Subwoofer mit Tiefgang
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Bei einem Produkt mit einem so schönen Namen liegt die Suche nach der Herkunft nahe. Ayra als weiblicher Vorname bedeutet „Tochter“ (auf Tupy, einer indianischen Sprache). Eigentlich müsste die Serie eher Enkelin heißen, denn das Unternehmen RCF (ursprünglich „Radio Cine Furniture) gibt es bereits seit 1949. Damals startete man mit Durchsageanlagen, fertigte OEM-Chassis und brachte die erste Endstufe mit 300 Watt auf den Markt. Mit der Herstellung eigener Treiber etablierte man sich über die Dekaden in vielen Bereichen, so auch im Studiosegment. Mit dem RCF Ayra Pro 10 Sub findet sich hier ein wuchtiger Tonstudio-Subwoofer ein, der Teil der Ayra-Serie ist und sicher nicht nur mit den passenden Boxen aus der Serie spielt. Vor zwei Jahren hat Armin Bauer die Nahfeldmonitore der Ayra-Serie in diesem Artikel getestet. Mal hören, was der Subwoofer so auf – sorry, im Kasten hat.
Die Äußerlichkeiten des RCF Ayra Pro 10 Sub
Mich erreichte ein stattlicher Karton mit hohem Gewicht, der mattschwarze RCF Ayra Pro 10 Sub wiegt netto ganze 17,8 kg. Klar geht das bei einem Subwoofer auch schwerer, aber wir befinden uns schließlich in der 400-Euro-Klasse. Bei Abmessungen von 40 cm in der Höhe, 39 cm in der Tiefe und 35,5 cm in der Breite hat man ganz schön was zu tragen, vor allem ist so ein Subwoofer doch etwas unhandlich. Da wünscht man sich schon Griffmulden an der Seite, aber im Gegensatz zum Live-Betrieb stellt man so ein Gerät schließlich an einen festen Platz auf. Vier aufgeklebte Gummifüße schützen zwar den Untergrund, entkoppeln das Gerät aber nicht vom Boden. Tipp: Ein Akustik-Pad ist durchaus anzuraten.
Die Verarbeitung ist grundsätzlich gut, allerdings wirkt das vinylbeschichtete Gehäuse nicht außerordentlich solide, da habe ich in diesem Preisbereich schon Besseres gesehen. Klopft man seitlich dagegen, klingt es etwas nach und schmälert leicht den Gesamteindruck, den Klang stört das offenbar nicht. Die Eigenvibrationen halten sich auch bei hohem Pegel gut in Grenzen. Buchsen und Drehregler sind hingegen exzellent verarbeitet, griffig und mit gutem Widerstand konstruiert. Das Gehäuse hat abgesehen von der Rückseite leicht gerundete Kanten und wirkt etwas wie eine Kiste und so rein gar nicht weiblich, aber das ist Geschmacksache und zeitlos, jedoch nicht wirklich elegant.
An der Frontseite befindet sich unten eine Bassreflexöffnung, die mittig vorne geteilt ist, hier befinden sich das RCF-Logo und die weiße Power-LED. Vorne aufgesetzt ist ein bündiger, glatter Kunststoffrahmen, der den Treiber sicher in seiner Position hält, geschützt ist dieser nicht.
Rückseitig befinden sich die Ein- und Ausgänge, sowohl symmetrisch als XLR und TRS-Klinke und unsymmetrisch als Cinch-Buchsen. Auch eine Bypass-Schaltung ist über die optionale Fußschalterbuchse möglich, ein solcher liegt allerdings nicht im Karton. Die Anleitung und das Kaltgerätekabel sind alles, was ich finde, die Gummifüße waren bereits aufgeklebt.
Der RCF Ayra Pro 10 Sub in der Tonstudiopraxis
Eine Konusmembran mit 10 Zoll Durchmesser aus Glasfaserverbundstoff und mit extra langer Schwingspule soll den Frequenzbereich von 30 bis 120 Hz abbilden und wird von einer Digitalendstufe mit 300 Watt RMS bzw. 600 Watt Peak befeuert, damit soll er einen Schalldruck von 120 dB erreichen. Die Crossover-Frequenz ist stufenlos zwischen 50 und 120 Hz regelbar. Ein Hochpassfilter schneidet den unteren Frequenzbereich für die Monitore ab, das erleichtert die Anpassung ungemein und verhindert Überbetonungen. Die spezielle Entlüftung durch die Konstruktion der frontseitigen Bassreflexöffnung soll Luftverwirbelungen und Verzerrungen minimieren, was auch dem häufig auftretenden, störenden Flattern entgegenwirkt, das höre ich mir aber noch genauer an.
Angeschlossen und angepasst ist der RCF Ayra Pro 10 Sub schnell, wahlweise symmetrisch oder unsymmetrisch. Eingeschaltet wird er am rückseitigen Netzschalter. Eine Standby-Funktion gibt es nicht, besser wäre daher ein Power-Schalter an der Frontseite gewesen. Die Tascam VL-S5 mit 5,25 Zoll Kevlar-Woofer scheinen mir als Nahfeldmonitore gut geeignet und sind im Betrieb quasi unhörbar. Daher fiel mir im Vergleich zu anderen Subwoofern ein Grundrauschen auf, das mir im Leerlauf bei anderen Testkandidaten so nicht begegnet ist. Es klingt eher digital und ist nur bei aktiviertem Subwoofer zu hören, wenn kein Ton ausgegeben wird.
Der RCF Ayra Pro 10 Sub gibt selbst keine Störgeräusche oder Netzbrummen von sich und das Grundrauschen in den Monitoren liegt zwar noch unterhalb meiner Toleranzgrenze. Trotzdem würde ich ihn, wenn möglich, eher parallel anschließen als den RCF Ayra Pro 10 Sub in den Signalweg einzuschleifen.
An den beiden Reglern lassen sich Gain und Crossover einstellen, das Hochpassfilter greift dabei deutlich in den Signalweg ein und verschiebt sich je nach Übergangsfrequenz. Die Phasenlage lässt sich zwischen 0° und 180° umschalten, manche Subwoofer in diesem Preisbereich bieten zwar etwas mehr Flexibilität, erschweren aber besonders Einsteigern die Anpassung. Man wird ihn vermutlich nicht mit der Membran zur Seite hin aufstellen, somit geht ein Schalter dafür absolut in Ordnung. Ist der RCF Ayra Pro 10 Sub im Signalweg eingebunden, muss er aktiv sein, ansonsten erhalten die Monitore kein Signal. Mit einem Fußschalter und Bypass ist es immerhin möglich, das Audiosignal ungefiltert an die Monitore durchzureichen. Nach dem Einschalten rauscht er selbst wenige Sekunden und nach dem Ausschalten ertönt wenige Sekunden später ein Knacken aus den Aktivmonitoren, auch das kenne ich von anderen Modellen nicht.
Wie klingt der Tonstudio-Subwoofer RCF Ayra Pro 10?
Während mich andere Subwoofer vom Stand weg überzeugen konnten, obgleich es immer Kompromisse bei Eigengeräuschen, Schalldruck, Harmonischen und Schnelligkeit im unteren bis mittleren Preissegment gibt, konnte dies der RCF Ayra Pro 10 Sub nicht so ganz. Eine fehlende Standby-Schaltung stört mich persönlich, auch wenn viele Nutzer gerne darauf verzichten, weil Ansprechzeit und Latenz häufig nicht ganz optimal sind.
Das Rauschen allerdings an den Ausgängen ist meiner Ansicht nach noch unkritisch, aber in diesem Preisbereich trotzdem unüblich. Es ist selbst dann hörbar, wenn kein Gerät am Eingang angeschlossen ist. Aber der RCF Ayra Pro 10 Sub kann auch manches richtig gut. Beginne ich mit dem Schalldruck, hier geht richtig viel und selbst bei knallenden Bässen sind keine Strömungsgeräusche hörbar und somit auch kein störendes Flattern aus den Luftaustrittsöffnungen. Das ist besonders deshalb zu betonen, weil sich diese an der Front befindet und erfahrungsgemäß genau das die kritische Position von Bassreflexöffnungen ist. Greift man hinein, lässt sich eine eher schneckenartige Konstruktion erfühlen, der Kanal verläuft im hinteren Teil nach oben. Laut und viel Luft im Raum anregen kann er und dies ziemlich überzeugend. Im Bezug auf den Tiefgang werden die 30 Hz untere Grenzfrequenz problemlos erreicht, darunter allerdings erzeugt er selbst bei linearen Sinusschwingungen Harmonische, die gefühlt dafür sorgen, dass er sogar noch etwas tiefer geht, in der Praxis aber die physikalischen Grenzen etwas umgangen werden. Bei dem Volumen mit 10 Zoll sollte er auch ohne DSP tiefer können, Modelle mit acht Zoll erreichen die 30-Hz-Marke schließlich auch schon. Ein Ton mit 20 Hz bildet er zwar ab, aber dafür nicht authentisch und mit verschobenem Grundton. Während bei anderen Subwoofern mit einer unteren Grenzfrequenz von 30 Hz kurz darunter Schluss ist, kann man beim RCF Ayra Pro 10 Sub zumindest noch hören, dass darunter noch was passiert.
Was die Impulsgenauigkeit betrifft, beispielsweise bei knackigen Bassdrum-Schlägen, wirkt mir der RCF Ayra Pro 10 Sub vielleicht etwas zu weich und nicht ganz so konturiert. Heavy Metal ist somit weniger sein Genre, dafür eher Filmmusik mit Krach im Low-End. Besonders gut spielt er im Bereich zwischen 40 und 80 Hz auf, so dass man mit dem RCF Ayra Pro 10 Sub auch sehr kompakte Monitore gut ergänzen kann, lediglich die Beurteilung von Subbässen am unteren Ende wird mit ihm aus genannten Gründen etwas knifflig.
Der RCF Ayra Pro 10 Sub ist ohne Zweifel ein guter Subwoofer, aber aus meiner Sicht nicht ganz kompromisslos. Je nach Setup und Ansprüchen kommt man ohnehin am Testen nicht vorbei und mir persönlich haben andere Testkandidaten in diesem Preisbereich mit acht Zoll subjektiv besser gefallen. Dennoch mag es sein, dass er gerade in Verbindung mit Ayra-Monitoren des Herstellers besser zusammenarbeitet und somit sein Potential optimal ausspielen kann. Punkten kann er bei Schalldruck, Leistung und vor Allem der Abbildung bei um 40 Hz, weniger gefällt mir das Rauschen an den Ausgängen und die fehlende Standby-Schaltung. Ich sehe ihn gut aufgehoben im Gaming- und Multimedia-Umfeld, aber mit dem Gewicht bitte nicht irgendwo auf ein Holzbrett stellen.
beim Sub kann doch ein Gitter nix schaden, nachträglich montiert sieht sch…aus
Durch aus gewöhnungsbedürftig die Optik
Mal ein bisschen Gelästere über den Schreibstil:
„Die spezielle Entlüftung durch die Konstruktion der frontseitigen Bassreflexöffnung soll Luftverwirbelungen und Verzerrungen minimieren, was auch dem häufig auftretenden, störenden Flattern entgegenwirkt, das höre ich mir aber noch genauer an.“ : Esoterik oder Physik? Das ist hier die Frage. Frontseitige Bassreflexöffnungen gibt es seit den ersten Exemplaren dieser Bauart. Und ein störendes Flattern spricht eher dafür, dass der Konstrukteur seine Hausaufgaben nicht gemacht hat.
„…das Hochpassfilter greift dabei deutlich in den Signalweg ein….“ : das ist doch wohl der Sinn eines Hochpasses, oder?
„Das ist besonders deshalb zu betonen, weil sich diese an der Front befindet und erfahrungsgemäß genau das die kritische Position von Bassreflexöffnungen ist.“ Ist es das wirklich? Das kritische an dieser Konstruktion ist das kleine Gehäuse und die versuchte tiefe Grenzfrequenz, was zwangsläufig einen großen Tunnelquerschnitt und eine große Tunnellänge bedingt. Außerdem geht der Wirkungsgrad in den Keller. Die angegebenen 120dB sind auch bei 300W Leistung recht optimistisch angegeben. Der Hersteller sagt ja auch nicht über welchen Frequenzbereich……..
„…. in der Praxis aber die physikalischen Grenzen etwas umgangen werden.“ Aah – Zauberei ! Aber nur ein bisschen….
Nix für ungut.
Dieter