Volca Kick als Software?
Native Instruments TRK-01 ist ein Bass- und Kick-Drum-Synthesizer, der eines der häufigsten Probleme von EDM-Produzenten lösen will. Nämlich wie man Kick und Bass so designt, dass sie sich im Mix nicht gegenseitig im Weg rumstehen und sich überdecken, sondern klar und definiert sind, aber doch als Einheit funktionieren. Ob Native Instruments damit Erfolg haben wird, könnt ihr im Test lesen.
Fast scheint es so, als ob sich David Forrester, der Produktdesigner von TRK-01, gedacht hätte: „So was wie der Volca Kick, nur viel umfangreicher“. Denn genauso wie der Volca Kick produziert Native Instruments TRK-01, Kickdrum und Bass aus einer Hand, aber mit getrennten Engines für jede Synthese und per Magic-Programming in der Mixereinheit immer am optimalen Sweet-Spot operierend, umfangreicher eben.
Die Software ist dabei als Reaktor-Ensemble ausgeführt und benötigt entweder den kostenlosen Reaktor-Player oder die Vollversion ab Version 6. Instanziert verbraucht TRK-01 ca. 4,5 % CPU-Leistung auf meinem Haswell i5 @ 2,6 GHz.
Der Name „TRK-01“ ist ja schon mal eine Ansage, impliziert es doch, dass mit Kick und Bass alle Tracks beginnen. Im EDM-Bereich trifft das wahrscheinlich sogar auch zu. Wer allerdings glaubt, TRK-01 wäre eine automatische Komponiersoftware, die einem alles fertig liefert, täuscht sich gewaltig und wird spätestens beim Blick in das 119-seitge englischsprachige PDF-Handbuch eines Besseren belehrt.
Die Synthesizer von Native Instruments TRK-01
Kick
Zuerst einmal besteht Native Instruments TRK-01 aus zwei recht umfangreichen Synthesizern für Kick und Bass plus einem gemeinsamen Pattern-Sequencer und einer Effekt- und Master-Sektion.
Der Kick-Synthesizer besteht erst einmal aus zwei identischen, unabhängigen Kick-Layern, zwischen denen stufenlos umgeblendet werden kann. Für jeden der beiden Kick-Sounds gibt es ein Multimode-Filter mit Resonanz, Cut-Off- und Sättigungsparameter.
Ein Kick-Synthesizer bietet die Synthesemodelle „Sample“, „Synth“, „Rumble“, und „Noise“. Die mitgelieferten Samples sind in sechs Kategorien plus Benutzer-Samples unterteilt und enthalten jeweils noch einmal 20 Samples. Der Benutzer kann eigene Samples per Drag & Drop in das Sample-Fenster importieren. Viel einzustellen gibt es hier nicht: Start- und Stopp-Punkt, Tuning und ob das Sample automatisch der Tonart angepasst wird oder nicht.
Im Synthmodus wird die Kick-Drum über eine einzige Schwingungsform erzeugt, die in 100 Stufen zwischen Sinus und einem abgerundeten Puls angepasst werden kann. Zusätzliche Parameter wie Buzz und Click erzeugen genau das – Brummen und Klicken. Die Modi Rumble und Noise sind effektiv das Gleiche. Nur dass das erste auf niederfrequentes, zufallsgesteuertes Rauschen, auch Rumpeln genannt, ausgelegt ist und letzterer auf höherfrequentes, zufallsgesteuertes Rauschen bis 20 kHz.
Die Parameter Amount, Duration, Bent und Body sind bei allen Synthesearten einheitlich und kontrollieren eine Filterhüllkurve, wie sie den Bend- und Time-Reglern des Volca Kick entnommen sein könnte.
Amount ist dabei die Cut-Off-Frequenz eines Filters, das immer 100 % auf Resonanz läuft und mit kürzester Attack-Zeit operiert, während die restlichen drei Parameter das Abklingverhalten der Tonhüllkurve bestimmen. Oder einfach: Hier wird die Zap-igkeit der Kick definiert.
An globalen Parametern, die für beide Kick-Klänge gelten, gibt es das Feld „Gobal“. Hier kann nicht nur die tonale Stimmung der beiden Sounds eingestellt, sondern diese auch stufenlos umgeblendet werden. Ein Klick auf das Feld eröffnet weitere Möglichkeiten für das Überblendverhalten. So können neben der individuellen Ausgangslautstärke der beiden Layer auch die Lautstärkekurven der Überblendungen frei zwischen exponentiell und logarithmisch eingestellt werden.
Unter dem Darstellungsfenser der Schwingungsform gibt es für jeden Layer eine einfache Attack-Decay-Lautstärkehüllkurve und den gemeinsamen LFO. Auch der kann in 100 Stufen zwischen Sinus- und Rechteckschwingung (diesmal eine kantige) einstellt werden. Eine Besonderheit ist hier, dass über den Noise-Parameter der LFO per Zufallsrauschen beeinflusst werden kann. Der Grad der Beeinflussung kann dabei ebenso eingestellt werden wie deren Häufigkeit – von 0,1 Hz bis 20 kHz. Zwischen „leicht vibrierend“ über „rumpelnd“ bis zum „komplettem Chaos“ ist also alles drin. Ein LFO-Konzept, das viel öfters Schule machen sollte!
Der LFO schwingt selbst zwischen 0,03 und 500 Hz. Im Tempo-Modus schwingt er zwar frei, aber in Relation zum Tempo der Host-DAW. Kann also auch schnellere und langsamere Modulationen erzeugen. Im Beat-Modus folgt der LFO absolut den Takteinstellungen in der DAW. Auch sehr schön ist hier, dass der LFO um 180º phasenverschoben werden kann. Damit lässt sich die Startauslenkung des LFOs frei einstellen.
Zuletzt gibt es noch eine versteckte Modulationsmatrix, mit der die acht Ziele von LFO und den beiden Lautstärkehüllkurven moduliert werden können. So kann z. B. der LFO die Überblendung zwischen den Layern beeinflussen oder die Lautstärkehüllkurven von Layer B die Resonanz von Layer A.
Als Zwischenergebnis kommt man beim Arbeiten mit Native Instruments TRK-01 schnell dahinter, dass die Oberfläche sehr gut durchdacht ist und das automatische Umschalten der Anzeige zwischen Parameternamen und -wert zwar sehr schön ist, aber alles viel zu klein angelegt ist. Gegen eine mindestens 25 % größere Oberfläche hätte ich nichts einzuwenden. Man muss mit der Maus stellenweise schon arg zielen.
Bass
Vom Konzept her identisch aufgebaut, unterscheidet er sich nur durch einge ausgetauschte Parameter. Filter (mit Feedback), LFO (ohne Noise), Lautstärkehüllkurven (mit Sustain und AUX) und Modulationsmatrix sind funktional aber gleich geblieben. Für die Basserzeugung steht jedoch nur ein Waveform-Generator mit fünf verschiedenen Syntheseformen plus Suboszillator zur Verfügung.
In „Classic“ können die Schwingungsformen des Dualoszillators über „Wave“ in 200 Stufen zwischen einem Sägezahn und einem Rechteck übergeblendet werden, mit „Width“ die Pulsbreite (bzw. Wave-Folding oder -Wrapping) und mit „Sub“ der Lautstärkeanteil des Suboszillators. Die Lautstärke und die Stimmung des zweiten Oszillators lässt sich ebenso einstellen.
„Super“ stellt natürlich eine SuperSaw dar. Hier mit sechs gegeneinander verstimmten Oszillatoren, wie sie spätestens seit dem Roland JP 8000 bekannt ist. Die Stimmungsbandbreite kann natürlich ebenso eingestellt werden.
„West“ ist ein Waveshaping-Oszillator mit drei Spektral-Schwingungsformen und erzeugt immer etwas harschere und knarzigere Bässe.
„FM“ ist natürlich Frequenzmodualtionssynthese mir zwei Operatoren, die die typischen glasigen und metallischen FM-Klänge erzeugen kann.
„Modern“ bietet schließlich Wavetable-Synthese mit zwei Wavetable-Oszillatoren. Leider scheint es keine Möglichkeit zu geben, eigene Wavetables zu importieren.
In allen Syntheseformen ist jederzeit der stimmbare Suboszillator präsent und auch die Reset-Option. Die regelt, ob die jeweiligen Oszillatoren bei einer neu eingehenden Note auch ihren Zyklus von vorne beginnen.
Die Gobal-Sektion wurde jedoch durch einen Tonhöhenmodifizierer ersetzt. Über das Pfeilsymbol kann er vor oder nach dem Filter geschaltet werden. Rechts bedeutet OSC > MOD > FLT, links OSC > FLT > MOD. Der Modifier bietet die Optionen „Ring“ also Ringmodulator, „Freq“ für Frequenzverschiebung, „Sine“ für Wave-Folding, sowie Sample & Hold.