholen: Mit dem Marcus Miller V3 TS 2nd Gen bekommt man einen sehr gut verarbeiteten, opulent ausgestatteten aktiven Jazz Bass aus Mahagoni zum Spottpreis. Von der Company zwischenzeitlich nachgesagten Qualitätsnachlässen ist auf den ersten Blick nichts zu bemerken, das Instrument ist perfekt verarbeitet. Gegenüber der ersten Generation hat man einige Dinge nachgebessert (Griffbrett, Elektronik) und dafür andere verschlimmbessert (Batteriefach). Trotzdem gibt es nicht wirklich was zu meckern und den niedrigen Preis sieht und fühlt man dem Bass keinesfalls an.

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 Test: Marcus Miller V3 TS 2nd Gen

Schöner, aber unpraktischer als vorher: Holzdeckel mit Schrauben für das Batteriefach.

Praxis

Gut, beim Anspielen gibt es dann doch was zu meckern. Natürlich hängt der Marcus Miller V3 TS 2nd Gen gewohnt gut am Gurt (die Popularität der Form hat ja ihren Grund), die abgerundeten Griffbrettkanten sind reine Handschmeichler und das Jazz Bass Halsprofil fühlt sich angenehm gewohnt an. Aber wer liefert denn einen Bass mit einer am 12. Bund über einen Zentimeter hohen Saitenlage aus? Ich fummele bei Testinstrumenten ungerne an den Einstellungen herum und die meisten Instrumente kommen ja auch halbwegs bespielbar. Aber hier ließ es sich nicht vermeiden – dafür bekam ich die Saitenlage aber auch recht schnell auf genau das Niveau, wo ich sie haben wollte. Also halb so wild, etwas ärgerlich allerdings, da vor allem der V7 und der V9 absolut perfekt eingestellt geliefert wurden.

Ist die Arbeit getan, stellt sich aber schnell wieder das Gefühl ein, das ich auch bei den anderen Sire-Testbässen hatte. Der Clou am ersten V3 war, dass der Bass unter 300,- Euro kostete, aber nicht nur „gut für den Preis“, sondern wirklich gut ohne Einschränkungen war. So auch hier. Passive klassische Jazz Bass Töne, wie man sie kennt und liebt, allerdings mit einer etwas wärmeren und sonoreren Einfärbung durch den Mahagonikorpus. Gefällt mir nach wie vor sehr gut und macht den Marcus Miller V3 TS 2nd Gen auch zur tatsächlichen Alternative zum V3 aus Esche oder Erle, nicht nur zu einer billigeren Version.

Selbst die billigen Sire-Tonabnehmer – wohl die Fernost-Version der in den USA gefertigten Marcus Miller Super-J Revolution des V7 und V9 – machen einen super Job, besser als so manches, was man teilweise von den Squires dieser Welt zum deutlich höheren Preis angeboten bekommt. Aktivelektronik dazu, und siehe da – kein Lautstärkesprung mehr, der Klang wird ganz geringfügig fetter, aber an sich ist die Elektronik so gut wie neutral. Gutes Upgrade!

Die Ausstattung des Preamps ist natürlich grandios, von leichten Klangkorrekturen bis ganz wüsten Eingriffen ist hier alles möglich. Gerade mit dem semiparametrischen Mittenregler kann man so einiges an Schindluder treiben, vor allem in den Solopositionen der Tonabnehmer. Klar, mit beiden Tonabnehmern entsteht ja auch ein leichtes Mittenloch, da muss man kaum weiter dran herumschrauben, ist eben der Jazz Bass Sound.

Beim direkten Gegenhören meiner alten Klangbeispiele des ersten V3 kommt es mir auch so vor, als klängen die Aktivsounds etwas klarer und aufgeräumter – was ja Sinn ergeben würde, wenn eine hochwertigere Elektronik verbaut wurde. Ansonsten steht mein voriges Urteil weiterhin. Der Marcus Miller V3 TS 2nd Gen liefert an sich erstmal klassische Jazz Bass Sounds mit einer zusätzlichen Mahagoni-Wärme. Mit der Aktivelektronik lassen die sich eher in Richtung Edelbass-Sound treiben als zur fiesen Rockmaschine, wobei der Marcus Miller V3 TS 2nd Gen auch letzteres liefern kann, wenn man das unbedingt will. Der Bass macht wirklich Spaß und zwar so, dass ich es nicht lassen konnte, mal mit einem aufgeblasenen Stegtonabnehmer-Sound einen kleinen Mehrspur-Jam zu basteln.

Und ja, die tiefe Saite ist auf C gedroppt. Auch das funktioniert.

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Fazit

Wie ich gerade sehe, wurde mir in den Kommentaren unter dem Test des ersten V3 „unendliche Euphorie“ unterstellt. Aber was soll ich denn machen, wenn diese Sire-Dinger halt trotz sehr niedrig angesetzten Preises stets so gut sind? Der Marcus Miller V3 TS 2nd Gen bleibt bei Weitem Klassenbester bei den billigen Jazz Bass Modellen und das auch noch bevor man die Aktivelektronik überhaupt nur zuschaltet. Mit der kriegt man dann noch mal eine mächtige Waffe an die Hand, mit der wirklich fast alles geht – außer dem Preci-Knurr, aber den soll ein Jazz Bass ja auch gar nicht können. Wie gesagt, der Marcus Miller V3 TS 2nd Gen ist nicht nur „gut für den Preis“, sondern wirklich gut. „Für den Preis“ lassen sich aber die miese Werkseinstellung und der leider nicht mehr werkzeugfrei mögliche Batteriewechsel verschmerzen. Höchstnote, wegtreten, weitermachen!

Plus

  • Verarbeitung
  • Ausstattung
  • Bespielbarkeit
  • Klang
  • Preis

Minus

  • schlechte Werkseinstellung
  • gegenüber der ersten Serie verschlimmbesserter Batteriedeckel

Preis

  • 299,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich bin ein großer Fan der Sire-Marcus-Miller-Bässe, aber das Batteriefach mit Schrauben ist für mich der Grund, von der Serie keinen zu kaufen. Da warte ich lieber, bis Sire mal wieder anfängt, mit den Musikern zu reden und das korrigiert. Das Problem ist ja nicht einmal, dass man einen Schraubenzieher zum Batteriewechsel braucht, sondern die begrenzte Lebensdauer: Schrauben die nicht mehr halten oder ausgeleiert sind usw. Das kennt man zur Genüge von den Bodentretern. Warum Sire das dann sogar bei den teureren V7-Bässen macht, verstehe ich auch nicht und warum die Bassrückseite edel aussehen muss, erst recht nicht.

    • Profilbild
      Peter-Philipp Schierhorn RED

      Ganz meine Rede. Für mich jetzt kein Grund keinen zu kaufen, da es wirklich das einzige ist was ich an dem ansonsten sehr guten Instrument auszusetzen fand – eher die Tatsache dass ich erstmal irgendwas loswerden muss bevor ich mir noch einen Bass kaufe. ;-) Aber ich versteh die Logik auch nicht, es wird ja sogar auf der Website als Verbesserung angepriesen, und eigentlich sollte doch wirklich jeder Konstrukteur wissen dass Batteriewechsel mit Schrauben einfach nur abnervt, Optik hin oder her.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Peter-Philipp Schierhorn Mir sind die Plastikverschlüsse eher suspekt, wenn die irgendwann zerbrechen, gibt es keinen passenden Ersatz mehr.
        Das Problem mit ausgenudelten Schaubenlöchern hatte ich bisher nicht, auch nicht bei einer Gitarre, die ich seit 91 habe (allerdings auch Eschenkorpus). Falls doch, wüßte ich auch, was zu tun ist.
        Die für mich beste Lösung wäre allerdings eine eingelassene Platte, die mit Maschinenschrauben in entsprechenden Muffen fixiert wird, das ist mir bisher aber selbst im Hochpreissegment nicht begegnet, dabei würde das die Gitarre nicht wirklich teurer machen. Bohrungen macht die CNC und zur Not die Standbohrmaschine, nur die Gewindemuffen müssen von Humanoiden eingesetzt werden.
        Bei dem Preis dieses Basses vermutlich allerdings nicht machbar und mir wäre das auch gleich, scheint ja trotzdem ein wirklich brauchbares Instrument zu sein und trifft in meinem Fall den Bass-ist-auch-für-Gitarristen-und-Homerecorder-interessant-Sweet-Spot.
        Wird angetest.

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