Neuauflage eines modernen Klassikers
Der Immerse Reverberator ist eine Schatzkiste für Hall, die zuletzt großen Anklang bei uns gefunden hat. Das Preis-Leistungs-Verhältnis, eine fantastische Shimmer-Engine und Stereokapazitäten haben mitunter diesen kleinen, aber feinen Reverb ausgezeichnet, der sich inzwischen vermehrt auf den Boards dieser Welt antreffen lässt. Nun kann man von Neuauflagen halten was man will – es handelt sich natürlich nicht um ein Prinzip, das einzig und allein in der Welt der Pedale anzutreffen ist. Aber wenn eine Firma schon den Schritt geht und ein Modell überarbeitet und erneut auf den Markt wirft, sollte diese Überarbeitung zumindest ihre Berechtigung haben – ansonsten ist der Verdacht auf Abzocke nicht weit und Käufer des Vorgängermodells haben das Nachsehen. Entweder muss also viel Zeit zwischen den Modellen vergangen sein (was hier nicht der Fall ist – getestet haben wir den Reverberator MK I Ende 2017) oder die Effekt-Engines sind erheblich verbessert worden oder entscheidende Features, die beim Vorgängermodell gefehlt haben, wurden nachträglich ergänzt. Alles andere stößt zumindest dem Autor sauer auf – schauen wir also mal, ob sich die Neuauflage des Reverberators von Neunaber rentiert.
Neunaber Immerse Reverberator MK II – die Neuerungen
Einer der Kritikpunkte, die dem Reverberator der ersten Generation nachgesagt wird, scheint auf den ersten Blick sogleich beseitigt: Das etwas unleserliche Bedienpanel ist beim Reverberator MKII besser ausgearbeitet und übersichtlicher gestaltet. Mit 250 Gramm übertrifft er das Vorgängermodell um ein paar Gramm, besitzt aber ebenfalls ein mattschwarzes Metallgehäuse mit einer sauber montierten Bodenplatte. Darüber hinaus sind die Eckdaten zu weiten Teilen ebenfalls deckungsgleich mit dem Vorgänger, aber bevor wir zu den Neuerungen bei den Engines kommen, sei sogleich angemerkt: Der Trails-Schalter beim Buffered-Bypass ist neu, ebenso der Kill-Dry-Schalter, die sich beide auf der Rückseite neben der Buchse für das 9-Volt-Netzteil befinden. Außerdem machte sich beim Vorgänger bei manchen Engines manchmal ein latentes Rauschen bemerkbar – das will man mit dem analogen Signalweg nun ausgemerzt haben.
Immerse Reverberator MK II – die Engines
Wer sich den Preis des Reverberator MK II anguckt, wird bemerkt haben – hier hat sich etwas getan. Der Aufschlag dürfte mitunter damit gerechtfertigt sein, dass sämtliche Engines grundlegend verbessert wurden. Wichtig hierbei – eine Erweiterung des Headrooms, um auch bei höheren Lautstärke- und Verzerrungsregionen einen uneingeschränkten Hall zu ermöglichen. Kommen wir zu den Engines und inwiefern diese sich vom Vorgängermodell unterscheiden:
- Plate: Hier ist der Unterschied tatsächlich nicht vorhanden, aber das ist nicht schlimm: Denn auch beim Reverberator MKI war die Engine des Plate Reverbs erste Sahne. Entfaltet vor allem mit viel „Depth“ einen sehr hellen, transparenten Charakter.
- Hall: die klassische Engine, auch hier beim Reverberator MKII mit einem ungemein weiträumigen Sound daherkommt. Neu ist hierbei, in das Wet-Signal eine ordentliche, modulierte Einfärbung beimischen zu können, etwas, womit wir im Praxisteil experimentieren werden.
- W3T: ohne Frage DAS Aushängeschild des Vorgängermodells. Eine ganz eigene Engine von Neunaber, irgendwo anzusiedeln zwischen Hall, Shimmer und einer Space-Engine, die beim Reverberator MKII noch mal eine ganze Ecke smoother klingt.
- Spring: Da hat es beim Vorgänger ein bisschen gehapert. Die Engine hatte einen etwas „schmutzigen“ Lo-Fi-Charakter, der irgendwie nicht recht aufgehen wollte. Aber auch hier bietet der Reverberator MKII nun die Möglichkeit, Modulation, genau genommen Vibrato, in das Hallsignal einzufügen – mal schauen, was das hergibt.
- Echo: Hier wird die W3T Engine mit Stereo-Reverb kombiniert.
- Shimmer: die vielleicht beliebteste Engine des Reverberators. Der Shimmer-Effekt als solcher hat genauso viele Befürworter und Fans wie Leute, die ihn grundlegend „ablehnen“ – Tatsache ist aber, dass für die Liebhaber dieser Hallklasse die Crème de la Crème aufgefahren wird.
- Detune: Hier wird eine „Detuned Version“ des unbearbeiteten Signals beigemischt. Raus kommen bisweilen sehr unheimliche „Unterweltklänge“. Neu beim Reverberator MKII ist, dass man das Detuning sowohl beim bearbeiteten als auch unbearbeitetem Signal getrennt angehen kann.
- Sustain: eine neue Engine, die es so beim Vorgänger noch nicht gab. Ausgehend von der W3T-Engine wurde hier ein sphärischer Hallriese entwickelt, der eine endlose Hallfahne nach sich ziehen kann.
Des Weiteren ist der MIX-Knob nun in der Lage, 100 % des bearbeiteten Signals in den Output zu stecken. Und während der Time/Tone-Knob beim Echo- und Sustain-Effekt die Zeit einstellt, übernimmt der Knob bei den restlichen sechs Engines die Aufgabe, die Klangfarbe als solche einzustellen, von dunkel bis hell. Eine ähnliche Aufteilung leistet der Regler rechts unten – Pre-Delay für W3T und Plate, Modulation für Hall, Spring und Sustain sowie Blend bei Echo, Detune und Shimmer. Aber genug überblickt – was zählt, ist der Eindruck in der Praxis!
Der Immerse Reverberator MKII – in der Praxis
Wir gehen jede einzelne der Engines durch und zeigen, was besonders charakteristisch für die jeweilige ist und was spürbar verbessert wurde. (Anmerkung: Der Reverberator MKI wurde privat von mir genutzt und kann von daher entsprechend verglichen werden).
Beginnen wir mit der Shimmer-Engine. Glasklar und wunderschön das Ganze – genau wie beim Vorgänger, nur, so will es zumindest der erste Vergleich, um einiges voller.
Die Detune-Engine verwenden wir hier mal ganz frech als Flanger. So sieht’s nämlich aus: Der Reverberator MKII hat keine Probleme damit, butterweiche Modulationssounds zu erzeugen. Gefällt!
Das hat dem Vorgänger gefehlt, möchte man meinen – eine große Engine, ganz in der Tradition der Cloud-Engine des Bigsky oder des Eventide. Das erledigt die neue Sustain-Engine mit links. Gigantische Sounds, die diese kleine Box da von sich gibt und zweifelsohne ein legitimes Upgrade.
Die Spring-Engine wirkt um einiges sauberer. Schade nur, dass die Modulation auch im Anschlag vergleichsweise wenig hergibt. Da wäre mehr einfach mehr gewesen!
Hall ist, wie man es erwarten kann, die ideale Engine für „Großraum-Feeling“ – wenn es nicht ganz so monumental zugehen soll wie bei der Sustain-Engine.
Die Plate-Engine entspricht der Version des Vorgängers. Da hat es auch keiner weiteren Modifikationen bedurft – zweifelsohne eine der stärksten Plattensimulationen, die man in dieser Preisklasse kriegen kann.
Bei der charakteristischen W3T-Engine versuchen wir es mit ein paar Tönen aus dem Minilogue mit Mix fast im Anschlag. Wie erwartet harmoniert der Reverberator MKII auch hervorragend mit den Klängen eines analogen Synthesizers.
Danke für den ausführlichen Bericht und die Klangbeispiele.
Der Immerse war meiner Meinung nach das beste Digitalhallpedal, und ich schreibe das als ausgewiesener Studio-Hallfetischist mit so gut wie allem was Rang und Nahmen hat im Rack.
Der MKII überzeugt mich klanglich (noch) nicht.
Ein wirklich tolles Reverb Pedal, besitze selbst die mkII Version und bin schwer begeistert von dem satten und vor allem sauberen Klang….. egal ob mit synth oder Gitarren signal gefüttert, immer FETT!!!