Farbiges Spiel mit Sequenzen
Hinter dem leicht bedrohlichen Namen Tiptop Audio Z8000 steckt ein komplexes Sequencer-Konglomerat in quietschbunten Farben. Auf blassem Grund erstrecken sich gelbe, weiße, rote und grüne Patchbuchsen, die die insgesamt 16 Potentiometer flankieren. Sauber eingeteilt im klaren Blockstil bilden sie die Schnittstelle zu dem Sequencer aus Sequencern.
Hier macht das „Matrix“ vorm Sequencer den Unterschied und weist auf die tieferliegende Funktionsweise hin. Im Inneren sind nämlich satte 10 Sequencer-Spuren verbaut. Jede der 10 Spuren verfügt über einen dedizierten Clock-, Direction- und Reset-Eingang, kann also vollkommen separat angesteuert werden.
Die 10 Spuren des Eurorack Sequencers Z8000 bilden sich hier durch Abgreifen von je 4 Steps in vertikaler oder horizontaler Richtung über insgesamt 16 Schritte. Wer mitrechnet merkt, dass noch 2 Spuren fehlen – das sind die ganz klassischen 16 Schritte der gesamten Sequenz. Auch diese können vertikal und horizontal abgespielt werden und bilden die fehlenden 2 der 10 versprochenen Spuren. Um die Integration des Moduls zu erleichtern befinden sich auf der Rückseite Jumper, mit denen die CV-Range der Spuren angepasst werden kann. Je nach Verwendungszweck kann man also zwischen den Reichweiten 0V-5V oder 0V-10V wechseln.
Hierfür muss das Modul allerdings ausgebaut werden, wenn man nicht blind im Rack rumstochern will, was aus Sicherheitsgründen sowieso nicht zu empfehlen ist.
Das Äußere des Tiptop Audio Z8000
Dass der Tiptop Audio Z8000 in diesem Testbericht schon die 2.0-Version ist, merkt man als erstes am Äußeren. Die Revision des Matrix Sequencers lässt seinen Vorfahren im wahrsten Sinne des Wortes alt aussehen. Der klassische „Schwarze Schrift auf Aluminium“-Look wurde aktualisiert und durch eine gewagte Farbvielfalt ersetzt.
Aus cremeweißem Hintergrund lugen gelbe, rote, grüne und weiße Patchbuchsen hervor. Auch die Potentiometer-Kappen kommen erfrischt aus der Kur zurück. Sie haben dank einem Gummi-Überzug einen guten Grip und sitzen fest auf den Poti-Stiften. Die Potis an sich bieten genau den richtigen Widerstand, um sie locker zu drehen, aber nicht aus Versehen zu verstellen. Trotz der zahlreichen Ein- und Ausgänge und satten 16 Potentiometern ist die Bedienoberfläche aufgeräumt und übersichtlich.
Gut vorstellbar, dass dieser Paradiesvogel einige abschrecken mag, mir persönlich gefällt das mutige Farbschema aber gut. Gegen den aschfahlen Vorgänger sprüht die MK2-Version nur so vor Lebensfreude.
Bedienung des Tiptop Audio Z8000
Der Z8000 Matrix Sequencer verfügt über keinen einzigen Taster. Alle Parameter, außer der ausgegebenen Steuerspannung, sind vollkommen über die CV-Eingänge geregelt. Ausgenommen davon sind die Potentiometer, die die anliegende Steuerspannung der CV-Out-Buchsen regulieren.
Um den Z8000 in Betrieb zu nehmen, empfiehlt sich also ein Clock-Modul, was in meinem Fall vom Pamela’s New Workout übernommen wird. Bestätigt wird das anliegende Clocksignal durch Aufleuchten der 16 LEDs, die die Position in der Sequenz anzeigen. Die LEDs können rotes und grünes Licht emittieren, was den Überblick vereinfachen soll. Rotes Licht steht in dem Fall für die 8 Spuren mit jeweils 4, grünes Licht für die 2 Spuren mit je 16 Steps. Wenn 2 Schritte simultan ausgelöst werden, quittiert die jeweilige LED das mit einem helleren Leuchten.
Die Clock-Eingänge sind in Gruppen miteinander normalisiert. Eine einfache Sequenz zum System zu synchronisieren geht dadurch schneller und der Kabelsalat kann zumindest reduziert werden. Die Normalisierung läuft hier so, dass die Spuren in selber Laufrichtung gepaart sind. Also reicht je ein Clock-Signal für alle 4 horizontalen und 4 vertikalen Spuren.
Anwendung des Tiptop Audio Z8000
Wie so häufig in der Modularwelt kann man viel, muss aber nicht und sowieso macht jeder es ein wenig anders. Deshalb werde ich die offensichtlichen Verwendungszwecke des Matrix Sequencers abklappern und dann einfach aus meiner ganz persönlichen Erfahrung mit dem Gerät erzählen.
Auf den ersten Blick kam mir sofort der CV-Sequencer als Melodymaker in den Sinn. In dieser Funktion gibt der Z8000 aber kein gutes Bild ab, fehlt doch eine interne Möglichkeit zur Quantisierung der CV-Werte. Dafür braucht es ein zusätzliches Modul. Der offensichtlichste Einsatzzweck fällt also schon mal weg, außer man macht sich extrem viel Mühe oder braucht keine harmonischen Tonabfolgen. Nichtsdestotrotz finden sich einige gute Modulationsziele für das Gerät. Nachdem ich aus meinem Clock-Modul den Takt vorgegeben habe, führe ich das Signal eines „Zick-Zack-Kanals“ meinem Assimil8or-Modul zu. Das Ergebnis kann man in den Audiobeispielen 1 und 2 hören:
Hier moduliere ich die Bit-Reduction einzelner Assimil8or-Spuren. Parallel dazu wird auch die Tonhöhe einer geloopten Sine-Wave gesteuert, was einen interessanten Zusammenhang zwischen beiden Modulationen ergibt. Mit noch 9 freien Kanälen wähle ich als nächstes zwei der „geraden“ aus, um zwischen verschiedenen Samples zu wechseln. Schon auf dieser einfachen Ebene entstehen so viele kleine Happy-Accidents auf eine spielerisch-schöne Art. Spielen auf der Poti-Wiese bringt eine Menge Spaß. So ganz einsehen kann ich es dann doch nicht und tweake eine kleine Melodie zurecht, die ihr im Audiobeispiel 3 hören könnt.
Auch hier nutze ich gleichzeitig mehrere Kanäle, um nicht nur Pitch, sondern auch Bit-Reduction und Aliasing zu steuern. Etwas freakig, doch es geht noch mehr; jetzt heißt es komplette Zone-Kontrolle mit Clock-Reset. Mit einem zweiten Gate-Signal aus meinem Pamela’s New Workout-Modul füttere ich also den Reset-Eingang den Zick-Zack-Kanals. Jetzt startet der alle 24 Schritte neu und erzeugt somit einen Polyrhythmus.
Dieses Spiel lässt sich auch prima mit den 8 geraden Kanälen durchführen, wobei es vor allem bei unterschiedlichen Zählzeiten pro Kanal interessant wird. Hier kann man zusammenhängende Melodien schmieden, die sich ineinander verdrehen und sich dynamisch zueinander bewegen. Dafür eignen sich unquantisierte CV-Werte allerdings kaum, womit wir wieder bei der Ausgangskrux wären. Aber noch ist nicht aller Tage Abend und auch ohne Quantizer bringt der Z8000 Matrix Sequencer einiges an den Tisch. Also wieder zurück zu den Audiobeispielen: Während die Audiobeispiele 4 und 5 ebenfalls die Sample-Zonen mithilfe des Z8000 wechseln, entfernen wir uns für den weiteren Teil des Tests vom Assimil8or und wenden uns dem MS-20 mini zu.
Hier findet der Z8000 eine Aufgabe, für die er wie geschaffen zu sein scheint: Die Modulation der Cutoff-Frequenz eines Lowpass-Filters. Das funktioniert kinderleicht und klingt sehr schön dynamisch. Die alte Kiste erwacht zu ganz neuem Leben und liefert mit dem Z8000 zirpende Percussion-Klänge ab. Hier geht der Matrix Sequencer voll auf und arbeitet schnell und elegant. Einmal kurz drehen und fertig, so soll es sein.
Auf eine Option bin ich allerdings noch gar nicht eingegangen: der Verwendung des Z8000 als Speicherplatz und Schaltzentrale für Arrangements. Zu verdanken hat man das der Möglichkeit, die Einzelteile des Moduls separat zu bearbeiten. Wer über entsprechende Clock-Verteiler verfügt, kann sich so 10 Spuren zunutze machen, um zum Beispiel die Lautstärke mehrerer Klangerzeuger in einer festgelegten Reihenfolge zu modulieren. Es ist durchaus vorstellbar, dass sich so ein ganzer Song arrangieren und komponieren ließe.
Auch die Hersteller gehen auf diese Fähigkeit ein und preisen den Z8000 als „programmer of events“ an. Soweit zumindest die Theorie. In der Praxis wirken solche Ideen zwar realisierbar, erfordern aber extrem vorsichtige Planung. Da das Gerät weder über Speichermöglichkeiten noch ein Display verfügt, kann man den Überblick auch schneller verlieren. Gerade wenn man mehr als 2-3 Kanäle nutzt und deren Abspielrichtung- oder -geschwindigkeit noch von außen moduliert. Während der Zeit, die der Z8000 in meinem Rack verbringen durfte, habe ich ihn deshalb am liebsten zur Verkettung verschiedener Elemente genutzt. Das Potenzial als Arrangement-Speicher fiel bei mit dann doch eher auf Geräte mit tatsächlicher Save-Funktion und etwas mehr Überblick zurück.
Den Umstand, dass der Z8000 kein Quantizing für Noten-CVs bietet, sehe ich nicht als Nachteil. Man braucht dafür ja auch eine Clock, und ein A-156 Quantizer kostet ja nicht die Welt. Ich sehe den Z8000 auch eher als zusätzliche Modulations-Quelle in Zusammenarbeit mit anderen Sequencern…
Ein Paradebeispiel für gelungenes Moduldesign. Ein Knopf pro Funktion, alles auf einen Blick, bei Bedarf komplex ohne Ende. Quantizer? Nein danke. Von riesigen All-in-one Sequenzern gibts doch schon genug.