Flachmännische Tasten fürs Rack
Seit Anfang des Jahres ist das Eurorack Keyboard KB-1 von Pittsburgh Modular erhältlich. Ausgestattet mit einer kapazitiven Tastatur, die genau über eine Oktave geht, dazu auch drucksensitiv ist, bietet das Keyboard jedoch mehr als nur einfach eine abgestimmte Spannungsquelle für 1V/Okt-Systeme. Was dieses „mehr“ ist, wird dieser Test des Pittsburgh Modular Lifeforms KB-1 zeigen.
Einfach mal in die Tasten hauen
Die glatte Tastatur des KB-1 überstreicht genau eine Oktave inklusive des nächsten ‚C‘. Es stehen also 13 durch weiße Ränder abgesetzte Pads zur Eingabe von Noten zur Verfügung. Die weißen Abgrenzungen sind etwas erhaben, damit man beim Überstreichen das Gefühl einer abgesetzten Taste hat. Zusätzlich dazu gibt es noch weitere Steuerungselemente. Zwei Pads, die mit Trigger 1 und Trigger 2 bezeichnet sind und vier weitere – gekennzeichnet mit Preset 1 bis Preset 4. Diese sind etwa fingernagelgroß und etwa 1,5 mm hinter der Frontplatte angebracht, wie auch die Keyboardfläche selber. Durch die geringe Größe kommt man allerdings oft mit der etwas scharfen Frontplattenkante in Berührung. Ein eher unangenehmes Gefühl, aber nicht etwa verletzungsgefährdend. Zu den Presets gehört auch jeweils ein Poti, das den Preset-Spannungswert einstellt.
Erstaunlich kommunikativ
Es gibt zwei komplette Kanäle für die Synthesizer-Steuerung, bestehend aus CV, Gate (5V) und Pressure Werten. Die Tastatur ist druckempfindlich und gibt an der Pressure-Buchse Werte von 0 bis 6V aus. Trigger 1 und 2 haben je eine Ausgangsbuchse, an der bei Betätigung ein Gate-Signal ausgegeben wird. Zwei Buchsen für Preset-CV und Preset-Gate runden die Ausgänge ab. Damit wäre der Testbericht auch schon beinahe zu Ende, wenn man noch erwähnt, dass an den Preset-Buchsen jeweils die Spannung des gewählten Presets liegt, die eben über die Potistellung eingestellt wird und ebenfalls 0 bis 6V betragen kann.
Aber halt – es gibt auch noch eine Clock-In und eine Clock-Out Buchse. Das muss auch so sein, denn das KB-1 arbeitet eben auch als Arpeggiator oder als Sequencer, den man mit Step-Eingabe programmieren kann. Es können vier Sequenzen zu 64 Steps gespeichert werden, die über die vier Preset-Flächen aufgerufen werden können.
Vierfacher Modus
Das KB-1 kennt vier Betriebsmodi: Mono, Duo, Arpeggio und Sequencer. Im Monomode werden die gleichen CV-Werte auf Kanal 1 und 2 ausgegeben, über den Edit-Button kann man in jedem Modus weitere Einstellungen vornehmen. Im Monophonic-Modus ist es das Noten- und Triggerverhalten. Es stehen alle gängigen Varianten zur Verfügung: Last, Low, und High-Note Priority, jeweils mit und ohne Retrigger. Ausgewählt werden die Optionen über die ersten sechs „weißen“ Tasten des Keyboards. Die Control-Buttons Oct+ und Oct- erklären sich von selbst. Benutzt man den Key-Button, steuert der Druck auf die Notenfläche nicht mehr den Pressure-CV, sondern initiiert einen Stottereffekt, der auf der Clock-Einstellung basiert (zwei-, vier- oder achtfache Clock-Geschwindigkeit). Auch ein Hold-Button fehlt nicht.
Im Duophonic Mode können die beiden CV-Trios getrennt gespielt werden. Spielt man die Noten einzeln an, so wechselt die Ausgabe jeweils zwischen Channel 1 und Channel 2. Hält man eine Note gedrückt, werden darauf folgende Eingaben nur noch dem anderen Kanal zugewiesen. Und so kann man, wenn immer zwei Tasten gedrückt und wieder losgelassen werden, tatsächlich duophon spielen. Geeignet ist das eher für zwei identische Sounds, denn eine der beiden Noten wird man immer zuerst treffen, und so schalten die angesprochenen Synth-Stimmen kaum kontrollierbar hin und her.
Auf und ab
Der Arpeggiator stellt das Arpeggio in der Reihenfolge der gedrückten Noten zusammen, wobei maximal 10 Noten zu einem Arpeggio zusammengestellt werden können. Dazu muss entweder die interne Clock aktiv sein oder eine Clock von außen zugeführt werden. Die interne Clock legt man durch dreimaliges Betätigen des Clock-Button fest. Um die externe Clock zu nutzen, muss die interne zunächst über Edit+Clock deaktiviert werden. Gestartet wird das Arpeggio mit dem Run-Button, über Edit erreicht man wieder verschiedene Optionen. So kann das Arpeggio über eine, zwei oder drei Oktaven springen und die beiden CV-Kanäle identisch oder im einfachen oder doppelten Oktavabstand zueinander stehen. An ein Random-Note-Trigger wurde ebenfalls gedacht, der betrifft sowohl die Auswahl der Noten als auch das Gate-Triggern selbst. Im Flip-Modus werden die Noten abwechselnd auf Channel 1 und Channel 2 ausgegeben.
„Da das ganze System auf einer Arduino Mega basiert, die lustig hinten angeflanscht ist, kann man wohl auch mit Updates rechnen, die die eine oder andere Funktion nachliefern könnten.“ – In einer Shop-Präsentation der Lifeforms-Module hat Richard von Pittsburgh Modular klargestellt, dass nachgelieferte Updates nicht so ihr Ding sind. Wenn der Funktionsumfang und das Userinterface definiert sind, wird auch nichts mehr geändert. Ich mag den Ansatz. Was passiert, wenn man ein limitiertes Interface mit Funktionen vollstopft, hat man beim MAQ 16/3 gesehen. Man darf gespannt sein, wie sich PGH weiter entwickelt. Zuletzt haben sie ihr Lifeforms-Ökosystem bevölkert und keine klassischen Module mehr veröffentlicht.
Passend zum Tag der Deutschen Einheit: „probability based gate bursts“ – wunderschön. Sowas kann ein KeyStep natürlich nicht.
Ein Gesuch, etwas „off-topic“:
Kennt jemand eine fertige Tastaturlösung, die sich in ein 19Zoll-(Winkel-)Rack schrauben lässt? Ich denke an 36 (Mini-)Tasten auf z.B. 3HE, ähnlich der Tastatur im microKORG oder diversen Controllerkeyboards, aber mit echtem MIDI-Ausgang, gerne einem oder zwei Wheels oder Knöppen (bei weniger Tasten natürlich).
Ich möchte gerne alsbald einen Racksynth mit auf Tour nehmen und auch „im Rack spielen“, den SE-1X, aus dem auf diese Weise ein Art „Minimoog für Arme“ werden soll.
Gibt/gab es so etwas jemals zu kaufen?
Muss ich mir ein abgesägtes Controllerkeyboard ins Rack kleben?