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Test: Pioneer DJM-900NXS2, DJ-Club-Mixer

(ID: 140602)

Effekthascherei

Vergrößert haben sich dafür die Color FX-Filter-Kappen. Wie bekannt bestimmen sie die Aktivität eines der sechs links angewählten Effekte und in fast allen Fällen wirken sie Tief- bzw. Hochpassfilter. Ergänzt wurden sie jetzt von dem zusätzlichen „Parameter“, der bspw. beim Filter die Resonanz oder dem Dub Echo (einem Multitap-Delay) das Feedback regelt. Besonders musikalisch finde ich den neuen Sweep-Effekt, wohinter sich in linker Stellung ein Gate (Parameter regelt die Abgehacktheit des Signals) und in rechter ein Hochpassfilter verbirgt. Im Unterschied zum verwandten Transformer-Effekt wird das Signal hier abhängig vom Rhythmus der Musik anstatt fest quantisiert im Zeitraster zerstückelt. Dadurch klingt dieser Effekt jedes Mal anders, aber immer passend zum Titel – schöne Sache.

Die Haupteffektsektion hat ein neues, feiner auflösendes Display bekommen. Dieses bildet oben Tempo und den Effektnamen sowie je nach gewähltem Effekt entweder die Quantifizierung oder den zusätzlichen Parameter ab, der über das X-Pad gesteuert werden kann. Dabei sind die Abstufungen nicht auf die acht dort aufgedruckten beschränkt, sondern von 1/16 bis 64 Beats über die darunter liegenden Taster wählbar. Zudem kann man durch simples Drehen des Time-Potis, von der aktuellen Auswahl ausgehend, das Tempo millisekundengenau verändern. Die Effekte werden über den schönen Lutschdrops-großen Taster unten eingeschaltet oder auch durch Halten des X-Pads. Für viele Effekte funktioniert die Parameter-Umschaltung nicht abrupt, sondern gleitet zeitlich gut abgestimmt ineinander über. Neu ist auch, dass der angewählte Effektkanal nicht im Display, sondern durch Indikatoren auf dem jeweiligen Kanal angezeigt wird. Handelt es sich um eine Crossfaderseite, der mehrere Kanäle zugewiesen sind, leuchten alle jeweiligen Kanäle auf. Außerdem wurde das gesamte Frequenzband über Taster dreigeteilt, mit denen man nun auch nur beliebige Bereiche des Spektrums effektieren kann. Der Rest wird parallel dazu ohne Effekt mit abgespielt. Sind alle Bereiche abgewählt, bleibt das Signal trocken. Dies macht neue die Effektsektion sehr musikalisch, intuitiv bedienbar und noch flexibler als bisher. Allerdings ist die Cue-Möglichkeit weggefallen, was den einen oder anderen stören mag.
Außerdem gibt es neue Klänge zu bestaunen. Pingpong ist ein Delay, welches das Signal abwechselnd zwischen dem linken und rechten Kanal umher wirft. Vinyl Brake bildet recht authentisch einen (allerdings schnell) auslaufenden Plattenspieler ab. Helix (ähnlich dem alten Spiral) ist ein mit Pitch Shift kombiniertes Delay, dessen Parameter, die sich wie am Gummiband gezogen, beschleunigen oder verlangsamen. Ferner wurde das Reverb verbessert, dessen Hallfahne auch gefiltert werden kann. 
Weggefallen sind in diesem Jahrgang Robot, Melodic, Spiral und der Reverse Roll.

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Die Effektsektion mit neuem Display, erweiterem X-Pad und 3-Band-EQ.

Die Effektsektion mit neuem Display, erweitertem X-Pad und 3-Band-EQ

Die Krone setzt sich Pioneer mit der externen Effektschleife auf, die nun unabhängig (aber nur für denselben Quellkanal wie der Haupteffekt) statt alternativ genutzt werden kann. Sie lässt sich entweder als Insert in den jeweiligen Kanal zurückspeisen oder als Aux (wie beim Send/Return in Studios) auf einen freien Kanal routen. Auf diesem muss lediglich der Aux-Eingang gewählt werden. Dadurch kann darauf gesondert ein EQ und Crossfading angewendet werden. Die digitale Logik des Mixers verhindert bei fehlenden Effektgeräten die Schleifenaktivierung und lässt auch keine Routings zu, die zu fiesen Feedbackschleifen führen können. Damit nimmt einem das Gerät vor allem im Live-Einsatz einigen Gehirnschmalz ab und bewahrt vor so manchem Fauxpas. Und als wär dies noch nicht genug der Flexibilität, kann über den USB-A-Port rechts oben auch ein Mobilgerät wie bspw. ein Tablet-PC mit entsprechender App als Effektgerät genutzt werden.

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Diese Funktionsvielfalt und permanent bereitstehende Rechenleistung fordert ihren Tribut in Form 60 Watt Leistungsaufnahme, wo der Vorgänger noch mit auch nicht geringen 42 auskam. Das ist mehr, als sich so mancher Laptop unter Volllast genehmigt. Das Gerät wird auch im Leerlauf schon recht warm und in Zeiten zunehmender Relevanz von Öko-Effizienz und steigender Strompreise ein nicht ganz irrelevanter Punkt.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    FLTRHND

    Irgendwie glaube ich nicht das dieser Mixer seinen Preis Wert ist. Oder besser gesagt, er ist seinen Preis evtl. schon Wert aber man muss sich doch schon sehr fragen ob man das alles wirklich braucht.
    Ich komme aus der Technorichtung ich habe ein Nou 4 von Ecler voll Analog ohne Effekte nichtmal mit Filtern und das reicht mir vollkommen aus. In Vielen Clubs stehen dann solche Funktionsmonster für über 2000€ deren ganzen LED und Bildschirme an das Cockpit der Millennium Falcon erinnern…und am Ende nutzt man dann doch nur mal höstens die Filter oder so…ist zumindest aus meiner vielleicht doch recht beschränkten Sichtweiße so. Aber mir ist jetzt nichts bewusst wo das volle Potential genutzt wird, ohne das gleich auf Spezialmixer ala Battlemixer von Rane etc gesetzt wird…für mich ist der einfach nichts…aber für mich sind die CDJs auch nichts das geht mir vom Look her alles zu sehr Richtung 2009er Pioneer Nachrüstradio im 2er Golf eines Dorfjugendlichen mit Sub im Kofferraum und LED Streifen im Innenraum.
    :D

    • Profilbild
      Danny Who AHU

      @FLTRHND Ich persönlich sehe das ähnlich, weil meine Musik vor allem durch gute Tracks und ihre bewusste, stimmige Zusammenstellung brillieren soll. Dafür ist ein guter Klang des Mixers und gute Verarbeitung und einfacher Workflow wichtig, Effekte aber kaum. Darum habe ich seit 10 Jahren meinen Rotary und erst die aktuellen Ranes mit ihrer hochwertigen, volldigitalen Struktur reizen mich wieder.

      Auch stimmt es wohl, dass die meisten Leute im Club an diesem Mixer nicht mehr als am alten DJM-600 nutzen, hier holt man sich viel, oft brach liegende Power ins Haus. Darum stellte ich ja eingangs auch die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines neuen Modells. Die positiven Neuerungen hätte Pioneer größtenteils schon in den Vorgängern bringen können, an moderner DSP-Technik liegt es nicht ¯\_(ツ)_/¯

  2. Profilbild
    monomood

    Schade das mit keinem Wort erwähnt wird, dass die Midi DIN Schnittstelle weg gefallen ist. Das war ne super Möglichkeit um ohne viel Gefummel eine Drummachine (z.B. Analog Rytm) ins Setup zu integrieren bzw. zu synchronisieren.

    • Profilbild
      Danny Who AHU

      @monomood Danke für die Ergänzung, monomood. Das ist in der Tat weggespart worden (ebenso wie Faderstart) und ärgerlich für solche Zwecke. Das braucht nun ein weiteres Zwischengerät. Da MIDI nicht das stabilste Clocking hat, kann genau das zu Komplikationen führen.

  3. Profilbild
    DJ Ronny

    Ich sehe das etwas anders. Sicher ist das wichtigste, wie es der DJ durch seine Musikauswahl und Dramaturgie bringt, das Publikum zu begeistern. Aber Möglichkeiten durch Effekte der ganzen Sache noch mehr seine Kreativität auszuleben finde ich toll. Wobei ich Effekte pro VA sehr sparsam einsetze. Was mich aber immer mehr stört, dass die Hersteller immer mehr den Weg gehen, dass nur ihre eigenen Produkte kompatibel sind. So werden wir immer mehr eingeschränkt, uns das zusammen zu stellen, was uns am besten gefällt. Blöd ist auch, wie im Test beschrieben, dass die Pegelanzeige nicht tut was sie soll, sondern bis ins rot gefahren werden kann.

  4. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    „Ich bin eher [für] ein vernünftigen Gain-Stagings und mehr Metering im Bereich unter 0 dB. Aber hier hat sich einfach eine Kultur durchgesetzt, der sich kaum noch ein Hersteller widersetzt und ich komme mir wie der vom Krieg erzählende Opa vor, dem keiner mehr zuhören mag – sei es drum.“

    Du hast mein vollstes Verständnis und meinen Zuspruch, Danny!

    Markus :)

  5. Profilbild
    Kosh

    nachdem vor ca. einem jahr (?) die meldung rauskam, dass pioneer pioneer-dj abgestoßen/verkauft hat, war ich sehr skeptisch, wie es mit dem dj-equipment aus dem ehemaligen hause pioneer weitergeht. auch wenn der neue mixer nichts für mich ist, muss ich nach lesen des tests doch sagen, dass sich meine skepsis ein wenig verflüchtigt hat. die wertige bauweise, die für dj-equipment von pioneer typisch war scheint zumindest beibehalten worden zu sein… und auch die weiterentwicklung der recordbox spricht für sich. hard- und software proprietär zu vermengen hat bereits nativ instruments vorgemacht… auch wenn ich mit meinem ddj-sr für die nächsten mindestens fünf jahre bestens versorgt bin (mal schauen, ob erst er oder erst meine lunge schlapp macht), so ist doch gut zu wissen, dass pioneer dj weiterhin qualität liefert.

    • Profilbild
      Max Neumann

      @Kosh Auch nicht gerade unwichtig für viele Nutzer ist das kleine aber feine Detail, dass gegenüber seinem Vorgänger die Traktor-Scratch Zertifizierung weggefallen ist und auch Serato mit dem Club-Kit nicht mehr unterstützt wird.
      Also heißt es für alle DVS-Nutzer wieder Interfaces mitschleppen und ankabeln.

      Das mag daran liegen, dass Pioneer natürlich nun seine eigene Software vermarkten möchte ist für die meisten aber ein riesiger Rückschritt!

      Mal abgesehen davon, dass ich sowieso absolut kein Freund der Pioneer-Geräte bin, finde ich eine solche Politik einfach wiederlich!

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