Ausgewogen klingende Westerngitarre mit Cutaway.
Der Name Ovation zählt zweifellos schon lange zu den ganz großen, wenn es um akustische Gitarren geht. Markantestes Merkmal dieser zumeist in den höheren Preislagen angesiedelten US-Instrumente ist sicherlich der Boden, welcher nicht nur aus dem Werkstoff Lyrachord (einer verbesserten Fiberglass-Konstruktion), sondern auch durch seine runde Form, genannt „Roundback“, auffällt. Eigentlich stammt der Entwickler der Ovation-Instrumente, Charles H. Kaman, aus der Luftfahrt-Branche. Doch dies hinderte ihn nicht daran, seine Forschung und die Erfahrung mit diesem in den 60er Jahren entwickelten und im Detail verbesserten Kunststoff auch im Instrumentenbau einzusetzen. Mit Erfolg, denn Ovation-Gitarren besitzen neben einem wirklich guten Sound auch eine äußerst große Popularität und das schon seit vielen Jahren. Dafür sorgen auch prominente Stars und Sternchen aus den unterschiedlichsten Musikrichtungen wie Melissa Etheridge, Al Di Meola, Steve Lukather, Yngwie Malmsteen, Shania Twain, Lenny Kravitz oder Ober-Bösewicht Mick Thompson von Slipknot.
Wie auch viele andere US-Hersteller lässt Ovation unter strengen Vorgaben Instrumente in Fernost fertigen. Zu diesem Kreise zählt auch unser heutiger Testkandidat, die in China produzierte und nur in limitierter Auflage erhältliche Ovation DJA34-AL aus der „Demented-Serie“, deren erhältliche Modelle vom aktuellen Guns n‘ Roses-Guitarrero DJ Ashba optisch designt wurde. Nur nett anzuschauen oder auch klanglich eine „richtige“ Ovation? Der folgende Test sollte uns alle schlauer machen.
Die DJA34-AL wird in einem robusten Gigbag geliefert, was bei dem günstigen Verkaufspreis ja nicht immer selbstverständlich ist. Die Gitarre besitzt die typische, unverwechselbare Ovation-Form mit ihrem „Roundback“ als Boden. Ein mit einer Schraube versehener abnehmbarer Deckel dient als Zugang zum Innern des Instrumentes, um beispielsweise Korrekturen des Halswinkels vorzunehmen oder Defekte in der Elektronik zu beseitigen, falls diese einmal auftreten sollten. Die Klinkenbuchse zur elektrischen Abnahme der Gitarre befindet sich ebenso auf der Rückseite. Besser wäre es gewesen, diese (wie auch sonst bei vielen anderen Herstellern üblich) im Gurtknopf unterzubringen. Denn mit einem eingesteckten Klinkenkabel besteht die Gefahr, die Buchse eventuell im „Eifer des Gefechts“ aus ihrer Verankerung im „Roundback“ zu brechen.
Die Decke der DJA34-AL wurde aus Fichte gefertigt und besitzt die ebenfalls Ovation-typischen sogenannten Multi Soundholes im oberen Bereich der Zargen, es gibt also kein zentrales, mittig angeordnetes Schallloch im herkömmlichen Sinne. Die auflackierte Grafik im Vollmond-Design ist natürlich Geschmackssache, sie wurde aber sehr professionell aufgetragen und wirkt in keinster Weise billig und/oder minderwertig. Der Steg aus Walnussholz ist ebenfalls sehr sorgfältig verarbeitet und wurde sauber auf der Decke verleimt.
Der Hals des Instrumentes besteht aus Nato, einem asiatischen Holz, das dem Farbton des Mahagonis sehr nahe kommt. Meist wird dieses günstige und schnell nachwachsende Holz noch zusätzlich rot-braun eingefärbt, um die vermeintliche Verwandtschaft zum „beliebten und bewährten“ Tonholz Mahagoni noch mehr zu unterstreichen. Eingesetzt wurden zweiundzwanzig Bünde in ein Rosenholz-Griffbrett, wirklich spielbar sind allerdings nur siebzehn Bünde, da das Griffbrett ab diesem Bund schräg abgefräst wurde. Verarbeitungsmängel sind nicht festzustellen, sowohl die Bünde als auch das Griffbrett sind sauber verarbeitet und bieten keinen Anlass zur Kritik. Dasselbe gilt für den Hals-Korpusübergang, der dank des großzügig geschnittenen Cutaways ein Bespielen bis in die letzte Lage problemlos erlaubt. Am zwölften und dreizehnten Bund ziert zudem ein Inlay des „neuen“ Guns n‘ Roses-Gitarristen das Griffbrett.
Die Kopfplatte im ebenso typischen Ovation-Design besitzt sechs Closed Type-Mechaniken in schwarzchrom. Hier zeigen sich erste Schwächen, beziehungsweise wo bei der Konstruktion der Gitarre gespart wurde. Die Mechaniken laufen nicht sehr präzise auf ihren Achsen und lassen ein Stimmen der DJA34-AL gelegentlich zur Geduldsprobe werden. Sind sie aber erst einmal in Stimmung gebracht, verrichten sie ganz ordentlich ihren Dienst. Neben dem Ovation-Schriftzug gibt es auch hier am Headstock noch einmal ein Signet von DJ Ashba zu sehen.
Der PreAmp OP-4BT
Im oberen Zargen eingelassen findet sich der Ovation-PreAmp OP-4BT. Neben einem Volume-Poti und einer Dreiband-Klangregelung (BASS, MIDDLE und TREBLE), die sich in einem Bereich von +/-12dB variieren lässt, besitzt dieser PreAmp auch ein eingebautes Stimmgerät. Eine LED warnt bei zu niedriger Batteriespannung, und der zum elektrischen Betrieb der Gitarre benötigte 9 Volt-Block besitzt direkt daneben ein eigenes Fach, das sich leicht öffnen und schließen lässt. Im Lieferumfang steckt hier bereits eine Batterie drin, man kann also direkt und ohne Umwege die DJA34-AL elektrisch verstärken. Auch hier gibt es nichts zu mäkeln, sowohl der PreAmp als auch das Batteriefach sind sauber in den Zargen eingelassen. Am oberen Ende des Zargen sitzt dann noch ein Gurtknopf, sein Gegenüber finden wir erwartungsgemäß am unteren Ende des Bodys.
Sound/Praxis
Und, wie klingt denn nun eine Ovation „Made in China“? Überraschend gut! Die DJA34-AL besitzt ein sehr ausgewogenes Soundspektrum. Knurrige, drahtige Bässe und ein brillantes Höhenspektrum verwöhnen ab dem ersten gegriffenen Akkord. Ebenso überraschend erscheint die hohe Lautstärke der Gitarre, die den Wunsch nach einer elektrischen Abnahme erst einmal in den Hintergrund drängt. Das Werks-Setting allerdings ist eher etwas dürftig, die Saitenlage ist deutlich zu hoch geraten. Das sollte aber durch Korrigieren des Halswinkels und eventuellem Abschleifen der Stegeinlage schnell in den Griff zu bekommen sein. Dann macht es sicher mehr Spaß auf dem Instrument auch mal die höheren Lagen und das Cutaway zu nutzen. Spielern, die sich weniger virtuos auf dem Instrument austoben wollen, werden dies vielleicht aber noch nicht einmal bemerken.
Deadspots, Schnarren oder ähnliche „unwillkommene Phänomene“ sind nicht zu vernehmen, egal wo man sich auf dem Hals befindet, und die Medium-Jumbobünde verzeihen auch weniger gut getroffene Akkorde oder Scales. Seine Mensur beträgt 648mm, und aufgrund der recht schmalen Sattelbreite und des zierlichen Profils dürfte er vielen Spielern dank dieser Maße sehr entgegenkommen.
Trotz (oder gerade wegen) des „Roundbacks“ lässt sich die DJA34-AL auch im Sitzen und ohne Gurt angenehm tragen und bespielen. Und sie schmiegt sich gut an den Körper des Spielers an, dafür sorgt auch nicht zuletzt das auffallend niedrige Gewicht des Instrumentes.
Der integrierte PreAmp OP-4BT macht seinen Job ganz ordentlich, wenngleich er auch eine ernstzunehmende Abnahme im Studio durch ein hochwertiges Mikrofon nicht ersetzen kann. Er arbeitet dennoch nahezu geräuschfrei und bietet sich durchaus für Live-Sessions oder Ähnliches an, bei denen Durchsetzungskraft wichtiger erscheint als ein „Studio High-End-Sound“. Aufpassen sollte man nur mit der unglücklich platzierten Klinkenbuchse, die bei ungeschicktem Handling der Gitarre schnell aus dem Roundback rausbrechen könnte.