Studiomonitor mit Modeling-Technologie
Was in der Live-Beschallung bereits Gang und Gebe ist, hat sich mittlerweile auch im Bereich der Studiomonitore einen festen Platz erarbeitet. Die Rede ist von der DSP-Steuerung der Monitore, die zum Teil zur Optimierung des vorhandenen Arsenals verwendet wird oder wie in denen uns zum Test vorliegenden Monkey Banana Lemur 5 Lautsprechern zur Emulation anderer Lautsprechertypen. Schauen wir doch mal, ob das interessante Konzept auch wirkliche Vorteile in der Praxis bietet.
Erscheinungsbild und Aufbau des Monkey Banana Lemur 5
Schon beim Auspacken der Monkey Banana Lemur 5 Nahfeldmonitore erkennt man, dass der deutsche Hersteller großen Wert auf ausgefallene Optik legt. Bereits die Umverpackung der Monitore erscheinen im Holzkisten-Imitat und auch die in unserem Fall rote Farbgebung des Gehäuses zeigt ein mutiges Auftreten in Sachen Optik. Ob einem das Rot zusagt, muss jeder selbst entscheiden, aber in einem modernen Elektro-Studio wird die Eyecatcher-Optik bestimmt für Zustimmung sorgen. Alternativ bietet der Hersteller die Nahfeldmonitore auch in Schwarz an.
Erwartungsgemäß haben wir es in Sachen Lautsprecher bei der Bezeichnung „Lemur 5“ mit einem 5 Zoll Basslautsprecher in Kevlar Ausführung nebst einem 1 Zoll Aluminium-Hochtöner zu tun, wobei der Tieftöner mit 80 Watt Class-D und der Hochtöner mit 30 Watt Class-D gespeist wird. Der Frequenzgang wird mit 55 Hz bis 30 kHz angegeben, getrennt wir bei 2,8 kHz. Mit den Abmessungen 190 x 277 x 214 mm (B x T x H) und einem Gewicht von 4,45 kg kann man den Monkey Banana Lemur 5 als recht handlich bezeichnen. Das vorderseitig an den Kanten abgerundete Gehäuse vermeidet Kammfiltereffekte und lässt sogar einen Hauch von Luigi Colani Design aufkommen.
Rückseitig finden wir eine recht aufwändige Anschluss- und Klangbearbeitungsperipherie vor. Als einer der wenigen Homerecording-Monitore verfügt der Monkey Banana Lemur 5 nicht nur über die in dieser Leistungsklasse üblichen XLR- (symmetrisch, +4 dBu) und RCA- (unsymmetrisch, -10 dBu) Buchsen, sondern bietet auch die TRS (symmetrisch, +4 dBu) Norm als Eingangsbuchse an.
Die Endlautstärke kann über einen bei 0 dB gerasterten Lautstärkeregler bestimmt werden. Des Weiteren geben noch 6 Minischalter die Möglichkeit einer Raum- und Klanganpassung. Von links nach rechts: Eine zweifache Acoustic Space Absenkung von -2 dB und -4 dB bei Platzierung der Lautsprecher in Ecken, ein Hochpassfilter bei 47 Hz und 80 Hz, ein Mittenboost/Absenkung von +/- 2 dB bei 500 Hz, ein Höhenboost/Absenkung von +/- 2 dB bei 10 kHz, Deaktivierung/Aktivierung des Limiters und Deaktivierung/Aktivierung der Standby-Schaltung, die nach 12 Minuten greift.
Die Presets des Monkey Banana Lemur 5
Wie bereits erwähnt, besitzt der Monkey Banana Lemur 5 Monitor eine Auswahl an Presets, die sich über einen Druckschalter auf der Rückseite des Gehäuses umschalten lassen. Vom Ansatz her erst einmal eine gute Idee, aber von der Umsetzung her etwas umständlich. Nehmen wir ein typisches Homestudio in genau dem Raum der Wohnung, wo noch Platz ist. Wo stehen die Monitore im Großteil aller Fälle? Richtig, an der Wand in der Ecke. Will man nun ein Preset umschalten, heißt es Box nehmen, Box nach vorne ziehen, Box drehen, Preset umschalten, Box zurücksetzen und das Ganze zweimal.
In dieser Preisklasse wird man das Feature einer Remote-Control per Bluetooth iPhone/Android App wohl nicht umsetzen können, aber eine Positionierung des Schalters nebst optischer Anzeige auf der Vorderseite des Gehäuses würde hier eine große Hilfe darstellen. So läuft man Gefahr, die Freude an dem Mehrwert des Systems zu verlieren und bleibt primär bei einem Preset hängen. Aber welche Presets bzw. Emulationen besitzt der Monkey Banana Lemur 5 denn nun?
Neben dem Haus-Preset und einer Loudness-betonten Einstellung namens „HiFi“ sorgen die 4 restlichen Abkürzungen, die voraussichtlich aus Markenschutzgründen nicht genannt werden dürfen, für gespitzte Ohren. Ich schätze einmal es handelt sich um folgende Emulationen:
„DIN 8030“ – (Genelec 8030A)
„White Cone“ – (Yamaha NS-10)
„Cube 5“ – (Auratone 5C)
„RKT 5“ – (KRK Rokit 5)
Generell sollte man sich vor Augen halten, dass auch Emulationen im Nahfeldmonitorbereich mit den gleichen Problemen kämpfen, wie es im Gitarrensektor schon seit Jahren der Fall ist. Eine Emulation ist immer nur der Versuch einer Nachbildung, indem man Transienten, Impulsverhalten, Frequenzen etc. möglichst nah an das Original bringen möchte, ohne es aufgrund der physikalischen Grundprinzipien jemals bis ins letzte Detail hin zu erreichen.
Dies muss kein Problem sein, aber man sollte sich nicht der Illusion hingeben, man könnte sich bei ambitionierter Studionutzung die Anschaffung weiterer Monitorsysteme sparen, da man ja nun alles in einem Lautsprecherpaar hat. Allerdings kann der schnelle Wechsel zwischen den Charakteren den einen oder anderen Monitorcontroller einsparen.
Der Hörtest der einzelnen Presets
Das Genelec Preset
Im Genelec Preset versucht der Monkey Banana Lemur 5 den klassisch „entspannten“ Sound der Genelec Reihe zu kopieren, was ihm allerdings noch nicht ganz gelingt. Der Bassbereich wird deutlich geboostet und hat dadurch einen satten Bassklang , allerdings fehlt dem Klang das charakteristisch „Feine“ in den Höhen und Hochmitten, was insbesondere zu Lasten der Vocal-Frequenzen geht. Nichtsdestotrotz eine gefällige Einstellung, die man gerne einmal zur Hand nimmt.
Das KRK-Preset
Der KRK-Emulation stand ich recht kritisch gegenüber, da die Rokit Serie zwar ein echter Verkaufsrenner in Sachen Preis/Leistung ist, allerdings nicht unbedingt als klangliche Referenz gesehen werden kann. Interessanterweise gerät aber genau dieses Preset zum klanglichen Highlight bis jetzt. Es wird sehr viel Wert auf den Tiefmitten-/Bassbereich gelegt und erstmals kann man sogar Tiefbässe im Klangbild wahrnehmen. Im Gegenzug werden den Mitten ihre Bissigkeit zurückgenommen, ohne jedoch klanglich wegzubrechen, gepaart mit einer gefälligen Höhenwiedergabe. Mein bisheriger Preset-Favorit.
Das Yamaha NS-10 Preset
Kommen wir nun zu den „Beissern“. Seit Dekaden gilt es bei Yamaha NS-10 und dem Auratone 5C nicht um einen „guten“ Klang, sondern ausschließlich darum, im Mix tonal zu überleben. Nach wie vor gilt, wenn ein Mix auf einer NS-10 zu ertragen ist, klingt er auf jeder anderen Anlage gut.
Bei diesem Preset haben es die Ingenieure meines Erachtens ein wenig zu gut gemeint. Ja, die NS-10 besteht fast nur aus Mitten, aber der Bassbereich ist im Original doch besser ausgebildet als hier angeboten.
Das Auratone Preset
Eine Sonderposition nimmt noch mal der Auratone ein, der schon in den Achtzigern die Aufgabe hatte, die Wiedergabegeräte am unteren Rand der Qualitätsskala zu simulieren, sprich Küchenradios, Notebook-Lautsprecher oder Autoradios der ersten Generation.
Und ja, auch der Auratone hat im Original sehr wenig Bässe und nölende Mitten, aber dem Preset einen dermaßen harten Lo- Cut reinzuhauen, wird dem Original nicht gerecht.
Das Haus-Preset
Zu den Stärken dieses Presets zählt eindeutig der Hochtonbereich, der gut aufgelöst und vergleichsweise weich daher kommt und der Tiefmittenbereich zwischen 500 Hz – 1 kHz, der sich gut präsent im Mix platziert. Der Hochmittenbereich gerät etwas „blechern“, liegt aber noch im grünen Bereich. Schwachpunkt des Klangbilds ist der Bassbereich, der faktisch in diesem Preset kaum hörbar ist.
Alles im unteren Bassbereich kann nur vermutet werden und lässt sich keinesfalls in einem Mixdown oder gar Mastering-Prozess definieren. Da es auch keinen aktiven Bassboost in den Settings gibt, müsste hier auf jeden Fall ein Subwoofer zur Hilfe genommen werden. Impulsverhalten, Tiefenstaffelung und räumliche Abbildung in diesem Preset sind wiederum gut.
Das HiFi Preset
Das HiFi-Preset gleicht das oben genannte Bassloch etwas aus, bietet aber auch keinen echten Schub um 150 Hz und tiefer. Die Mitten werden erwartungsgemäß etwas zurück genommen, was den Klang deutlich gefälliger macht. Hier gilt es aufzupassen, dass man sich im so schwierigen Mittenbereich nicht zu wohl fühlt, ansonsten ein „nettes“ Preset ohne besondere Vorkommnisse.
Zusammenfassend:
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die unterschiedlichen Presets eine gute Abwechslung für das menschliche Ohr bieten und der Switch zwischen den unterschiedlichen Charakteristika eine gute Hilfe sowohl in Sachen Ermüdung als auch Performance sein kann. Allerdings bewegen sich die Presets klanglich nur rudimentär im Klangspektrum der angestrebten Originale, ein echter Ersatz für die Originale können sie (noch) nicht sein.