Schweizer Präzision
Die PSI Audio Active 21M Studio RD Monitore sind eine Meisterarbeit im Audiobereich, soviel muss ich schon vorweg nehmen. Jeder, der sich nicht im gut situierten Profibereich bewegt oder zufällig über mehr als das nötige Kleingeld verfügt, sollte hier nicht weiterlesen. Denn Appetit holt man sich beim Lesen des Tests auf jeden Fall.
Runde 5.200,- Euro für zwei Studiomonitore ist schon kein Pappenstiel.Die Frage, die sich am ehesten stellt ist: Ab wann zahlt man nur noch für Reputation oder auch die schweizer Währung. Ich wage aber zu bezweifeln, dass ich das im Laufe des Tests herausfinden werde. Wenn ich es mir ernsthaft überlege, möchte ich das auch gar nicht.
Die Schweizer Firma PSI Audio ist kein Neuling auf dem Markt, die Anfänge gehen bis Mitte der 70er zurück. Zuerst im Hi-Fi-Bereich angesiedelt kamen später PA (Public Address) Systeme dazu, bis in den 90ern – auch beeinflusst durch eine Zusammenarbeit mit dem Schweizer Unternehmen Studer – zusätzlich Studiomonitore mit ins Sortiment genommen wurden.
2004 wurde Studer, wie vielen wahrscheinlich bekannt, aufgekauft. Die Folge war der Schritt zurück zur Eigenständigkeit und quasi die Neugeburt von PSI Audio. Full Range Studio Monitor Systeme auf 100% analoger Basis.
PSI Audio Active 21M Studio RD
Dass mich eine Spedition anfährt und eine mehr als sicher verpackte Palette in den Eingangsbereich gefahren wird, ist mir bei Amazona auch noch nie passiert. Wahrscheinlich auch gerade deswegen ereilt mich eine gewisse Demut beim weiteren Transport und ich gehe noch sorgfältiger als sonst mit den aktiven Lautsprechern um.
Wie zu erwarten recht schwer, bringen die PSI Audio Active 21M Studio RD rund 14 kg (Stück) auf die Waage, was bei den Ausmaßen von B250 x H400 x T300 ein übliches Gewicht ist. Die Monitore sind weinrot lackiert, die Ecken abgerundet. Der Boden ist nicht geschützt, hier geht man wahrscheinlich davon aus, dass sie sanft gelagert werden. Etwas später lese ich, dass normalerweise Gummi-Pads mit zum Lieferumfang gehören. Das Gehäuse besteht aus MDF (Mitteldichte Holzfaser Platten). Generell fällt sofort auf, dass die Boxen eher spartanisch und auf das Wesentliche beschränkt bestückt sind.
Precision Sound Image, das bedeutet die Abkürzung PSI, viel höher kann man einen Standard verbal nicht definieren. So langsam offenbart sich mir auch der Grund für den, anfangs schon angesprochenen hohen Preis. Handarbeit, jahrelange und intensive Entwicklung, Weiterentwicklung im Detail und sogar einen Weltrekord hat das Unternehmen auf seiner Fahne stehen. Der handgefertigte Tweeter (Hochtöner) verfügt über den höchsten Sounddruck-Level im Verhältnis zur geringsten Verzerrung.
Schauen wir uns die Physis der Boxen mal etwas genauer an. Das Gehäuse ist vom integrierten Verstärker entkoppelt, was eine Übertragung von Resonanzen vermindert.
Bestückt ist der Monitor mit zwei Wegen, mit einem 217/170 mm Tieftöner und einem 100/25 mm Hochtöner. Unter dem Woofer ist eine Öffnung, um dem Bass Luft zu verschaffen. Auf der Stirn hat jede Box eine grüne LED sitzen, die sich bei Übersteuerung oder im Standby-Modus in Rot verwandelt. Auch der interne Limiter wird beim Eingriff mit rot angezeigt.
Die Rückseite ist ebenso spartanisch ausgerüstet oder man kann auch sagen, auf das Wesentliche reduziert.
Hier findet man einen Level (Lautstärkenregler) und einen Bass Roll Off, um Raumdefizite auszugleichen. Einen XLR-Eingang, einen An/Aus-Schalter und eine Buchse für einen Kaltgerätestecker.
Intern gibt es aber noch genug technische Raffinessen. Zu finden ist die AOI, die ALG die CPR und die PSC Technologie, hierauf gehe ich gleich noch mal kurz ein. Ansonsten verfügen die PSI Audio 21Ms über diverse Features. Zum Beispiel, in einem kompakten Gehäuse, über einen maximalen SPL (Sound Pressure Level) bei 1 Meter Abstand bis 119 dB (Paar).
Die RMS (Root Mean Square) Leistung liegt bei 120 und 50 Watt, die Crossover-Frequenz bei 2,4 kHz. Die Response liegt bei -6 dB zwischen 38 – 23.000 Hz, die THD (Total Harmony Distortion) bei weniger als 1,4 % (90 Hz – 12 kHz).
Die Endstufen sind von der Kategorie Class-G, diese Art von Verstärker kombiniert die Vorteile von AB-Verstärkern mit einer höheren Effizienz und weniger Verzerrung. Dazu verfügen sie über eine geringere Wärmeübertragung. Die Übertragungsfrequenz ist nahezu linear und verspricht eine dementsprechende Neutralität.
Kommen wir mal zu den PSI-Spezialitäten, die intern für einen nahezu perfekt abgestimmten Endsound sorgen.
AOI: Adaptive Output Impedance ist im Grunde ein aktives System, das ständig die Bewegung der Membran kontrolliert und im Falle eines Frequenzabfalls genau diesen pusht. Das Ergebnis ist ein sehr ausgewogenes Frequenzbild für ein detailgetreues Hörvergnügen.
CPR: Compensated Phase Response bearbeitet oder anders gesagt kompensiert Phasenverschiebungen zwischen den einzelnen Wegen/Speakern des Monitors. Somit gleicht das System Verspätungen der einzelnen trägen Systeme aus. Das Ergebnis ist auch hier eine definiertere Frequenzübertragung.
ALG: Acoustic Load Guide ist die Form vom Gehäuse, mit der der Tweeter akustisch geleitet wird. Er sieht simpel aus in seiner Form, dennoch sind es die Details, die in der Summe das beste Ergebnis bereiten. So zumindest die Produktbeschreibung.
PSC: Phantom Standby Control. Last but not least eine Möglichkeit, die Monitore per Fernbedienung über das Signalkabel in den Standby-Modus zu schalten. Die LED zeigt den Standby-Modus mit leichtem roten Leuchten an.
Diese Anwendung ist sinnvoll, wenn man zwischen verschiedenen Monitor-Paaren umschaltet und man erkennt durch die LED, ob der Monitor passiv oder aktiv ist.
Die Schweizer Handarbeit erledigt den Rest: Voilà, somit erklärt sich der Preis, die Praxis verspricht vieles und setzt die Messlatte sehr hoch. Aber bei dem hohen Qualitätsanspruch investiert man wahrscheinlich auch in ein Produkt fürs Leben.
Praxis
Aufbau und Inbetriebnahme gehen schnell vonstatten und erfordern keinen großen Aufwand. Systeme ohne XLR-Anschluss sollten mit einem Adapter arbeiten. Dass PSI Audio hier keine Kompromisse eingeht, ist nachzuvollziehen, auch hier wird sich auf das Wesentliche beschränkt und die Wahrscheinlichkeit, dass die PSI Audio Active 21M Studio in einem Homestudio landen, ist doch eher gering.
Nach der ganzen Technik-Abhandlung freue ich mich nun auf meine Erfahrung und natürlich auch auf meine, trotz aller angestrebten Objektivität, subjektiven Wahrnehmung, um die ich natürlich nicht herumkomme. Hierbei versuche ich nicht außer Acht zu lassen, wobei es bei Einschätzungen von Studiomonitoren geht. Nämlich um Linearität, ausreichend Druck, Transparenz und einen Klang, der mehrstündiges, tägliches Arbeiten unterstützt.
Und genau da finden sich die PSI Audio Active 21M Studio wieder. Um einen aktuellen Vergleich ranzuziehen, hatte ich die letzten Monate aus allen Preisklassen sehr gute Monitore zum Vergleich, wie zum Beispiel die Genelec oder die neuen von Mackie, hier bei Amazona besprochen.
Irgendwann denkt man, es geht nicht mehr viel besser und das stimmt natürlich auch, die Nuancen werden geringer und man stellt sich die Frage: Wo fange ich an und wo höre ich auf, was ist nötig und was ist das Limit? Genau da hört auch der klare Verstand auf.
Angefangen mit diversen Songs, die für mich immer als Referenz dienen, lege ich meistens zum Anfang von Jewel/The New Wild West auf. Ein Song mit allen Facetten in der Produktion. Sehr sauber und druckvoll von Dan Huff produziert, bekommt man alles geboten zwischen 30 Hz und 15 kHz. Die PSIs schildern im Audiobild alles detailgetreu und sanft, im Vergleich zu den Genelecs nicht ganz so ehrlich, da sie etwas schönen, aber die Ohren danken es einem.
Donald Fagen Nitefly gehört natürlich auch ins Programm sowie Money for Nothing von der Dire Straits Platte Brothers in Arms. Die letzte Foo Fighters Platte bietet sich für mich im Rock-Bereich gut an. Was soll ich sagen, in jeder Disziplin sind die PSI Audio Active 21M erhaben und es zeigen sich keine Schwächen.
Egal oder was soll’s, ich werde diese Monitore wohl nie mein Eigen nennen, dennoch sind es die Besten, die ich bisher hören und sogar beurteilen durfte. Respekt, ich hätte es nicht gedacht.
Der Druck und die Leistung ist für den bestimmten Anwendungsrahmen völlig ausreichend, selbst der Bassbereich ist mehr als ordentlich. Mit dem Bass Roll Off kann man die Raumverhältnisse kompensieren, wenn überhaupt notwendig, da das Monitor-Paar so schon sehr homogen funktioniert.
Die Transparenz und das dreidimensionale „Reinhören“ in den Song ist beeindruckend. Dazu kommt, dass trotz aller Linearität alle Frequenzbänder weich und präzise erklingen, somit auch Übermüdungen beim Abhören vermindert werden. Ein Vergleich zur High-End Hi-Fi-Box liegt nicht weit. Leider mussten sie nach 3 Wochen wieder die Heimreise antreten.
Vielen Dank für den Test!
Müsste man wohl mal hören. So von den technischen Daten her kann ich Deine Begeisterung erstmal nur schwer nachvollziehen. Im Vergleich zu den Genelec 8350 sind sie erheblich teurer, und selbst mit Einmess-Set noch. Ausserdem gehen die Finnen viel weiter runter (-6db bei 33Hz ggü 38Hz bei PSI), haben doppelt so starke Amps und die besseren Gehäuse (Keine Holzspankiste). Der Klang ist sicher Geschmackssache aber das Preis-Leistungsverhältnis scheint mir bei den Schweizern doch etwas arg aus dem Ruder gelaufen. Wem das egal ist, der sollte sich dann vielleicht eher mal die ATC SCM20 anhören. Die Genelec 8351 liegt auch nicht so weit weg und das ist dann schon ein 3-Wege koaxial Monitor.
Hallo psv-ddv,
der Preis steht auch bei meinem Testbericht in der Kritik. Ein Urteil nach technischen Daten zu schließen halte ich für schwierig. Am Ende entscheide ich immer nach dem Praxistest. Dazu kommt auch immer eine gewisse Subjektivität. Meiner Meinung nach sind die PSI besser, am Ende muss man sich Monitore anhören und für sich entscheiden was man haben will oder was einem wichtig ist.
Gruß, Michael
@Michael Fendt Ja, sehe ich auch so. Der Hörtest am eigenen Abhörplatz ist letztendlich wichtiger als die technischen Daten. Wobei man nicht ausser acht lassen darf, daß die Raumakustik auch was Tiefenstaffelung und Ortbarkeit in den Höhen angeht eine große Rolle spielt. Ich hatte lange die 8050A und deren Hochtöner wahren mir letztendlich eine Nuance zu aggressiv, die 8351 hatte ich auch im Studio und die gehen hochtönermässig in die gleiche Richtung. Sind aber trotzdem beides richtig gute High-Tech Monitore und was die 3D Abbildung angeht hatte ich preisklassenbezogen keine Defizite feststellen können. Irgendwie kann ich mir nicht so richtig vorstellen, dass die doch sehr einfach konstruierten PSIs da mithalten. Ich will nichts unterstellen, aber bei suboptimaler Raumakustik können gerade hochauflösende, neutrale Monitore auch mal schlechter klingen als etwas HiFi mässigere, zahmere Exemplare…
… genau aus diesem Grund war ich zum Test der Genelecs, zum Vergleich, bei einem guten Bekannten in einer akustisch optimierten Regie. Ich bin davon überzeugt, dass die Finnen sehr gute Systeme bauen. Bleibe aber bei der Meinung, dass mir die PSI besser gefallen. Vorallem was die Tiefe und 3D Abbildung betrifft.
Trotz aller Objektivität, ist das natürlich auch Geschmacksache.
Als Besitzer von PSI Audio Nahfeldmonitoren (A14m) kann ich bestätigen, dass die Klangeigenschaften tatsächlich oberste Klasse sind. Klar, als Besitzer gebe ich vielleicht eine verzerrte Sichtweise vom Produkt. Aber viele Leute die meine kleine A14m waren schwer beeindruckt von der Linearität und von der Präzision. Sie verschönern nichts, sie wiedergeben auf eine ganz ehrliche Art, wie es gemischt, gemastert, produziert, usw. wurde.
Ich bin aber völlig einverstanden, der Eintrittspreis in der PSI-Welt ist nicht günstig. Ich besitze auch noch grössere Modelle (produziert von Rowen, aber das Innenleben, Verstärker, usw. stammt von PSI Audio), und ich finde genau die gleichen Klangeigenschaften auf das kleinere Modell.
Ok, interessant, ich muss mir PSI dann wohl mal anhören.
Die hatte ich bisher nicht auf dem Schirm. Von Amphion über Barefoot, ATC, Kii, PMC, etc. hab ich schon ein paar Hersteller durch. Haben die bei PSI eigentlich auch andere Farben? ;)
Serienfarbe/Standardfarbe ist dieser Dunkelrot mit einem ganz leichtem Metallic Effekt. oder sonst Schwarz-Metallic. Gegen Aufpreis (doch doch…habe ich mal gelesen) sind sie in allen Farben erhältlich.
Boris Blank (YELLO) hat die auch!
Es dürfte sehr schwierig sein diese Boxen mit anderen zu vergleichen.
Bei dem Preis würde ich sie mir nicht einfach mal bestellen.
Die sind leider auch nicht überall vorhanden. Sogar in der Schweiz sind sie lang nicht in allen grossen Musikladen vorhanden. Die Firma wo sie hergestellt werden liegt aber nur 50 Minuten entfernt von mir.