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Test: Studio Electronics Tonestar 2600, STE.16, Quadnic, Eurorack Module

I found my module in El Segundo

17. August 2016
Studio Electronics - Unboxing

Studio Electronics – ausgepackt

Studio Electronics, eine alteingesessene Firma aus El Segundo, Kalifornien, stellt seit 1981 reine analoge Studio-Hardware und Synthesizer her. Aber auch Gitarrenverstärker und Gitarrenpedale – und nun seit Längerem auch Module für das Eurorack-System. Die vorgestellten Sprösslinge sind

  • der „Studio Electronics Tonestar 2600“ (569 Euro), ein Standalone-Synthesizer fürs Rack, der vage an den ARP 2600 Sound angelehnt ist,
  • der „Studio Electronics STE.16“ (249 Euro) ist ein Dual LFO mit AM und FM sowie 16 verschiedenen Schwingungsformen,
  • der „Studio Electronics Quadnic“ (289 Euro) bietet digitale Oszillation mit vier Stimmen, die einzeln, aber auch zusammen über Unison und eine Akkordfunktion gesteuert werden können.

Studio Electronics Tonestar 2600

Studio Electronics - Tonestar-2600

Studio Electronics – Tonestar-2600

Gleich zu Anfang wird auf der Studio Electronics Website wird erklärt, dass es sich beim Studio Electronics Tonestar 2600 keinesfalls um einen Klon des legendären ARP 2600 handelt, was sehr schnell klar wird, denn der Tonestar 2600 besitzt nur einen Oszillator. Allerdings bringt er DNA aus dem ARP mit, denn das verwendete Filter mit der Bezeichnung „4072“ ist angelehnt an das „4012“-Filter im ARP, das nichts anderes als ein Klau des patentierten Moog Kaskandenfilters war. Der Oszillator ist nach Angabe des Herstellers ein „best of“ von ARP, Moog und Oberheim und garantiert durch handselektierte Bauteile ein hervorragendes Tracking über einen sehr weiten Bereich. Die Bezeichnung 2600 und damit die Anlehnung an den ARP-Klassiker rührt eben daher, dass der Tonestar an der ein oder anderen Stelle an den Klang des ARP erinnert.

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Eine ganze Packung

Der Studio Electronics Tonestar 2600 ist ein kompletter Synthesizer fürs Eurorack, der durch die zahlreichen Patch-Möglichkeiten aber komplett patchbar bleibt. Das hat er dann auch mit dem ARP gemeinsam, der ja gleichsam ein semimodularer Synth mit normalisiertem Signalweg ist. Der Tonestar hat nur einen Oszillator, von dem aber vier verschiedene Schwingungsformen abgegriffen werden können: Dreieck, Sägezahn, Rechteck und ein Suboszillator als Rechteck. Glide ermöglicht die Einstellung der Portamento-Zeit.

Modulatoren

Des weiteren hat er einen LFO (Dreieck oder Rechteck), der dem Filter-Cutoff oder der Resonanz zugeordnet werden kann und dem Pitch sowie der Pulsbreite. Dieser geht zwar bis in den Audiobereich, im normalisierten Signalweg jedoch reicht es nicht für schnelle FM-Modulation.

Es gibt zwei Hüllkurven, eine zweistufige mit Attack und Release und eine herkömmliche ADSR-Hüllkurve. Die ADSR-Hüllkurve kann wieder dem Pitch oder der Pulsbreite zugeordnet werden und dem Filter-Cutoff. Üblicherweise ist die AD-Hüllkurve für die Lautstärkeregelung vorgesehen und die ADSR für die anderen Ziele. Es kann aber auch die ADSR als Lautstärkenhüllkurve verwendet werden, so dass die AD für andere Zwecke frei wird. Als letzte Kette im VCA gibt es einen Volumeregler und einen Feedback-Regler, der das Signal vom Ausgang in den Eingang rückkoppelt und damit derbe Overdrive-Sounds ermöglicht.

Dickes Filter

Das Filter bietet eine einstellbares Key-Tracking und darüber hinaus eine getrennte Drive-Regelung. Ohne Drive tritt bei zunehmender Resonanz ein deutlicher Abfall des eigentlichen Oszillatorsignals auf. Erst bei Zuregelung des Drive bekommt man den klassischen, kernigen Moog-Charakter des Filters. Im letzten Regelbereich des Drive beginnt das Filter dann einen Overdrive zu entwickeln.

Pankonnektivität

Es wurde darauf geachtet, möglichst alle Parameter auch modular zu gestalten, so dass der Tonestar komplett in einem Modular-Rack aufgehen kann. Studio Electronics haben aber hier noch einige Tricks in petto, die es bei anderen Modulen nicht gibt. Die Rede ist von den „Outs to Outs“-Verbindungen. Macht es gemeinhin keinen Sinn, etwa den Ausgang der AR-Hüllkurve mit dem Ext-In für Audiosignale des Filters zu patchen, verbirgt sich dahinter beim Tonestar eine Kompressorfunktion.

Studio Electronics - Tonestar 2600 Alle Verbindungen Outs to Outs

Studio Electronics – Tonestar 2600, alle Verbindungen Outs to Outs

Oder man verbindet den Oszillator-Schwingungsform-Ausgang des Studio Electronics Tonestar 2600 mit dem Ausgang der LFO-Schwingungsform – daraus ergibt sich dann doch eine FM-Modulation des LFOs. Grundsätzlich gilt bei „Outs to Outs“: Es gibt keine Einschränkungen, alles kann mit jedem gepatch werden und ergibt zumeist überraschende Effekte. Der Hersteller weist allerdings zu recht drauf hin: „Tonestar only“. Bei anderen Geräten könnte das übel enden.

Der Klang gefällt

Der Klang ist druckvoll und überaus dynamisch und das auch schon in der vorverdrahteten Version. Geht es erstmal ans Patching, steigt die Bandbreite der zu erzielenden Klänge naturgemäß erheblich, dabei rede ich immer noch von den Patchmöglichkeiten innerhalb des Moduls. Aber so richtig Spaß kommt bei den scheinbar unsinnigen „Outs to Outs“-Verbindungen auf, wo auch alte Modular-Hasen überrascht werden dürften. Für insgesamt 569 Euro ist der Studio Electronics Tonestar 2600 ungefähr in der gleichen Preisklasse wie ein Dopefer Dark Energy z.B. und bietet einiges mehr an Klängen an.

Studio Electronics STE.16

Studio Electronics - Modstar STE.16

Studio Electronics – Modstar STE.16

Dieses Modul wurde zusammen mit Marc Sirguy von Eowave entwickelt. Dabei handelt es sich um einen Dual-LFO, der mit sechzehn Schwingungsformen ausgestattet ist. Mit dabei sind auch treppenförmige Formen und komplexe Schwingungsformen wie verschiedenen Sample and Hold Varianten. Es gibt auch einen Dirac-Impuls, der sehr gut zum Triggern von Gates geeignet ist.

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Same – same

Beide LFOs sind zunächst identisch aufgebaut und überstreichen zwei Frequenzbereiche, die gut ineinander übergreifen. Der langsamste Wert im LO-Modus ist 5 Hz und der höchste im Hi-Modus beträgt 6 kHz. Es gibt je einen One-Shot-Modus, sodass nur ein LFO-Durchgang abgerufen wird. So ist der STE.16 auch als Hüllkurven-CV geeignet. Beide LFOs besitzen ein CV-In für die LFO-Geschwindigkeit und einen RESET, um den LFO zum Startpunkt zurückzusetzen. Somit ist ein LFO-Sync realisierbar. Beide LFOs haben ihren eigenen CV-Ausgang.

vielfältige Mischformen - STE.16

vielfältige Mischformen – STE.16

Die LFOs als Tag-Team

Aber beide LFOs des STE.16 können auch zusammenarbeiten. Dafür ist die Mix-Regelung verantwortlich. Beide Schwingungsformen können über einen gemeinsamen MX-CV-Ausgang zusammen abgegriffen werden. Es stehen eine einfache Addition der beiden LFOs zur Verfügung sowie eine Amplitudenmodulation und eine Frequenzmodulation von LFO2 durch LFO1. Der Mix-Regler blendet dabei stufenlos wie ein Crossfader zwischen den beiden LFO-Anteilen über. Die Kombinationen die sich daraus ergeben, reichen von rhythmisch pulsierenden Sequenzen bis hin zur Verwendung als Noise-Generator.

Zwei LFOs für ein Halleluja

Durch die vielen verschiedenen Schwingungsformen und vor allem die Möglichkeit der gegenseitigen Modulation bietet der STE.16 enorme Möglichkeiten für periodische Verläufe. Da die LFOs bis 6 kHz gehen und sich eben auch FM-modulieren lassen, bietet das Dual-LFO-Modul eine breite Palette von FM-artigen Klangfarben, wenn z.B. der Filter-Cutoff eines anderen Moduls moduliert wird. Mit 249 Euro ist der Preis für ein Dual-LFO schon hoch angesetzt, bekommt man doch bei Doepfer für etwas weniger einen vierfachen LFO. Dieser bietet aber weder sechzehn(!) Schwingungsformen an, noch gibt es eine so komfortable Mix-Einrichtung, so dass am Ende der STE.16 doch vielfältigere LFO-Verläufe garantiert.

Studio Electronics QUADNIC

Studio Electronics - Boomstar-Modular QUADNIC

Studio Electronics – Boomstar-Modular QUADNIC

Ist ein vierfach Oszillator auf Atmel32-Basis und somit digital. Entwickelt wurde er diesmal in Kooperation mit SpaceHardware. Der Fokus liegt aber keinesfalls auf einer bestmöglichen Emulation von analogen Schwingungsformen, sondern soll bewusst einen guten Schuss Körnigkeit und Aliasing in das Rack bringen. Es handelt sich um vier individuelle Oszillatoren, die alle einzeln angesteuert und abgegriffen werden können. Über den Wave-Regler stehen in Kombination mit dem Bank-Regler insgesamt 64 digital erzeugte Schwingungsformen zur Verfügung. Vom klassischen Sägezahn bis zu orgelähnlichen Mischformen ist hier an alles gedacht worden.

Alle Oszillatoren sind einzeln einstellbar

Über einen Taster klickt man sich durch die einzelnen Oszillatoren und kann für jeden den Pitch, die Lautstärke/Drive und die Schwingungsform bestimmen. Drive ist hier keine analoge Übersteuerung, sondern die Schwingung wird ab der 12-Uhr-Position digital in die „Sättigung“ getrieben. Konkret heißt das hier, dass die obere Halbschwingung allmählich abgeschnitten wird und so neue Obertöne erzeugt werden.

QUADNIC - digitaler Drive

QUADNIC – digitaler Drive

Wird ein CV-Anschluss nur über CV1 realisiert, so agiert dieser als Master für die restlichen drei Oszillatoren. Dann können praktischerweise alle über den MIX-Out abgegriffen werden.

All together now

Dann gibt es da noch den Unison-Modus, der durch das Aufleuchten aller vier Oszillator-LEDs angezeigt wird. Ist dieser angewählt, hat der Master-Taster in Zusammenhang mit dem Chord-Regler eine besondere Funktion. Ist der Master-Taster aktiv, hat man einen Unison-Modus, der die 4 Oszillatoren gegeneinander verstimmt. Und das von subtil schwebend bis jeweils eine und zwei Oktaven unterhalb und über der eigentlichen Tonhöhe. Wenn man sich die THX-Sound vorstellt, weiß man, wie das klingt. Aber der Clou ist die Option bei deaktiviertem Master-Taster. Über den Chord-Regler stehen dann sechs voreingestellte Akkorde bereit, die mit einer Note getriggert und transponiert werden können. Zur Verfügung stehen: Oktaven, Oktaven und Quarten, Dur, Moll, Dominant Sept, Moll 7 und Dur 6. Man kann aber auch die Oszillatoren manuell gegeneinander verstimmen und so mit etwas Geduld beliebige vierstimmige Akkorde erzeugen. Allerdings gibt es keinerlei Möglichkeiten, diese Einstellungen zu speichern. Nach der Inbetriebnahme stellt sich der QUADNIC wieder auf Oszillator 1 mit den aktuellen Reglereinstellungen ein.

klangliches Chamäleon - QUADNIC

klangliches Chamäleon – QUADNIC

Es geht noch fetter

Doch damit nicht genug. Es gibt für jeden Oszillator einen von sieben Processing-Modes, die erheblich in das Klanggeschehen eingreifen.

  • „2xAdd“ fügt eine Kopie des Oszillators hinzu, die mit dem Process-Regler ge-/verstimmt werden kann. Der Bereich überstreicht dabei drei Oktaven.
  • „2xMul“ nutzt eine Kopie des Oszillators, um diesen dann zur Amplitudenmodulation zu nutzen. Wiederum über einen Bereich von 3 Oktaven.
  • „2xPM1“ moduliert die Phase des Oszillators mit einer Dreieckschwingung. Der Process-Regler kontrolliert die Frequenz der Dreieckschwingung.
  • „2xPM2“ moduliert die Phase des Oszillators mit einer komplexen Schwingungsform. Der Process-Regler kontrolliert die Frequenz der Schwingungsform.
  • „W Seq“ wechselt zwischen allen 64 mögliche Schwingungsformen. Process bestimmt die Geschwindigkeit.
  • „Sync 1“ erzeugt einen Sync-Effekt über eine Phasenverzerrung.
  • „Sync 2“ erzeugt einen starken Sync-Effekt.

Der Process-Regler kann dann auch logischerweise über eine CV-Buchse gesteuert werden. Allerdings nur für alle Oszillatoren gleichzeitig.

Klangliches Chamäleon

Um die genaue Bedienung zu verstehen, kann man auf der Website des Herstellers ausführliche PDF-Anleitungen (auf Englisch) finden. Die Handhabung ist aufgrund der Vierfachbelegung erst etwas mühselig, geht aber schnell flott von der Hand. QUADNIC muss nicht nur digital klingen, die Sägezähne entwickeln schon einiges an „analogem“ Druck. Die Kombination aus vielen verschiedenen Schwingungsformen den Process-Möglichkeiten und der Unison- und Chord-Mode machen dieses Modul zu einem klanglichen Chamäleon, das in keiner Modulsammlung fehlen sollte, das Ganze dann für 289,- Euro ist fast schon ein Schnäppchen.

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Fazit

Alle Module von Studio Electronics konnten auf ganzer Linie überzeugen. Die drei Kandidaten zusammen in einem Rack zu haben, garantiert unzählige schlaflose Nächte in den Weiten des modularen Universums. Tatsächlich empfiehlt sich die Ausstattung als Erstbestückung. Wenn auch zusammen dann etwas über 1100 Euro zusammenkommen – es lohnt sich.

Plus

  • Klang
  • Preis-Leistung
  • Tonestar 2600: Outs to Outs, Übersteuerungen
  • STE.16 unbegrenzte Mischformen, OneShot
  • QUADNIC: Chord Mode, sehr viele Timbres

Preis

  • Studio Electronics - Tonestar 2600, Ladenpreis: 569,- Euro
  • Studio Electronics - QUADNIC, Ladenpreis 289.- Euro
  • Studio Electronics - STE.16, Ladenpreis 249,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Martin Andersson RED

    Schöner und interessanter Bericht. Den Tonestar 2600 werde ich bei Gelegenheit gerne anspielen. Scheint ein richtig guter, kleiner Synthesizer zu sein.

  2. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Den STE.16 habe ich nun schon einige Jahre und er gehört definitiv zu meinen Favoriten. Das Einzige, was mich manchmal irritiert ist, dass die Drehregler für die Anwahl der Wellenformen nicht gerastert sind. Da die Werte recht dicht nebeneinander sind, ist ein präzises Vorgehen gefordert.
    Bei der Angabe der langsamsten Geschwindigkeit ist die Info widersprüchlich: einmal werden 5Hz erwähnt, dann eine Dauer von 3min40sec für einen Durchgang. Ich habe es nicht nachgemessen, aber die LFOs können wirklich laaaangsaaam sein…

    • Profilbild
      t.goldschmitz RED

      @Son of MooG Hallo!
       
      Könntest Du mir sagen, wo Du die 3:40 im Artikel gefunden hast? Ich steh da grad aufm Schlauch…

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