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Test: Softube – Passive-Active Pack EQ

Softube Vintage EQs

24. November 2009

Ob jetzt McDSP mit dem Retro Pack, SPL mit dem Analog Code, PSP Audioware mit Oldtimer oder Softube mit dem FET Compressor und dem hier zum Test vorliegenden Passive-Active EQ Pack den Anfang gemacht hat, ist eigentlich egal. Hauptsache, es tut sich was in die richtige Richtung. In welche Richtung denn? Nun, die Antwort eröffnet sich mit zwei neuen Schlagwörtern: „Vintage-Neuerfindung“ und „Übersteuerbar“. Der erste Begriff beschreibt ein neues Klangdesign, bei dem die analoge Vintage-Klangcharakteristik nachempfunden wird, ohne sich von spezifischen Möglichkeiten einer bestimmten Originalhardware einschränken zu lassen. Kurz gesagt geht es darum Vintagegeräte zu emulieren, die es gar nicht gibt. Der zweite Begriff ist aber viel wichtiger. War es bisher ein absolutes Tabu, digitale Abmischungen in den roten Bereich zu fahren, das heißt clippen zu lassen, haben diese Plug-ins Saturierungs- und Softlimit-Blackboxen schon integriert und erlauben intern eine satte Übersteuerung der Plug-in Ausgänge. Die Eingänge sollte man dann logischerweise noch nicht clippen lassen. Das Abmischen wie in den guten alten Zeiten ist wieder ein Stückchen näher gerückt. Softubes Passive-Active liefert nicht alle genannten Innovationen, aber genug, um seinen ganz eigenen Stil zu entfalten. Als Komplementär-Plug-in des erstklassigen Charakter FET-Kompressors hat das EQ-Pack eine hohe Erwartungshaltung zu erfüllen. Ob das Trio ihr genügen kann, lesen sie hier.  

Impuls

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Aber beginnen wir am Anfang. Passive-Active Pack wird für Mac und PC in den üblichen Formaten VST, AU und RTAS dargereicht und benötigt ein iLok Dongle zu Autorisation. Die Installation verlief auch unverdächtig, und ein Handbuch ist bei der Download-Version nur als englisches PDF verfügbar. Vielleicht ist das bei der Box-Version anders. Einen Blick ins Handbuch sollte man aber dennoch riskieren, denn das EQ Paket kommt mit einigen Eigenheiten daher, die recht unkonventionell sind. Aus dem Handbuch erfahren wir auch, dass die EQs nicht so ganz ohne Vorbilder entstanden sind. Zum einen wurde der Passive-EQ bis ins kleinste Detail einem Neumann PEV 930 nachmodeliert, während der Active-EQ den Filtek Labo mk5 zum Vorbild hat. Das sind schon mal enige Originalitätspunkte, wenn man nicht schon wieder etwas von SSL, API oder Neve Emulatinen lesen muss – nichts gegen URS und Kollegen. Beim dritten EQ im Bunde wird es dann aber richtig interessant, denn der Focusing-EQ ist die Verschmelzung von Neumann und Filtek EQ in ein duales Filterdesign. Aber der Reihe nach.

Reaktio

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Der Passiv EQ ist ein (semi-) parametrischer EQ mit zwei Shelf-Filtern, der einen besonders weiten Sound mit warmen Tiefen und perlenden Höhen und einer fetten 70er Jahre Mitte haben soll. Technisch ausgedrückt bedeutet das einen 6dB/Oktave Shelf-Filter für die Tiefen und die Höhen, während die Mitten, hier Presence genannt, über ein Bandpass Filter mit einem  6dB/Oktave Charakter und einem frequenzabhängigem antiproportionalen Q-Faktor charakterisiert werden. Das Filter wird weiter, je tiefer die Frequenz wird.  Aufgrund des Emulationscharakters des Passive ist der Q-Faktor keine Parametergröße, sondern Bestandteil der Gesamtschaltung. Deswegen kann selbst Softube nur einen groben Wertebereich von etwa 0,25 bis 1,25 angeben, ohne die höhere Mathematik zu bemühen. Eine weitere Besonderheit des Passive EQ ist die technisch bedingte gegenseitige Beeinflussung der einzelnen EQ-Bänder. Chirurgische Eingriffe sind also nicht Sache dieses Passive, was auch niemand erwartet hat. Kommen wir zur Bedienung des Passive und damit unvermeidlich zu dem leidigen Thema, warum die originalgetreue Umsetzung der Bedienung von Vintagegeräten auf die Benutzeroberfläche eines Computers meistens nicht funktioniert.

Passive - LoShelf +9dB bei -20dBFS Rauschen

Passive – LoShelf +9dB bei -20dBFS Rauschen


Die Bilder zeigen die Bandbreite des LoShelf Filters bei maximalem/minimalem Gainwerten
Passive LoShelf -16dB bei -20dBFS Rauschen

Passive LoShelf -16dB bei -20dBFS Rauschen


Es fängt schon mit dem Low und High Boost/Cut Reglern an. Die original Neumann Beschriftung des entsprechenden Reglers, die hier leider übernommen wurde, suggerierte ein Shelf-Filter, das eine Gain-Regelung in 3dB Schritten bei 60Hz bzw. 10kHz bewerkstelligte. Tatsächlich wird aber die Cutoff-Frequenz des Filters und damit die Filterflanke so verschoben, dass dadurch eine entsprechende Lautstärkeänderung an der 60Hz Markierung bewirkt wird. Da drängen sich natürlich sofort die Fragen auf, warum eine so unübersichtliche Funktion auch so dargestellt werden muss und warum in aller Welt eine Rasterung in 3dB Schritten sein musste. Da eine Lautstärkeanhebung von 6dB das Signal doppelt so laut macht, ist das eine ganze Menge Holz auf einmal.
Passive HiShelf +9dB bei -20dBFS Rauschen

Passive HiShelf +9dB bei -20dBFS Rauschen


Die Bilder zeigen die Bandbreite des HiShelf Filters bei maximalem/minimalem Gainwerten
Passive HiShelf -16dB bei -20dBFS Rauschen

Passive HiShelf -16dB bei -20dBFS Rauschen


Auch die Presence Frequenz lässt sich nur in groben sieben Schritten zwischen 0,7kHz und 5,6kHz einstellen, und das Gain ist nur in 2dB Schritten regelbar. Meine Herren Softube, eine derartige Rasterung hat vor Jahren schon bei der URS A und N Serie nicht funktioniert und war eines der ersten Mängel die URS in einem Update abschaffte. Und dass es technische keine unlösbaren Probleme darstellen kann, zeigt der FET-Kompressor von Softube, der ein äußerst innovatives stufenlos einstellbares Kompressionverhältnis bietet.
Lediglich der Output Regler verfügt über eine feinere Aussteuerungsmöglichkeit, bietet aber nur eine verspielte 17-LED-Anzeige und nicht wie der Aktive EQ noch über eine zusätzliche exakte numerische Anzeige.
Es  ist zwar immer noch das A und O des Abmischens Veränderungen im Signalweg am besten nach dem Gehör vorzunehmen, aber die genannten Einschränkungen sind in einer Computerumgebung einfach völlig sinnfrei, zumal die Modifikationstaste für Feineinstellung schon integriert ist. Wem das an Merkwürdigkeiten noch nicht reicht, der darf sich zusätzlich fragen, warum die EQ-Reglerwege, im Gegensatz zu jedem anderen Regler  „spiegelverkehrt“, das heißt: „im unteren Halbkreis regelbar“ integriert wurden. Bis auf den Output-Regler, der wiederum wie gewohnt „nach oben herum“ funktioniert. Sehen sie sich die Bilder genau an, dann verstehen Sie was ich meine. Das erschwert nicht nur die Bedienung, sondern vor allen Dingen die schnelle optische Erfassung der Reglerpositionen. Zumal auch der Eichstrich der fotorealistischen Output-Regler sich nicht mit deren Skala deckt. Im Handbuch steht, und das möchte ich im Original zitieren: „Please note that all knobs are placed as if they are up side down. It isn’t our fault – the original looked that way!“. Sorry, Softube, aber so genau wollten wir es dann doch nicht haben. Glücklicherweise gab es für die original Hardware keine Maus Option. So hielt sich Softube bei der Mausbedienung an die bewährten Standards. Ein Mausklick auf einen Regler und mit gehaltener Maustaste und je nach Bedienelement in eine der vier Himmelsrichtungen ziehen oder ein Klick auf die Parameterskala verändern den Parameterwert. Auf die äußerst komfortable Möglichkeit einen Regler, auf dem ein Mauszeiger ruht, einfach mit den Mausrad zu kontrollieren, müssen Windows Benutzer aber leider verzichten, denn diese Funktion gibt es nur für Mac.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Fairchild

    Der Autor sagt es selbst im Fazit: Das Paket ist nichts für Aufräumarbeiten. Daher kratzt mich die grobe Rasterung der Parameter nicht.
    Bei einer Fairchild-Emulation juckt es doch auch keinen, dass Attak/Release nicht feinjustierbar sind und beim LA2A denkt auch niemand über eine einstellbare Ratio nach. Über API-EQ’s reden wir jetzt besser nicht …

    Wenn man(n) z.B. den Passive EQ unten ein klein wenig aufdreht, dann ist halt Dampf auf dem Kessel und wenn man die Höhen einen Tick anhebt, dann glitzern die Sterne.
    Das passt aber nicht universell auf jede Spur oder jede Musik, gleich welcher Gattung. Meiner Ansicht nach ist das auch nicht die Intention dieser Geräte.
    Für sich betrachtet, halte ich diese Geräte von Softube für die oberste Spitze des momentan nativ machbaren.
    Beide Daumen.

  2. Profilbild
    Mr. Smithers

    Wollte anmerken: Das AbbeyRoad Brilliance Pack stammt auch von Softube – zumindest haben die Schweden das Remodeling und Code-Writing inne.

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