Teuer – aber auch gut?
Bei der Vorstellung des Pioneer DJM-900NXS2 fragte ich mich, warum denn nun schon wieder etwas Neues präsentiert wird. Doch der Vorgänger (hier der Testbericht) hat tatsächlich schon fünf Jahre auf dem Buckel gehabt und dessen Vorgänger, der DJM-800, ist inzwischen 10 Jahre alt. Wie schnell die Zeit doch vergeht. Also schauen wir mal, ob sich außer einer minimalen Namensänderung etwas Substanzielles getan hat.
Groß und wertig
Mein letzter Clubformat-Mixer hat mich vor 10 Jahren verlassen und orientierte sich noch am DJM-600 mit seinen rund 32 x 37 Zentimetern. Dagegen ist der aktuelle Kandidat mit seinem gut 41 x 33 Zentimetern noch einmal deutlich gewachsen. Insbesondere die Geräte der CDJ-Serie sind als halbe Plastikbomber verschrien und auch beim DJM-900NXS2 hat wie sein Vorgänger eine Kunststoffvorderkante. Doch die restliche Anmutung hat gegenüber dem alten Modell einen Sprung nach vorn gemacht. Die Oberseite ist bis auf die Sound Color FX-Sektion und den Bereich um das Display matt, alle Potis haben Metallschäfte, sind mit dem Gehäuse verschraubt und zumeist mit gummierten Kappen bestückt, die sich sehr schön greifen lassen.
Pioneer-typisch sind die Taster alle mit kurzen Wegen und gut definiertem Klick versehen und die Schiebeschalter rasten fest ein und lassen sich dabei dennoch leicht genug verstellen. Die Fader laufen sehr schön mittelschwer, weich und haben dabei ein wunderbar geringes seitliches Spiel. Laut Hersteller sind sie gegen Eindringen von Schmutz und Feuchtigkeit weitgehend geschützt. Der neue magnetische Crossfader spielt wie seine Kompagnons in der Königsklasse mit, da er butterweich läuft. Jedoch kann er hin und wieder beim Umherschnipsen etwas zurückschlagen, was bei der Konkurrenz aber ebenso oft passiert. Wie seit einigen Jahren beim Hersteller üblich, sind die Kappen intelligenterweise vor versehentlichem Wegschnipsen durch eine spezielle Befestigungsweise geschützt.
Irgendwie glaube ich nicht das dieser Mixer seinen Preis Wert ist. Oder besser gesagt, er ist seinen Preis evtl. schon Wert aber man muss sich doch schon sehr fragen ob man das alles wirklich braucht.
Ich komme aus der Technorichtung ich habe ein Nou 4 von Ecler voll Analog ohne Effekte nichtmal mit Filtern und das reicht mir vollkommen aus. In Vielen Clubs stehen dann solche Funktionsmonster für über 2000€ deren ganzen LED und Bildschirme an das Cockpit der Millennium Falcon erinnern…und am Ende nutzt man dann doch nur mal höstens die Filter oder so…ist zumindest aus meiner vielleicht doch recht beschränkten Sichtweiße so. Aber mir ist jetzt nichts bewusst wo das volle Potential genutzt wird, ohne das gleich auf Spezialmixer ala Battlemixer von Rane etc gesetzt wird…für mich ist der einfach nichts…aber für mich sind die CDJs auch nichts das geht mir vom Look her alles zu sehr Richtung 2009er Pioneer Nachrüstradio im 2er Golf eines Dorfjugendlichen mit Sub im Kofferraum und LED Streifen im Innenraum.
:D
@FLTRHND Ich persönlich sehe das ähnlich, weil meine Musik vor allem durch gute Tracks und ihre bewusste, stimmige Zusammenstellung brillieren soll. Dafür ist ein guter Klang des Mixers und gute Verarbeitung und einfacher Workflow wichtig, Effekte aber kaum. Darum habe ich seit 10 Jahren meinen Rotary und erst die aktuellen Ranes mit ihrer hochwertigen, volldigitalen Struktur reizen mich wieder.
Auch stimmt es wohl, dass die meisten Leute im Club an diesem Mixer nicht mehr als am alten DJM-600 nutzen, hier holt man sich viel, oft brach liegende Power ins Haus. Darum stellte ich ja eingangs auch die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines neuen Modells. Die positiven Neuerungen hätte Pioneer größtenteils schon in den Vorgängern bringen können, an moderner DSP-Technik liegt es nicht ¯\_(ツ)_/¯
Schade das mit keinem Wort erwähnt wird, dass die Midi DIN Schnittstelle weg gefallen ist. Das war ne super Möglichkeit um ohne viel Gefummel eine Drummachine (z.B. Analog Rytm) ins Setup zu integrieren bzw. zu synchronisieren.
@monomood Danke für die Ergänzung, monomood. Das ist in der Tat weggespart worden (ebenso wie Faderstart) und ärgerlich für solche Zwecke. Das braucht nun ein weiteres Zwischengerät. Da MIDI nicht das stabilste Clocking hat, kann genau das zu Komplikationen führen.
Ich sehe das etwas anders. Sicher ist das wichtigste, wie es der DJ durch seine Musikauswahl und Dramaturgie bringt, das Publikum zu begeistern. Aber Möglichkeiten durch Effekte der ganzen Sache noch mehr seine Kreativität auszuleben finde ich toll. Wobei ich Effekte pro VA sehr sparsam einsetze. Was mich aber immer mehr stört, dass die Hersteller immer mehr den Weg gehen, dass nur ihre eigenen Produkte kompatibel sind. So werden wir immer mehr eingeschränkt, uns das zusammen zu stellen, was uns am besten gefällt. Blöd ist auch, wie im Test beschrieben, dass die Pegelanzeige nicht tut was sie soll, sondern bis ins rot gefahren werden kann.
„Ich bin eher [für] ein vernünftigen Gain-Stagings und mehr Metering im Bereich unter 0 dB. Aber hier hat sich einfach eine Kultur durchgesetzt, der sich kaum noch ein Hersteller widersetzt und ich komme mir wie der vom Krieg erzählende Opa vor, dem keiner mehr zuhören mag – sei es drum.“
Du hast mein vollstes Verständnis und meinen Zuspruch, Danny!
Markus :)
nachdem vor ca. einem jahr (?) die meldung rauskam, dass pioneer pioneer-dj abgestoßen/verkauft hat, war ich sehr skeptisch, wie es mit dem dj-equipment aus dem ehemaligen hause pioneer weitergeht. auch wenn der neue mixer nichts für mich ist, muss ich nach lesen des tests doch sagen, dass sich meine skepsis ein wenig verflüchtigt hat. die wertige bauweise, die für dj-equipment von pioneer typisch war scheint zumindest beibehalten worden zu sein… und auch die weiterentwicklung der recordbox spricht für sich. hard- und software proprietär zu vermengen hat bereits nativ instruments vorgemacht… auch wenn ich mit meinem ddj-sr für die nächsten mindestens fünf jahre bestens versorgt bin (mal schauen, ob erst er oder erst meine lunge schlapp macht), so ist doch gut zu wissen, dass pioneer dj weiterhin qualität liefert.
@Kosh Auch nicht gerade unwichtig für viele Nutzer ist das kleine aber feine Detail, dass gegenüber seinem Vorgänger die Traktor-Scratch Zertifizierung weggefallen ist und auch Serato mit dem Club-Kit nicht mehr unterstützt wird.
Also heißt es für alle DVS-Nutzer wieder Interfaces mitschleppen und ankabeln.
Das mag daran liegen, dass Pioneer natürlich nun seine eigene Software vermarkten möchte ist für die meisten aber ein riesiger Rückschritt!
Mal abgesehen davon, dass ich sowieso absolut kein Freund der Pioneer-Geräte bin, finde ich eine solche Politik einfach wiederlich!
@Max Neumann …huch, habe die Info in einem Nebensatz nun doch teilweise gefunden. Sorry.