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Test: Surfy Industries Surfybear Federhall-Pedal

Federhall im Vintage-Look

23. März 2021

Die Federhalltechnologie ist seit mehr als 50 Jahren bekannt.  Ein ausführliches Special zur Funktionsweise eines Federhalls, findet Ihr HIER.

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Eine der ersten externen Halleinheiten für die E-Gitarren war der Fender® 6G15 Hall, der den Standard für Generationen von Musikern setzte. Dick Dale und Neil Young sind wohl die bekanntesten Benutzer dieses legendären und mittlerweile sehr rar gewordenen Teils. Beide schnallten den Röhrenhall vor den Verstärker, was anders klingt, als wenn man ihn im Effektweg einschleift. Viele alte Fender Röhrenverstärker besaßen ja auch gar keinen Effekt-Loop, deswegen war der Betrieb vor dem Verstärker alternativlos. Noch heute ist der einzigartige Klang von Spring-Reverbs bei Gitarristen sehr beliebt. Die originalen und mittlerweile selten gewordenen Halleinheiten werden mittlerweile zu astronomischen Preisen gehandelt, deswegen war es an der Zeit, das Gerät wieder neu aufzulegen, um den „Surfmusik“ begeisterten Gitarristen eine gute und bezahlbare Alternative anzubieten.

Beim Auspacken des Testobjekts musste ich ein wenig schmunzeln, weil das Gerät optisch exakt wie die klassischen, mit Röhren betriebenen Vorbilder aussieht, jedoch deutlich flacher und leichter ausfällt. Die Optik und der Stil wurden hier exakt übernommen bzw. kopiert. Das Design ist gleichermaßen klassisch wie lecker. Der „will ich haben Reflex“, der bei mir nicht gerade oft auftritt, setzte bei mir spontan ein.

Test: Surfy Industries Surfybear Classic Reverb, Hallpedal

Der Surfy Industries Surfybear Classic Reverb

Das Surfy Industries Surfybear Federhall-Pedal

Der Surfybear Classic Reverb ist ein Hallgerät, das letztlich sehr ähnliche Spezifikationen wie die Fender® 6G15® Halleinheit aufweist. Die Röhren wurden hier einfach durch JFET-Transistoren ersetzt, der Effekt ist also nach wie vor vollständig analog. Der Vorteile liegen eindeutig auf der Hand: Sowohl das Gewicht (die Röhren verlangen nach einer hohen Anodenspannung, leistungsstarken Trafos, die auch die Heizung der Röhren versorgen müssen), der Energieverbrauch und die Reparaturanfälligkeit können mit der Verwendung von J-FET-Transistoren, die eine ähnliche Charakteristik wie Röhren aufweisen, mehr als deutlich minimiert werden. Schaltungen mit ein paar Halbleitern benötigen zudem nur eine geringe Versorgungsspannung und verbrauchen auch nur sehr wenig Strom, die leicht von einem kleinen Netzteil geliefert werden können.

Surfy Industries Surfybear Classic Reverb

Hochwertiges Softcase auch gut für den sicheren Transport zum Gig

Surfy Industries Surfybear Facts & Features

Der Surfybear Classic Reverb kommt aus Schweden und besitzt die Abmessungen (B x T x H): 450 x 190 x 80 mm, ist außerordentlich robust verarbeitet und macht einen wertigen Eindruck. Ausgeliefert wird das Gerät in einem stabilen Softcase, indem man es natürlich auch zum Gig mitnehmen könnte. Das Gehäuse des Effekts ist vollständig aus Metall gearbeitet und bringt deshalb satte 2,4 kg auf die Waage. Dies ist im Vergleich zum mit Röhren bestückten Fender Vorbilds erfreulich wenig. Wem die braune Farbgebung nicht gefällt, kann sich auch der Varianten Blonde bzw. Schwarz bedienen.

Ein originaler Fender Tube-Reverb ist momentan nicht mehr käuflich zu erwerben, da kommt der Surfy Bear Classic Reverb ins Spiel, um die Lücke zu schließen.

Bedenkt man, dass die originalen Fender Röhrenhallgeräte gebraucht teilweise zwischen $ 2.000,- bis $ 3.000,-  gehandelt werden, ist man mit dem Preis von ca. 350,- Euro gut bedient, zumal Röhren auch immer eine gewisse Pflege bzw. Wartung erfordern. Im Inneren des Gehäuses befindet sich eine originale Accutronics Type-4 Federhallspirale, die man auch durch einen Schlitz im Boden des Metallgehäuses sehen kann. Das zum Betrieb erforderlich und angenehm kleine Netzteil (12 V DC, (Hohlsteckerbuchse 5,5 x 2,1 mm, Minuspol innen) ist Teil des Lieferumfangs.

Das Design sieht außerordentlich ansprechend und extrem klassisch aus. Das Metallgehäuse wurde mit hochwertigem Tolex bezogen, genau wie das auch bei vielen vintage-Fender Verstärkern der Fall ist. Verarbeitungstechnisch wurde hier erfreulicherweise ganze Arbeit geleistet. Die Lackierung, der Bezug mit Tolex und das Frontpanel lassen nichts zu wünschen übrig.

Surfy Industries Surfybear Classic Reverb 2

Abgefahrenes Design im klassischen „Vintage-Look“

Die Buchsen für den Ein- und Ausgang wurden oben am Frontpanel angebracht, wie dies auch beim röhrenbetriebenen Vorbild der Fall ist. Erfreulich ist, dass der Hall auch per Fußschalter eingeschaltet werden kann, soweit man davon überhaupt Gebrauch machen wollte. Der Anschluss für den externen (optional zu erwerbenden) Fußschalter befindet sich diskret angebracht an der linken Seite der Halleinheit.

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Bedienelemente des Surfy Industry Reverb

Wie auch das Vorbild, besitzt der Surfy Industries Surfybear Classic Reverb drei Regler:

Tone:

  • Dieser Regler ist schlicht ein einfacher Höhenregler. Ist der Halleffekt zu schrill, kann man die Höhen etwas beschneiden, um den Klang des Effekts etwas dezenter zu gestalten.

Mixer:

  • Dieser regelt erwartungsgemäß den Effektanteil bzw. mischt diesen dem trockenen Signal hinzu.

Dwell:

  • Bestimmt die Länge des Halls bzw. die „Größe des Raumes“ (in digitalen Geräten gerne als Decay bezeichnet).

Auch die weißen Plastikknöpfe haben den klassischen Fender Look. Das schwarze (Blackface-mäßige) Bedienfeld aus Aluminium entspricht optisch gleichfalls den typischen von Fender kreierten Look.

Eingeschaltet wird das Gerät mithilfe eines stabilen Kippschalters, wie ein solcher auch in den bekannten Fender Verstärkern zu finden ist. Um dem klassischen Look vollständig gerecht zu werden, wird auch die Anzeige über einen orangefarbigen „Diamanten“ hergestellt.

Surfy Industries Surfybear Classic Reverb Test

Die Federn der Hallspirale sind von unten gut zu sehen.

Über den  separat zu erwerbenden SURFYDRIP-Switch, welcher in die Remote-Buchse eingeklinkt werden kann, wäre es möglich, den Effekt an- bzw. auzuschalten und gleichzeitig über ein Poti den Effektanteil einzustellen. Diese Idee ist in der Praxis extrem wertvoll. Damit dies bestmöglich funktioniert, wird der MIXER-Regler an der Effekteinheit selbst dann vollständig aufgedreht.

Test: Surfy Industries Surfybear Classic Reverb, Hallpedal

Der SURFYDRIP-SWITCH schaltet den Effekt ein und gestattet es, den Effektanteil einzustellen

Schauen wir auch, was der freundliche Kollege zu diesem analogen Hall zu sagen hat:

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Mehr Informationen

Surfy Industry Surfybear – Handling

Über den optimalen Einsatz des originalen, mit Röhren bestückten Federhalls streiten sich die Gitarristen bis in die Gegenwart. Als Vorschaltgerät konzipiert, funktioniert er eher nur mit einem cleanen oder ganz leicht „crunchenden“ Amp. Schaut man sich das Setup einiger weltbekannten Surfgitarristen an, stellt man fest, dass diese häufig ihren Sound genauso erzeugten, also vor dem Verstärker platzierten. Selbstverständlich ist es auch möglich, einen externen Federhall im Effekt-Loop des Verstärkers einzuschleifen. Dieses wäre insbesondere zu empfehlen, wenn die Verzerrung mithilfe der Vorstufe des Verstärkers erzeugt würde. Im Zweifel experimentiert man einfach damit, bis man den gewünschten Klang erzeugen kann.

Das ist der Sound des Surfy Industry Surfybear Reverb

Hören wir uns den Hall einmal an. Der Surfybear Classic Hall wurde für diesen Test vor dem Amp platziert, was sehr interessant klingt. Wem der Sound zu dreckig ist, könnte das Gerät einfach im Effektweg platzieren, wodurch der Schmutz sicherlich etwas reduziert würde. Wir beginnen mit einer moderaten Einstellung und cleanem Sound. Alle Regler stehen auf der Position 5. Für schöne Akkorde in Richtung Surfgitarre oder Shadows, Ventures etc. geradezu ideal, hier kommt richtig Freude auf:

Der erzeugte Raum ist außerordentlich dicht, lebendig und zaubert einem ein Lächeln ins Gesicht.

Für das zweite Klangbeispiel wurde der Tone-Regler etwas zurückgenommen und der Sound wird etwas dunkler. Wer den elektrischen Sound von Neil Young kennt, wird sicherlich Ähnlichkeiten entdecken:

Um die Extreme des Halls auszuchecken, sind nun der MIX- und DWELL-Regler voll aufgerissen, was einen satten Raum erzeugt. Der TONE-Regler steht auf 5:

Hier folgt ein Klangbeispiel mit cleanem Sound und einer moderaten Einstellung, so wie man sie auch von anderen Amps mit eingebautem Federhall kennt. Für 50s oder 60s Rhythmusgitarren sicherlich wirkungsvoll einsetzbar:

Klassische und leicht schmutzige Gitarrensounds lassen sich leicht realisieren, indem man den Raum und den Effektanteil hoch hält und auch den TONE-Regler relativ weit aufdreht:

Hier hört man quasi das „Scheppern“ der Hallspirale. Wer noch die Musik zu Raumschiff Orion kennt, wird Parallelen erkennen. Der Classic Reverb von Surfybear macht enorm viel Spaß, da sein „extrem analoges Design“ und der klassische analoge Sound endlich mal eine erfrischende Abwechslung zum heutigen Trend, alles in digitale Alleskönner zu packen, darstellt.

Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:

Stratocaster (Suhr Pickups) – Surfy Industries Surfybear Classic Reverb – Peavey Classic 20 MH – MESA/Boogie 1x 12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher – Shure SM57 – Apogee Duett – Apple iMac mit Logic.

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Fazit

Der Surfybear Classic Reverb erreicht uns zum richtigen Zeitpunkt, da er eine sehr gute und günstige Alternative zu den mittlerweile unbezahlbar gewordenen Röhren-Originalen von Fender ist. Das liebevolle Design und der Sound sind absolut überzeugend, wobei auch Gewicht und der Wartungsaufwand dank der Transistortechnologie deutlich reduziert werden konnten. Für Surfmusik- oder auch generell „Reverb-begeisterte Gitarristen“ ist der Surfybear Classic Reverb die optimale Alternative zu digitalen Geräten. Und stylish natürlich der absolute Hammer. Auch wenn der aufgerufene Preis den Inhalt manchen Geldbeutels möglicherweise übersteigt, so geht das Preis-Leistungs-Verhältnis in Ordnung, da man ein extrem gut und vor allem natürlich klingenden Halleffekt in einem kultigen Vintage-Design für sein Geld bekommt.

Plus

  • Sound
  • Verarbeitung
  • Design
  • schaltbar über Fußschalter (optional zu erwerben)

Preis

  • 365,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    PaulusS

    Ja und das Design löst schon wieder so einen dermaßen heftigen „Muss-Ich-Haben-Effekt“ aus – schlimm.

  2. Profilbild
    mofateam

    Tolles Gerät. Ganz konkurrenzlos ist es nicht.
    Da wäre zum einen das Ver­mona Retro­verb Lancet und zum anderen der geniale Finegear Dust Collector. Beide bieten mehr Möglichkeiten, sind aber eher als Desktopgeräte gedacht.

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