Lifstyle & Lifeform
Bereits die ersten Module und Synthesizer von Pittsburgh Modular haben mich nachhaltig beeindruckt. Zunächst war es nur das Look & Feel der Module, aber vor allem auch der Cases. Immer wenn wir hier in der Redaktion ein Case von Pittsburgh zum Testen erhielten, war alleine deshalb schon die Begeisterung groß. Mit der Lifeforms-Reihe hat Pittsburgh Modular Synthesizers aber einen Weg eingeschlagen, der entgegen der puren Modular-Philosophie komplett vorverdrahtete Systeme auf den Markt gebracht hat, die wiederum in Baugröße, Design und Funktion perfekt aufeinander abgestimmt sind. Und auch bei unseren Autoren und Lesern kamen die Lifeforms offensichtlich hervorragend an.
Umso neugieriger war ich schließlich, als sich die Gelegenheit bot, auf der Superbooth 2018 den Mastermind und Gründer von Pittsburgh Modular Synthesizers kennenzulernen – Richard Nicol. Voll Engagement und Begeisterung hat er dort seine Kreationen persönlich in Einzelsessions den interessierten Musikern vorgeführt. Mehr noch, eigentlich durfte man diese Sessions getrost als Workshops bezeichnen, mit hohem Lernfaktor.
Der äußerst sympathische Engländer hatte daher während der Superbooth nur wenig Zeit für ein Interview, weshalb wir dieses zeitlich ein wenig aufgeschoben und schließlich zum Großteil per E-Mail geführt haben.
Peter:
Hi Richard!
Richard:
Hallo! Vielen Dank für das Interview.
Peter:
Wie begann alles bei dir mit Synthesizern? Wann wurde das erste Mal dein Interesse für Synthesizer geweckt?
Richard:
Als Teenager hatte ich einen Freund, der spielte mir Front by Front von Front 242 vor. Dieses Album hat meine Sichtweise auf Musik und Sounds verändert. Seither bin ich auf der Suche nach schrägen und einzigartigen Klängen.
Peter:
Wie kam es zur Gründung von PITTSBURGH MODULAR?
Richard:
Anfangs war PITTSBURGH MODULAR nur ein Hobby, um meine Eurorack-Leidenschaft zu unterstützen. Ich entwarf einen einfachen, aber schrulligen LFO namens VILFO. Davon baute ich ein paar an den Wochenenden im Keller. Ich dachte damals, wenn ich drei davon verkaufen würde, könnte ich ein neues Modul für mein System finanzieren. Von da an wuchs das Geschäft ziemlich schnell.
Peter:
Wie groß muss man sich PITTSBURGH Modular heute vorstellen?
Richard:
Wir sind kleiner als du glaubst. PM war vor einigen Jahren größer, doch wir haben uns entschieden, auf eine überschaubare Größe zu reduzieren. Wir konzentrieren uns auf die Entwicklung und den Bau einzigartiger Instrumente. Die Größe und die Ausrichtung unseres Unternehmens erlauben es Michael Johnsen und mir, uns darauf zu konzentrieren, die analoge Technologie voranzutreiben.
Peter:
Wie viele Leute arbeiten bei euch? Wie viele sind davon in der PM-Entwicklung beschäftigt?
Richard:
Wir haben sieben Angestellte. Michael Johnson und ich kümmern uns um die Entwicklung, der Rest unseres Teams ist verantwortlich für die Produktion, Vertrieb, Kundendienst und Betrieb. Wir sind eine sehr glückliche Mannschaft!
Peter:
PITTSBURG MODULAR ist mir als erstes aufgefallen durch sein Design – sowohl von den Modulen, aber auch vor allem durch die dunklen Holz-Cases, die wunderschön sind. Wer ist der Designer bei euch?
Richard:
Die Cases sind eine Teamleistung. Ich bin glücklich, mit Michael Importier (ein anderer Michael) und einigen anderen sehr talentierten Schreinern zu arbeiten. Sie verwandeln unsere Designs in wunderschöne Synthesizer-Gehäuse mit felsenfester Power.
Peter:
Von Anfang an hat PM Module für Eurorack entwickelt. Nun scheint es aber so, dass ihr auch Standalone-Units entwickelt. Zeichnet sich da eine grundsätzlich Richtungsänderung ab?
Richard:
Es ist mehr wie eine Evolution. Mit eigenständigen Synthesizern können Michael und ich ein komplettes Musikerlebnis gestalten. Mit Standalone-Synthesizern können wir der größeren analogen Synthesizer-Community einiger der Arbeiten und Innovationen anbieten, die wir für das Eurorack entwickelt haben.
Peter:
Hast du den Eindruck, dass der Eurorack-Markt langsam gesättigt sein könnte?
Richard:
Möglicherweise, aber für das Eurorack gibt es so viele Designer, die interessante analoge und digitale Module erstellen, die die Grenzen der Synthese erweitern. Dies zwingt Eurorack zur Weiterentwicklung – was ich großartig finde! Michael Johnson und ich interessieren uns für analoge Synthesen und das Eurorack-Format ist für unsere Ideen nach wie vor die beste Plattform.
Peter:
Wie entwickelt sich denn bei euch das Geschäft? Gibt es Kernmärkte, die besonders stark sind?
Richard:
Es läuft gut und wir vertreiben unsere Produkte weltweit. Wir konnten PM zu einer nachhaltigen Plattform für den Austausch unserer Ideen ausbauen. In der Produktion sind wir klein und können nur so viele Instrumente gleichzeitig bauen, dass man bei uns nachbestellt.
Peter:
Wie kann man sich durch die immense Menge von Wettbewerbern am Eurorack-Markt noch abheben?
Richard:
Wir versuchen nicht mit anderen Eurorack-Anbietern zu konkurrieren. Stattdessen konzentrieren wir uns darauf, das analoge Synthesizer-Design voranzutreiben und unsere Instrumente für sich selbst sprechen zu lassen.
Peter:
Mit eurer Lifeforms-Linie habt ihr auch Eurorack-Module entwickelt, die für sich alleine bereits ein integriertes, vollständiges System bilden. Widerspricht das nicht ein wenig dem Eurorack-Gedanken, sich beliebige Module von unterschiedlichen Anbietern zusammenstellen zu können?
Richard:
Für das Eurorack gibt es keine vorgefassten Regeln, was modular ist. Dadurch können wir an jedes unserer Module unterschiedliche Erwartungen richten. Die meisten Lifeforms-Module konzentrieren sich auf eine einzige Funktion, aber wir bieten die SV-1 an, eine vollständig modulare Synthesizer-Stimme. Verschiedene Künstler werden sich den Instrumenten zuwenden, die ihren musikalischen Bedürfnissen am besten entsprechen.
Peter:
Geht das Lifeforms-Konzept auf? Wie sind hier die Absatzzahlen?
Richard:
Der Umsatz von Lifeforms hat unsere Erwartungen übertroffen, die Lifeforms-Linie war ein Wendepunkt für uns. Es war der Beginn unserer Umstellung auf ein komplexeres, innovatives Design. Der Doppelhelix-Oszillator und das dynamische Impulsfilter sind Beispiele für diese Philosophie.
Peter:
Ihr seid einer der wenigen Hersteller, die sich immer noch dem Dogma verschrieben haben, soviel wie möglich „analog“ zu realisieren (mal abgesehen von MIDI etc.). Immer mehr Hersteller integrieren aber inzwischen kleine Prozessoren und DSPs in die Module für Sampling, Effekte, Schwingungsformen usw. Wie steht ihr dazu?
Richard:
Wir entwerfen analoge Instrumente, weil wir von den Möglichkeiten analoger Schaltungen fasziniert sind. Analog hat so viel zu bieten. Wir haben gerade erst begonnen, an der Oberfläche zu kratzen.
Peter:
Wohin soll die Reise gehen, Richard? Wie groß soll Pittsburgh Modular werden und in welche technischen Bereiche wollt ihr vorstoßen?
Richard:
Ich will nicht, dass sich Pittsburgh Modular vergrößert. Ich würde gerne mit einem größeren Synthesizer-Hersteller zusammenarbeiten, um die Verfügbarkeit unserer innovativen Schaltungen außerhalb der Boutique-Synthesizer-Community zu erweitern. Mein Ziel für PM ist ganz klar definiert, Michael Johnsen und ich möchten die Möglichkeiten analoger Schaltungen vorantreiben. All unsere Bemühungen konzentrieren sich auf die Entwicklung von Produkten mit neuen, einzigartigen analogen Technologien.
Peter:
Kann sich Pittsburgh Modular vorstellen, irgendwann auch Synthesizer mit richtigen Keyboards zu entwickeln, vielleicht sogar polyphon?
Richard:
Wir haben niemals darüber gesprochen, einen polyphonen Synthesizer zu designen, aber wir würden wirklich gerne einen Synthesizer mit einem integrierten Keyboard bauen … irgendwann einmal.
Peter:
Lieber Richard, wir danken dir herzlich für das Interview und wünschen dir eine erfolgreiche Zukunft!
Der hat sehr große Ähnlichkeit mit Matt Dämon:-))
@DieDolle hehehe… witzig, wollte sowas Ähnliches auch schreiben. Da scheint der Gedanke also doch nicht zu abwegig zu sein.
Die Lifeforms-Produkte sind keineswegs nur die semimodularen Module oder Desktopsynthies, sondern auch ein Re-Design bestehender Eurorackmodule wie das MIDI3. Ein Facelift sozusagen. Es sind auch ein paar komplette Neuentwicklungen darunter. Äusserst sympathische Company, in meinem Rack haben sich ein paar Module ein Stammplatz erkämpft.
Mein erstes PM-Modul war der super-simple „Sequencer“, der aber dennoch über einen Reset-Input sowie Hold und Add (etwa zum Transponieren) verfügte. Zudem kann die Länge zwischen 4,6 & 8 Steps eingestellt werden. Zu ihm gesellten sich dann noch der „MixMult“ und „Outs“. Verarbeitung und Funktionalität sind einwandfrei bei relativ günstigen Preisen und ich habe auch schon ein Auge auf den „Micro Sequence“ geworfen. Auch der „MicroVolt 3900“ ist sehr reizvoll, allerdings habe ich keinen Platz mehr für weitere Desktop-HW…