Gitarrensender und Tuner in einem
Gitarristen und Bassisten, die mit Sender spielen wollen, kennen das Problem zur Genüge. Abgesehen von den klanglichen Unterschieden, gibt es gerade bei 19 Zoll Lösungen zuweilen noch das Problem, dass das gesendete Signal, das im Rack ankommt, mittels Kabel wieder zum Floorboard zurückgeführt werden muss, zumal sich hier meistens der Tuner befindet. Mit dem Sennheiser XSW-D Pedalboard Set hat Sennheiser eine Kombination von Funkstrecke und Tuner im Gepäck, die zumindest eine Kabelführung obsolet macht.
Die Konstruktion des Sennheiser XSW-D Pedalboard Set
Das Sennheiser XSW-D Pedalboard Set ist ein Spross der XS Wireless Familie, zu der ebenfalls Modelle aus dem Mikrofon- und Kamera-Sektor gehören. Allen gemeinsam ist die Funktion der kabellosen Signalübertragung. Die Gitarristen-Variante kommt mit einer Tuner/Empfänger-Bodenpedal-Kombination, einem steckbaren Sender, zwei Kabeln und einem Multispannungsnetzteil daher, das auch aufgrund der mitgelieferten Netzadapter eine weltweite Einsatzmöglichkeit offeriert.
Der Sender, der entweder direkt in die Klinkenbuchse der Gitarre gesteckt oder mittels einer mitgelieferten Verlängerung als Bodypack am Gitarrengurt befestigt werden kann, lässt sich mit einer Hand bedienen, sofern man sich die unterschiedlichen Farbspiele der verbauten LED nebst Druckknopf merken kann. Die Akkulaufzeit wird mit bis zu fünf Stunden angegeben, was in etwa zwei ausgedehnten Shows mit eigenen Songs oder einer Coverband-Show mit vier bis fünf Sets entspricht.
Sennheiser verspricht eine Reichweite von bis zu 75 Metern, die sich aber auf ein freies Feld ohne Hindernisse bezieht. Meine Erfahrungswerte besagen, dass bei praxisnaher Benutzung man vom halben Wert des Herstellers ausgehen sollte, was in diesem Fall aber immerhin noch die größten Open-Air-Bühnen der Republik abdecken würde, zumal man sich vor Augen halten sollte, dass sich der Empfänger aufgrund der Pedalbauweise am vorderen Bühnenrand befindet und so nochmals ein paar Meter mehr an Reichweite zusammen kommen.
Auch das Sennheiser XSW-D Pedalboard Set funkt auf 2,4 GHz und muss sich damit auch den großen Problemen der Tausenden von Handys im Zuschauerbereich und noch schlimmer, den teilweise sehr starken Einstrahlungen des Bühnenfunks stellen, der gerade auf großen Bühnen stets verwendet wird und je nach Ausrichtung einem das Signal einfach „wegdrückt“. Um dies beurteilen zu können, werde ich den Sender auf mehreren großen Festivals benutzen, die bei mir in den nächsten Wochen anstehen, u. a. auch eine Tournee in Japan. Sollte es hier zu unerwarteten Ausfällen kommen, werde ich diese in einem Nachtrag erwähnen. Generell glaube ich aber, dass das Trademark Sennheiser mit einem Ladenpreis von knapp 400,- Euro eine stabilere Variante bietet, als die verschiedenen Plug-and-play Lösungen im knapp dreistelligen Bereich.
Das Farbenspiel des Sennheiser XSW-D Pedalboard Set
Das gesamte Erscheinungsbild des Sennheiser XSW-D Pedalboard Set ist auf eine einfache und dennoch elegante Handhabung ausgelegt, welche optisch mit möglichst wenig Informationen auskommen soll. Von daher setzt die am Sender verbaute LED mittels des folgenden Farbenspiels auf eine leicht verständliche Informationspolitik:
– kurzes Drücken des LED Knopfes von max. 1 Sekunde = Einschalten des Senders – LED leuchtet grün
– erneutes Drücken des LED Knopfes von max. 1 Sekunde = Muten des Senders – LED leuchtet gelb
– Drücken des LED Knopfes von min. 3 Sekunde = Ausschalten des Senders
– Nach Einschalten des Senders leuchtet die LED kurzzeitig grün = Akkuleistung über 75 %
– Nach Einschalten des Senders leuchtet die LED kurzzeitig gelb = Akkuleistung zwischen 5 % – 75 %
– Nach Einschalten des Senders leuchtet die LED kurzzeitig rot = Akkuleistung unter 5 %
– Abwechselndes rotes und grünes Blinken = die Reichweite ist erschöpft
– Ladezustand durchgehend grün = Akku voll geladen
– Ladezustand blinkend grün = Akku über 75 % geladen
– Ladezustand blinkend gelb = Akku zwischen 5 % – 75 % geladen
– Ladezustand blinkend rot = Akku unter 5 % geladen
Das Bodenpedal des Sennheiser XSW-D Pedalboard Set
Das Bodenpedal des Sennheiser XSW-D Pedalboard Sets beinhaltet neben dem Empfänger auch einen chromatischen Tuner, der nicht über die handelsüblichen roten und grünen LEDs, sondern über ein monochromes, recht großes Display verfügt. Dies hat den Vorteil, dass man die Buchstaben und Symbole insbesondere bei direkter Sonneneinstrahlung deutlich besser erkennen kann als bei LEDs. Wer einmal auf einer Open-Air-Bühne zu Mittagszeit im direkten Sonnenlicht gespielt hat, weiß wovon ich rede.
Das Pedal an sich ist sehr massiv angelegt und dürfte jedem harten Bühnenalltag standhalten. Sofern es ohne ein Pedalboard betrieben wird, sorgen zwei Gummipads auf der Unterseite des Gehäuses für die nötige Haftung auf glatten Flächen. Für den Floorboard-Betrieb geht Sennheiser bei Bedarf auch den ganz harten Weg. Im Lieferumfang befindet sich eine Bohrschablone, mit der man sein Board auch entsprechend anbohren kann, um das Pedal mit entsprechenden Schrauben zu kontern. Wem die Klettband/Kabelbinderlösung nicht stabil genug erscheint, hier ist die Lösung.
Auf der Stirnseite befindet sich neben dem Klinkenausgang für die weiteren Pedale oder den Amp auch der Eingang für das mitgelieferte Netzteil und ein 5 Volt USB-C Ausgang für das Laden des Senders. Der Sender kann aber auch über ein Standard-Mobilfunk-Netzteil geladen werden. Es empfiehlt sich lediglich darauf zu achten, dass es sich um USB-C handelt, da die immer beliebter werdende Steckervariante noch nicht in allen Elektronikkaufhäusern angekommen ist.
Der Sender des Sennheiser XSW-D Pedalboard Set
Der Sender des Sennheiser XSW-D Pedalboard Sets verfügt über einen klappbaren Klinkenstecker, der je nach Gitarrenmodell und persönlicher Präferenz gebogen werden kann. Was bei Strat-artigen Modellen sehr gut funktioniert, gestaltet sich bei der Zargen Lösung im LP-Stil etwas problematischer. Aufgrund der langen Gehäuseform ist das seitliche Drehmoment im abgewinkelten Betrieb recht kräftig und verdreht den Stecker zuweilen. Wer sich nicht viel bewegt, kann hier natürlich auch den Stecker gerade nach unten einstecken. Generell würde ich hier allerdings den Backpack-Betrieb empfehlen, der ja auch angeboten wird.
Das Sennheiser XSW-D Pedalboard Set in der Praxis
Einschalten, pairen, fertig. In der Tat ist es so einfach, wie es sich anhört. Sender und Empfänger fanden sich innerhalb von zwei Sekunden, was wirklich äußerst schnell ist. Fangen wir zunächst mit dem Klang an. Um nicht zum x-ten Mal die Kabeldiskussion loszutreten, hier einmal eine generelle Aussage. Ja, ein Sender klingt anders als ein Kabel. Ja, jeder Sender, unabhängig von seiner Bauart und seines Ladenpreises klingt anders als ein Kabel. Nein, ein Sender klingt nicht schlechter, sondern nur anders!
Es ist mehr als nur ermüdend, die Foren über das ewige für und wider von Sendern und Kabeln zu lesen. Fakt ist, dass ein Kabel die stabilste Signalübertragung schlechthin darstellt und gerade bei passiven, hochohmigen Tonabnehmern ein entscheidendes Kriterium im Gesamtsound darstellt. Fakt ist aber ebenso, dass eine unterhaltsame Bühnenpräsenz massiv darunter leidet. Wer sich ohnehin nur im Bierdeckelbereich bewegt, sollte von einem Sender Abstand nehmen. Wer hingegen größere Strecken auf der Bühne zurücklegt und das Publikum gerne auch mal mit artistischen Einlagen unterhalten möchte, wird um einen Sender nicht umhin kommen.
Klanglich unterscheidet sich das Sennheiser XSW-D Pedalboard Set insofern von einem sechs Meter Kabel, als dass der Klang einen Hauch lauter, etwas stärker in den Höhen ausgeprägt und etwas komprimierter ist. Gerade für High-Gain-Gitarren allesamt Attribute, die man sich sonst über den Verstärker und eventuell verwendete Bodenpedale holt. Mir persönlich gefiel der insgesamt straffer wirkende Sound sehr gut, zumal sich eine Latenz von ca. 4 ms im Spielbetrieb nicht mehr bemerkbar macht.
Als Reichweitentest musste das Produkt eine schwere Prüfung bestehen. Ich platzierte das Produkt in dem nach dem Raum-im-Raum gebauten Aufnahmeraum meines Tonstudios, schloss beide Türen und schaute, wie weit das Signal jetzt noch kommt. Immerhin konnte das so abgeschirmte Gerät das Signal noch ca. 30 Meter durch die Wände schicken, bevor es zu Aussetzern kam. Ein wirklich sehr guter Wert, wenn man bedenkt, dass andere Produkte dieser Bauart bereits bei den beiden geschlossenen Türen den Geist aufgaben. Ansonsten hinterlässt das System allgemein einen hervorragenden Eindruck in Sachen Verarbeitung, Praxiseinsatz und Leistungsdaten.