Die all-in-one Wunderwaffe
Eine all-in-one Wunderwaffe hat der Hersteller Roland mit der V-Combo VR-09 im Programm. Die wichtigsten Sounds für den Live-Betrieb, gepaart mit einer klar geordneten Bedienoberfläche für den Direktzugriff, so das Credo des Herstellers. Wir hatten die Roland VR-09 zum Test im Studio.
Das Prinzip der V-Combo ist bekanntlich ja nichts Neues. Schon seit 2003 haben die Japaner von Roland ein solches Gerät im Produktrepertoire. In unregelmäßigen Abständen bringt der Hersteller eine Neuauflage der VR-Serie auf den Markt und seit einiger Zeit ist nun das aktuelle Modell namens Roland VR-09 auf dem Markt. Erstaunlich sind beim VR-09 zunächst einmal die Eckdaten in Form von Größe und Gewicht des Keyboards. Denn mit 100 x 30 x 10 cm Größe und einem Gewicht von grade einmal 5,5 kg gehört die VR-09 zu den absoluten Leichtgewichten seiner Klasse. Damit ist klar, dass Roland beim Gehäuse der Combo auf das Material Kunststoff setzt, anders wäre solch ein Gewicht auch nicht realisierbar. Die VR-09 ist mit einer anschlagsdynamischen 61-Tasten Klaviatur ausgestattet, die insgesamt sehr leichtgängig ist. Bei den Tastaturen muss ja immer irgendwie ein Konsens gefunden werden, da sowohl Piano, Orgel als auch Synths darauf gespielt werden sollen, aber meiner Meinung nach hätte es bei der VR-09 durchaus ein etwas härterer Anschlag sein dürfen. Das ist mir insgesamt einfach zu leichtgängig.
Die Oberfläche der Combo ist von links nach rechts komplett mit Bedienelementen vollgestopft, was sich aber hinsichtlich des Überblicks nicht negativ auswirkt. Trotz der großen Anzahl an Drehreglern, Fadern und Tastern hat man dank der grell leuchtenden Sektionsüberschriften sofort einen guten Überblick, wo man was findet und steuern kann. Dazu kommt, dass viele Taster hintergrundbeleuchtet sind und man relativ schnell erkennt, wo gerade etwas aktiv ist.
Aufgeteilt ist die Oberfläche in die Bereiche D-Beam, EFX, Organ, Piano, Synth, Drum und dem Mittelteil samt LC-Display und zugehörigem Value-Rad. Das Display ist mir seiner Größe von rund 7,0 x 3,5 cm nicht sonderlich groß ausgefallen, bietet aber dennoch genug Platz, um die wichtigsten Informationen abzubilden. Direkt darunter befinden sich die Mode-Taster Organ, Piano und Synth, die den aktiven Zustand der jeweiligen Sektion anzeigen. Am linken Ende der Tastatur hat Roland wie gewohnt seinen Pitchbend- und Modulationsjoystick, zwei Tasten zur Bedienung des Leslies und den Lautstärkeregler untergebracht.
Auf der diesjährigen Musikmesse hatte ich die Gelegenheit, das Keyboard zu testen. Da ich selbst Roland-Geräte besitze, war die Bedienung kein Problem und viele Sounds erkennt man auch wieder. ABER:
Die Orgelsektion fällt extrem ab. Als Besitzer der Nord C2 Orgel ist mir ihr Klang sehr vertraut und wenn man dann den direkten Vergleich hört, bekommt man das Gefühl, dass hier lediglich Samples in der Lautstärke per Zugriegel gemischt werden und nicht eine ausgebuffte Emulation am Werk ist. Wer also hauptsächlich Orgel spielt und die restlichen Sounds als Zugabe benötigt, ist mit einem Nord Electro wesentlich besser bedient. Bis auf die Split-/Layer-Möglichkeiten und das Abspielen von WAV/MP3 kann der alles, was der VR auch kann, nur eben viel, viel besser. Kostet dafür aber auch etwas mehr, ist aber auch erheblich besser verarbeitet und trotzdem leicht zu transportieren. Eine Alternative, aber klanglich auch von Nord etwas entfernt, sind die Combo-Keyboards von Hammond.
@Markus Galla Vollkommen Deiner Meinung ! Erst gestern wieder electro (3!) in einer eher lauten Rockband gespielt- unschlagbar ! Die sounds haben biss und können LIVE super angepasst werden. Für weitere sounds nehm ich noch ein keyboard oder hänge ein modul dran. Nach wie vor geil das ding
Das Fazit des Testberichts klingt geradezu übermäßig begeistert, gemessen am Preis-Leistungs-Verhältnis. Aber die Klangbeispiele haben mich eben richtig enttäuscht.
Das Klavier klingt schon kurz nach der Attack-Phase sehr statisch, die E-Pianos haben keinen Biss, die Orgeln leiern nach meinem Empfinden bloß, lediglich das Synth1-Beispiel fand ich ganz nett. Aber Synth1 kann auch der „wirkliche“ Synth1 besser.
Wenn jemand mit begrenztem Budget nach guten Sounds für wenig Geld sucht, kann ich nur die Kurzweil PC3LE-Serie empfehlen. Dieser fehlen zwar die 9 Zugriegel (die aber als Potis umgesetzt sind), klanglich spielen die KUIRZen meiner Meinung nach aber ganz vorne mit. Insbesondere ist auch die Effektsektion klanglich ganz weit vorn. Alternativ kommt dann noch ein gebrauchter PC3(61) in Frage, der aber (verständlicherweise) recht selten angeboten wird. Nur auf die MP3-Wiedergabe vom USB-Stick und den Audio-Eingang muss man leider verzichten.
@STRomzAeHLEr Stimmt- die Kurzen sind einfach besser. Generell finde ich, dass die älteren roland modelle wie z.B. Xp30/jv1080 besser klangen.
Der VR-09 liest sich auf dem Papier wie eine Wunschliste Nord-Electro-4D-User, bis man es dann hört. Ok, er ist ein Drittel günstiger, aber er klingt nicht mal halb so gut (das betrifft alle Sektionen). Schade, denn ich bin eigentlich immer noch Roland-Freund (seit meinem geliebten Juno-6)…