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Test: the box PA 12 DSP Aktivlautsprecher

Kann der Preisbrecher unter den 12"-DSP-Lautsprechern überzeugen?

17. März 2022
Test: the box PA 12 DSP Aktivlautsprecher

the box PA 12 DSP Aktivlautsprecher

Aktivlausprecher mit DSP-Funktion sind die neuen Alleskönner und erfreuen sich der Beliebtheit von Musikern und Semi-Profis. Gerade wenn die Exemplare dann auch noch im bezahlbaren Preissegment angeboten werden. Thomanns Hausmarke bietet mit dem the box PA 12 DSP Aktivlautsprecher einen absoluten Preisbrecher in dem Segment an. Da werden selbst Amateure hellhörig

Als die Anfrage bei mir ankommt, ob ich diesen Lautsprecher gern testen möchte, muss ich ein bisschen schmunzeln, weil ich gerade wenige Tage zuvor im Thomann-Shop diese Serie von Lautsprechern erst entdeckt hatte und mich einfach privat mal gefragt hatte, ob so günstige Lautsprecher wohl überhaupt etwas taugen können. Ich gebe zu, ich freue mich ein bisschen, dass ich plötzlich so ein Exemplar vor mir habe. Und hier kommt nun der Test auf Herz und Nieren. Taugt der Lautsprecher zumindest für die Gartenparty? Oder gar mehr?

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Test: the box PA 12 DSP Aktivlautsprecher

the box PA 12 DSP Aktivlautsprecher – der richtige Begleiter für den Garten?

Paket ist da, auspacken, erster Eindruck: ziemlich große Kiste. Auch das Frontgitter wirkt fast so, als würde es einen 15-Zöller verbergen. Tatsächlich korrekt ist allerdings, dass wir hier über einen Tiefmitteltöner mit 12“, also etwa 30 cm Durchmesser reden. Der nächste Eindruck, den ich gewinne: Das Design ist so ein bisschen aufgeblasen rund, wie Grafikdesign um die Jahrtausendwende oder Colani in den 90ern. Oder generell Autos von Renault auf ein neues preiswertes Level gesenkt. Sicher spielt hier viel Geschmack mit, aber ich denke, man kann objektiv sagen, wir haben hier keinen Designpreisgewinner. Ein bisschen die professionelle Note im Vergleich zu teureren Geräten fehlt natürlich. Aber das ist ja der Punkt. Wir reden über einen Lautsprecher in der 200-Euro-Klasse und wollen uns da mal nicht vom Äußeren leiten lassen. Praktisch ist hingegen die 35 mm Stativaufnahme, die per Schraube eine Fixierung auf dem Boxenstativ ermöglicht. Es gibt sogar Flugpunkte, was ich angesichts des Preises allerdings fragwürdig finde. Wenn man einen Lautsprecher preislich im Amateurbereich platziert, dürfte dort kaum die Expertise zur sicheren Aufhängung über Personen vorhanden sein. Ich hoffe, dass sich niemand ohne Berechtigung dazu verleiten lässt, die Box zu fliegen.

Test: the box PA 12 DSP Aktivlautsprecher

the box PA 12 DSP Aktivlautsprecher von oben

Was gleich als Nächstes und positiv auffällt: Neben dem Display gibt es ein Jog-Dial, also durch Drehen und Drücken sind alle Funktionen im Menü „einknopfbedienbar“. Finde ich wesentlich sympathischer als z. B. drei einzelne Knöpfe, von denen man nie weiß, welche Funktion sie gerade repräsentieren. Ebenfalls positiv: zwei getrennt regelbare Eingänge mit XLR/Klinke-Combo-Buchsen. Man braucht ja oft nicht viel Schnickschnack an einem einfachen Lautsprecher, die DSP-Sektion muss nicht immer gleich ein kleines Digitalpult ersetzen. Aber zwei „echte“ Regler für den Pegel sind so ungefähr das Minimum, was man sich dann doch wünscht. Der zweite Kanal ist sogar wahlweise noch per Miniklinke zu beschicken. Ein XLR-Output steht zur Verfügung. In meinen Augen die perfekte Ausstattung für einen Budget-Lautsprecher. Bluetooth gibt es hier nicht.

Test: the box PA 12 DSP Aktivlautsprecher

the box PA 12 DSP Aktivlautsprecher, Anschlussterminal

Der Abstrahlwinkel ist mit 90° in der horizontalen und 60° in der vertikalen Ebene angegeben, was praxisgerecht für einen Multifunktionslautsprecher erscheint. 700W + 100W Peak ist groß aufgedruckt, gemeint sind die beiden Kanäle für TMT und HT. Ich predige ja immer, dass die Leistung nicht viel mehr als ein Werbeargument ist. Aber gut, wir werden uns ansehen, ob auch wirklich Schalldruck rauskommt und kommen nun zum praktischen Versuch. Doch etwas kommt dazwischen: Zum ersten Mal eingeschaltet, begrüßt mich ein helles LED-Hintergrundlicht, das dann irgendwie ziemlich schnell wieder dunkel wird und im dunklen Raum gar nicht mehr ablesbar ist. Nicht einfach nur schlecht ablesbar, sondern nur mit Handy-Hilfslicht. Ich versuche alles. Im Menü gibt es die Einstellungen LED Dim, Brightness und Contrast. Ausschalten, Einschalten. Nichts hilft. Ich vermute hier aber einen Defekt/Wackelkontakt und gebe erst einmal auf.

Hintergrundbeleuchtung funktioniert

Am nächsten Tag an anderer Stelle aufgebaut, geht die Hintergrundbeleuchtung plötzlich problemlos und fällt auch nicht mehr aus. Jetzt ergeben auch die Einstellungen Sinn und haben einen guten Regelbereich. Allerdings bemerke ich jetzt in der leiseren Umgebung auch sofort das recht auffällige Grundrauschen. Vielleicht muss man das bei diesem Preis in Kauf nehmen. Sobald die Musik läuft, ist das ja verschwunden. Da ich das DSP-Menü nun ablesen kann, finde ich die Presets Music, Live und Speech. Dazu kann ich die Position auf „Normal“ oder „Monitor“ festlegen. Über die Sub-Einstellung kann ich dem Signal einen Hochpass wahlweise bei 80, 100, 120 oder 150 Hz verpassen. Sehr praktisch, wenn keine extra Frequenzweiche vorhanden ist. Allerdings seltsam in diesem Zusammenhang: Sobald ich das Filter aktiviere, kommt zu dem hellen Grundrauschen noch ein weiteres tieffrequentes Rauschen dazu. Schade ist auch, dass man den Ausgang des Lautsprechers nicht gleich mit einem passenden Tiefpass versorgen kann. Dieser bleibt also in jeder Einstellung Fullrange. Das sollte aber zu verschmerzen sein, da auch in aktiven Subwoofern meist eigene Filter vorhanden sind. Außerdem finden sich 3 EQ-Bänder, die sich pauschal Low, Mid und High nennen. Zu den genauen Frequenzen gibt es keine weiteren Angaben und es lassen sich auch nur Pegel ändern, parametrische Filter sind nicht vorhanden. Aber für schnelle Korrekturen sollte das allemal genügen. Zu guter Letzt finde ich noch einen Punkt, um alle vorgenommenen Einstellungen auf Werkseinrichtung zurückzusetzen.

Verlässt man das Menü wieder, befindet man sich auf der Hauptoberfläche, die den Eingangspegel der zwei Eingangskanäle anzeigt und das Jog Dial wird zum Pegelsteller für die Master-Summe, die in 1 dB Schritten geregelt werden kann. Bei den meisten Anwendungen wird man diese Einstellung sicher auf 0 dB belassen und die Empfindlichkeit eher über die analogen Regler an den Eingängen einstellen. Aber die Möglichkeit eines 10 dB Boosts ist sicher nicht verkehrt, möchte man auch mal pegelschwache Geräte wie Smartphones oder dynamische Mikrofone direkt an den Lautsprecher anschließen.

Nun möchte ich wissen, wie sich die Presets auf den Frequenzgang auswirken und die the box PA 12 DSP sich generell kräftemäßig schlägt. Daher mache ich wieder eine meiner nichts ganz perfekten Messungen. Laborbedingungen und einen schalltoten Raum habe ich nicht, aber ich wohne in dünn besiedeltem Gebiet. Also messe ich draußen, möglichst weit von etwaigen Reflexionsflächen entfernt.

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Test: the box PA 12 DSP Aktivlautsprecher

the box PA 12 DSP Aktivlautsprecher, Mess-Setup

Mein Messmikrofon EMX7150 ist in der Messeinrichtung so kalibriert, dass bis zu 136 dB Schalldruck aufgenommen werden könnten. Da die Herstellerangabe bei 128 dB liegt, erwarte ich jedoch weniger. Mit REW führe ich die Pegelmessung mit einem Rosa Rauschen als Testsignal durch und erreiche in 1 m Abstand mit gut 132 dB sogar einen höheren Wert.

Test: the box PA 12 DSP Aktivlautsprecher

Damit hätte ich nicht gerechnet. Das ist schon sehr laut. Vielleicht ist das hier eines des besten Preis-Schalldruck-Verhältnisse auf dem Markt. Aber laut ist nicht gleich gut, daher messe ich zunächst den Frequenzgang bei einem humanen Wiedergabepegel.

Frequenzgänge PA12 DSP bei 3 verschiedenen Presets

Frequenzgänge PA12 DSP bei drei verschiedenen Presets

Ich bin überrascht, wie ausgewogen der Frequenzgang für einen Lautsprecher dieser Preiskategorie wirkt. Selbst bei tiefsten Frequenzen kommt noch ziemlich viel raus. Und die Senke bei 2 kHz passt gar nicht so schlecht zu unserem in dem Bereich besonders empfindlichen Gehör. Also steigen meine Erwartungen an den Hörtest. Als erstes gebe ich einige meiner Referenz-Tracks auf den Lautsprecher. Die Stimme von Steve Lukather brüllt mich an, es klingt fast verzerrt, in jedem Fall sehr aufdringlich. Wir haben hier also einen, sagen wir, sehr durchsetzungsstarken Lautsprecher. Ich prüfe das DSP-Setting. Bin dort jedoch schon auf dem Preset für Music. Zum Glück gibt es aber auch noch einen EQ. An diesem senke ich die Höhen um ganze 6 dB ab, um in einen Bereich zu kommen, in dem die Box angenehm zu klingen beginnt. Auch die Mitten könnte man noch 2 dB absenken für meinen Geschmack. Aber die Box hört nie wirklich auf, angestrengt und komprimiert zu klingen. Die Höhen wirken schon bei normalen Pegel immer ein wenig verzerrt und aufdringlich. Hier erkennt man mal wieder deutlich, dass ein halbwegs glatt aussehender Amplitudenfrequenzgang kein Garant für einen guten ausgewogenen Klang ist. Nun sehe ich auch in der Messung, dass der Klirrfaktor des Lautsprechers stets ungewöhnlich hoch ist. Wir sind hier offensichtlich in einem Preisbereich angelangt, in dem man massiv an der Qualität der Treiber sparen muss. Und das hört man dann durchaus, je nach Anspruch und eigener Hörerfahrung, deutlich.

the box PA 12 DSP Aktivlautsprecher beim Seminar

Eine Woche später nehme ich den Lautsprecher noch mit zu einem Praxis-Seminar. Wir mikrofonieren zum Üben einige Instrumente. Der the box PA 12 DSP liegt am Boden als Bühnenmonitor für den Drummer. Durch die angeschrägte Gehäusebauform liegt er günstig im 45°-Winkel. Allerdings sind die Füße hier nur kleine Erhöhungen im Plastikgehäuse. Gummifüße hat der Lautsprecher nur unten. Zum Glück liegt ein Teppich unter dem Schlagzeug. An diesem Tag wird sich niemand über den Klang beschweren.

Mit dem Monitor-Preset gibt es noch die Möglichkeit einer leichten Abschwächung der tieferen Frequenzen, die schon etwa bei 1 kHz sanft einsetzt und bei den tiefsten Frequenzen etwa um 5 dB reduziert. So wird noch etwas weniger Dröhnen auf die Bühne übertragen. Bei der generell höhenreichen Abstimmung wäre dieser Zusatzfilter allerdings gar nicht unbedingt nötig.

Frequenzgangvergleich für die Einstellung „Monitor“

Gibt es also sinnvolle Einsatzzwecke für diesen Lautsprecher. Nun, man muss sagen, wir haben hier das untere Ende der Fahnensange erreicht, was preiswerte DSP-Boxen angeht. Und wir wissen alle, das billigste Teil ist immer ein Kompromiss. Hier muss man schon seine Ansprüche sehr weit zurückschrauben. Der Lautsprecher kann einerseits sehr laut spielen, anderseits nur bei einem Klirrfaktor, der an Körperverletzung grenzt. Einerseits haben wir hier einige DSP-Funktionen, die es teilweise nicht mal bei teureren Lautsprechern gibt, andererseits müsste man sicher kaum daran „rumspielen“, wenn die Box einfach gut klingen würde. Daher sollten in der Preisklasse auch Alternativen in Betracht gezogen werden. Aus dem gleichen Hause gibt es z. B. mit der the box pro DSP 112 einen Lautsprecher, der kaum teurer ist, aber deutlich professioneller aussieht und klingt.

Am Ende kann ich nur sagen, für manche Leute wird dieses Produkt passen. Für Sparfüchse als Bühnenmonitor vielleicht? Auch bestimmte Richtungen von elektronischer Musik könnten darauf vertretbar klingen und durch den starken Bassbereich des Lautsprechers sogar den Fullrange-Betrieb ermöglichen. Für meine nächste Gartenparty werde ich aber tiefer in die Tasche greifen müssen.

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Fazit

Es gibt nur sehr wenige 12“ Aktivboxen, die noch billiger sind als the box PA 12 DSP Aktivlautsprecher, vielleicht keine, die lauter ist. Aber es gibt viele Lautsprecher, die besser klingen und aussehen!

Plus

  • laut
  • billig
  • viel Bass für einen 12er
  • angemessene Ausstattung

Minus

  • verzerrt schon früh
  • klingt mäßig
  • rauscht

Preis

  • 229,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    Boucher Hans

    Man sollte die Boxen vielleicht mal selbst hören und dann entscheiden, ob sie was können. Selbst Punkbands möchte ich heute mit angemessen gutem Sound fahren. Es soll ja Gigs geben, bei denen ich die guten HK-Audios nich habe mitnehmen will, zumindest wenn Bierduschen wahrscheinlich zu erwarten sind.

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