Kleine Aktivboxen, guter Klang?
Wenn man sich mit Tontechnik beschäftigt, gibt es Dinge, die jeder haben muss oder die sich im Lauf der Zeit ansammeln. Dazu gehört eine Kabelkiste mit vielen Strippen und Adaptern, Mikrofone, Kopfhörer und sicher auch ein kleines Boxenpärchen für zwischendurch. Sei es, um einem Synthesizer spontan ein paar Töne zu entlocken, oder um dem Notebook im Homeoffice klanglich auf die Sprünge zu helfen. Bei einem Anschaffungswiderstand von knapp 70,- Euro muss man eigentlich nicht lang überlegen und so stellt sich eher die Frage, was man für diesen Preis erwarten darf.
Unter der Marke Swissonic verkauft das Musikhaus Thomann nicht nur Studiomonitore, sondern allerhand Zubehör wie Masterkeyboards, Audiointerfaces, Router und Zonenmixer. Dabei ist die Qualität zu diesem Preis ganz gut, wie ich in der Vergangenheit schon öfter feststellen durfte. Die MM-3 sind neben den ASM-5 und ASM-7 die kleinsten Vertreter der Studiomonitore von Swissonic, auch ein Subwoofer gehört übrigens zum Lineup. Die MM-3 würde ich allerdings eher als Multimedia-Lautsprecher bezeichnen, denn gewisse Einschränkungen in diesem Preisrahmen sind nicht zu vermeiden. Daher habe ich bei meinen Eindrücken und der Bewertung stets das Preisschild im Hinterkopf.
Ausgepackt
Die Kartonage ist überraschend stabil, inklusive massivem Kantenschutz. Das hätte ich zu diesem Preis schon mal nicht erwartet, auch wenn die Styroporeinfassungen eher Standard sind. Face to Face stehen die kleinen Boxen im Karton nebst zweisprachiger Anleitung und Netzteil, das mit einem Eurokabel angeschlossen und an der aktiven Box mit einem Hohlstecker verbunden wird. Das ist nach meiner Erfahrung mit brummenden Trafos in günstigen Lautsprechern zumindest ein theoretischer Vorteil. Vor allem aber keine Wandwarze, Steckerleistengeplagte wissen, was ich meine.
Als Weiteres liegt ein recht starres Lautsprecherkabel mit etwa 1,5 Metern Länge bei, um die passive mit der aktiven Box zu verbinden. Das ist ausreichend, denn weiter auseinander braucht man so kleine Lautsprecher ohnehin nicht stellen. Sie wiegen zusammen 5,1 kg und sind jeweils 20 cm hoch, 14 cm breit und 16,5 cm tief.
Der erste Eindruck ist durchweg positiv. Die vinylbeschichteten Gehäuse mit abgerundeten Kanten machen einen soliden Eindruck, die rückseitigen Gehäuseplatten aus Kunststoff sind sauber verschraubt. Eingangsseitig gibt es zwei Paare mit jeweils unsymmetrischen Cinch- und symmetrischen TRS-Klinkenbuchsen. Letztere hätten ruhig etwas wertiger ausfallen können, die Plastikbuchsen sind, langfristig betrachtet, eine mögliche Schwachstelle. Die Cinch-Anschlüsse sind mit einer Schraube fixiert und mit etwas Nachdruck ebenfalls leicht wackelig.
Auf der Vorderseite sind Kunststoffblenden aufgesetzt, die oben zu den Ecken etwas abgeflacht sind, die beiden Treiber sitzen etwas zurückversetzt in Waveguides. Der weiße Woofer aus einem nicht näher spezifizierten Material misst rund 3,5 Zoll, der Hochtöner aus Naturseide 0,75 Zoll und ähnelt jenen aus den größeren Swissonic-Monitoren. An der Front gibt es keine Schrauben oder Bedienelemente, lediglich eine kleine, blaue und vor allem nicht blendende LED signalisiert den Betriebszustand.
Technisches
Es handelt sich bei den Swissonic MM-3 um ein teilaktives System. Die Elektronik sitzt in der linken Box und die Frequenzaufteilung erfolgt nach der Class-D-Verstärkung mit nominal 25 bzw. 30 Watt Peak je Kanal, die Übergangsfrequenz liegt bei 2,7 kHz. Wer die Eingangsbuchsen vertauscht, kann die aktive Box auch rechts aufstellen. Weitere Extras gibt es nicht, weder eine automatische Abschaltung, noch Klangregelung.
Der Lautstärkeregler auf der Rückseite ist neben dem Kippschalter für die Stromversorgung das einzige Bedienelement und sitzt zwischen Netzanschluss- und Eingangsbuchsen etwas ungünstig. Er wackelt leicht und hat einen guten Drehwiderstand. Festpegelausgänge ohne Monitorcontroller sind daher weniger was für die MM-3, ansonsten lässt sich die Lautstärke ohnehin am Audiointerface regeln.
Den Boxen liegen keine Gummifüße oder Pads bei, das trifft aber auch auf Monitore in höheren Preisregionen zu und verwundert daher nicht. Der Frequenzgang von 75 Hz bis 20 kHz bietet sich an, um die Tischplatte direkt als Resonator bzw. Bassverstärkung zu nutzen, denn immerhin vibriert das Gehäuse bei tiefen Frequenzen mehr, als dass man was hört. Die Physik lässt sich halt nicht überlisten und es fehlt natürlich etwas an Volumen. Oben eingelassen in der Rückseite befindet sich je ein rundes Bassreflexrohr, das einen Wandabstand erfordert, der ohnehin von den Anschlusssteckern definiert wird. Hier gilt ebenfalls, dass eine wandnahe Aufstellung in diesem Fall sogar Wunder bewirken könnte.
Wie klingen die MM-3?
Nach dem Einschalten fällt zunächst ein sehr geringes Eigenrauschen auf, dies ist aus nächster Nähe zwar hörbar, aber nicht störend. Klanglich habe ich zunächst nicht viel erwartet und war umso erstaunter, wie gut und relativ neutral die MM-3 besonders im Präsenzbereich klingen. Bässe kommen natürlich nur angedeutet rüber, aber auch nicht künstlich aufgebläht. Einzig im Hochtonbereich fehlt es ihnen an Auflösung und es überrascht nicht, dass sie auch nicht sonderlich impulstreu aufspielen. Der Sweetspot ist recht gering und bei weitem Abstand zwischen den Boxen fällt auf, dass sich die Musik nicht so frei von den Lautsprechern lösen kann. Dichte Arrangements mit vielen Stimmen überlagern sich und erlauben es den MM-3 nicht, alles scharf darzustellen. Das ist jedoch Jammern auf hohem Niveau, denn Musik kann man mit ihnen unangestrengt hören. Sie sind weder quäkig, noch topfig und fallen somit in keinem Frequenzbereich wirklich unangenehm auf.
Probleme machen die MM-3 allerdings bei richtig hohem Pegel, dann nämlich geht ihnen schnell die Puste aus. Entweder ist die Endstufe zu schwach dimensioniert oder das Netzteil, denn ein Klirr lässt sich bei basslastiger Musik deutlich oberhalb von Zimmerlautstärke provozieren. Die Woofer sind zwar recht langhubig, weshalb man bei der Endstufe nicht hätte knausrig sein müssen. Alles in allem sollte klar sein, dass man zu diesem Preis und bei der Größe keine Partyboxen erwarten kann und die Lautstärke bei geringer Entfernung absolut ausreichend ist. Zu diesem Kurs bekommt man jedenfalls sehr viel Sound fürs Geld geboten, natürlich keine akkuraten Studiomonitore, dafür aber ziemlich gute PC-Lautsprecher.