Wie kann sich die kleinste der neuen SRT-Boxen behaupten?
Die noch recht neuen Lautsprecher Mackie SRT212 und SRT215 durften wir bereits im Sommer testen. Nun liegt uns der kleinste Vertreter aus Mackies aktueller SRT-Serie vor. Bei dem kleinen Bruder der Lautsprecher findet man vieles wieder, sodass die meisten Erklärungen aus dem vorherigen Test auch hier gelten (hier der Link zu diesem Testbericht). Wer sich also für den kleineren Nachwuchs interessiert, dem sei unbedingt die Lektüre des anderen Artikels empfohlen. Wie dort schon erwähnt, möchte Mackie auch den professionelleren Markt erreichen. Die Messlatte ist also auch diesmal hoch gesteckt.
Zunächst ist vielleicht die Frage zu klären, wen diese Lautsprecher ansprechen sollen. Die 10″er-Größe, also eine Lautsprecherbox mit einem Tiefmitteltöner von rund 25 cm Durchmesser, ist ja immer so ein Spezialfall – für eine „richtige“ Beschallung etwas zu klein – hier trifft man im Profibereich meist 12er an, aber als kleine Bar-Beschallung schon fast ein wenig zu massiv. Auf der anderen Seite kann ein gut gemachter Lautsprecher dieser Größe auch ein richtiger Allrounder sein. Für viele Business-, Sprach- und Singer-Songwriter-Veranstaltungen möchte man weder unnötig viel schleppen, noch auffällig großes Holz in den Raum stellen. Und da ist die Mackie SRT210, schon allein weil das Gehäuse aus Kunststoff ist, prädestiniert.
Aber auch im Ernst: Die größeren Schwestern tragen optisch schon etwas dicker auf. Mit der Mackie SRT210 hat man eine gerade noch dezente, aber dennoch potente Box. Sie ist nicht für allerhöchste Rock’n’Roll-Pegel gedacht, aber deckt bei allem darunter ein ziemlich breites Spektrum ab. Auch kann man mutmaßen, dass die Zielgruppe, wie bei den anderen Lautsprechern aus der SRT-Serie, nicht der ganz professionelle Beschallungsbereich ist. Kleinbeschaller, Musiker, Alleinunterhalter mit professionellen Ambitionen – das sind die Gruppen, auf die Mackie abzielt.
Ausstattung und Merkmale der SRT-Serie
Wie bei den bereits getesteten Modellen handelt es sich um aktive 2-Wege-Systeme mit zwei einzelnen Class-D-Endstufen für Hoch- und Tiefmittelton. Ein vorgeschalteter DSP mit modernen FIR-Filtern kontrolliert den Klang. Der Lautsprecher soll 128 dB Schalldruck erzeugen können, ein Wert, der in meiner Messung nicht ganz erreicht wurde, wie auch bei den Schwestermodellen. Aber dass die Box kräftig ist, steht fest. Und das bei einer Masse von nur 12,8 kg. Das sind dann … 10 dB pro Kilogramm?!
Die Anzahl der Eingänge und die umfassende Funktionalität via Bluetooth für Streaming und Steuerungs-App sind identisch zu den größeren SRT-Modellen und sollen hier nicht noch mal beschrieben werden. Auch die Schräge für Monitoranwendung gibt es hier, um die universellen Einsatzmöglichkeiten dieser Lautsprecher zu untermauern. Auch hier ist diese Schräge für meinen Geschmack nicht optimal gesetzt, sodass die resultierende Abstrahlrichtung zu flach erscheint.
Doch wo liegen die Unterschiede? Griffe. Ja neben der reinen Größe liegt der Hauptunterschied in der Anzahl der Griffe. Während ich bei den größeren Lautsprechern der Serie toll fand, dass man überall anfassen kann, musste man sich hier offenbar etwas beschränken. Der Griff an der Oberseite wurde einfach gespart. Schade, der war praktisch.
Aber es geht natürlich auch so. Die Kiste ist ja auch etwas leichter. Entsprechend etwas anders sind hier auch die löblicherweise trotzdem vorhandenen M10-Flugpunkte angeordnet.
Und wie macht sich die Kleine in der Praxis? Unauffällig, klingt ziemlich gut, auch noch, wenn es mal etwas lauter sein muss. Sie ist aber kein Lautsprecher, den ich als Fullrange für Musikwiedergabe einsetzen würde. Der Frequenzgang ist hingegen für einen 10″er gar nicht schlecht.
Ab etwa 150 Hz verläuft die Kurve schon ziemlich linear, besser sogar als bei der Mackie SRT212, aber im Vergleich ist das Loch im Bereich 120 Hz deutlich stärker ausgeprägt. Das muss nicht unbedingt ein Problem sein, wenn man dort die Trennfrequenz zum Sub legt. Allein betrieben äußert sich das natürlich in einem schwächer ausgeprägten Grundton – weniger „Pfund“. In Räumen häufig ein Segen, draußen vielleicht etwas zu dünn. Bei ungefähr 65 Hz findet man die Resonanz, die den Lautsprecher kräftig und druckvoll klingen lassen soll. Hier ist nun stark vom Programm abhängig, ob das noch funktioniert. Mit hochgestimmten Rock-Bassdrums vielleicht, bei elektronischer Musik sicher weniger. Aber man darf dabei auch nicht vergessen: Wir reden hier über einen 10“er. Mit Bassunterstützung, die man für einen vollwertigen Klang sowieso immer benötigt, steht sie der Mackie SRT212 lediglich um gut 3 dB im Pegel nach, aber ist eine echte Überlegung wert. Schließlich spart man etwas Geld und Rücken, wird aber neben der nahezu identischen Ausstattung mit einem eher besseren Frequenzgang belohnt.
Das leidige Thema Stativflansch: Auch hier sitzt der Lautsprecher sehr fest auf dem Standard-Boxenstativ mit 35 mm Rohrdurchmesser, tatsächlich sogar etwas zu fest. Ganz klar eigentlich, handelt es sich offensichtlich um die gleichen Flansche wie bei den großen Schwestern. Wenn ihr den Lautsprecher kauft, sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt. Aber irgendwas ist ja immer.