Mobiler Sound dank Batteriebetrieb
Wenn es in den letzten Jahren einen regelrechten Boom in der Beschallungsbranche gegeben hat, dann ist es der Bereich der batteriebetriebenen Aktivlautsprecher im Consumer-Bereich. Während der Pro-Bereich sich dank Covid-19 und den damit verbundenen Restriktionen mit großen Schritten seiner kompletten Auslöschung entgegen bewegt, boomt der Consumer-Bereich mit kleinen bis mittleren Aktivlautsprechern, als gäbe es kein Morgen. Noch nie gab es eine dermaßen große Auswahl an Beschallungsanlagen für den privaten Bereich, wobei sich insbesondere die Akku-gestützten Exemplare größter Beliebtheit erfreuen. Bei dem the box pro MBA1 handelt es sich um eben ein solches Exemplar, das insbesondere durch seine geringen Abmessungen auffällt.
Die Konstruktion des the box pro MBA1
Bei dem the box pro MBA1 handelt es sich um einen mobilen, batteriebetriebenen Aktivlautsprecher, der mit einer Leistung von 150 Watt bei 300 Watt Peak (Leistungsaufnahme 210 Watt) daher kommt. Die Leistung wird über einen 8 Zoll Tieftöner und einen 1 Zoll Breitband-Hochtöner wiedergegeben, die beide durch ein massives Stahlgitter auf der Frontseite geschützt werden. Soll der Aktivlautsprecher über die Netzspannung betrieben werden, so kann er aufgrund des intern verbauten Multispannungsnetzteils alle Spannungen von 100 – 240 V, bzw. 50 – 60 Hz verarbeiten. Der Schalldruck liegt bei 120 dB max SPL und 95 dB SPL (1 W/1 m), der Frequenzbereich wird mit 50 – 20.000 Hz angegeben.
Möchte man das in China gefertigte Gerät per Akku betreiben, so steht eine Kapazität von 3600 mA zur Verfügung, die bei einer Spannung von 26 V eine Laufzeit von ca. 4 Stunden bei mittlerer Lautstärke ermöglicht. Ich bekam das Gerät mit eingeschaltetem Netzschalter geliefert, sodass der Akku komplett entladen war und erst einmal für 2,5 Stunden an die Steckdose musste. Mit den Abmessungen 425 x 535 x 377 mm ist der Lautsprecher in der Tat sehr handlich und sein Gewicht von nur 8,3 kg trägt das Übrige dazu bei.
Was ein wenig stutzig macht, sind die Umgebungsbedingungen, die der Hersteller zur Bedingung macht. Der Temperaturbereich zwischen 0 – 40 Grad Celsius erscheint noch sehr angemessen, vorausgesetzt, man setzt das System nicht der direkten Sonnenstrahlung aus. Was mir allerdings sehr merkwürdig vorkommt, ist die relative Luftfeuchtigkeit von 50 %, nicht kondensierend, angeht. Kein Schwitzwasser, logisch, aber 50 % Luftfeuchtigkeit? Nicht nur dass man das System dann in wohl mindestens der Hälfte aller Länder weltweit nicht betreiben kann (man steige bitte in Südostasien oder Südamerika einmal aus dem Flugzeug), nein, auch der für den Menschen angenehme Luftfeuchtigkeitswert liegt zwischen 60 – 65 %. Entweder verstehe ich hier etwas falsch, oder aber die Angaben im Handbuch sind verwirrend oder fehlerhaft. Über eine entsprechende Aufklärung würde ich mich freuen.
Bereits auf den ersten Blick erkennt man, dass der the box pro MBA1 als Multifunktionsbox konzipiert ist, aber erst auf den zweiten Blick erschließen sich einem alle Möglichkeiten. Durch die asymmetrische Gehäuseform lässt sich das System sowohl in Standard gerade als auch als Wedge positionieren. Als weitere Besonderheit besitzt der the box pro MBA1 auf der Unterseite des Gehäuses zwei (!) 35 mm Stativaufnahmen, einen in null Grad, einen in zwei Grad nach vorne gekippt. Damit ist die Flexibilität ungemein hoch, ab als reguläre Kleinbeschallung, als Floormonitor, als Sidefill oder als Infield-Beschallung, alles ist möglich. Transportiert wird der Lautsprecher mit einem harten, aber angenehm geformten Tragegriff auf der Oberseite des Gehäuses, was anhand des vergleichsweise geringen Gewichts völlig ausreicht. Leider scheint es keinerlei Transporthülle für den the box pro MBA1 zu geben, was die Optik der kleinen Kiste wohl relativ schnell in Mitleidenschaft ziehen wird.
Die Mischpult-Sektion
Der Mischpultbereich des the box pro MBA1 ist klar strukturiert und faktisch selbsterklärend. Kanal 1 und 2 sind identisch und bieten eine 2-Band Klangregelung aus Höhen und Bässen nebst einem einfach klingen Reverb-Anteilsregler und einem Volume-Regler. Einen Gain-Regler besitzen die jeweiligen Kanäle nicht, es muss also unter Umständen mit Fehlanpassungen gerechnet werden. Auch eine Phantomspeisung bietet das System nicht.
Leider verfügen die Potis über keinerlei Konterung am Gehäuse, sodass jegliche horizontale und vertikale Krafteinwirkung während des Regelns direkt auf die Platine übertragen wird. Die Regler haben somit sehr viel Spiel in ihrer Achse, was nicht nur ein sauberes Regeln erschwert, sondern auch die ungewollte Krafteinwirkung erleichtert. Inwieweit es hier zu Haarrissen an der Platine oder ähnlichen Abnutzungserscheinungen kommen kann, wird die Zeit zeigen. Alle Regler wurden zwar vertieft verbaut und sind somit gegen glatte, flächige Einwirkungen etwas geschützt, gegen schräge Einwirkungen hingegen nicht.
Als Eingang gibt es jeweils eine TRS/XLR-Klinkenbuchse, die bzgl. der Eingangsempfindlichkeit mit einem Schieberegler kalibriert werden können. Leider entpuppen sich die Schieberegler als echte Fingernagelkiller, da sie etwas vertieft platziert wurden und man sich zwangsweise bei der Umschaltung der Eingangsempfindlichkeit einige Kerben in den Fingernagel schleift.
Kanal drei widmet sich der Verstärkung verschiedener AUX-Quellen und bietet als Eingangsbuchsen RCA, Miniklinke und Bluetooth. Die Regelmöglichkeiten sind die Gleichen wie bei den Kanälen 1 und 2. Im Master-Bereich stehen einem neben dem Mastervolume-Regler noch ein dreistelliger Preset-Modus für die Klangregelung zur Verfügung, unterteilt in die Bereiche Musik, Sprache und „Gitarre“, womit man wohl auf die Eignung des Systems als Akustikgitarrenverstärker hinweisen möchte. Im Musik Preset wird die übliche Badewannen-Scoop-Frequenzkurve verwendet, im Bereich Sprache wird der Bass- und Höhenbereich etwas abgesenkt.
Als Besonderheit gibt es einen verbauten 5 V, 2 A USB-Charger, mit dem man sein Mobile-Device während des Betriebs auch gleichzeitig in bester Powerbank-Manier laden kann. Dies ist insbesondere bei der Verwendung eines entsprechenden Devices als Backingtrack-Lieferant sehr hilfreich, damit dieses nicht während des Einsatzes in Sachen Betriebsspannung schlappmacht. Als Abschluss gibt es noch einen XLR-Out für den Daisy-Chain-Betrieb und eine fünffache LED-Kette, die mit der Auflistung 100 %, 75 %, 50 %, Low und Charge über den Betriebszustand des Akkus informiert. Des Weiteren gibt es noch die Kaltgerätebuchse für den Netz- und Ladebetrieb und den On/Off-Schalter des Systems.
Der the box pro MBA1 in der Praxis
Aufgrund des schönen Wetters wollte ich den the box pro MBA1 direkt mal einer echten Leistungsschau unterziehen und platzierte den Lautsprecher auf meiner Terrasse, aktivierte Bluetooth, pairte das System mit meinem iPhone X und begab mich auf die Wanderschaft. Nach über 30 m freier Sicht war das Signal immer noch stabil, ein wirklich guter Wert. Eventuell hätte das Signal eine noch größere Reichweite gehabt, aber ich wollte den begehbaren Bereich meines Gartens nicht verlassen.
Die eigentliche Leistung hingegen ist der Klang, den ich in dieser Entfernung noch vernommen habe. Man soll es nicht glauben, was dieser Winzling im Musik-Preset für einen stabilen Bass liefert, vorausgesetzt, man fährt das System nicht in die Sättigung. Wer glaubt, er könnte mit 2 Stück dieser Lautsprecher ein Open-Air beschallen, ist falsch gewickelt, für eine stabile Hintergrundbeschallung hingegen weiß das System wirklich zu überzeugen. Im Bassbereich muss man dem System wirklich eine Bestnote geben, der Hochtöner klingt bis zu mittleren Lautstärken sehr gut, wird mit ausgereiztem Headroom jedoch sehr harsch und neigt abrupt zu Verzerrungen. Für die typische Gartenparty von ca. 30 – 40 Personen hingegen liefert das System in der Tat eine sehr gute Basis, wohlgemerkt als Hintergrundbeschallung. Eine kräftige Dance-Party ist nicht möglich, dafür gibt es allerdings einen sehr guten Grundsound.
Prädestiniert ist der the box pro MBA1 natürlich für jegliche Art von mobiler Musikwiedergabe im Bereich der Straßenmusik oder ähnlichem. Backing-Tracks über Kanal 3 bzw. Bluetooth, Gitarre/Keyboard oder was auch immer über Kanal 2, Gesang Kanal 1 und ab dafür. Noch nie war mobile Musikwiedergabe so schnell, einfach und flexibel umzusetzen, sogar eine Anreise mit dem kompletten Equipment mit dem ÖNV ist möglich. Im Fall einer Singer/Songwriter-Lösung würde das zum Beispiel bedeuten Gesangsmikrofon, Mikrofonkabel, Gesangsstativ, Gitarre, ggf. Gitarren-Preamp, Gitarrenkabel, iPhone/iPad (auf dem könnte man auch noch die Texte mitlaufen lassen), Gitarrenständer, voll geladener Aktivlautsprecher, fertig. Passt bis auf den Lautsprecher alles in ein hochwertiges Gitarren-Gigbag, zum Beispiel von Mono. Beneidenswert …
Glaub ich ja alles gerne, bloß die Liste der angeblich mit Öffis transportierbaren Straßengig-Ausrüstung halte ich für mehr theoretisch ersonnen als denn praktisch erprobt oder gar anwendbar. ;-) Texte vom Smartphone ablesen? Haha, von der fragwürdigen Wirkung auf etwaiges Publikum mal abgesehen, bräuchte es dafür ein weiteres Stativ, oder? Ich BIN Fußgänger und Öffi-Nutzer und weiß, was welcher Kram wiegt und wie sich das alles summiert (Stative immer gern zu viel: je mehr, desto) – und was realistisch transportierbar ist in Bus und Bahn (wenn’s nicht nur drei Stationen um die Ecke sind innerhalb der eigenen City). Da ist die getestete Box vielleicht gerade noch mit drin, aber tatsächlich wird’s mit dem Drumherum bald eng. Quetsch dich mit dem Kram mal durch einen vollbesetzten (oder überfüllten) Regionalzug … ICE ist auch nicht schlecht, da reicht die Gepäckablage für einen Aktenkoffer – dickere Trümmer stehen ggf. anderen Passagieren schnell im Weg – oder steig in Frankfurt damit um (z.B. von Gleis 3 auf Gleis 16 binnen 3 Minuten).