Lass dich weichklopfen
Pittsburgh Modular hat eine weitere Lebensform gesichtet und ans Tageslicht gebracht, den Pittsburgh Modular Lifeforms Percussion Sequencer. Wir haben ja bereits schon einige der agilen Tierchen getestet und der Percussion Sequencer soll nun Sequencing in bewährter Lauflichtprogrammierung ins Eurorack bringen. So weit, so unspektakulär, mal sehen, ob Pittsburgh Modular auch hier wieder seine typische Finesse eingebracht hat.
Kein Sequencer wie jeder
Ganz wichtig: Der Pittsburgh Modular Lifeforms Percussion Sequencer ist kein Klangerzeuger, aber auch kein reiner Trigger-Lieferant, denn Pittsburgh geht hier einen Mittelweg. Die Steuerausgänge der vier separaten Drum-Spuren sind keine Gates, sondern Hüllkurven-CVs, deren einzig verstellbarer Parameter die Decay-Zeit ist. Die Hauptattraktion sind aber die vier VCAs. Folgerichtig verfügt der Percussion Sequencer über vier Ein- und vier Ausgänge. Diese können mit kontinuierlichen Signalen belegt werden (z.B. Rauschen) und erfahren dann durch den VCA eine Percussionifizierung. Das macht das Gerät zunächst mal vielseitiger einsetzbar als eine reine Gate-Schleuder.
Hardware
Zur Hardware gibt es wie immer bei Pittsburg Modular nur Positives zu berichten. Alle Potis sind hochwertig, mit angenehm öligen Drehwiderstand. Es gibt insgesamt vier Potis für die Decays der vier Sequencer-Spuren und eins, um die spurbezogenen bzw. globalen Sequencer-Effekte zu regeln.
Die Mikroschalter sind auf der Unterplatine verlötet und haben durch die lange Achse etwas Spiel auf der Frontplatte, was ich aber nicht als störend empfinde. Angetrieben wird das Ganze von einer Arduino-Mega, was potentielle Update-Fähigkeit bedeutet. Allerdings wies der User swellkoerper im Artikel über die Rack Keys kb-1 darauf hin, dass den Pittsburgh Modulen eher selten Updates zuteilwerden.
Das Tastenfeld mit den 16 Unterteilungen besteht aus kapazitiven Elementen, die voneinander abgesetzt sind. Jedes dieser Pads verfügt über eine LED, die für eine Vielzahl von Anzeigeaufgaben genutzt wird. Um die Anzahl der Bedienelemente zu verringern, gibt es für fast jeden Mikroschalter/Step-Pad eine Doppelbelegung. Zum Glück sind diese Doppelbelegungen alle aufgedruckt, so dass man sich – nach etwas Einarbeitung – gut zurechtfindet. Das Einzige, was mich ein wenig stört, ist, dass die doch recht kleine Beschriftung unterhalb der Mikroschalter platziert ist und somit oft durch die eigenen Hände verdeckt wird.
Unter der Haube
steckt ein Vierspur-Sequencer mit maximal 32 Steps pro Pattern. Insgesamt können 32 Pattern gespeichert werden – eine Backup-Möglichkeit gibt es nicht. Da die Step-Länge für jeden Kanal einzeln eingestellt werden kann, sind polyrhythmische Pattern ohne Weiteres möglich. Da es nur 16 Pads gibt, muss man über den „steps“-Schalter die zweiten 16 Steps aufrufen. Um die Orientierung zu behalten, zeigen zwei LEDs an, in welcher Bank man sich gerade befindet. Zusätzlich zur Länge der Channel-Pattern gibt es noch eine globale Pattern-Länge. Diese bestimmt dann auch im Performance-Modus, bis wohin das Pattern läuft, bevor das nächste Pattern gespielt wird.
Die Mute-Funktion ermöglicht es, die einzelnen Spuren stummzuschalten. Was fehlt, ist ein globaler Mute. Denn alle vier Spuren gleichzeitig zu schalten, erfordert zuviel Fingerakrobatik, um live sinnvoll einsetzbar zu sein.
Es kann zwischen interner und externer analoger Clock gewählt werden (Triggerimpulse mit +10V). Das Tempo der internen Clock wird über Tapping eingestellt, das einer externen kann zu den Faktoren 2, 4 und 8 geteilt werden.
Über eine Copy/Paste-Funktion können Pattern als Ganzes kopiert werden. Einzelne Spuren können aber leider nicht kopiert werden. Die Effekte sind dabei immer Teil des Patterns und werden mit kopiert.
Pattern können sowohl in einem Step-Mode (klassische Lauflichtprogrammierung) oder direkt über das Pad eingespielt werden, wobei immer auf den nächstliegenden Step quantisiert wird.
Effizient und effektiv?
Bis jetzt ist alles ordentlich und handfest. Die Würze bringen allerdings die Effekte. Es stehen insgesamt sechs Effekte zur Verfügung: shift, glitch, density, morph, swing und add/drop (zu hören in den Beispielen). Für jede Spur kann ein eigener Effekt eingestellt werden, das gilt auch für die globale Effektspur. Dieser globale Effekt wird dann über die Kanaleffekte gelegt. Das sorgt für gehörig Abwechslung und macht den Pittsburgh Modular Lifeforms Percussion Sequencer auch für Ambient interessant. Jeder Effekt kann dabei noch mit dem „effect value“-Regler beeinflusst werden. Dieser wählt aus sieben Variationen eines jeden Effektes aus und schaltet in der Nullstellung den Effekt ganz aus. Angezeigt wird das über die untere Reihe der Touch-Pads.
Bedienung
Zunächst tut man sich schwer und überlegt öfter, welchen Taster man drücken muss, um zum Ergebnis zu kommen. Das Feedback über die LEDs leistet dabei aber gute Hilfe. Was ich mir aber auf keinen Fall zutrauen würde, wäre das Gerät im Live-Einsatz zu benutzen, wenn es über mehr als das Umschalten von Pattern hinausgehen soll. Denn selbst für einen Pattern-Wechsel muss man zwei Finger einsetzen.
Klang
Die Hüllkurven der VCAs sind gut optimiert auf Percussion-Sounds. Von ganz kurzen „Shakern“ über normale „Toms“ bis hin zu lang ausklingenden „Becken“ kann man hier alles abgreifen.
Besten Dank für das Zitat. Um es nochmal zu präzisieren – die Jungs von PGH sehen das Feature-Set und die Benutzeroberfläche als eine Einheit an, wie das auch sein soll. Von daher gibts keine Updates im Sinne von Funktionserweiterung. Hat sich irgendwo ein Fehler eingeschlichen, ob in Software oder Hardware, stehen sie natürlich zu ihren Produkten und bessern nach, ASAP.