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Test: VAZ Modular 3.20

(ID: 1800)

Der Synthesizer

Ein Synth-Fenster hat als Basismodul die “Master Controls” für Lautstärke, Stimmenzahl usw., alle anderen Module kann man per Rechtsklick auf die Fensteroberfläche nach Belieben hinzufügen. Eine Obergrenze für die Anzahl konnte ich nicht entdecken, aber man muss beachten, dass auch die nicht angeschlossenen Module Prozessorlast erzeugen. Das macht sich zwar nur bei komplexen Verschaltungen oder auf älteren Rechnern unangenehm bemerkbar, aber wenn man in dieser Hinsicht optimieren will, muss man die unbenutzten Module von der Oberfläche löschen inklusive ihrer Reglerstellungen.

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Für einen spielbaren Synthesizer braucht man einen MIDI-CV-Converter, der die MIDI-Daten an die Module weiterleitet, dann Oszillator, Filter, Amplifier und Modulationsquellen. Spätestens jetzt fällt einem auf, dass man keine wackelnden Strippen zieht wie bei gewissen Konkurrenzprodukten, sondern die In- und Outputs der Module mit Popup-Menüs verdrahtet. Ob das nun übersichtlicher ist, ist Ansichtssache, auf jeden Fall ist es nicht so fummelig und verdeckt keine Bedienelemente. Den Überblick verliert man bei komplexeren Instrumenten sowieso irgendwann, unabhängig von der Art der Verdrahtung.
Die Reihenfolge der Einträge in den Verkabelungs-Popups lässt sich editieren, ein wirklich sinnvolles Feature bei größeren Konstruktionen, wenn auch etwas mühsam.

Der VAZ wird mit Popups verkabelt

Der VAZ wird mit Popups verkabelt

Die Module lassen sich frei platzieren, zusammenklappen bis auf die Titelleiste und umbenennen. Auch die Farbe lässt sich ändern, wobei die gebotene Auswahl nicht unbedingt jedermanns Sache ist. Das Dunkelrot à la Access Virus finde ich noch am augenschonendsten. Aber man beachte die Seitenteile aus edlem Mahagoni:

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Die zur Verfügung stehenden Farben für die Module

Die zur Verfügung stehenden Farben für die Module

Die Module sind vorgegeben, es gibt hier keine Konfigurations- oder Designarbeiten wie z.B. bei NI Reaktor zu tätigen, lediglich ein paar haben weitergehende Optionen. Man kann die Instrumente also nicht maßschneidern, sondern muss mit dem Vorhandenen leben. Das ist durchaus kein Nachteil, ich habe mich schon oft beim stundenlangen Herumschrauben an Bedienoberflächen von Reaktor-Instrumenten verzettelt. Dazu wird man hier nicht verleitet. Verschiedene Bedienebenen gibt es auch nicht, man hat immer alles im Blick. Die Regler der Module sind weitgehend selbsterklärend, ansonsten gibt es eine knappe aber informative Hilfedatei in Englisch.

Noch ein Unterschied zu Reaktor ist, dass zwischen Steuer- und Audiosignalen nicht unterschieden wird, alle Ausgänge lassen sich in alle Eingänge routen. Das ist beileibe kein selbstverständliches Feature. Die meisten anderen modularen Software-Synthesizer machen da einen Unterschied und betreiben Steuersignale meistens mit einer viel geringeren Abtastrate, außerdem lassen sich Steuer-Eingänge dort auch nicht mit Audiosignalen füttern.
Der VAZ hat diese Einschränkung nicht, man kann z.B. einen Hüllkurvengenerator mit einem Oszillator triggern und so als Wellenformgenerator zweckentfremden. Alle Arten von Audio-Modulation sind möglich, ob Tonhöhe, Filter-Cutoff oder Resonanz, Lautstärke, schlichtweg alles kann man mit hohen Frequenzen befeuern. Außerdem sind die Hüllkurven knackig schnell.

Eine Hüllkurve auf dem Oszilloskop

Eine Hüllkurve auf dem Oszilloskop

Die Modulationsquellen des VAZ sind bipolar (positiv und negativ). Das bewirkt, dass z.B. beim Einstellen einer Envelope-Modulation beim Filter die Frequenz abgesenkt wird. Meistens findet man bei Synthesizern eher unipolare (nur-positive) Modulationswerte, d.h. die Envelope verschiebt die Frequenz nicht nach unten. Beide Methoden haben Vor- und Nachteile, entweder muss man beim Hinzufügen weiterer Modulationen den Zielparameter herunterregeln, oder man hat keinen festen Basiswert, von dem aus man moduliert. Mit einem zwischengeschalteten Zusatzmodul lassen sich jedoch auch unipolare Modulationen durchführen, man hat also beide Möglichkeiten. Zudem hat jeder Modulationseingang einen Inverter.
Die Modulationsbereiche sind bei ein paar Modulen etwas eng gesetzt, man kann aber die Modulationsquellen in mehrere Slots eintragen und so die Mod-Intensität erhöhen. Reicht die Anzahl der Modulationseingänge nicht aus, kann man einen Mischer vorschalten oder das Matrix-Modul, mit dem man auch gleich verschiedene Quellen auf verschiedene Ziele routen kann.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    mira

    Der Spass am „Modulieren“ in Ehren, aber wie definiert man bitteschön „sehr analoger Klang“?

    Auch die Soundbeispiele klingen nett aber ohne „wow“ und ohne das gewisse Etwas. Ich empfinde die Oberfläche als unübersichtlich und frage mich wirklich, warum dafür ein sehr-gut gegeben wird? Aber die Geschmäcker sind nunmal verschieden.

    Anm.: Meine Bewertung mit der schlechtesten Note 1 bitte ich als Versehen zu entschuldigen, ich hätte eine 2-3 gegeben = Schulnote befriedigend-ausreichend. Das beantwortet mir auch die Frage, warum er immer noch ein Geheimtipp-Dasein fristet.

    • Profilbild
      h.gerdes AHU

      @mira Gegenfrage: Wie definiert man das „gewisse etwas“?
      Die Beurteilung von Klang ist immer subjektiv, da hat jeder seine Vorlieben. Was ich mit analogem Klang meine, ist der präsente, eigenwillige Sound der Filter, der sich auch im Mix gut durchsetzt. Und sie klingen auch in den Grenzbereichen analog-ähnlicher als viele andere Digitalfilter, also bei sehr hohen und tiefen Cutoff-Frequenzen und bei sehr schnellen Modulationen (das liegt nicht nur an den Hüllkurven).

      Die Bedienoberfläche habe ich eindeutig als verbesserungswürdig vermerkt, und was die Übersichtlichkeit angeht: Welcher modulare Synth ist denn deiner Meinung nach Übersichtlich? Den möchte ich auch haben ;-)

      • Profilbild
        mira

        @h.gerdes danke für die Erläuterung zu „analoger Klang“.

        Den Klang mit einem „gewissen Etwas“ zu umschreiben finde ich in Ordnung, nicht nur für digitale. Zwar kann jeder darunter etwas anderes verstehen aber es sagt doch aus, dass man sich das Teil mal genauer ansehen sollte, es klingt vielleicht anders als erwartet und bietet Überraschungen.

        Unter „analog“ verstehe ich nach wie vor eine Technik. Die kann nur das Filter betreffen (schon zählt man zu den Analogen;-) ) oder den ganzen (klangbestimmenden) Aufbau
        Angefangen beim VCO (oder DCO) über einen diskreten oder Chips-basierten Aufbau über die ENV u.s.w..

        Die Analogen klingen alle sehr unterschiedlich und nicht einfach „analog“, auch ein Grund, warum man diesen Begriff klanglich schwer einordnen kann. Auch um möglichen Enttäuschungen vorzubeugen, weil der Klang eines Digitalen dann doch nicht einem (technisch) analogen Vorbild entspricht, würde ich in diesem Zusammenhang schon gar nicht von „sehr-analog“ sprechen.

        Wenn die Filter des VAZ „eigenwillig“ klingen und sich im Sound gut durchsetzten, mag das eine Eigenschaft sein, die einem gefällt, aber dies hat mit dem Begriff analog m.E. nichts zu tun.

        Mit den photorealistischen VST-Oberflächen versuchte die „VSTi-Industrie“ auch den Klang der jeweiligen Instrumente „analog“-like zu betiteln. Das hat sich bis heute gehalten und wirkt verkaufsfördernd, mehr ist es für mich nicht.

        Zur Übersicht:

        ich hatte den VAZ ebenfalls vor langer Zeit auf Beobachtung und wurde mit der Oberfläche nicht warm. D.h. nicht, dass es anderweitig automatisch gute Beispiele geben muss. Auch ein realer (analoger) CV-Modularer kann unübersichtlich sein.

        Um aber trotzdem ein Beispiel zu nennen, so würde ich abgesehen vom Kabelsalat die Darstellung eines Arturia-Moogs als positiv empfinden. Hier wirkt die visuelle Anlehnung an das Original unterstützend. Auch die Oberfläche des G2-Editors gefällt, wie überhaut das Instrument als Ganzes.

        • Profilbild
          h.gerdes AHU

          @mira Nun, kann sein dass ich den Begriff „analog“ etwas inflationär gebrauche. Aber digitale Filter haben spezifische Schwächen, va bei hohen und niedrigen Cutoffwerten, beim Resonanzverhalten, bei schnellen Modulationen und eben beim Klangcharakter. Die des VAZ machen da eine gute Figur und sind mE ein guter Ersatz für echte analoge, bei denen es natürlich Riesenunterschiede gibt, aber halt auch genauso spezifische Stärken. Jeder Programmierer versucht wohl, die so gut wie möglich nachzubilden. Mit mehr oder weniger Erfolg. Die Arturia-Emulationen können mich da weniger überzeugen, die meisten klingen etwas mumpfig in meinen Ohren. Da wurde wohl etwas zuviel Anti-Aliasing betrieben.

          Den G2 finde ich fast genauso Lego wie den VAZ ;-) der Moog Modular V sieht ganz gut aus, aber mich stört da das ewige rauf-runter-scrollen. Abgesehen davon hatte er zumindestens in der vorletzten Version noch eine seitenlange Buglist und mißlungene Details, als Surrogat für ein analoges System völlig ungeeignet. Die neue Version würde ich gerne mal unter die Maus bekommen, vielleicht hat sich was getan…

  2. Profilbild
    fmq75

    Keine Mac Version?Software Steinzeit.So wirkte VAZ aber irgendwie immer schon auf mich.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Warum wird eigentlich immer von Wavetables berichtet wenn doch gar keine Wavetablesynthese intergriert ist. Ein Sample von links nach rechts durchfahren zu können ist keine Wavetablesynthese und wie sollen solche Wavetables selbst erstellt werden. Selbst die Waldorfgeräte( außer dem Wave) können keine Wavetables erstellen. Da ist immer ein Editor von Nöten.
    Eine Wavetable besteht aus mehreren
    Wellenformen, die ineinander in Echtzeit weich
    übergeblendet werden können.

    • Profilbild
      h.gerdes AHU

      Das Sample wird nicht durchfahren, sondern die gesetzten Looppunkte markieren die erste Wellenform und geben damit auch die nächsten vor. Es handelt sich um inkrementelles, nicht um ein stufenloses Verschieben der Loop wie bei der Transwave-Synthese wie im Ensoniq Fizmo. Außerdem geht es auch von rechts nach links, hin und her, ganz nach Belieben. Man kann also beim VAZ durchaus von Wavetable-Synthese sprechen.
      Geeignetes Table-Material sind Samples mit konstanter Tonhöhe und ohne Schwebungen, bei denen man nur eine Single-Cycle-Loop setzen muss. Die kann man mit jedem beliebigen Synth erzeugen, einer Sample-CD entnehmen oder sich im www umschauen. Es ist also wesentlich einfacher, für den VAZ Wavetables zu erstellen als bei den Waldorfs, die nur SysEx verstehen. Die haben natürlich schon welche an Bord und dürfen sich deshalb auch vollamtlich echte wirkliche Wavetable-Synthesizer nennen ;-)

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @h.gerdes Vielen Dank für die Umfassende Erläuterung. Mit diesen Informationen sieht die Sache gleich ganz anders aus und macht den VAZ Modular ja richtig interesannt.

        • Profilbild
          h.gerdes AHU

          Fast noch interessanter finde ich die Cosmo-Oszis für Phase Distortion, das findet man nicht so oft und die Wellenformparameter lassen sich alle modulieren. Damit kriegt man auch schon einiges an ungewöhnlichen, Wavetable-mäßigen Klängen hin (und die Casio-CZ-Wellen natürlich).

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