Beschallungs-Set für ca. 900,- Euro
Bilde ich mir das nur ein oder haben Satellitenanlagen in den letzten Jahren einen sehr großen Boom erlebt? Gibt es überhaupt noch den Klassiker in Form einer 15/3 in der unteren Beschallungsklasse?
Ich glaube, ich habe seit ca. 15 Jahren keine dieser Beschallungslösungen bei den „gefürchteten“ Hochzeiten, Geburtstagen oder auch im kleinen Clubbereich mehr gesehen. Auch wenn ich zugeben muss, dass mir persönlich die Zusammenführung von Low, Mid und High innerhalb eines Gehäuses klanglich und ortungstechnisch immer sehr zugesagt hat, so verfügen die Satellitenanlagen über mehrere Praxisvorteile, die einfach nicht vom Tisch zu wischen sind.
Jemand wie ich, der mit dem „Ein-Mann-Wuchten“ der 35 kg und mehr E-Voice oder Zeck Boxen auf ein Stativ aufgewachsen ist, kann die körperliche Sehnsucht nach „knuffigen“ Satelliten in der Papiergewichtsklasse von 10 kg sehr gut nachvollziehen. Schon mal versucht, eine 15/3er, nachdem sie auf dem Stativ in 1,5 m Höhe hockt (wenn man es überhaupt soweit geschafft hat), in die nächsthöhere Einrastung zu bekommen? Fragt nicht!
Bei dem mir vorliegenden „The Box Pro Achat Set“ bestehend aus zwei aktiven Neodym-Boxen
- Pro Achat 108 CXA und einem Subwoofer
- Pro Achat 112 Sub A
entlocken oben genannten „Trage-Hebe-Und-Fluche-Währenddessen“ Qualen dem ambitionierten Transporteur nur ein müdes Lächeln. Zum Glück.
Ein Blick auf den Pro Achat 112 Sub A Subwoofer
Die oben genannten Lautsprecher gehören zu Musikhaus Thomanns eigener PA-Produktlinie
Der Achat 112 AUB A Subwoofer ist, wie der Name schon vermuten lässt, mit einem 12 Zoll Speaker ausgerüstet und verfügt über einen maximalen Schalldruck von 124 dB/1 m. Als Leistungsangabe gibt der Hersteller 360 Watt an 4 Ohm an.
Der mögliche Frequenzbereich liegt bei 40-250 Hz, wobei man mit einer Frequenzweiche stufenlos zwischen 80 und 250 Hz per High-Cut abriegeln kann. Als Anschlüsse liegen am Eingang XLR/Klinke als Kombibuchse an, XLR am Ausgang. Zudem kann mit einem Phase-Invert-Schalter die Phasenlage gedreht werden.
Überzogen ist der Woofer mit einem recht widerstandsfähigen Strukturlack, ein gelochtes schwarzes Gitter schützt die Schallöffnung gegen unberechtigten Zutritt.
Mit den Abmessungen 450 x 456 x 370 mm ist der Woofer recht handlich, und auch das Gewicht von 22 kg ist für die oben genannte Leistungsangabe als sehr moderat zu bezeichnen.
Auf der Oberseite befinden sich neben den Schrauböffnungen der Hochständer auch 4 kleine Versenkungen, um mehrere Subwoofer mittels Einrasten der Füße übereinander zu stapeln.
Ein Blick auf die Pro Achat 108 CXA Lautsprecher
Die dazu passenden Pro Achat 108 CXA Satelliten verfügen über ein 2-Wege System, das sich aus einem 8 Zoll Tieftöner und einem 34 mm Treiber zusammensetzt, wobei der Abstrahlwinkel des Treibers auf 90 x 90 Grad festgelegt wurde.
Gemäß Hersteller verfügen die Boxen über einen Schalldruck von 118 dB und eine Leistung von 150 Watt an je 8 Ohm. Sie verfügen über den gleichen Strukturlack an der Oberfläche und ein entsprechendes Schutzgitter.
Neben dem Lautsprecherstativflansch an der Unterseite verfügt die 108CXA noch über M10 Flugpunkte. Mit den Abmessungen: 248 x 264 x 370 mm und einem Gewicht von 10,5 kg sind die Boxen wirklich sehr transportfreundlich.
Rückseitig hat die Box die gleichen Anschlüsse wie der Subwoofer: Eingang XLR/Klinke als Kombibuchse, XLR am Ausgang. Zudem verfügt der Satellit über einen Low-Cut bei 120 Hz, was insbesondere für den kombinierten Subwoofer-Betrieb wichtig ist.
In Zusammenarbeit mit den Subwoofern hat das Achat Set in der Summe knapp 1000 Watt Ausgangsleistung, mit dem man in einem kleinen Club oder auf einem Stadtfest entsprechend Druck machen kann.
Das Pro Achat Set in der Praxis
Die einzelnen Komponenten des Sets handhaben sich praktisch von alleine. Das gesamte Setup war in ca. 5 Minuten komplett aufgebaut und einsatzbereit, ein wirklich guter Wert.
Das Boxen-Arrangement macht von der Verarbeitung her einen ordentlichen Eindruck. Die Griffe sitzen passgerecht, alles lässt sich von einer einzelnen Person problemlos bewegen, der Strukturlack verspricht eine hohe Resistenz gegen äußere Einflüße.
Inwieweit die Distanzstangen der Korrosion widerstehen können, wird die Zeit zeigen. Allgemein dürfte bekannt sein, dass der schwarze Lack, sofern er von den zumeist schwitzigen Händen erst einmal leicht angelöst wurde, sehr schnell mit Flugrost und „Oxidationspimpeln“ die Handhabung erschwert und Schweiß bekommen die Stangen im Laufe ihres Einsatzes garantiert jede Menge ab.
Etwas unschön gestaltet sich die Stromversorgung auf der Rückseite der Komponenten. Jede Aktivbox muss mit einem eigenen Netzkabel mit Strom versorgt werden, was einen ziemlichen Kabelsalat rückseitig erzeugt. Hat man jetzt noch etwas steifere Kabelvarianten am Start, ist die erste Stolperfalle vorprogrammiert.
Schöner wäre eine Lösung, wie sie seiner Zeit zum Beispiel von Apple praktiziert wurde, bei dem der Monitor über ein spezielles Netzkabel mit an den Rechner angeschlossen wurde und dessen Spannungsversorgung mit benutzte.
Der Sound des Bundles
Klanglich merkt man, dass die einzelnen Komponenten aufeinander abgestimmt wurden – besser gesagt, können sie ihre Ausgaben einzeln nur rudimentär erfüllen. Auch im Fullrange-Modus erweist sich die 108CXA doch als eher schmalbrüstig im Bassbereich, der recht straff aufgehängte 8 Zoll Speaker erzeugt zu wenig Volume.
Unter Hinzunahme des Subwoofers Pro Achat 112 ändert sich das Klangbild aber zu einer vollwertigen Klangwiedergabe, wobei es gilt, einen ausgewogenen Lautstärkeabgleich zwischen Woofer und Satellit zu finden. Schnell gerät das Klangbild aus den Fugen, sollte eine der Komponenten in der Lautstärkenbeschickung bevorzugt werden.
Die Achat Kombination erzeugt einen Klang, der insbesondere durch eine sehr straffe Mittenpräsenz auf sich aufmerksam macht. Der Hochtonbereich ist mir persönlich etwas zu harsch ausgefallen, zudem fehlen mir in einer nicht Equalizer behandelten Grundeinstellung ein wenig die „feinen“ Höhen, die für die Seidigkeit im Klang zuständig sind. Das lässt sich aber durch eine entsprechende Equalizer-Einstellung korrigieren.
Im Bassbereich haben wir es mit einem typischen Subwoofer-Sound zu tun: Es wird sehr viel Luft bewegt, sodass insbesondere das Low-End von unter 100 Hz für einen 12-Zöller überraschend stark abgedeckt werden kann.
Auf der anderen Seite bleibt die „Indirektheit“, die für nahezu jedes Subwoofer-System konstruktionsbedingt typisch ist. Es liegt mir fern, die Adjektive „besser“ oder „schlechter“ zu bemühen, jedoch sollte jeder Anwender sich im Vorfeld über das gewünschte Abstrahlungsverhalten informieren und seine Anlage entsprechend angleichen.
Klanglich wusste die Anlage bei gitarrenlastigem Material mit ihrer mittigen Auslegung sehr gut zu überzeugen, in Sachen reiner Gesangswiedergabe blieb der Eindruck etwas matt. Bei der Wiedergabe einer Rhythm-Section glänzte die Anlage mit einer breiten und akzentuierten Wiedergabe.