Viele Feature zu einem guten Preis
Das Presonus Quantum 2626 ist das neuste 24 Bit/192 kHz Thunderbolt 3 Interface der Quantum-Familie und bietet zu Genüge Anschlussmöglichkeiten. Presonus hat mittlerweile eine Tradition von einem sehr fairen Preis-Leistungs-Verhältnis, egal ob USB oder Thunderbolt. Ob das Quantum 2626 diese Tradition fortführt, finden wir im Test heraus.
Auspacken
In der völlig aus Kartonage bestehenden Verpackung befindet sich das Quantum 2626, das dazu gehörige Netzteil, eine Ultrakurzanleitung und eine Lizenz für die Studio Magic Plugin-Suite, die man bei Registrierung des Gerätes mit einem kostenlosen Presonus-Kundenkonto auf der Website der Firma erhält.
Ein Thunderbolt 3-Kabel befindet sich nicht im Lieferumfang, was noch mal Kosten von ca. 40,- Euro verursacht. Der Inhalt der Magic-Studio-Suite wechselt von Zeit zu Zeit, aktuell sind darin enthalten:
- Ableton Live Lite – DAW-Demo
- Arturia Analog Lab Lite – Preset-Player-Plugin
- Brainworx bx_opto – exzellenter optischer Kompressor
- Plugin Brainworx bx_rockrack – Gitarrenverstärker
- Plugin Cherry Audio Voltage Nucleus – virtuelles modulares Synthese-Plugin mit 22 Modulen
- iZotope Neutron Elements – Kompressor, EQ, Exciter und Transient Shaper-Plugin
- Klanghelm SDRR2tube – exzellenter Kompressor mit Sättigung
- KV331 Audio Synthmaster Player – Preset-Synthesizer-Plugin
- Lexicon MPX-i Reverb, Hall-Plugin
- Mäag Audio EQ2 – Equalizer mit Air-Band, Plugin
- Melodics – Klavierspiel-Trainingsprogramm
- Native Instruments REPLIKA – Delay-Plugin
- Output Movement – umfassendes Modulationseffekt-Plugin
- SPL Attacker Plus – Attack Transienten-Designer, Plugin
- Studio Linked Trophies R&B Sounds, virtuelles Instrument
- UJAM Virtual Drummer 2 PHAT – Funky Urban Drums, virtuelles Instrument
- UVI Model D – Konzertflügel, virtuelles Instrument
Anschlüsse
Das 2626 bietet je acht analoge Ein- und Ausgänge. Die Eingänge auf der Vorderseite sind als XLR-Kombobuchsen ausgeführt. Hier können Mikrofone und Line-Level-Geräte angeschlossen werden. Phantomspeisung kann per Taste an den Eingängen in den zwei Gruppen 1 bis 4 und 5 bis 8 zugeschaltet werden. Nur an die ersten beiden Eingänge können hochohmige Instrumente direkt angeschlossen werden.
Die Eingangsempfindlichkeit aller analogen Eingänge wird über die acht Potis auf der Vorderseite eingestellt und wartet mit einer Lautstärkeanhebung von 60 dB auf, was auch schwächeren Mikrofonen auf die Sprünge helfen sollte.
Eine LED pro Kanal zeigt dabei rudimentär die Stärke des Eingangssignals an. Die LED-Anzeige regiert erst ab -50 dBFS, liegt die Signalstärke darüber, leuchtet sie grün. Bei -2,0 dBFS wird die Anzeige gelb und bei -0,5 dBFS wird sie rot, was gleichzeitig Clipping-Alarm bedeutet. Für die Mikrofonvorverstärker kommen im Übrigen die allseits bewährten XMAX-MicPres zum Einsatz, die in (fast) jedem Interface von Presonus vorzufinden sind.
Der Dynamikumfang für die Mikrofoneingänge wird mit 131 dB angegeben, die Instrumenteneingänge mit >106 dB und bei den Line-Eingängen sind es >118 dBu. Die maximale Eingangsläutstärke darf +18 dBu betragen.
Des Weiteren befindet sich auf der Vorderseite noch der Regler für die Lautstärke der Main-Ausgänge, der das Ausgangssignal um 80 dB verstärken kann.
Den Abschluss bilden die beiden Kopfhörerausgänge, die zwar eine getrennte Lautstärkeregelung, aber keine getrennte Kanalzuweisung haben, somit fix auf die Main-Ausgänge geschaltet sind. Der Dynamikumfang beträgt hier >110 dB und bleibt damit etwas hinter den Hauptausgängen zurück. Laut Handbuch dürfen hier Kopfhörer mit einer Impedanz von 16 bis 300 Ohm angeschlossen werden. Ein Test mit meinem Beyerdynamic DT-880 Pro 250 Ohm Edition war ohne Abstriche zufriedenstellend.
Auf der Rückseite befinden sich die Preamp-Ausgänge zum Einschleifen von weiteren Geräten wie Kompressoren, EQs oder Hall-Geräte in die Eingangskanäle 1 und 2. Danach folgen die Line-Return-Kanäle, die fest mit den Eingangskanälen 1 und 2 verbunden sind. Dabei haben die Return-Kanäle Vorrang vor den Mic/Instrumenten-Eingängen auf der Vorderseite und sind logischerweise auch nicht von der Aktivierung der Phantomspeisung betroffen. Danach folgen die acht analogen Ausgänge 1 bis 8 im großen Klinkenformat und mit einem Dynamikumfang von >118 dB und einer max. Ausgangslautstärke von +18 dBu.
Die weiteren analogen Ausgänge sind die Main-Buchsen, die direkt das Signal vom Rechner wiedergeben. Deren Lautstärke kann mit dem Poti an der Frontseite reguliert werden können. Alle Ausgänge sind im Übrigen DC-coupled, können also mit Eurorack Modularsystemen verwendet werden (Frequenzumfang beachten).
An digitalen Audioschnittstellen bietet das Quantum 2626 zwei SMUX-fähige ADAT-Ports. Diese arbeiten aber genau wie das S/PDIF-Pärchen nur bis 96 kHz. Bei Sample.Frequenzen darüber stehen nur noch den analogen Buchsen zu Verfügung.
Ein MIDI- und ein Wordclock-Pärchen runden das Bild ab. Die Wordclock ist mit 70 ps Jitterfestigkeit zwar nicht die beste am Markt, aber allein das Vorhandensein dieser Profifunktion in dieser Preisklasse ist einfach nur ein ganz großes Plus! hier lässt sich also noch etwas an der Signalqualität drehen.
Der Thunderbolt 3-Anschluss ist mit dem bidirektionalen Apple Thunderbolt 2/ 3-Adapter kompatibel zu Thunderbolt 2.
Bei der Stromversorgung fällt positiv auf, dass der DC-Anschluss arretierbar und damit vorm Rausrutschen etc. geschützt ist. Auf der Rückseite befindet sich auch der Netzschalter, sprich bei einem Einbau ins Rack wird es sehr schwer da dran zu kommen.
Im Einsatz am Computer
Das 2626 ist eine einfache Ein-Aus-Box. Kein internes Routing, keine Effekte oder sonstige Features die man mit bezahlen muss und damit die Handhabung in der DAW besonders übersichtlich macht.
Allerdings läuft, wie bei allen Thunderbolt-Geräten, ohne Computer und Treiber gar nichts. Letzteren lädt man sich schnell von der Presonus-Website herunter und installiert ihn. Das 2626 ist zwar auch kompatibel mit MacOS Catalina, allerdings wird noch eine Kernel-Extention (*.kext) installiert, die seit der WWDC 2019 laut Apple als „überholt“ eingestuft ist und bald keine Zukunft mehr haben wird.
Das Presonus Universal Control-Panel fällt dementsprechend auch sehr spartanisch aus und außer dem sehr praktischen und guten Real-Time-Analyzer mit K12, K14 und K20 sowie R128-Kalibierung und ein paar Voreinstellungen lässt sich dort sonst gar nichts einstellen.
Aber so einfach zu handhaben das 2626 auch sein mag, die fehlende Möglichkeiten zum internen Routen der Kopfhörerausgänge, Pre-Amp und Return-Kanäle schränken die Flexibilität doch schon recht ein.
Latenzen und Frequenzen
Latenzen (Ableton Live 10.4)
48k @24 Bit
64 Samples Ein: 1,50 ms / Aus: 1,67 ms / Loop: 3,17 ms
128 Samples Ein: 2,83 ms / Aus 3,00 ms / Loop: 5,83 ms
256 Samples Ein: 5,50 ms / Aus: 5,67 ms / Loop 12,2 ms
96k @24 Bit
64 Samples Ein: 0,75 / Aus: 0,92 ms / Loop: 1,67 ms
128 Samples Ein: 1,42 ms / Aus: 1,58 ms / Loop: 3,00 ms
256 Samples Ein: 2,75 Aus: 2,92 ms / Loop: 5,67 ms
192k @24 Bit
64 Samples
Ein: 0,38 ms / Aus: 0,53 ms / Loop: 0,91 ms
128 Samples Ein: 0,71 ms / Aus: 0,86 ms / Loop: 1,58 ms
256 Samples
Ein: 1,38 ms / Aus: 1,53 ms / Loop: 2,91 ms
Was die Latenzen angeht, kann das 2626 hier schon mal enorm punkten. Selbst unter ungünstigen Umständen ist hier problemloses Live-Monitoring drin.
Frequenzen
Messungen dieser Art werden von mir grundsätzlich als Looptests durchgeführt, um ein normale Arbeitsbedinungen zu Simulieren und dienen als Beipiele, die nicht in die Endwertung mit einfließen.
Der Frequenzgang ist sehr linear und wurde für den Line-Level Abgriff der Ein-/Ausgänge 3 und 4 auf ca. 0 dBFS eingepegelt (ca. 9 Uhr Stellung der Potis).
Bei steigender Verstärkung zeigt sich dann zunehmend die obige Beule ab oberem Rand des Frequenzspektrums.
Die harmonischen Verzerrungen halten sich bis ca. 0 dBFS sehr in Grenzen. Das Bild zeigt den Line-Level Abgriff der Ein-/Ausgänge 3 und 4, wobei pink die Linie ohne Verstärkung ist und blau auf ca. 0 dBFS eingepegelt wurde.
Die Phasenlage sieht nicht so glamourös aus, ist aber unbedenklich. Auch hier wurde ein Line-Level Abgriff der Ein-/Ausgänge 3 und 4 gemacht, wobei pink die Linie ganz ohne Verstärkung ist und blau auf ca. 0 dBFS eingepegelt wurde.
Beim Hammertein-Test zeigt sich mit zunehmender Frequenz auch eine zunehmende harmonische Verzerrung.
Klang
Beim 2626 habe ich seit einiger Zeit wieder mal eine „Einbrennphase“ aktiv miterlebt. Zu Anfang schien der Sound u. a. räumlich und hohl gleichzeitig zu sein, zusammen mit einer sehr nach hinten gerückten Phantommitte. Das hatte wenig mit dem Presonus-Sound, den ich von meinen ganzen Tests der Studio- bis zu Quantum-Serie gut kenne, zu tun. Das legte sich aber nach ein paar Tagen und die alten Qualitäten kamen zurück. Wenn ihre also ein fabrikneues Gerät bekommt, gebt ihm etwas Warmlaufzeit.
Das Bemerkenswerteste am Klang des 2626 ist, wie unbemerkenswert er ist. Das 2626 liefert schon eine gute Gesamt-Musikalität und ein gute Detailauflösung, aber die Tiefenstaffelung lässt schon zu wünschen übrig. Eine lebendige 3D-Wiedergabe sollte man hier nicht suchen. Den Klang eines Presonus Quantum 2, 1820c und Studio 68 (das klanglich sogar knapp vor dem Quantum Flaggschiff liegt) habe ich als „besser“ in Erinnerung. Das 2626 ist nicht schlecht, aber es schrammt auch immer nur so an der Grenze zu „überzeugendem Klang“ entlang.
Beim Schellen-Intro von „Making of Cyborg“ vom Ghost in the Shell Anime Soundtrack erreicht das 2626 nur eine ein 3+ (von 7), wobei etliche andere Interfaces auf eine 4+ kommen, die Höhen sind also ein klein wenig bedeckt.
Aber beim R-Test wurde die Konsonantenfolge (siehe Mytek Brooklyn-Test) gut erkennbar dekliniert, was auf eine entsprechend gute Transientenabbildung schließen lässt. Hier haben generell in den letzten Jahren sehr viele Interface, gerade im unteren Preissektor, deutlich aufgeholt.
Auch ist die Durchhörbarkeit bei überproduzierten Stücken wie „We‘re in This Together“ von NIN, schon völlig OK. Was mich allerdings schon etwas beeindruckt, ist die Signalstabilität, die z. B. bei dem NIN-Song oder Björk Mutual Core oder Emptyset Fragment oder auch Vivaldi nicht wegbricht.
Dennoch stoße ich hier und da beim Medienkonsum auf ein merkwürdiges Verhältnis der Phantommitte zur Raumabildung, das mir nicht gefällt.
Dann verband ich die Wordclock meines Mytek Stereo192 mit dem 2626 und der Sound wurde sofort eine ganze Klasse definierter, lebendiger und offener. Auch das Phantommitte-Raumklang-Ding legte sich. Der Sound des 2626 machte plötzlich richtig Spaß und überzeugte auf voller Linie und im Schellen-Intro kommt das 2626 hier sogar noch auf eine 4.
So es ist das Ergebnis zwar auf der einen Seite zwar sehr positiv, relativiert sich aber wieder im Hinblick auf die Anschaffungskosten, wenn zum Thunderbolt-Kabel, -Adapter auch noch eine Wordclock hinzukommt.
Danke für den tollen und fundierten Test! Hattest du zufällig schon Gelegenheit das neue Steinberg Thunderbolt Interface zu Gehör zu bekommen? Würde mich sehr interessieren, was du im Bezug auf die Wandler-Qualität denkst :)
@Raphael Tschernuth Hi Raphael,
danke,
sorry zum Steinberg kann ich nichts sagen. Die Steinbergs (wie u.a. auch MOTU und Apogee) gingen mir bisher irgendwie immer durch die Lappen bei der Testvergabe. Du kennst das sicher auch. :)