Kompakter Aufsteiger mit ordentlichem Klang
Der italienische Hersteller RCF ist mit seinen Produkten vorwiegend im Live-Sektor verortet. Dass das Unternehmen auch hochwertige Studiomonitore bauen kann, hat vor einiger Zeit mein Test der RCF Mytho gezeigt. Nun ist mit der Ayra Pro eine zweite Serie erschienen, da schauen wir uns den kleinsten Vertreter, die Ayra Pro 5, genauer an. Den Test zum größeren Ayra 8 Modell findet ihr hier.
Die Ayra Pro Serie – Daten
Drei verschiedene Modelle sind von der Ayra Pro erhältlich. Sie unterscheiden sich vorwiegend in der Größe des Tieftöners.
Der Hochtöner der 2-Wege Boxen ist jeweils ein 1“ Soft Dome Tweeter, der in einem Horn mit 110° x 70° Abstrahlung sitzt.
Der Woofer ist, je nach Modell, 5“, 6,5“ oder 8“ groß und arbeitet mit einer glasfaserverstärkten Kunststoffmembran. Versorgt werden die Woofer mit einem Class-D-Amp, der 75, 80 oder 100 Watt liefert. Für die Hochtöner stehen bei der Ayra Pro 5 25 Watt in den Spezifikationen, die beiden größeren Modelle werden hier mit 40 Watt versorgt. Die Trennfrequenz liegt jeweils bei 2.000 Hz.
Der Frequenzbereich der Ayra Pro 6 und 8 reicht von 45 Hz bis 20 kHz, die Ayra Pro 5 startet bei 50 Hz. Unterschiedlich natürlich auch Größe und Gewicht der drei Boxen. Das reicht von 185 x 300 x 243 mm und 4,3 kg für die Kleine, über 210 x 340 x 290 mm bei 5,5 kg bis zu 253 x 410 x 320 mm und 8,6 kg für die Ayra Pro 8.
Übersicht
Das Gehäuse des Monitors, das sauber foliert wurde, ist resonanzarm aus MDF-Holz gefertigt. Die Frontblende mit den vorn sitzenden Bassreflexöffnungen besteht aus Kunststoff. Hier sind die Speaker bündig eingelassen.
Auch innen zeigt sich eine aufgeräumte Verarbeitung mit abgedichteten Nahtstellen.
Die Lautsprecher sind durch einen Limiter geschützt, ein DSP überwacht die perfekte Phasenlage.
Eine Anpassung der Höhen und Bässe ist über zwei Schiebeschalter auf der Rückseite möglich. Für den Höhenbereich werden hier moderate +/-1 dB geboten, die Bässe lassen sich mit +/-2 dB beeinflussen. Mit einem mittengerasterten Poti ist die Lautstärke einstellbar, wobei die Mittelstellung 6 dB abschwächt.
Das Signal wird der Box entweder über die symmetrischen Anschlüsse XLR oder Klinke zugeführt. Mit einer Cinch-Buchse ist auch ein unsymmetrischer Anschluss vorhanden.
Abgerundet wird die Rückseite mit dem Netzschalter und der Kaltgerätebuchse mit integriertem Sicherungshalter. Die aktive Box kann übrigens an Stromkreisen von 100 – 240 Volt angeschlossen werden.
Die ganze Ayra Serie ist als Nahfeldmonitor konstruiert. Preislich liegt die Ayra Pro 5 bei einem Paarpreis knapp unter 300,- Euro und positioniert sich damit gegen etablierte Konkurrenz wie die KRK Rokit RP5 G4 , die Yamaha HS 5 oder auch die recht neue Adam T5V. Auch die von Kollege Stephan Merk getestete Mackie MR 524 liegt in diesem Preisbereich.
Empfohlen wird der Monitor vom Hersteller für Homerecording, am Computerarbeitsplatz oder für Gaming-Anwendungen. Ob sich auch weiter reichende Möglichkeiten eröffnen, wird der Praxistest zeigen.
In der Praxis
Der Monitor ist als Nahfeld-Arbeitsgerät ausgeschrieben, also sollte er in 1-2 m Abstand zum Hörer stehen. Die beiden Bassreflexöffnungen befinden sich auf der Vorderseite, so dass hier eine Beeinflussung durch Aufstellung nahe der Wand stark minimiert wird.
Durch die drei Anschlussmöglichkeiten ist die Box schnell in die Studioumgebung integriert.
Ich starte mit ausgeschalteten Klangbeeinflussungen und dem Volume in der Mitte bei -6 dB. Überhaupt kommen hier im Grunde nur diese Pegelanpassung oder eben Vollanschlag bei 0 dB in Frage, da ansonsten ein genauer Abgleich der beiden Boxen schlecht möglich ist.
Die Betriebsbereitschaft wird durch den weißen Lichtbalken unterhalb des Logos angezeigt. Dieser bietet eine angenehme Helligkeit, auch bei Tageslicht noch gut wahrnehmbar, aber nicht zu grell. Eine Bypass-Funktion, wenn längere Zeit kein Signal anliegt, scheint die Ayra Pro nicht zu haben. Was aber auch direkt auffällt ist das nahezu nicht wahrnehmbare Grundrauschen der aktiven Box. Da haben einige Mitbewerber mehr zu kämpfen.
Der erste Klangeindruck mit Konservenmusik verschiedenster Couleur überrascht. Die Ayra Pro 5 klingt recht ausgewogen mit einem deutlichen, straffen Bassbereich und klaren Höhen. Die scheinen, je nach Musikart, etwas hart rüberzukommen, was gerade bei akustischen Stücken nicht ganz optimal ist. Mit elektronischer Musik kommt die Box besser zurecht.
Evtl. wird bei der kleinsten der drei Ayras der Höhenbereich etwas überrepräsentiert dargestellt. RCF scheint da bei der gleichen Serie dieselbe Frequenzweiche verbaut zu haben. Aber dafür gibt es ja den HF-Trim. Obwohl hier nur eine Beeinflussung von 1 dB geboten wird, ist doch durchaus ein Unterschied zu hören. Die minimal zurückgenommenen Höhen treten nun gefälliger im Klangbild auf.
Also werden nun schnell alle Einstellungsmöglichkeiten mal durchprobiert. Eine Höhenanhebung bietet sich an, wenn der Raum in diesem Bereich zu viel schluckt. Auch wenn die Monitore doch mal eher im Midfield stehen müssen, kann hier wieder etwas Präsenz geschaffen werden. Der Bass nimmt bei einer 2 dB Anhebung tatsächlich zu, wird aber auch etwas schwammig und undifferenziert. Für Gamer sicher eine Option, zum möglichst neutral zu arbeiten eher nicht. Ebenso lässt eine Absenkung die Box etwas flach klingen. Für mich ergibt sich also die ideale Abstimmung mit einer Absenkung der Höhen um 1 dB, das war’s.
Was bei der Ayra Pro 5 ein wenig zu kurz kommt, ist der obere Mittenbereich. Hier baut sie recht wenig Druck auf und klingt ein wenig belegt. Auch die tiefen Mitten können mit dem klar definierten Bassbereich nicht ganz mithalten und geraten etwas zu weich.
Das hört sich jetzt soweit vielleicht erst einmal nicht ganz optimal an, dem ist aber durchaus nicht so. Für das Preisgefüge, in dem sich die Ayra Pro 5 bewegt, liefert sie bisher ein durchaus überzeugendes Ergebnis ab, das Lust auf mehr macht.
Das mehr ist zunächst eine Lautstärkeerhöhung. Hier geht der Monitor relativ lange mit. Erst bei Lautstärken, mit denen ich keinesfalls länger arbeiten möchte, reißt der Hochtöner auf und wird unangenehm. Die Bässe bleiben hier erstaunlich lange beherrschbar und klingen sauber artikuliert. Zu keinem Zeitpunkt gelingt es, das gut versteifte Gehäuse aus der Ruhe zu bringen. Hier kann die Kleine also auch wieder punkten.
Nun soll es an eine Produktion mit dem Monitor gehen. Dafür baue ich mir nach und nach einen kleinen Song zusammen. Sehr gut lassen sich die tiefen Instrumente, wie Kickdrum und Bass modellieren. Hier zeigt die Box auch, dass sie gut auf EQ-Einstellungen reagiert. Auch in den Höhen lässt sich schön arbeiten, nachdem ich meine Einstellung mit der 1 dB Absenkung bei behalten habe. Die Charakteristik ist ehrlich und direkt, damit gelingen gut kontrollierbare Abmischungen. Die verschiedenen Instrumente und Stimmen, die sich im Mittenbereich tummeln, lösen sich gut voneinander, wobei der Bereich knapp unterhalb der Trennfrequenz zwischen Woofer und Tweeter etwas unterrepräsentiert auftritt. So ab ca. 1,8 kHz scheint dem Tieftöner etwas die Puste auszugehen.
Was sofort auffällt, ist die schöne Platzierung der Soundereignisse in der Panoramaverteilung. Hier lässt sich jedes Klang nahezu perfekt orten. So lassen sich auch Effekte wie z. B. Stereo-Chorus auf der Gitarre sehr schön beurteilen. Im Verhältnis dazu gelingt der Ayra die Tiefenstaffelung nicht ganz so gut. Hier muss man schon etwas genauer hinhören, um den Einsatz von Halleffekten oder das Nachvornebringen von Sounds durch Höhenzugabe gut beurteilen zu können.
Insgesamt ist die Ayra Pro 5 ein Nearfield-Monitor, mit dem sich wirklich bis weit in den Semi-Pro-Bereich gut arbeiten lässt. Da sollte er sich auch nicht von den etablierten Mitbewerbern in seiner Preisklasse aus der Ruhe bringen lassen. Interessant wäre noch der Vergleich zur Ayra Pro 6 und der Ayra Pro 8. Die Hersteller übernehmen bei den Serien ja meist Frequenzweiche und Hochtöner, so dass nur ein Modell die optimale Abstimmung erhält, die anderen dürfen mit dem Kompromiss klarkommen. Nach der überzeugenden Vorstellung der Ayra Pro 5 könnte ich mir durchaus vorstellen, dass sie stimmigste Box des Trios ist.
Schade um den DSP im Signalweg, man weiß dann nie, wieviel „Anteil“ der am guten Klang der Box hat. Aber die Unsitte greift ja bei vielen Herstellern umsich. Danke für den schönen Bericht.
Was leider nicht aus dem Artikel hervorgeht, die Ayra Pro Serie aber in deser Preisklasse absolut abhebt, dass es die einzigen sind die Fir Filter nutzen. Ich halte auch nichts davon irgendein Chassis in ein Gehäuse zu bauen und mit DSP zurecht zubiegen.
Aber einen gut konstruierten Lautsprecher mit DSP zu verbessern, hat eigentlich nur Vorteile.
Ein Linearphasigen Filter mit einer passiver Weiche zu realisieren ist ziemlich unmöglich.
Kann auch die Einschätzung das wsl. nur der 5er gut sein soll, weil immer die gleichen Weichen genutzt werden nicht nachvollziehen.
Erst recht nicht bei einem System ohne passive Frequenzweiche wo weniger kosten bei der Abstimmung entstehen.
Es handelt sich um ein Vollaktives System bei dem jeder Kanal eine Endstufe bekommt und das Signal vom DSP in die Endstufe führt und nicht um einen Lautsprecher bei dem als Weiche ein paar passive Bauteile vor die Endstufen geschaltet wurden oder ein Mono DSP vor ner Mono Endstufe alles glattbügelt, wo erst hinter der Endstufe dann passiv getrennt wird.
Der DSP ist hier eine Kernkomponente ohne den so ein Lautsprecher schlicht nicht funktioniert, da der DSP auch die Frequenzweiche ist und nicht irgendein Addon zum geradebiegen von billigen oder unpassenden Chassis..
Hi synaesthesia,
stimmt, den FIR Filter habe ich nicht explizit erwähnt, da es für mich keinen Unterschied macht, wie der gute Klang erzielt wird. Wenn es ohne FIR geht ist mir das auch recht.
Bei deinem zweiten Punkt liegst du leider falsch. Eine Box besteht eben nicht nur aus Gehäuse, Endstufen und DSP, sondern vor allem aus den Speakern. Der Tweeter bleibt bei der Serie immer gleich und es ist mehr als wahrscheinlich, dass einer der drei eingesetzen Woofer am besten dazu harmoniert. Bei den anderen beiden muss man eben mehr daran „herumbiegen“, da ist es völlig egal, ob das per DSP oder passiver Weiche passiert. Aber ich hatte mich da zugegeben etwas unklar ausgedrückt, natürlich ist in der Ayra Serie keine Passivweiche verbaut.
Ich hatte nur die Ayra Pro 5 hier, da waren mir die Höhen minimal zu überbetont. Kollege Ritt hat die Ayra Pro 8 getestet, er assistiert eine Senke bei 2 kHz, also genau in der Übergangsfrequenz Woofer/Tweeter. Vielleicht passt der 6,5″er also am besten, da gilt es selbst auszuprobieren.
Wer aber mit kleinstem Platzbedarf auskommen möchte, dem ist die Ayra Pro 5 durchaus zu empfehlen, die Box lässt sich trotz geringer Einstellmöglichkeiten gut an den persönlichen Bedarf anpassen.
Gruß Armin
Es wäre so toll, wenn ihr die AYRA Pro 6 testen würdet. Vor allem, wenn ihr anteasert, dass diese vermutliche die harmonischste sein wird.
Mir wurde damals von sämtlichen Musikhaus Mitarbeitern die Ayra Pro als deeen geheimtipp in diesem Preissegment schlechthin empfohlen. Mein persönlicher Eindruck ist, gelinde gesagt sehr ernüchternd auf Dauer. Ich für meinen Teil habe das Gefühl der Box fehlt es (elektronische Musik) im oberen Bass / tiefe Mittenbereich extrem Nähe. Insgesamt habe ich den Eindruck, die Box funktioniert nur bei hoher Lautstärke und klingt ansonsten zu Fern. Eure Tests der 5er und 8er bestärkt mich irgendwie ein wenig und ich hab das Gefühl, gar nicht so falsch zu liegen. Ich liebe es, dass die Boxen im Gegensatz zu anderen getesteten überhaupt nicht summen, überlege aber doch, vielleicht nochmal umzusteigen auf ADAM T7V oder Presonus Eris. Der ausführliche Test von euch würde mir so sehr dabei helfen, weil ich doch eigentlich Ayra Fanboy bin :D