Think BiG
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Der im Mai 2022 erschienene SPL BiG oder auch Stereo Image Bigger Maker soll laut der Produktbeschreibung die Größe von Stereo neu definieren. Und das mit nur 3 Reglern und einem Schalter.
Stereo Imager Prozessor
Besitzer von 500er Frames hergehört, nun gibt es endlich auch ein Hardware 500er-Modul zur klassischen Stereoverbreiterung. Der SPL BiG macht da aber noch eine ganze Menge mehr, denn Lunchbox Inhaber bekommen ein starkes Tool zur Seite gestellt.
Der Idee, eine typische Stereoverbreiterung Hardware für das 500er Rack zu konzipieren, folgten einzelne Prototypen, die für SPL jedoch zu langweilig klangen. So wurde nach und nach am Konzept gefeilt und eine Schaltung entwickelt, die das Stereo-Signal in eine andere Größe manipuliert. Ganz ähnlich dem SPL Vitalizer Konzept wird das Seitensignal im Stereobild angefasst, mit den drei Parametern bearbeitet und danach dem Center-Signal wieder zugemischt. Unser Test veranschaulicht die Wirkungsweise des BiG 500er-Moduls. Idee, Umsetzung und Produktion stammen vollständig aus der Schmiede von Sound Performance Lab.
SPL Sound Performance Lab
Die Firma SPL mit Sitz in Niederkrüchten, NRW, wurde 1983 von Hermann Gier gegründet. Im Portfolio finden sich damals wie heute qualitativ hochwertig gefertigte Audiogeräte für Musik, Film, Multimedia, Hi-Fi und Rundfunk. Genau genommen sind es zwei Firmen unter einem Dach. Nachdem die hausinterne Entwicklung und das Design fertig sind, geht es rüber zu Heinz Middelkamp, der sich um die Produktion und die dazugehörige Logistik kümmert. Alle Schritte von der Idee über den Prototypen bis zur fertigen Serie werden so mit kurzen Wegen in einem Gebäude realisiert. Über die Jahre ist ein solides Know-how gewachsen. der SPL BiG beispielsweise ist von Wolfgang Neumann entwickelt, der seit über 40 Jahren im Bereich Sound Engineering tätig ist.
Was SPL von vielen anderen Anbieter unterscheidet, ist die Idee, dem Mainstream durch solide, aber innovative Klangbilder zu enteilen. Der Anwender hört so was gerne.
Black Lion Audio Patchbay Rack 8, PBR-8 500
Als Testrack für meine 500er-Module verwende ich das PBR-8 500er-Rack von Black Lion Audio. Nach langem Suchen konnte ich endlich meine 500er-Module mehrmals an verschiedenen Stationen einer Produktion einsetzen, ohne gleich jedes Mal neu verkabeln zu müssen. Die integrierte Patchbay macht das ganz easy per Frontbedienungssteckfeld möglich.
Die PBR-8 ist rückseitig parallel mir SUB-D- und XLR-Buchsen bestückt, so kann ich z. B. mehrere Mikrofone oder Hi-Z Signale über einen 500er-Preamp zuführen, ggf. mit einem 500er-EQ und Kompressor gestalten und danach entsprechend digitalisieren. Ich arbeite im Studio fast immer ohne ein externes Mischpult. Alles passiert „in the box“, da ist es umso wichtiger, dass gleich Sound gemacht wird, noch bevor die Wandlung zur DAW passiert.
Über die parallel anliegenden SUB-D-Stecker (Tascam Belegung) kann ich dann weitere verschiedene I/O-Verbindungen realisieren. Entweder dient das 500er-Rack für Einzelspuren als ein analoges Insert-Peripheriegerät mit einem oder mehreren Effekten oder ich schicke am Ende die Stereo-Summe wieder ins PBR-8 Rack, um dann im Zuge des Masterings noch finale Effektvorstellungen zu addieren.
Die Patchbay wird per „Telefonvermittlungskabel“ gesteckt, das schaut wunderbar oldschool aus. Sobald mit einem Kabel eine Verbindung der Patchbay geroutet wird, ist das die neue Rangordnung, der alle anderen rückseitigen Verkabelungen untergeordnet sind. Das ist sehr schlau gelöst, denn so habe ich das Rack, vollmontiert mit Modulen und Kabelagen, immer im Frontbedienmodus.
Das Netzteil des Black Lion Audio Frame ist ausgelagert, was platzbedingt und einstreuungsneutral einige Vorteile mit sich bringt. Jedoch auch einen Nachteil, denn einen On/Off-Schalter sucht man vergebens. Im Übrigen wird das komplette Innenleben der Lunchbox von Heritage Audio in Spanien gefertigt.
Was mir bei all der Lobhudelei allerdings gar nicht gefällt, ist die Abstimmung von Schraube und Lochbohrung im Frame selbst. Bei Cent-Artikeln, die aber doch einen Großteil der Haptik bei Ein- und Ausbau der wertgeschätzten Module ausmachen, kann ich nicht verstehen, wie so etwas durch die Qualitätskontrolle gekommen ist. Hier besteht dringend Nachbesserungsbedarf. Wahrscheinlich ist schlicht zu viel schwarze Farbe auf Schrauben und Lochfräsung gelandet, sodass es beim ersten Einschrauben nicht recht passen will.
Bedienelemente des SPL BiG
Das SPL BiG 500er-Modul benötigt zwei Steckplätze in einem Frame. Es ist stereo ausgelegt und kann auf Bypass geschaltet werden. 2 gelbe LED-Leuchten zeigen an, ob ein Signal anliegt. Die LED-Leuchten wechseln bei etwaiger Übersteuerung nicht ihre Farbe. SPL hat jedoch genügend Headroom für anliegende Eingangssignale vorgesehen. Der Maximalpegel für dieses 500er-Modul liegt bei +21 dB. Meine DAW z. B. ist mit maximal +18 dB am Start, somit ist keine Übersteuerung zu erwarten. Die Signalausgabe ist auch mit maximal +21 dB angegeben.
Weiterhin gibt es einen Bass-On/Off-Schalter. Mit diesem kann der Bassbereich in der Signalmanipulation zusätzlich „angehoben“ werden. Das passiert ähnlich der Schaltung im SPL IRON Mastering Kompressor. Dort werden Bass und Höhen angehoben, beim BiG wird nur der Bassbereich gefeaturet. Der Bass-Schalter ist als eigener Zusatzeffekt zu verstehen, denn er regiert nicht auf den Bigness-Regler, d. h. die Intensität der Bassmanipulation ist immer gleich.
Nun geht es an die drei jeweils stufenlos verstellbaren Drehregler Range, Stage und Bigness. Erfreulicherweise hat SPL die Drehregler mit 40-facher, leicht einrastender Abstufung gewählt, so kann von Null bis Maximum genau gerastert gearbeitet werden. Die Reihenfolge der Drehregler ist für mein Verständnis hierarchisch gegliedert.
Zuerst wird mit Range die Frequenz festgelegt, die im weiteren Verlauf vom Effekt beeinflusst werden soll. Die linke Nullstellung ist mit High, die rechte 40er-Stellung ist mit Open beschriftet.
Erläuterung: Der High-Modus addiert sofort mehr Brillanz und Höhen zum Signal. Dreht man den Regler Richtung Open, wird das Signal vom EQ her Stück für Stück etwas blasser.
Mit Stage wird die Tiefe des Effekts, das nach vorn oder nach hinten bewegen, angewählt. Die Nullstellung ist mit Back, die rechte 40er-Stellung mit Front beschriftet.
Erläuterung: Hier ist die Stereo-Bühne gemeint. Das Seitensignal kann mit der Position des Reglers etwas wandern, eben nach vorne zum Hörer hin oder nach hinten zum restlichen Stereobild. Das ist jedenfalls mein Höreindruck.
Der Bigness-Drehregler steuert die Intensität der vorher eingestellten Parameter von Null bis 19. Die 19 entspricht der maximalen 40er-Rasterung.
So ganz lässt man sich natürlich nicht in die Karten schauen, doch könnte ich mir die Stage-Parameter-Einstellung mit einer minimalen Zeitverzögerung von Mitte zu Seite erklären, das dann noch mit der EQ Frequenzauswahl kombiniert die in den Klangbeispielen zu erzielenden Möglichkeiten ergibt. Es st immer wieder überraschend, wie stark doch Hardware auf nur die Stereosumme einwirken kann und so noch viel Potenzial rausgeholt werden kann.
SPL Eigenentwicklung
Im Test sind bereits Produktnamen wie der SPL IRON Masterung Kompressor gefallen. Für den BiG sind Verbindungen zum SPL Vitalizer und zum SPL Mixdream vorhanden. Alle genannten Geräte wirken auf das Stereobild ein und machen es breiter und lebendiger. Den Mixdream hatte ich schon hier zum Test, wer querlesen möchte, findet hier den Link dazu.
AMAZONA.de hatte auch den Vitalizer MK2-T im Test, der Abschnitt zur Stereoverbreiterung ist hier querzulesen.
Klangbeispiele zum SPL BiG
Die Sounds sind immer 2er-taktweise mit Bypass und ohne Bypass dargestellt. So hört man die maximale Wirkung der eingestellten Parameter.
Sound 1-4:
1: Song dry/wet im Wechsel. Parameter: Range High, Stage Front, Bass Off, Bigness Maximum.
Die maximale Range und Stage-Ausrichtung gibt dem Stereo-Signal gehörig Breite und Brillanz und holt die Seite etwas weiter nach vorne, per Kopfhörer wandert diese in Richtung Stirn aber auch gleichzeitig wie ein spitzes Dreieck zu den Ohren. Im Raum wirkt der Effekt wie eine Art Positionsveränderung in Höhe und Tiefe, die Mitten heben sozusagen etwas vom Boden ab.
2: Song dry/wet im Wechsel. Parameter: Range High, Stage Front, Bass On, Bigness Maximum.
Dasselbe empfinden wie bei Sound 1, nur ist jetzt zusätzlich noch der Bass bearbeitet, dieser wirkt druckvoller, ohne wirklich lauter zu werden.
3: Song dry/wet im Wechsel. Parameter: Range Open, Stage Front, Bass Off, Bigness Maximum.
Die Open-Stellung hat lange nicht die Brillanz im Vergleich zur High-Range-Stellung, doch wird immer noch das Bild deutlich verbreitert und bekommt mehr Lebendigkeit und Tiefe. Stage Back hat für mich etwas weniger Wirkung, also Stage Front, doch das mag am Mix liegen.
4: Song dry/wet im Wechsel. Parameter: Range Open, Stage Front, Bass On, Bigness Maximum.
Dasselbe empfinden wie bei Sound 3, der Bass bekommt auch hier mehr Schub, ist ob der offenen Range jedoch mehr eingebettet.
5: Song Mastering nach meinem Geschmack: Range 5, Stage 9, Bass On, Bigness Maximun.
Hätte ich den Auftrag gehabt, diesen Song mit dem BiG zu Mastern, wäre das mein Mix. Die Parameter sind teils ausgereizt, teils etwas sparsamer eingesetzt.
Sehr interessant ist der Anti-Phase-Bereich, der erst bei aktiven BiG Parametern angesprochen wird.
Gegen Ende des Tests gibt es doch noch etwas zu beanstanden. Die Beschriftungen sind teils etwas ungünstig unterhalb der Potis platziert, wer von oben draufschaut, wird es nicht lesen können. Allerdings ist auch das Platzangebot auf der Frontplatte begrenzt, gut ausschauen tut es rein von der Designseite gesehen allemal.
Funfakt zum Abschluss
30 Jahre musste ich warten, bis ich endlich mal mein überdimensional großes Plektrum in die Kamera halten kann. Der Laden in LA hört auf den Name Think Big. Genau so denke ich beim Anhören der SPG BiG Klangbeispiele.
Ich war tatsächlich interessiert an dem Big, Sorry, ich will da niemanden zu nahe treten, aber das klingt ehrlich gesagt ziemlich scheußlich und sowas sage ich nur selten. Das ganze klingt völlig künstlich und unangenehm nach Phasenschweinereien. Wie man da zu einer Bewertung „Sehr gut“ kommen kann ist mir schleierhaft.