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Test: Subdecay Pixelwave, Gitarren-Synthesizer

Synthie-Inspiration für Gitarristen

2. April 2023

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Der Subdecay Pixelwave ist ein monophoner, digitaler Gitarren-Synthesizer, der auf den Phase Distortion Synthesizern der 80er-Jahre mit 12 Bit wie dem dem Casio Cosmo basiert. Für den Gitarristen erstmal kryptisch, aber bei genauerer Betrachtung ist das, was da in dem kompakten Gehäuse steckt, beachtlich logisch aufgebaut und wirklich bedienerfreundlich. Der Casio Cosmo, so verrät das Manual des Subdecay Pixelwave, sollte seinerzeit als Konkurrenzprodukt des Yamaha DX7 Synthesizer ins Rennen geschickt werden. Dieser ist ja für seine FM-Synthesizer-Sounds immer noch legendär. Der Casio Cosmo soll irgendwo zwischen den kalten FM-Sounds und analogen Klängen früherer Synthesizer liegen. Genau wie die FM-Synthesizer werden aktuell die Phase Distortion Synthesizer, zu denen der Casio Cosmo gehört, immer beliebter und haben ihre eigene Fangemeinde. Dementsprechend bin ich gespannt auf das, was das Subdecay Pixelwave im Hinblick auf den Sound der Phase Distortion Syntheziser so bietet.

Subdecay Pixelwave: Facts & Features

Der Subdecay Pixelwave kommt in einem robusten kleinen Aluminiumgehäuse, das in der Größe einem Hammond B entspricht. Auf grauem Untergrund ist die Beschriftung in den Farben grün und gelb aufgedruckt. Die Optik erinnert dementsprechend sofort an Synthesizer der 80er und ist klasse getroffen. Man erahnt sofort, in welche Richtung es hier klanglich geht.


Ein leiser Fußtaster betätigt das Pedal. Er hat mehrere Funktionen, auf die ich weiter unten im Text noch genauer eingehen werde. Die danebenliegende, helle LED gibt in drei Farben Auskunft über den Status und die Funktion des Fußtasters.Subdecay Pixelwave

Der Subdecay Pixelwave verfügt über vier Potis, einen 10-fachen Wahlschalter und einen 3-fachen Kippschalter. Insgesamt können so 37 Parameter eingestellt werden. Nichtsdestotrotz kommt der digitale Gitarren-Synthesizer aber recht übersichtlich rüber.

Subdecay PixelwaveDie Potis sind fest mit dem Gehäuse verschraubt und haben eine schwarze Kappe mit einer Riffelung, die eine gute Griffigkeit gewährleistet. Sie laufen sehr weich. Und obwohl der Abstand zwischen den Potis aufgrund der Gehäusegröße recht gering ist, sind alle Potis gut erreichbar. Dank der weißen Markierungen ist die Potistellung jederzeit ablesbar. Ein Poti ist exklusiv für die Lautstärke zuständig. Der Select 10-fache Wahlschalter führt durch die Presets und über ihn lassen sich die Parameter anwählen. Die primäre Bezeichnung in der drei oberen Potis in Form von R, G und B stehen für jeweils einen Oszillator. Sie ermöglichen die Einstellung des jeweils gewählten Parameters. Der Kippschalter bietet drei unterschiedliche Modi, in der die Potis und auch der Fußschalter genutzt werden. Fast das gesamte Manual ist in Form der Matrix auf das Gehäuse gedruckt. So muss man sich die einzelnen Parameter nicht merken und kann die Funktionen des Pedals auch ohne Gebrauchsanweisung jederzeit abrufen. Grüne Schrift auf grauem Grund ist zwar nicht bei allen Lichtverhältnissen gut zu lesen, aber es ist toll, diese Hilfestellung zu haben, da das Pedal doch recht komplex sein kann.

Seitlich links und rechts sind die jeweiligen Mono-Klinkenbuchsen angebracht. Sie sind mit dem Gehäuse verschraubt und greifen ordentlich zu. Neben der Output-Buchse findet man die 9-18 V Netzteilbuchse, es werden mindestens 100 mA benötigt. Die Netzteilbuchse ist auf die Platine gelötet und leider nicht mit dem Gehäuse verbunden. Das ist absolut üblich, wird das Pedal aber auf dem Pedalboard öfter etwas bewegt und am Netzstecker gezogen, ist hier meiner Meinung nach eine Schwachstelle, da die Lötstellen auf der Platine früher oder später brechen können. Da sonst alle Bauteile vorbildlich verschraubt sind, würde ich mir dies hier auch wünschen.
Ein Betrieb per Batterie ist nicht möglich.

Das Pedal kommt in einem schlicht gestalteten Pappkarton und das einseitige Manual nimmt mir ein wenig die Angst vor den Regelmöglichkeiten des Pedals mit den vier rutschfesten Klebefüßchen.Subdecay Pixelwave In der Anleitung ist alles sehr schön und übersichtlich beschrieben. Also schließen wir das Pedal mal an und hören, wie es klingt.

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Sound und Regelmöglichkeiten des Pixelwave

Um erstmal auf Nummer sicher zu gehen, schalte ich den Kippschalter in den Lock-Mode. Die obersten drei Potis sind jetzt ohne Funktion und ich kann mich mit dem Select-Schalter durch die Presets hangeln. Der Fußschalter dient in diesem Modus zum Aktivieren des Pedals.
An dieser Stelle bekommt man bereits einen Einblick über die klanglichen Möglichkeiten des digitalen Gitarren-Synthesizers. Von britzeligen Synths-Klängen über cleanere Sounds mit Sub Octave, Envelope gesteuert oder mit LFO bekommt man hier viel im Bereich der Lo Fi-Sounds geboten. Zu beachten ist, dass der Subdecay Pixelwave monophon arbeitet. Dies ist für Gitarristen erstmal etwas ungewohnt, Akkorde und unsauberes Spielen sind hier dementsprechend absolut fehl am Platz. Um klanglich bestmögliche Ergebnisse zu erzielen, sollte man einzelne Töne spielen und eventuell sogar andere Saiten abdämpfen. Aber dann trackt das Pedal sehr gut und man kann es wunderbar steuern.
Bereits mit den zehn Presets dürfte man schon Klangmaterial für mehrere Songs zaubern können, aber die Post geht erst richtig ab, wenn man diese Presets individuell einstellt. Schaltet man in den Adjust-Modus, der grün beschriftet ist, so gilt auch die grüne Beschriftung hinsichtlich der Funktion der Potis. Die drei oberen Potis mutieren dementsprechend zu einem Filter, der einen Lowpass-Filter regelt, dem Sense-Regler, der die Lautstärke des Effekt-Inputs regelt und damit das Ansprechen des Envelopes und das Sustain verändert, sowie dem Clean-Poti, das das cleane Signal hinzumischt. Hier macht es Spaß, mit dem Sense-Regler den gewählten Effekt an die Spielweise und die Gitarre anzupassen und mit dem Filter das Signal zu formen. Der Select-Wahlschalter hat in diesem Modus keine Funktion.

Das reicht noch nicht an Möglichkeiten? Dann angeschnallt und festhalten, denn jetzt legen wir noch einen drauf: Im Matrix-Modus wählt der Select-Schalter zwischen den zehn aufgedruckten Optionen des digitalen Gitarren-Synthesizers (Level, Shape, Warp, Envelope Depth, Attack, LFO1 Depth, Range, Portamento, LFO2 Depth, LFO1 Rate, LFO2 Rate, LFO2 Fade und Sub OSC).
Die drei oberen Potis sind nun für jeweils einen Oszillator zuständig und werden über R (rot), G (grün) und B (blau) über den Fußschalter angewählt. Die LED zeigt die Zuordnung an. Hier kann jetzt pro Oszillator der per Select gewählte Parameter per Poti geändert werden. Insgesamt können so laut Manual 37 Parameter feinjustiert werden. Das ist eine wirklich beeindruckende Menüführung, die übersichtlich ist, einem unzählige Potis erspart und das Pedal trotz seiner unglaublichen Shaping-Möglichkeiten so kompakt sein lässt. Schaltet man per Fußschalter, bis die LED erlischt, so hört man nur den Sub-Oszillator für fette Bässe. Das Setting für den Sub-Oszillator findet man im Select Nummer 10. Das ist vielleicht entgegen der sonstigen Logik, lässt sich aber schnell finden. Noise ist ebenfalls anwählbar. Die Sounds sind oft recht nasty und erinnern wirklich an 80er-Synths-Sounds. Zu beachten ist, dass im Ausklingen der Saite das Tracking schon mal abreißen kann und das Pedal interessante, ungewollte Nuancen hinzufügt. Werden die ganz hohen Bünde gespielt, gerade auf den höheren Saiten, ist das Tracking nicht mehr zu präzise. Aber das Pedal soll ja auch ein wenig Glitch reinbringen.

Viele Sounds gehen in die Chiptune Richtung und mit dem Envelope und der LFO kann viel Bewegung in den Sound gebracht werden. Am besten haben mir die Bass-Presets gefallen, auch für die Gitarre. Spannend finde ich, dass die Bass-Presets die hohen Saiten nicht mehr tracken. Das kann man sich gut zunutze machen und etwas von dem cleanen Signal in das Preset einblenden. Nun können auf den tiefen Saiten gnarzige Bass-Synths-Sounds erzeugt werden und auf der G-Saite ein paar dezente, cleane Intervalle hinzugefügt werden. So macht das Pedal auch mit einer einzelnen Gitarre echt Spaß.

Im Bandkontext kann ich mir die Gitarren-Presets aber auch gut vorstellen, wenn sie ein wenig Schmutz und neue, Synths-artige Klänge hinzufügen. Die meisten Sounds haben einen ordentlichen Charakter und das Feinjustieren der Pulsebreite formt den Klang. Eigentlich finde ich, dass das der Subdecay Pixelwave gleich zusammen mit einem Sustainer, wie dem E-Bow angeboten werden sollte. Mit einem Sustainer schwingt die Saite endlos und mit Slides und Bendings kann man hier richtig in die Synthswelt abtauchen. Man passt die Spielweise ganz schnell automatisch an das Pedal an und vergisst leicht, dass man ja eine Gitarre in den Händen hat.

Ungewohnt ist für uns Gitarristen natürlich, dass man nur monophon, also einen Ton zurzeit spielen kann. Oft klingen die Sounds echt cool und man ist geneigt, hier und da eine Quinte oder gar eine Terz hinzuzufügen. Das bestraft das Pedal sofort mit einem dissonanten „nein – das geht so nicht!“ Wenn man das akzeptiert, kann man sich mit dem Pedal leicht anfreunden. Und im kompletten Arrangement können andere Instrumente ja entsprechende Intervalle hinzufügen.

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Subdecay PixelWave Guitar Synthesizer
Subdecay PixelWave Guitar Synthesizer
Kundenbewertung:
(2)

Die Möglichkeit, die Sub-Oktave hinzuzufügen, gibt dem Sound zusätzlich noch mehr Pfund. Durch das Mischen der zahlreichen, möglichen Schwingungsformen kann der Sound toll geformt werden. Wenn dann in den Adjust-Modus geschaltet wird, lassen sich die einzelnen Oszillatoren leicht mischen. Die Envelopes reagieren sehr knackig, können aber auch dezenter eingestellt werden. Mit den LFOs bringt man noch zusätzliche Bewegung in das Signal. Beim Filter hätte ich mir in manchen Einstellungen noch extremere Möglichkeiten gewünscht bzw. ein komplettes Schließen des Filters. Aber das ist wohl dem Charakter des Vorbilds, dem Casio Cosmo, geschuldet. Für Intros und markante Zwischenparts bietet der Subdecay Pixelwave eine Menge Potential und die möglichen Sounds inspirieren. Ein tolles Pedal für alle, die vom schnöden Gitarrensound gelangweilt sind. Dass der digitale Gitarren-Synthesizer nicht in Richtung eines vollwertigen Analog-Synthesizer gehen kann, ist klar und das will der Pixelwave auch gar nicht. Schon das Logo erinnert an digitale und extreme Synthsounds. In den Klangbeispielen habe ich bewusst nur das Pedal, ohne Delay und Reverb gespielt, um einen klaren Eindruck von den Grundsounds zu vermitteln. Nur beim letzten Beispiel habe ich weitere Pedale hinzugefügt. Und wie bei einem echten Synthesizer, können diese eine Fläche hinzufügen und das Signal etwas breiter machen.

Die anwählbaren Schwingungsformen pro Oszillator sind unterhalb des Fußschalters natürlich auch nummeriert abgedruckt. Hat man seinen Sound gefunden, lässt er sich sogar abspeichern. Wenn man beim Justieren des Potis den Wert erreicht, der im Preset vorgesehen ist, leuchtet die LED heller. Die grünen Zahlenbeschriftungen der Potis sind wie gesagt aber leider nicht so gut lesbar. Während man bei den drei oberen Potis auch mal nach Gehör arbeiten kann, ist gerade beim Select-Poti entscheidend, ob man es auf 4 oder 5 gestellt hat und somit das Envelope Attack oder den LFO regelt. Die Factory-Presets können übrigens für Gitarren oder auch extra für den Bass geladen und auch das Tracking kann für Gitarre oder Bass optimiert werden. Hier wurde wirklich an alles gedacht.

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Fazit

Mal quarkt es, mal brizzelt es, aber immer kommen interessante und inspirierende Sounds aus dem Subdecay Pixelwave heraus. Gewöhnt man sich an das monophone Tracking, kann man mit diesem digitalen Gitarren-Synthesizer sehr spannende Sounds erzeugen, die garantiert nicht jeder spielt. Für die entsprechenden Highlights im Song ist er auf jeden Fall ein tolles Pedal. Auf Dauer für den Zuhörer vielleicht etwas anstrengend, also bitte bewusst einsetzen.
Es ist beeindruckend, wie viele Soundshaping-Optionen Subdecay in dieses kleine Pedal steckt und es trotzdem so intuitiv gestaltet wurde. Das alleine ist schon eine Kunst. Digitale Gitarren-Synthesizer sind immer noch recht selten und haben dann als einzelnes Pedal oft längst nicht so viele Anpassungsmöglichkeiten.

Plus

  • abgefahrene Sounds
  • umfangreiche Einstellmöglichkeiten
  • logischer Aufbau

Minus

  • Die grüne Schrift auf grauem Grund ist bei bestimmten Lichtverhältnissen schlecht lesbar

Preis

  • 249,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    ctrotzkowski

    „Auf Dauer für den Zuhörer vielleicht etwas anstrengend“ – Genau!

    Liebe Gitarristen-Kollegen; Bevor ihr Geld ausgebt um für’s Publikum anstrengend zu klingen: Investiert das gleiche Geld lieber in „irgendeinen“ Mini-Synthie, neu oder gebraucht, und lernt in 30 Min. das Riff, das ihr sonst mit so einem Tracking-Pedal spielen würdet, auf der Klaviatur. Wirklich jeder Mini-Synth in der Preisklasse, ob neu oder gebraucht, klingt um Welten besser und vielseitiger, und das Publikum feiert euren neuen Skill als Multi-Instrumentalist.

    Liebe LoFi-Freunde: Ja, Ihr dürft auch weiterhin mit dieser Art Gerät Eure Inspiration beflügeln ;-)

  2. Profilbild
    Aljen AHU

    Immerhin ist das Teil halbwegs vernünftig beschriftet – der Alt-Funktionen inklusive. Das ist in einer Zeit, da manche Hersteller schon aufpreispflichtige (dafür nicht am Gerät haftende) Aufleger für die Mehrfachbelegungs-Erklärungen bieten, schon ein Alleinstellungsmerkmal.

    Ansonsten gilt: „Wer stets mit Streben sich bemüht…“ oder: Gitarrensynthesizer, das Millennium / die Kernfusion der Musiker… mit oder ohne anklebbare MIDI-Abnehmer… ruhigen Schrittes schreitet der eine Entwickler nach dem anderen durch die Musik-Welt, hehres Ziel vor dem Auge… Ehre, wem Ehre gebührt.

    Interessanterweise versucht (AFAIK) kein Synthesizer-Hersteller, einen Synth zu bauen, der ernsthaft eine E-Gitarre nachzumachen versucht. :-)

    Andererseits ist es einem Synthesizer ja schnuppe, woher sein Gate/CV oder 0–127 kommen. Tastatur ist ja nur eine der Möglichkeiten, und auch diese muss nicht immer die sein, die wir seit Bach für naturgegeben halten (Animoog, MicroFreak…).

    Wenn ich mir so manches „Pedal“ anhöre, nehmen die Unterschiede zwischen dem Gitarren- und dem Synth-Universum stets ab. Klanglich jedenfalls:

    https://www.dropbox.com/s/iqqanzyb3xw0ip7/GitMerisRunner_jingle.aif?dl=0

    Perc von Microfreak, die CS-80 machen zwei Meris-Pedale (und eine Gitarre) – eines davon, tätää, ein Gitarren-Synth (ENZO). Solo- Jam, keine Overdubs. Und ich als Gitarrist, du meine Güte ;)

  3. Profilbild
    Killnoizer

    Im Vergleich mit den Bodentreter Synthesizern von Boss bleibt von dem Gerät aber nicht viel übrig . Wäre vielleicht ganz hilfreich das zur Orientierung mit einzubeziehen.

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