Wiederauflage oder Neuentwicklung?
Es ist kaum zu glauben, wie die Zeit vergeht. Bereits 1989 hatte Roland mit dem Pad-80 als MIDI-Pad-Controller (OCTAPAD II) den Grundstein für seine E-Pad-Reihe gelegt und diese fortan erfolgreich weiterentwickelt. Knapp zehn Jahre nach dem Octapad II begeisterte dann 1998 das SPD-20 mit dem Zusatz „Total Percussion Pad“ die Musikwelt. Nach nicht weniger als 23 Jahren bringt Roland nun das SPD-20 PRO auf den Markt. Mit entsprechender Neugier haben wir das Anfang 2021 veröffentlichte „PRO“ für euch getestet.
Roland Octapad SPD-20 Pro: Der erste Eindruck
Das Roland SPD-20 PRO ist schnell ausgepackt: Zwei Styropor-Quader halten es in der Kartonage. Neben dem Pad selbst befinden sich darin noch das Netzteil PSB-5U sowie die Bedienungsanleitung. Diese kommt als dickes Buch daher und enthält eine 34-seitige Anleitung in jeweils neun Sprachen. Gleich zu Beginn folgt auch der Hinweis, dass die Anleitung ebenso auf der Roland Website als Download zur Verfügung steht. Ergänzend findet man dort auch die Data-List mit allen Sounds und Parametern sowie die MIDI-Implementation mit den Details der MIDI-Meldungen.
Das SPD-20 PRO ist analog zum Vorgängermodell als robustes weißes Kunststoffgehäuse mit 8 schwarzen großen Pads gestaltet. Die Bedien- und Anzeigeelemente befinden sich als schmaler Streifen quer über den Pads. Das Querformat entspricht mit 450 x 350 mm etwa zwei nebeneinander DIN A4-Seiten, also folglich etwa einem Zeichenblock in DIN A3. Mit maximal 72 mm ist es wie auch sein Vorgänger relativ flach gehalten. Das Gewicht wird mit 3,7 kg angegeben und lässt sich gut handhaben.
An der Gehäuserückseite befinden sich alle Anschlüsse. Von der 6,3 mm Kopfhörerbuchse mit Lautstärkeregler, den L/R-Ausgängen und einer Mix-In-Buchse für Stereo-Klinkenkabel in 6,3 mm bis hin zu einer US- Memory-Buchse, einem Kensington-Anschluss, der Buchse für einen externen HiHat-Controller, den vier externen Trigger-Inputs, der MIDI-In- und Out-Buchse, einem Fußschalteranschluss sowie der Buchse für das externe Netzteil und dem Ein/Ausschalter.
Auf der Unterseite befindet sich die Möglichkeit, mit vier Schrauben die PDS-Halteplatte anzubringen, um das Pad an ein Stativ zu montieren. Zudem findet sich an den Ecken je eine quaderförmige Gummifläche mit Riffelung, die das SPD-20 PRO auch beim Einsatz als Tischgerät gut vor dem Verrutschen bewahrt.
Wie lässt sich das Roland Octapad SPD-20 PRO bedienen?
Nach dem Einschalten erleuchten die beiden Displays sowie die Buttons PLUS und MINUS sowie der Button KIT. Das SPD-20 PRO ist sofort spielbereit. Die Bedienelemente sind logisch angeordnet: die Pfeiltasten nach links und rechts für die Einstellung der Parameter direkt unter dem Zeilendisplay, die PLUS- und MINUS-Tasten rechts daneben, um innerhalb der Kit-Liste vorwärts und rückwärts zu schalten und die Tasten ENTER, EXIT sowie SHIFT in nächster Nähe dazu. Die EXIT-Taste funktioniert zusammen mit der SHIFT-Taste zum sofortigen Ausschalten aller erklingenden Sounds (SOUND OFF). Drücke ich die SHIFT-Taste zusammen mit der ENTER-Taste, kann ich die Werte eines Pads auf alle Pads übernehmen (sogenannte SET ALL-Funktion) – das ist beim Zusammenstellen von neuen Kits durchaus praktisch. Mit SHIFT und KIT kann das Bedienfeld gesperrt werden, damit nicht aus Versehen eine Einstellung verändert wird. Wird dies aktiviert, so erlöscht sofort die Beleuchtung der Plus- und Minus-Tasten.
Der nächste Block umfasst sechs Tasten, die jeweils pro Pad gelten: INST zur Auswahl der einzelnen Sounds aus der umfangreichen Sound-Bibliothek, LEVEL zur Einstellung der Lautstärke, PITCH für die Tonhöhe, LAYER-TYPE und LAYER-MAIN/SUB zur Auswahl der LAYER-Funktionen sowie OTHER für weitere Pad-Funktionen.
Danach folgt die Effekt-Sektion mit MFX und AMBIENCE für die Multieffekte und dem Raumklang – diese können pro Pad und zugewiesenen Sound eingestellt werden. KIT COMMON erlaubt das Einstellen der Effekte für das gesamte Kit und COPY/EXCHANGE das Kopieren, Austauschen und Löschen von Pad-Einstellungen, den Kits und der Layer-Funktionen.
Abschließend finden sich noch die SYSTEM-Taste für die generellen Einstellungen wie der Display-Helligkeit, die Power-off-Funktion, das Rücksetzen auf die Werkseinstellungen, die maximale Ausgangslautstärke von Kopfhörer und den Ausgangsbuchsen sowie die Abfrage der Programmversion. Die KIT CHAIN/EDIT-Taste führt zu den Einstellungen zum Abrufen und Hinterlegen der Kits in eigenen Reihenfolgen. Hier sind 16 Listen mit 16 Kits möglich – oder anders gesagt: 16 Set-Listen mit jeweils bis zu 16 verschiedenen Drum-Kits.
Die Buttons reagieren problemlos bei der Bedienung, sodass hier gar keine Gedanken über den Druckpunkt aufkommen.
Wie lässt sich das Roland Octapad SPD-20 PRO einstellen?
Die Editiermöglichkeiten des Roland SPD-20 PRO sind vielfältig: So können pro Pad neben den bereits genannten Aspekten die Sensibilität und Empfindlichkeit des Pads, die Auswahl der Dynamikkurve (Linear, Exponentiell, Logarithmisch, Spline oder Fest), der Minimal-Lautstärke beim schwächsten Anschlag, das Bending mittels HiHat-Pedal, die Abklingzeit, die Kompression, die Equalizer-Einstellung (High, Mid, Low) sowie der FadePoint und die Art der Layer-Funktion.
Beim Raumklang (AMBIENCE) kann unter anderem der Halltyp (Room, Hall, Plate), die Lautstärke, die Anteile der tiefen oder hohen Frequenzen, das PreDelay und die Zeit des Effekts definiert werden.
Für den Anschluss externer Pads oder Pedale steht eine umfassende Liste aller ROLAND-Komponenten hinsichtlich deren zusätzlicher Funktionen wie Rim-Shot oder Choke zur Verfügung. Einstellbar sind zudem XTalk zum Vermeiden von Fehltriggern, Retrigger Cancel zum Vermeiden von Mehrfach-Triggern, MaskTime zum Vermeiden von Doppel-Triggern, NoiseCancel zum Vermeiden von Auslösungen durch Vibrationen, RimGain zum Einstellen der Schwelle zum Rim-Sound sowie die Konfiguration einer V-Sound HiHat.
Wie spielt sich das Roland Octapad SPD-20 PRO?
Das Spiel mit Sticks auf den Pads gelingt tadellos. Diese reagieren gut auf unterschiedliche Schlagdynamiken. Auch bei „heftigen Hieben“ kommt es nicht zum Auslösen anderer Pads. So soll es sein und so macht es auch gute Laune.
Bei klassischen Drum-Kits sind die Pads folgendermaßen belegt: unten von links die Kick Drum, die Snare, Tom 3 oder Effekt-Sound sowie die HiHat rechts außen und oben von links nach rechts das Crash, Tom 1 und Tom 2 sowie das Ride Becken.
Das Zusammenspiel mit angeschlossenen Pedalen für Kick-Drum und HiHat funktioniert gut.
Welche Ausstattung bietet das Octapad SPD-20 PRO?
Zu den acht internen Pads können bis zu vier weitere externe Pads angeschlossen werden. Insgesamt verfügt die Sound-Bibliothek über 900 Sounds bei 200 Kits (davon 100 als Presets). Jedes Pad kann optional mit bis zu drei Layern belegt werden, ebenso die externen Pads – das ergibt dann also bis zu fünf Sounds pro Pad. Es gibt 38 Multieffekte und fünf Raumtypen.
Welche Sounds bietet das SPD-20 PRO?
Nachdem das Vorgängermodell SPD-20 mit 700 Sounds den Zusatz „Total Percussion Pad“ trug, wurde der Neuauflage schlicht der Zusatz „PRO“ gegönnt. Grund dafür ist vermutlich die Tatsache, dass die Mehrzahl der vielfältigen Percussion-Sounds bereits im SPD-20 enthalten war. Diese führen einen quasi einmal um den Globus: Neben den typischen Latin-, African- und Indian-Sounds finden sich auch viele Klänge aus dem Mittleren Osten, China, Korea, Japan und Südost-Asien. Natürlich dürfen klassische Orchester-Percussions genauso wenig wie Melodieinstrumente (Vibraphon, Marimba, Balafon etc.) fehlen. Elektronische Sounds und Klassiker aus TR-808, TR-909 finden sich ebenfalls wie Effekte und Sprache. Gute akustische Drum-Kits aus dem aktuellen TD-27 V-Drums Soundmodul sind ebenfalls enthalten, sei es ein Studio Kit, ein Maple Kit, Heavy- und Metal-Kits, Vintage Drums und moderne Klänge wie das Cajon oder Trash Cymbals. Hier lohnt das Durchstöbern der Soundbibliothek, da nicht alle Sounds in den Presets verwendet werden.
Wie klingt das Roland SPD-20 PRO?
Nachfolgend findet Ihr einige Klangbeispiele der Presets – um möglichst viele Sounds zu Gehör zu bringen, habe ich in manchen Audiofiles mehrere Presets zusammengestellt.
Das erste Beispiel enthält demnach 3 Presets: das Kit 03 Tight Drums, ein mit Besen gespieltes Drum-Set (Kit 58 Brushes) sowie das Pop Power Beat Kit (73).
Sicher gehören Conga und Bongo zu den Sounds, die bereits sehr jeher in elektronischen Modulen oder Drumcomputern enthalten sind. Die Open- und Mute-Sounds im Kit 05 klingen dennoch angenehm frisch.
Das Kit 06 offeriert Tabla (open and mute) sowie Sitar- und Baya-Sounds.
Das klassische Vibraphone ist dank Layer-Sounds mit 16 Tönen spielbar.
Im Orchestral Kit finden sich neben Large Gong und Tubular Bells auch Xylophon und Timpani.
Das Kit 14 AMAZON entführt in den Urwald: Zu Regen und Donner gesellen sich Afro Feet und Cuica, ein Vogel und ein Schreien. Aber hört selbst!
Eine Auswahl an indischen Percussion-Klängen findet ihr im Audiofile IndianPerc: beginnend mit Kit 20 Gamelan (bestehend aus Gender, Saron und Bonang), dem Kit 23 Santoor (in verschiedenen Tonhöhen); dann folgt eine vielfältige Zusammenstellung namens TamilStyle (Kit 24): Tamborin Mute, Ohkawa, Zsuzumi 1L, Big Tom, Rek Tek, Boing 2 (ein froschähnliches Gurren) und Mnjra Rim, dann ein Mridangam mit verschiedenen Schlagvarianten (Kit 27) sowie ein Chandra Tasha genanntes Set mit Trommeln wie Chandra, Tasha oder Nao Bo (Kit 28) und Manjira (also Clash Cymbals) im Kit 29 GhatanMnjira.
Ein Cajon mit Bass-, Open- und Edge-Spielweise, ein Pandeiro (open & mute) sowie Kastagnetten und ein Vibra Slap finden sich im Kit 82 namens Cajon.
Zum Abschluss habe ich noch ein Beispiel mit angeschlossenen HiHat und Kick-Pedalen erstellt – gespielt auf dem Kit 54 Studio-Drum.
Wirklich? Weil Percussion Sounds bekannt sind, gibt es einen ganzen Stern Abzug? Wow, das ist grenzwertig…
@Atarikid Hallo,
bitte beachte folgendes: die genannten Aspekte unter PLUS bzw. MINUS werden nicht hinsichtlich der Bewertungs-Sterne „verrechnet“. Die Bewertung des Instrumentes ist ingesamt „gut“ und wird mit 2 Sternen symbolisiert.
Viele Grüße
Christian
Kein USB Audio/MIDI ? Ein no go für mich. Wie lässt sich das Pad mit den Händen spielen ?
@Morphoder Hallo,
danke für Deine Anmerkung. Zu Deinen Fragen…
1. zu MIDI: Das SPD-20 PRO hat eine MIDI IN- und eine MIDI OUT-Anschlussbuchse am rückseitigen Anschlusspanel.
2. zu USB Audio: am SPD-20 PRO steht eine 6,3 mm Stereo-Klinkenbuchse für ein AUDIO IN-Signal zur Verfügung. Der USB-Anschluss dient ausschliesslich dem externen Speichern der Sounds und der vorgenommenen Einstellungen im Sinne einer Datensicherung.
3. zu „Spielen mit den Handen“: das SPD-20 PRO ist für das Spielen mit Drumsticks vorgesehen (vgl. auch die Angaben auf der Hersteller-Seite – Link unterhalb des Artikels). Ich habe dennoch das Spiel mit den Händen getestet: natürlich kann ich die Sounds auch mit den Fingern durch Antippen der Pads auslösen, komfortabel ist das aus meiner Sicht aufgrund der Gummierung und Größe sowie Abstände der Pads jedoch nicht.
Viele Grüße
Christian
Zwei Fragen:
Sind die Demos mit Kompressor bearbeitet oder klingen die Sounds selbst teilweise so komprimiert?
Sorry wenn ich es ggf überlesen habe, lassen sich die 4 externen Pads zusätzlich zu den 8 Pads konfigurieren, also zu gleichzeitigen 12 Sounds oder nur parallel zu 4 von 8?
Danke schon mal im Voraus!
@micromoog Hallo,
danke für Deine Fragen:
1. Die Sounds klingen „im Gerät“ also z.B. im Kopfhörer nicht komprimiert. Ich habe im Octapad auch keine Kompression aktiv eingestellt – meines Wissens war auch keine aktiviert. Die Aufnahmen stammen direkt aus dem SPD-20 PRO und wurden hinsichtlich des Signalpegels angepasst. Sollte es ggf. hierbei zu einer Komprimierung gekommen sein so ist dies keine Absicht.
2. Du kannst die 4 externen Pads genauso wie die 8 internen Pads konfigurieren, d.h. alle Einstellungen kannst du auch an diesen Anschlüssen vornehmen. Und dies auch individuell für jedes externe Pad (genauso wie bei den internen).
Viele Grüße
Christian
Also ich mag mein (altes) SPD-20, aber wie um alles in der Welt kann man im Jahr 2021 ein Gerät in dieser Preisklasse ohne eine Möglichkeit für den Nutzer,eigene Samples zu laden, auf den Markt bringen?
Oder: kann man eigene Samples per USB Anschluss importieren?
@gs06 Hallo,
der USB-Anschluss dient ausschliesslich dem externen Speichern der Sounds und der vorgenommenen Einstellungen im Sinne einer Datensicherung. Der Import von Sounds/Samples/Audiofiles ist nicht vorgesehen.
Somit bleibt bei diesem Modell nur der Weg über die MIDI-Funktionalität – hier kann das Pad als Drum-to-Midi-Interface genutzt werden und du steuerst dann mit dem MIDI-Out eine andere Klangquelle an (welche über ein MIDI-IN verfügt). Aber das ist ja alles nichts Neues… ;-)
Viele Grüße
Christian
Keine eigenen Samples, KEIN USB MIDI/AUDIO. Danke dafür. Roland wird mir langsam richtig unsympathisch… Auf die zusätzlichen Sounds hätte man dann gerne verzichtet. Und immer diese unsäglichen Wandwarzen… Nee Neeee Neee – so wird das nix mit uns.
Hallo,
ja es sind (leider) keine eigenen Samples importierbar.
Zu „USB MIDI/AUDIO“ schaue mal bitte etwas weiter oben in meinen Kommentar an Morphoder, da habe ich beide Aspekte etwas näher beschrieben.
Das ist wahr, die ausgelagerten Netzteile sind wirklich nicht benutzerfreundlich… ;-)
Viele Grüße
Christian