Kult-Plattenspieler gut verpackt
Wer heute noch einen Technics 1210 MKII hat, also den Klassiker, der kann sich derweil glücklich schätzen, denn die Preise für die letzten noch auf dem Markt erhältlichen Neugeräte bewegen sich langsam auf ein Gebrauchtwagen-Niveau.
Wer nun noch mit den Plattenspielern „reist“ oder sie verleiht, wird sehr froh sein, wenn die Geräte gut verpackt das Haus verlassen. Cases für Plattenspieler gibt es viele, wie immer preislich wie auch qualitativ von bis. Für knapp über 50,- Euro kann man bereits ein Case erwerben, bei etwa 150,- Euro ist die obere Grenze erreicht. Vereinzelte Ausnahmen versuchen preislich die 200,- Euro Grenze zu erreichen, spätestens hier aber beginnt die Frage hinsichtlich Sinn oder Unsinn.
Mit dem Thon Case Technics 1200 / 1210 MKII bietet das Musikhaus Thomann ein Case an, das sich im guten Mittel hinsichtlich der Preisgestaltung befindet.
Für den uninformierten Leser ein kleiner Tipp: Man achte mal auf die Namen Thomann und Thon und es fällt auf? Richtig, da fehlt nur ein „man“. Nicht ohne Grund, denn Thon Cases ist die hauseigene Case-Marke aus dem Hause Thomann, zu der bereits Ende letzten Jahres ein sehr schöner und umfangreicher Bericht nach einem Besuch in der Produktion hier zu lesen war. Lesen lohnt sich.
Die Tatsache, dass jemand von uns die Produktion besucht hat, lässt schon einen wichtigen Punkt erkennen: Die Produktionsstätte liegt nicht so weit entfernt. In der Tat werden die Thon Cases nicht in China gefertigt, sondern sind Made in Germany.
Mit den Außenmaßen von 53,5 x 23,5 x 46,5 cm überragt das Case die Größe eine Plattenspieler nicht in großen Maßen, mit 6,4 kg bringt das Case auch gut einmal die Hälfte eines Plattenspielers auf die Waage und ist damit weder besonders leicht, noch auffällig schwer. Andere Cases liegen im Rahmen von 5,8 kg bis 8,1 kg, je nach verbauten Materialien.
Gebaut werden die Cases aus 7 mm Birkenmultiplex, die Kanten sind mit 25 mm Aluwinkeln versehen, die das Holz schützen und für die hohe Stabilität sorgen.
An den Ecken finden sich Aluminium-Kugelecken, die ebenso wie die Aluwinkel vernietet sind. Sechs Nieten finden sich an der langen Kante des Cases, vier an der kurzen. Über mangelnde Stabilität kann sich also niemand beschweren. An der Unterseite finden sich vier dicke Gummifüße. Praktisch nicht nur zum Stapeln, sondern auch in der Nutzung. So rutscht der Plattenspieler im Kofferraum nicht so einfach herum.
An der Oberseite des Cases finde sich ein solider Klappgriff, der sofern nicht genutzt, fast vollständig in der Einlassung des Griffbefestigung verschwindet. Sehr praktisch ist, dass sich dieser fast bis 90° heraus klappt. Der Grund, warum mich das freut, findet sich in einem ehemaligen Cases, da ich nutze. Um es kurz zu umschreiben, hier ließ sich der Griff nur bis geschätzt 60° heraus klappen, was für eine sehr komische Armhaltung sorgte, die wiederum mit sich trug, dass man das Case so nah am Körper hatte, dass das Knie regelmäßig schmerzhaften Kontakt zu dem oberen vorderen Gummifuß aufnahm. Resultat: Das Case muss immer andersherum getragen werden, was zwar die Berührung mit dem Gummifuß verhinderte, aber immer noch zu einer komischen und anstrengenden Armhaltung führte. Alles in allem war das richtiger Mist.
An alten Cases findet man manchmal noch Ledergriffe, die in der Tat zum Tragen sehr angenehm sind, allerdings lassen sich so Cases natürlich schwierig nebeneinander legen. Da ist der Klappgriff natürlich praktischer.
Der Deckel des Cases lässt sich erfreulicherweise ganz abnehmen. Bei vielen Cases ist er einseitig eingehängt und muss geöffnet und rausgefummelt werden, hier glücklicherweise nicht.
Zwei gefederte Butterfly-Verschlüsse an den Seiten lassen das Case verschließen und sorgen für bombensicheren Halt ohne Spiel.
So kann der Plattenspieler bei der Nutzung auch im Case gelassen werden, denn ein störender Deckel kann abgenommen werden. Dabei kommt dem Nutzer zugute, dass der Plattenspieler nur so tief im Case sitzt, dass er nahezu gleichauf mit der Kante des offenen Cases liegt.
Während der Plattenspieler vorne im Case bündig zum Polster liegt, gibt es an der Rückseite eine 5 cm breite Öffnung entlang der Rückseite, die einen Zugriff auf die Kabel ermöglicht, ebenso aber auch, das Kabel hier gerollt sicher und ohne Knicken zu verstauen.
Links und rechts an der Rückseite befinden sich natürlich breitere Schaumstoffpolster, die den Plattenspieler fest verpacken.
Ebenso wie an der Rückseite finden sich links und rechts kleine Polster-freie Stellen. So ist das vorsichtige Reinlegen des Plattenspielers mit den Händen links und rechts am Gerät möglich.
![Der Platz zum Eingreifen beidseitig erlaubt ein angenehmes Hineinstellen und Herausheben des Plattenspielers](https://www.amazona.de/wp-content/uploads/2019/06/eingriff-1200x798.jpg)
Der Platz zum Eingreifen beidseitig erlaubt ein angenehmes Hineinstellen und Herausheben des Plattenspielers
Der Stabilität des Gerätes im Case tun diese drei freien Flächen in der Tat keinen Abbruch.
Mindestens 1 cm Schaumstoff rund herum um den Plattenspieler verspricht der Hersteller. Der eine Zentimeter findet sich zumindest an der Vorderseite, was für die Nutzung des Plattenspielers im Case sehr angenehm ist. Seitlich finden sich 2 cm, an der Rückseite 6 cm stabiler Kunststoff, der den Plattenspieler erfreulicherweise sehr passend umfasst und dafür sorgt, dass dieser im Case nicht herumrutschen kann.
Um zu verhindern, dass der Plattenspieler im getragenen Case Bewegungsfreiheit hat, findet sich im Deckel ein rundes Schaumstoffpolster, das exakt auf dem Plattenteller aufliegt und den Plattenspieler „festhält“.
Qualitativ ist das Case wirklich an jeder Ecke einwandfrei verarbeitet. Das Holz ist wie die Aluminiumkanten passend zusammengesetzt und per Nieten verbunden. Die Kunststoff-Polsterung ist sauber geschnitten und auf den Millimeter genau zusammenpassend. Der Deckel schließt einwandfrei, die Butterfly-Verschlüsse bieten geschlossen kein Spiel und sitzen fest.
Hier gibt es wirklich nichts zu beanstanden.
Ein interessantes Feature bietet der Hersteller von Werkseite aus, welches sicherlich über den Handel auf Wunsch besorgt werden kann: unterschiedliche Farben. Dabei gibt es das Case nicht nur in Phenol-Braun, wie sicherlich die klassische Variante wäre, sondern auch in unterschiedlichen Farbtönen von Blau, Rot, Gelb oder Orange ebenso wie verschiedene Grau-Töne. Das kann gefallen, wenn jemand gern ein farbiges Case wünscht.
Habe mir 2002 2 Stück davon zugelegt und bin bis heute super zufrieden damit. An den Schaumstoffteilen scheinen sie etwas verändert zu haben – das mittige Rundstück für die Unterseite ist bei meinen nicht verbaut und auch ohne dieses sitzen die 1210er wir angegossen.
Protipp: Beim Tragen sollte man darauf achten, dass die Gummifüße vom Köper weg zeigen, sonst stößt man sich beim Laufen daran ;o)
Ein Stück Information fehlt noch (zumindest für mich als kompleten Nicht-Experten): Kann man das Gerät auch _im_ Case betreiben? Könnte mir vorstellen, dass einige vielreisende Nutzer am liebsten nur den Deckel abnehmen und gleich loslegen würden.
@MatthiasH Never mind: Seite 2 hat die Antwort :)