Zweiklassengesellschaft?
Ein kleiner aktiver Monitor kann in vielen Fällen eine gute Hilfe sein. Das Musikhaus Thomann hat mit der the box MA5 und der the box pro CX5 gleich zwei Speaker mit ähnlichen Leistungsdaten im Eigensortiment. Wir vergleichen die beiden Angebote miteinander.
the box MA5
Die the box MA5 ist mit einem 5“ Fullrange-Speaker bestückt. Der Neodym-Treiber hilft Gewicht zu sparen. Eine Class-D Endstufe schickt 125 Watt RMS an den Lautsprecher. Über ein integriertes 3-Kanal-Pult werden die Signale zugeführt. Kanal 1 und 2 bieten Kombibuchsen für Mic und Line. Kanal 1 kann zudem noch Hi-Z für Instrumente umgeschaltet werden. Ungewöhnlich für so eine kleine und günstige Box ist die Phantomspeisung, an die MA 5 können also Kondensermikrofone angeschlossen werden. Auch ein Echoeffekt ist für die beiden Kanäle vorhanden. Schaltbar ist, ob der Effekt auf beide Kanäle oder nur auf Kanal 2 wirkt. Die Intensität kann nur gemeinsam geregelt werden.
Mit dem Aux-Input ist ein dritter Kanal vorhanden. Hier wird das Signal über Miniklinke oder 2 Cinch-Buchsen angeschlossen. Jeder der drei Kanäle besitzt ein Level-Poti, auch ein Main-Level ist vorhanden. Die 3-Band-Klangregelung wirkt auf den Gesamtsound. +/-15 dB werden hier bei 100 Hz, 2,5 kHz und 12 kHz geregelt.
Die Rückseite bietet neben dem Netzschalter und der Kaltgerätebuchse mit Sicherungseinsatz einen Main-In als Kombibuchse. Hier kann ein zusätzliches Signal, z.B. ein Monitorweg, eingespeist werden. Auch den umgekehrten Weg gibt es, über die Thru-XLR-Buchse wird der Mix an eine weitere Box durchgereicht. Eine Pegelanpassung ist mit dem Line/Mic-Schalter möglich.
Das 290 x 210 x 175 mm große Gehäuse der MA5 besteht aus Kunststoff, die Lautsprecherabdeckung aus Lochblech. Der Amp-Block kommt ohne Kühlrippen aus. Mit 2,8 kg ist die Box recht leicht. Zum Transport ist an der Oberseite ein Tragegriff vorhanden. Hier sitzt auch eine 3/8“ Gewindebuchse. Auf der Unterseite sitzt ein Flansch, für den ein Verbindungsstück mitgeliefert wird.
Ebenfalls mit dabei ist ein ca. 20 cm langes Verlängerungsstück mit zwei 3/8“ Gewinden und 3/8“ auf 5/8“ Adapter. Die Box ist also dafür gerüstet, auf ein Mikrofonstativ aufgeschraubt zu werden.
Mit 135,- Euro ist die MA 5 die Günstigere der beiden Kandidaten.
the box pro CX5
Die the box pro CX5 verfügt über einen 5,25“ Koax-Lautsprecher. Der Class-D Amp liefert dafür 120 Watt RMS. Die Abstrahlung des Hochtöners ist mit 60° x 60° angegeben. Die beiden Line/Mic-Kanäle verfügen über Kombibuchsen, die Pegelsteller dazu sind mittengerastert und besitzen eine Clip-LED. Eingang 3 ist für Zuspieler gedacht, die hier mit Miniklinke oder Cinch-Paar Zugang finden. Das Volume-Poti dazu ist gerastert, ebenso wie der Main-Level-Drehregler. Die Klangregelung besteht aus Treble, Mid und Bass und erlaubt eine Pegelanpassung von +/-8 dB. Die Regler haben eine Mittenrasterung. Vier LEDs informieren über den Betriebszustand. In Grün sind das „On“ und „Signal“, Rot zeigt den Einsatz des Limiters an, wenn die rote „Protect“-LED leuchtet, hat sich der Speaker abgeschaltet und sollte eine kurze Zeit ausgeschaltet werden.
Rückseitig sitzt auch hier Kaltgerätebuchse und Netzschalter. Auch eine Auto-Power-Regelung kann aktiviert werden, dann schaltet sich der Lautsprecher nach ca. 30 Minuten ohne Signal ab und wird durch Aus- und wieder Anschalten zum Weiterbetrieb überredet. Über eine XLR/Klinke-Kombibuchse kann ein weiteres Line-Signal eingespeist werden, ein Direct-Out gibt das Line-Signal weiter.
Das Gehäuse sieht auf den ersten Blick wie aus Alu gefertigt aus, besteht aber aus Kunststoff. Die Größe beträgt 323 x 180 x 205 mm, das Gewicht liegt bei 3,5 kg. Das metallene Schutzgitter ist sehr stabil und mit Stoff hinterlegt.
Der Tragegriff sitzt rechts neben dem Mixer, ergonomisch nicht ganz praktisch, aber bei dem geringen Gewicht vertretbar. Die Unterseite ist durch vier Gummifüße rutschfest, ein mitgelieferter Stativzapfen erlaubt die Montage auf einem Mikrofonstativ in drei verschiedenen Winkeln.
Auf der Oberseite soll ein 3/8“ Gewinde das Befestigen eines Mikrofons erlauben.
Für the box pro CX5 ruft das Musikhaus Thomann einen Preis von 165,- Euro auf.
Der Vergleich – Verarbeitung
Hier liegt the box pro CX5 ganz klar vorne. Der Kunststoff des Gehäuses erscheint wertiger, das Speaker-Gitter ist stabiler. Das Gehäuse der the box MA5 scheint etwas verzogen, es kippelt jedenfalls ganz leicht. Das „the box“ Logo ist lieblos schräg aufgeklebt. Simple Kreuzschlitzschrauben stehen versenkten Torx-Schrauben bei der VX 5 gegenüber. Die Potis der teureren Box sind auf der der Frontplatte fest verschraubt und besitzen Stahlachsen, während die MA5 mit billigen und wackeligen Potis mit Kunststoffachse auskommen muss.
Der Vergleich – Ausstattung
In vielen Punkten liegen die beiden Kontrahenten hier gleichauf. Anzahl der Eingänge, Direct-Out, 3-Band-Klangregelung, Master-Volume. Auch die angegebene Leistung ist mit 125 Watt (MA 5) und 120 Watt (CX 5) nahezu identisch. Beide Male kommt eine Class-D Endstufe zum Einsatz. Beim Lautsprecher punktet zunächst einmal die CX5, ihr Speaker ist etwas größer und es ist ein Zweiwege-System verbaut, wo hingegen die MA5 mit einem Full-Range-Speaker klarkommen muss.
Beide Male ist eine Platzierung auf einem Mikrostativ vorgesehen, bei der CX5 verschwindet der Stativzapfen im Gehäuse, die MA5 Lösung muss separat mitgeführt werden.
Pluspunkte sammelt die CX5 durch die dreifache Winkelverstellung, die MA5 hat dafür ein Verlängerungsstück dabei. Dies kann auch gut dafür benutzt werden, ein Mikrofon bzw. einen Mikrogalgen anzubringen und den Monitor so im Mikroständer zu integrieren.
Die CX5 hat zwar auch eine Aufnahme oben, man muss sich da aber noch ein Zwischenstück besorgen.
Ein paar Details hat die MA5 ihrer Kollegin voraus. So ist Phantomspeisung für die Mikros vorhanden, ein Eingang ist als Hi-Z für Instrumente umschaltbar und es ist ein einfacher Echoeffekt eingebaut. Die CX5 kontert hier mit Limiter, Schutzschaltung und Clip-LEDs. Bei der Dokumentation hat die MA 5 die Nase vorn, eine ausführliche Bedienungsanleitung in Deutsch und Englisch liegt bei. Die CX5 trägt die nötigsten Infos auf einem DIN A4 Blatt zusammen, die Anleitung gibt es online.
Preislich liegen die beiden recht nahe beisammen, 30,- Euro Preisaufschlag werden für die CX 5 fällig.
Der Vergleich – Sound
Kommen wir nun zu Wesentlichen, wie klingen denn die beiden Kleinlautsprecher?
Das möchte ich zuerst mit Konservenmusik abklären. Beim Einschalten macht sich die the box pro CX5 gleich einmal unangenehm bemerkbar. Ein nicht unerhebliches Grundrauschen ist wahrzunehmen, das nervt. Sobald Signal anliegt wird das natürlich überdeckt, wie es aber gleich besser geht, zeigt die MA5, die verhält sich im Leerlauf völlig ruhig. Klanglich überzeugt the box MA5 aber leider nicht. Der Fullrange-Speaker liefert ganz gute Mitten, im tiefen und hohen Bereich ist es aber deutlich überfordert. Der Sound erinnert dabei an Mamas Küchenradio. Zwar kann die Klangregelung da noch etwas nachhelfen, der richtige Musikgenuss stellt sich allerdings nicht ein.
Das macht die CX5 um Klassen besser. Richtig erwachsen klingt die kleine Box. Natürlich sind keine fetten Bässe zu erwarten, aber schöne Tiefmitten, die einen Basslauf sauber zur Geltung bringen, kann der Speaker liefern. Der Hochtonanteil klingt etwas hart und zu prägnant, hier darf mit dem Höhenregler gern etwas zurückgenommen werden.
Diese Runde geht eindeutig an the box pro CX5, machen wir weiter mit dem Mikrofoneingängen. Die CX5 bietet auch hier wieder ein ausgeglichenes Signal, mit dem sich gut arbeiten lässt. Die Klangregelung muss, wenn überhaupt, nur wenig bemüht werden. Die Feedback-Festigkeit der Box ist gut, es können ordentliche Lautstärken erzielt werden, bevor es pfeift.
Bei der the box MA5 kommt auch hier nicht so richtig Freude auf, das Signal klingt recht verwaschen. Den Low-Bereich etwas abzusenken hilft, nun dröhnt die Kiste nicht mehr so. Höhen zugeben könnte auch eine Option sein, der Speaker ist aber recht Feedback anfällig, das geht also nur bei geringen Lautstärken. Ein großes Plus ist allerdings die Möglichkeit, mit Kondensatormikrofonen zu arbeiten. Mit einem Audio-Technica ATM710 lebt der kleine Speaker richtig auf und klingt gleich zwei Klassen besser.
Wenig sinnvoll ist der Echo-Effekt, der verbaut ist. Die einzige Regelmöglichkeit ist die Intensität, die Delay-Zeit ist mit ca. 200 ms gar nicht so schlecht gewählt, aber das Feedback ist so hoch, dass 15 – 16 Wiederholungen hörbar sind. Das matscht nur.
Am Line-Eingang spiele ich nun ein paar Synthie Sachen zu. Erwartungsgemäß schneidet auch hier wieder die CX5 besser ab, da sie ein viel breiteres Klangspektrum anbietet. Die MA5 klingt hier immer etwas nach Casio Keyboard. Hier kann ich auch die Lautstärke gut vergleichen, trotz fast gleicher Wattzahl kann die CX5 lauter, hier scheint der Wirkungsgrad des Speakers einfach besser zu sein.
Nun probiere ich noch, akustische Gitarre und E-Bass über die beiden Boxen zu spielen. Die bisherige Klangcharakteristik bleibt erhalten, eine Verbesserung verspreche ich mir bei der MA 5 vom Instrumentenschalter. Bei der Gitarre mit Piezo hat er leider fast keine Auswirkung, mit viel gutem Willen wird das Signal etwas straffer und prägnanter im Mittenbereich wahrgenommen. Deutlicher ist der Unterschied hingegen beim Bass, hier wird das Instrument viel drahtiger, kommt weiter nach vorne und wird auch lauter dargestellt.
Damit wären wir mit dem Pult soweit durch, schauen wir uns kurz noch die Anschlüsse auf der Rückseite an.
Die the box MA5 besitzt hier einen Main-In. Dieser wird zu den Mischpultkanälen summiert und über den Speaker zum Tönen gebracht. Eine Volume-Anpassung gibt es dazu nicht, das muss am Zuspieler passieren. Das komplette Signal, also 3-Kanal-Mixer und Main-In werden am Thru-Out wieder ausgegeben und können zu einer weiteren Box geführt werden. Der Signalpegel ist dabei vom Master-Volume unabhängig, zur Anpassung dient der Line/Mic-Button.
Anders arbeitet the box pro CX5. Hier ist ein Line-In und ein Direct-Out vorhanden. Das Eingangssignal wird einfach zum Direct-Out geleitet, das interne Mischpult wird hier nicht mit zugefügt. Es gibt also für den eigenen Mix keine Möglichkeit, wieder ausgespielt zu werden. Das ist recht unflexibel, hier könnte vielleicht eine Umschaltung die Anwendungsmöglichkeiten deutlich erhöhen.