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Test: VAZ Modular 3.20

VAZ Modular 3.20

10. November 2010

Der VAZ Modular von Martin Fay ist ein modularer Software-Synthesizer und trotz langer Marktpräsenz immer noch ein Geheimtipp – vielleicht liegt das an der Bedienoberfläche, die erinnert ein wenig an wohlbekannte dänische Bauklötzchen. Das Auge hört nun einmal mit, und so neigt man dazu, den Klang unter zu bewerten. Wenn man aber die Ohren spitzt und etwas genauer hinhört, entdeckt man einen ausgereiften Synthesizer, der in Sachen Klang, Funktionalität und Bedienung den bekannteren Modularsynths der großen Firmen mindestens ebenbürtig ist. Nach einigen kleineren Updates ist er inzwischen bei Version 3.20 (beta) angekommen und in ein paar Punkten noch entscheidend verbessert worden.

Keine fotorealistische Oberfläche, dafür guter Sound: VAZ Modular (Mausklick aufs Bild zum Vergrößern)

Keine fotorealistische Oberfläche, dafür guter Sound: VAZ Modular (Mausklick aufs Bild zum Vergrößern)

Wie man leicht erkennen kann, standen analoge Hardware-Modularsynthesizer wie ARP2600, Moog Modular und Buchla Pate bei der Entstehung des VAZ. Aber er hat auch digitale Synthesearten mitbekommen, von FM über Wavetables bis zu Sampling.

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Die Eckdaten

Modularer Software-Synthesizer und -Effekt (Standalone, VSTi, Dxi)
Systemvoraussetzungen: Windows 98, XP, Vista, Win7. Eine Mac-Version gibt es leider nicht.
32 Stimmen pro Part, 16-fach multitimbral
Synthesearten: virtuell-analog, Phasenmodulation (FM), Phase Distortion, Sampling, Wavetable, Granular-Resynthese
Weitere Features: 16-Kanal Mixer, polyphoner Step-Sequencer, Arpeggiator, DX- und VST-Effekt Host-Funktion, Audio Input, Recording

Download, Installation und Konfiguration verlaufen kurz und schmerzlos. Mitgeliefert wird eine bunte Synthesizer-Bibliothek, in der man VA-Synths, experimentelle Klangerzeuger, einen DX7-Nachbau und vieles andere findet. Auf der Download-Seite gibt es noch mehr davon.

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Das 3.20 Update beinhaltet neue Module, eine Copy&Paste-Funktion, eine VSTi-Version mit 32 Ausgängen und Bugfixes.
Das VSTfx/VSTi-Plug-in kann man „embedded“ betreiben, d.h. das Instrumentenfenster erscheint wie gewohnt im Host, oder der VAZ bekommt sein eigenes Fenster. Letzteres ist empfehlenswerter, da man die Fenstergröße einfach anpassen kann und die Menüs wie in der Standalone-Version angeordnet sind, außerdem kann die „embedded“-Version bei aktuellen Cubase-Versionen Abstürze verursachen. Beim zweiten Versuch klappte es zwar bei mir, man sollte diesen Modus aber besser meiden.

Überblick

Das Hauptfenster beherbergt die Synthesizer-, Sequencer- und das Mixer-Fenster, am unteren Rand ist eine Transportkontrolle für die Sequencer-Abteilung und MIDI-Input-LED nebst ein Anzeigen für Prozessorlast und den Wert des aktuell betätigten Reglers.

Übersichtlich: Mixer, Synth, Sequencer

Übersichtlich: Mixer, Synth, Sequencer

Bis zu 16 Synthesizer mit ihren Sequencern kann man hier unterbringen, die Effekte werden normalerweise im Mixer platziert. Man kann sie auch in die Synth-Fenster laden, dazu weiter unten.
Der VAZ kann VST- und DX-Plug-ins hosten. Das ist prima, kann man ihn doch so auch im Standalone-Betrieb mit einem Edelhall und anderen Klangverbiegern aufbrezeln. Es funktioniert sogar im VST-Betrieb, also als Host im Host. Dabei sollte man aber nicht erwarten, dass das immer mit allen Plug-ins reibungslos funktioniert.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    mira

    Der Spass am „Modulieren“ in Ehren, aber wie definiert man bitteschön „sehr analoger Klang“?

    Auch die Soundbeispiele klingen nett aber ohne „wow“ und ohne das gewisse Etwas. Ich empfinde die Oberfläche als unübersichtlich und frage mich wirklich, warum dafür ein sehr-gut gegeben wird? Aber die Geschmäcker sind nunmal verschieden.

    Anm.: Meine Bewertung mit der schlechtesten Note 1 bitte ich als Versehen zu entschuldigen, ich hätte eine 2-3 gegeben = Schulnote befriedigend-ausreichend. Das beantwortet mir auch die Frage, warum er immer noch ein Geheimtipp-Dasein fristet.

    • Profilbild
      h.gerdes AHU

      @mira Gegenfrage: Wie definiert man das „gewisse etwas“?
      Die Beurteilung von Klang ist immer subjektiv, da hat jeder seine Vorlieben. Was ich mit analogem Klang meine, ist der präsente, eigenwillige Sound der Filter, der sich auch im Mix gut durchsetzt. Und sie klingen auch in den Grenzbereichen analog-ähnlicher als viele andere Digitalfilter, also bei sehr hohen und tiefen Cutoff-Frequenzen und bei sehr schnellen Modulationen (das liegt nicht nur an den Hüllkurven).

      Die Bedienoberfläche habe ich eindeutig als verbesserungswürdig vermerkt, und was die Übersichtlichkeit angeht: Welcher modulare Synth ist denn deiner Meinung nach Übersichtlich? Den möchte ich auch haben ;-)

      • Profilbild
        mira

        @h.gerdes danke für die Erläuterung zu „analoger Klang“.

        Den Klang mit einem „gewissen Etwas“ zu umschreiben finde ich in Ordnung, nicht nur für digitale. Zwar kann jeder darunter etwas anderes verstehen aber es sagt doch aus, dass man sich das Teil mal genauer ansehen sollte, es klingt vielleicht anders als erwartet und bietet Überraschungen.

        Unter „analog“ verstehe ich nach wie vor eine Technik. Die kann nur das Filter betreffen (schon zählt man zu den Analogen;-) ) oder den ganzen (klangbestimmenden) Aufbau
        Angefangen beim VCO (oder DCO) über einen diskreten oder Chips-basierten Aufbau über die ENV u.s.w..

        Die Analogen klingen alle sehr unterschiedlich und nicht einfach „analog“, auch ein Grund, warum man diesen Begriff klanglich schwer einordnen kann. Auch um möglichen Enttäuschungen vorzubeugen, weil der Klang eines Digitalen dann doch nicht einem (technisch) analogen Vorbild entspricht, würde ich in diesem Zusammenhang schon gar nicht von „sehr-analog“ sprechen.

        Wenn die Filter des VAZ „eigenwillig“ klingen und sich im Sound gut durchsetzten, mag das eine Eigenschaft sein, die einem gefällt, aber dies hat mit dem Begriff analog m.E. nichts zu tun.

        Mit den photorealistischen VST-Oberflächen versuchte die „VSTi-Industrie“ auch den Klang der jeweiligen Instrumente „analog“-like zu betiteln. Das hat sich bis heute gehalten und wirkt verkaufsfördernd, mehr ist es für mich nicht.

        Zur Übersicht:

        ich hatte den VAZ ebenfalls vor langer Zeit auf Beobachtung und wurde mit der Oberfläche nicht warm. D.h. nicht, dass es anderweitig automatisch gute Beispiele geben muss. Auch ein realer (analoger) CV-Modularer kann unübersichtlich sein.

        Um aber trotzdem ein Beispiel zu nennen, so würde ich abgesehen vom Kabelsalat die Darstellung eines Arturia-Moogs als positiv empfinden. Hier wirkt die visuelle Anlehnung an das Original unterstützend. Auch die Oberfläche des G2-Editors gefällt, wie überhaut das Instrument als Ganzes.

        • Profilbild
          h.gerdes AHU

          @mira Nun, kann sein dass ich den Begriff „analog“ etwas inflationär gebrauche. Aber digitale Filter haben spezifische Schwächen, va bei hohen und niedrigen Cutoffwerten, beim Resonanzverhalten, bei schnellen Modulationen und eben beim Klangcharakter. Die des VAZ machen da eine gute Figur und sind mE ein guter Ersatz für echte analoge, bei denen es natürlich Riesenunterschiede gibt, aber halt auch genauso spezifische Stärken. Jeder Programmierer versucht wohl, die so gut wie möglich nachzubilden. Mit mehr oder weniger Erfolg. Die Arturia-Emulationen können mich da weniger überzeugen, die meisten klingen etwas mumpfig in meinen Ohren. Da wurde wohl etwas zuviel Anti-Aliasing betrieben.

          Den G2 finde ich fast genauso Lego wie den VAZ ;-) der Moog Modular V sieht ganz gut aus, aber mich stört da das ewige rauf-runter-scrollen. Abgesehen davon hatte er zumindestens in der vorletzten Version noch eine seitenlange Buglist und mißlungene Details, als Surrogat für ein analoges System völlig ungeeignet. Die neue Version würde ich gerne mal unter die Maus bekommen, vielleicht hat sich was getan…

  2. Profilbild
    fmq75

    Keine Mac Version?Software Steinzeit.So wirkte VAZ aber irgendwie immer schon auf mich.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Warum wird eigentlich immer von Wavetables berichtet wenn doch gar keine Wavetablesynthese intergriert ist. Ein Sample von links nach rechts durchfahren zu können ist keine Wavetablesynthese und wie sollen solche Wavetables selbst erstellt werden. Selbst die Waldorfgeräte( außer dem Wave) können keine Wavetables erstellen. Da ist immer ein Editor von Nöten.
    Eine Wavetable besteht aus mehreren
    Wellenformen, die ineinander in Echtzeit weich
    übergeblendet werden können.

    • Profilbild
      h.gerdes AHU

      Das Sample wird nicht durchfahren, sondern die gesetzten Looppunkte markieren die erste Wellenform und geben damit auch die nächsten vor. Es handelt sich um inkrementelles, nicht um ein stufenloses Verschieben der Loop wie bei der Transwave-Synthese wie im Ensoniq Fizmo. Außerdem geht es auch von rechts nach links, hin und her, ganz nach Belieben. Man kann also beim VAZ durchaus von Wavetable-Synthese sprechen.
      Geeignetes Table-Material sind Samples mit konstanter Tonhöhe und ohne Schwebungen, bei denen man nur eine Single-Cycle-Loop setzen muss. Die kann man mit jedem beliebigen Synth erzeugen, einer Sample-CD entnehmen oder sich im www umschauen. Es ist also wesentlich einfacher, für den VAZ Wavetables zu erstellen als bei den Waldorfs, die nur SysEx verstehen. Die haben natürlich schon welche an Bord und dürfen sich deshalb auch vollamtlich echte wirkliche Wavetable-Synthesizer nennen ;-)

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @h.gerdes Vielen Dank für die Umfassende Erläuterung. Mit diesen Informationen sieht die Sache gleich ganz anders aus und macht den VAZ Modular ja richtig interesannt.

        • Profilbild
          h.gerdes AHU

          Fast noch interessanter finde ich die Cosmo-Oszis für Phase Distortion, das findet man nicht so oft und die Wellenformparameter lassen sich alle modulieren. Damit kriegt man auch schon einiges an ungewöhnlichen, Wavetable-mäßigen Klängen hin (und die Casio-CZ-Wellen natürlich).

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