Media-Player-Klassiker auf 19-Zoll zum Einschrauben ins Rack
Professionelle CD- und USB-Player im Veranstaltungsbereich im 19-Zoll-Format sind Klassiker am Markt. Häufig nicht unbedingt Vorreiter in der technischen Entwicklung, weder was Funktionen noch Handling anbelangt, eher sind hier einige Modelle seit langer Zeit am Markt und nach wie vor nachgefragt. Doch die Menge der angebotenen Produkte schrumpft, eine Signalwirkung war sicherlich, als Denon DJ den DN-4500MK2 vom Markt genommen hat – lange Zeit der Standard unter den Doppel-CD-Playern. Dabei sind die Geräte nach wie vor gefragt, im Install-Bereich für Bars, Gastronomie, Tanzschulen und Co., aber auch für den Live-Bereich als Zuspieler im Konzert-Rack oder Veranstaltungsräumen. Zumeist benötigt wird ein CD-Laufwerk und ein USB-Slot zum Abspielen von Musik von USB-Medien, teils bieten die Geräte auch einen Slot für SD-Karten, wobei dieser erfahrungsgemäß weniger genutzt wird. Mit dem Numark MP103 USB gibt es hier ein recht günstiges Gerät, das als Single-CD-Player mit USB-Schnittstelle für rund 220,- Euro nach wie vor lieferbar ist – und das seit nunmehr 10 Jahren.
Zeit, im Jahr 2021, das Gerät einmal vor uns zu stellen und zu schauen, ob der MP103 USB zu Recht noch einen Platz am Markt besetzt und wir auch nach 10 Jahren noch eine Kaufempfehlung aussprechen können.
Numark MP103 USB – ein erster Blick
19-Zoll, zwei Höheneinheiten, 4,6 kg, falls es relevant ist – am Ende wird das Gerät doch irgendwo fest eingeschraubt: Das ist der Numark MP103 USB. Ein klassischer Single-CD-Player mit USB-Schnittstelle für die Festinstallation im Rack ohne viel weiteren Schnickschnack.
Dafür bietet das Gerät ein CD-Laufwerk wie auch eine USB-Schnittstelle zum Abspielen von CD und MP3-CDs oder von Tracks von USB-Sticks und Festplatten. Notiz bereits an dieser Stelle: Festplatten ohne eigene Stromversorgung werden teilweise nicht unterstützt!
Angefangen mit der übersichtlichen Rückseite des Gerätes: Hier gibt es einen Stromanschluss für das mitgelieferte Stromkabel sowie drei Anschlüsse für Audioausgänge: symmetrischer Ausgang im XLR-Format, ein Ausgang im Cinch-Format und ein Digital-Ausgang. Zudem kann hier das interne Netzteil von 230 auf 110 V umgeschaltet werden.
Die Frontseite ist schon deutlich spannender. Hier gibt es linksseitig den An-/Aus-Schalter, gut sichtbar durch einen LED-Ring. Linksseitig befindet sich ebenso die Schublade des CD-Laufwerkes, daneben an der oberen Seite die USB-Schnittstelle. Die rechte Seite des Gerätes ist den Abspielfunktionen vorbehalten. Hier befindet sich ein Jog-Wheel mit immerhin rund 5,5 cm Durchmesser, „gegenüber“ der Pitchfader mit 6 cm Fader-Weg.
In mittig von diesen beiden Bedienelementen befinden sich alle notwendigen Tasten zur Steuerung des Abspielens, Auswahl von Tracks, für Loops und Effekte wie auch Pitch-Bend-Tasten.
Als gummierte und LED-beleuchtete Tasten finden wir so zum Beispiel die Cue- und Play/Pause-Taste, darüber die Taste für den Loop-In- und Loop-Out-Punkt, wie die Reloop-Taste.
Ebenso gummiert und per LED beleuchtet sind die Tasten für die Effekte, auf die wir später noch zu sprechen kommen.
Die weiteren Tasten wie Tab-Tempo, Pitch-Bend, Master-Tempo oder Pitch-Range-Auswahl, Source, Time-Mode, Single oder Programm sind ebenso gummierte Tasten, jedoch schwarz.
Für die Auswahl der Tracks gibt es einen Push-Encoder und vor allem: Für die Übersicht über alle genannten Funktionen gibt es ein Display. Auf 2 x 7,5 cm gibt es alles an notwendigen Informationen, natürlich vieles davon recht klein.
Der Media-Player in der Praxis
Angeschlossen und los. Der Anschluss gestaltet sich denkbar einfach, CD und USB-Stick mit MP3s, AIFFs und WAV-Files liegen bereit.
Zum Thema Files: Ja, der MP103 USB spielt MP3-Files ab. Soweit, so gut, das verrät ja auch der Name. Dass der Player jedoch daran scheitert, WAV- oder AIFF-Files von einem Stick abzuspielen, das ist ein ganz klarer Minuspunkt und kann auch nicht mit dem günstigen Preis gerechtfertigt werden. Das ist absolutes Basiskönnen eines Media-Players. Die Tatsache, dass der Player dies nicht kann, schränkt die Nutzung in der Tat ein, denn das Gerät kann nicht spontan genutzt werden, wenn jemand ein USB-Medium dabei hat, das ein nichtkomprimierteres File wie ein WAV- oder ein AIFF-File beinhaltet. Zumindest können diese schlicht nicht abgespielt werden.
Nun, also bleiben wir bei Audio/MP3-CDs und meinem USB-Speichermedium. Die Bedienung ist recht simpel gestaltet, das Navigieren in Playlisten und Ordnern ist anhand des Browse-Encoders und der „Folder-Taste“ funktioniert gut.
Wissen sollte man, dass man eine Überebene über Ordnern über „Root“ erreichen kann und vor allem, dass das Scrollen in Track-Listen direkt dazu führt, dass der Track geladen und abgespielt wird (sofern ein Track gerade läuft). Das finde ich in der Tat für die Nutzung sehr hinderlich, denn so kann man nicht bei einem laufenden Track bereits einen nächsten suchen und diesen erst dann laden, wenn der vorherige ausgelaufen ist. Zwar kann man in der Ordner-Struktur einen Schritt hoch und dort auch andere Alben/Ordner auswählen, öffnen sollte man diese jedoch nicht, denn dies würde das umgehende Laden des ersten Tracks nach sich ziehen. Sinnvoller wäre es, wenn der Push-Encoder nicht nur zum Öffnen von Alben/Ordnern gedacht wäre, sondern auch zum Laden von Tracks und nicht bereits das reine Hinscrollen zu einem Track auch das Laden bedeuten würde.
Davon abgesehen ist die Navigation auch bei kleiner Display-Größe recht gut machbar. Das Display zeigt zudem alles Notwendige an. Track-Titel und Track-Name, darüber die Zeit (Elapsed oder Remain). Rechtsseitig wird der Pitch-Wert und das Tempo angezeigt, ebenso ob das Master Tempo eingeschaltet ist – oder nicht.
Dazu gibt es jedoch auch eine rote LED neben der Taste. Die Funktion des Master-Tempos, also das Beibehalten der Tonhöhe bei verändertem Pitch-Wert, funktioniert überdurchschnittlich gut und kann auch über verschiedene höhere Pitch-Werte ausgereizt werden.
Thema Pitch-Werte: Die Pitch-Range am Numark MP103 USB ist in vier Schritten einstellbar: 4, 8, 16 und 100 % jeweils Plus/Minus. Neben dem Pitch-Regler gibt es Pitch-Bend-Tasten, mit denen die Abspielgeschwindigkeit kurzzeitig angehoben oder abgesenkt werden kann – für den kurzen Schub oder Bremsung.
Über die Tasten Time/Single/Program können die Einstellungen des Gerätes vorgenommen werden.
Das Jog-Wheel/Jog-Dial ist, soweit so positiv, fest verbaut, wackelt nicht und lässt sich leicht drehen. Sehr leicht. In meinen Augen zu leicht, denn es dreht auch nach dem Loslassen fröhlich weiter und das mehr als nur eine Viertel-Umdrehung. So müsste man es sowohl beim Track-Search als auch bei Nutzung der Effekte (Brake) bis zum gewünschten Punkt hindrehen und dort selbst stoppen, bevor es weiterdreht. Hier hätte es ein wenig weniger „Freilauf“ sein dürfen. Davon abgesehen jedoch lässt es sich sehr gut nutzen – eingeschränkt natürlich dadurch, dass das Gerät in den meisten Fällen vertikal eingebaut sein wird.
Die Umschaltung zwischen den Medien CD und USB funktioniert problemlos, eingeschränkt ist man ausschließlich in der Wahl der Dateiformate auf USB-Speichermedien, was ich, wie bereits erwähnt, leider als Minuspunkt notieren muss.
Effekte & Loops für DJs am Numark MP103 USB
Sicherlich ein wenig ungewöhnlich, aber vorhanden sind vier Effekte am Numark MP103 USB. Das Gerät bietet in Form von vier Tasten, welche Effekte ausgewählt, aber auch wieder abgeschaltet werden können/müssen. Zur Verfügung steht „Search“, „Scratch“, „Reverse“ und „Brake“. Alle diese Effekte werden über das Jog-Wheel gesteuert, was zum ersten natürlich dazu führt, dass „Search“ kein Effekt, sondern halt Track-Search ist. Das ist auch ohne den „Effekt“ über das Jog-Wheel möglich, mit dem eingeschalteten „Effekt“ lässt sich jedoch schneller im Track scrollen.
Der Scratch-Effekt ist dann schon eher ein Effekt und ermöglicht es, das Jog-Wheel für das zu nutzen, für was ein Jog-Wheel bei klassischen Table-Top Player im Vinyl-Mode oder halt ein echter Plattenteller gemacht ist: zum Scratchen. Das funktioniert mit einem Jog-Wheel an einer vertikalen Front eher so mäßig, was der Größe wie auch der Position des Jog-Wheels geschuldet ist. Wer den Unterschied kennt: Das hier verbaut Rad ist auch eher als Jog-Dial zu bezeichnen, weniger als Jog-Wheel.
Reverse ist, was Reverse nun einmal ist, unabhängig vom Jog-Wheel, wird hier die Abspielrichtung umgedreht.
Brake ist ebenso, was Brake verspricht, jedoch abhängig vom Jog-Wheel. Hier kann durch Drehung des Jog-Wheels die Abspielgeschwindigkeit gebremst oder beschleunigt werden. Dabei wird die Veränderung als Pitch-Wert angezeigt ebenso als Veränderung bei dem BPM-Wert, den der Numark MP103 recht solide selbst berechnet.
Braucht man die Effekte? Das ist eine ganz andere Frage. Ich selbst sehe bei dem Einsatzzweck dieses Gerätes weniger den Bedarf an „DJ-Effekten“ als zusätzliche Funktionen, jedoch braucht man sich auch nicht zu beschweren.
Nützlicher sind ohne Frage Loops, die hier mit einem manuellen In- und Out-Punkt gesetzt werden können. Das bedarf es ab ewines sehr guten Timings, denn die Loop-Punkte können später nicht mehr manuell verändert werden. Realistisch: Das ist schwierig, möchte man genau einen 4/4-Takt treffen. Übung macht den Meister und es ist möglich, einen nahezu sauberen Loop zu treffen, vergleichbar jedoch mit aktuellen DJ-/CD-Playern ist das nicht. Per Out-Taste kann der Loop verlassen werden, per Reloop kann man jederzeit zurück in den Loop springen. Praktischerweise auch, wenn der Track gar nicht spielt – man kann sich also ein Sample in den Loop legen und per „Reloop“ genau in dieses springen.
Qualität und Haptik
Qualitativ gibt es bei dem Numark MP103 USB absolut nichts zu beanstanden. Die Verarbeitung ist einwandfrei, das Gerät wirkt solide und für einen längeren Einsatz ohne Schäden gut gerüstet.
Die Bedienung ist in den Grundsätzen für jeden, der einen klassischen CD-Player bedienen kann, leicht möglich, die weiteren Features wie Effekte oder Loops sind sicherlich für Nutzer mit mehr Erfahrung, die sich auch an das Gerät gewöhnt haben. Inwieweit diese für den Einsatzzweck überhaupt relevant sind, sei dahingestellt.
Einzig am Jog-Dial gibt es von meiner Seite aus etwas zu beanstanden: Ich persönlich finde es zu leichtläufig.
Danke für den Test. Ja ein Gerät, welches man Heutzutage nicht mehr braucht. Dank Streaming reicht ein Smartphone. Die DJ Effekte braucht keiner an einem 19 Zoll Gerät.
Selbst Tanzgruppen kommen heute mit USB Stick und das Format der Musik Dateien ist nicht immer bekannt.
Vielleicht für den seniorenclub um Schlager und volksmusik abspielen zu können?
@Numitron Da ist er entweder zu kompliziert oder wie bei meiner 86 jährigen Schwiegermutter zu umständlich. Die nutzt Spotify und Alexa 😁
Ich denke, man sollte nicht außer Acht lassen, wie viele Kunden sich ein solches Gerät privat zuhause hinstellen: Die CD-Player der großen Anbieter (so es sie noch gibt) sind ausstattungsmäßig inzwischen so primitiv, dass man Probleme bekommen kann, wenn man z.B. mal ein bisschen mehr als Track und Spielzeit im Display sehen will, eine Trackreihenfolge programmieren möchte oder gar die Index-Funktion in Anspruch nehmen möchte, die zum Red Book Standard gehört.
Jetzt werden sich viele die Augen reiben und sich fragen: Wer zur Hölle will das denn heute noch? Dabei wird wie so oft die klassische Musik außer Acht gelassen, deren Umsatz sich nach Zahlen des BVMI auch heute noch zu fast 70% aus dem physischen Geschäft speist. Und da ebenjener BVMI in seinem Jahrbuch ausweist, dass Vinyl-LPs in der Klassik nach wie vor fast gar keine Rolle spielen, müssen das wohl CDs sein.
Die Klassik ist mit ihren komplexen Werkstrukturen prädestiniert dafür, dass man weder mit einem Schallplattenspieler noch mit einem Streamingservice glücklich wird. Erst die CD hat Klassikwerke (vor allem die, in denen Sätze, Arien usw. ohne Pause durchgespielt werden) für Laien erst „durchschaubar“ gemacht.
Ob Klassikkunden nun gerade zum Numark-DJ-Player greifen, lasse ich mal dahingestellt; die TASCAM-Rundfunkplayer sollen aber sehr verbreitet unter „Klassikhörern“ sein.
@UAP True that!
Und ja, in der Tat, solche Geräte gehen noch in Installationen vieler unterschiedlicher Arten. Bars, Tanzschulen, Konferenz, Gastro allgemein…das sind noch deutlich mehr Geräte, als man denken würde. Das Angebot wird aber kleiner. Tascam, Denon und dieser hier…Omnitronic hat noch ein paar günstige, das war es dann auch schon..