DJ Plattenspieler mit Midi?
Der Vestax PDX-3000MK2 ist der Nachfolger des bereits 1999 eingeführten PDX-2000. Der Vorgänger des MKII wurde bereits über 100.000 mal verkauft und konnte sich schnell eine Fangemeinde erobern. So sorgten die Features „Ultra-Pitch“, die LED-Anzeige und Joystick Steuerung des PDX-2000 für einige wirkliche Neuerungen auf dem Markt der professionellen Plattendreher. Einiges ist im Laufe der Zeit wieder in der Versenkung verschwunden, aber mit den Features, wie z.B. dem +-50% Ultra-Pitch, war der Vestax dennoch eine neue Alternative zu den wenig veränderten Plattendrehern von Technics. Nach einigen Querelen mit wackligen und eiernden Tellern wurde 2006 die Firma gewechselt, die den Motor und den Plattenteller liefert. Damit wurden diese Probleme größtenteils eliminiert.
Die Vestax PDX-3000 Reihe basiert im Wesentlichen auf dem 2000er bzw. dem 2300er, hat aber einen nochmals stärkeren Motor bekommen (2,7 kg-cm Anfangsdrehmoment sprechen eine deutliche Sprache, der Technics hat z.B. „nur“ 1.5 kg-cm), besitzt die Möglichkeit, das Drehmoment des Motors anzupassen und hat neben anderen Besonderheiten einen MIDI-Modus. Im Vergleich zum direkten Vorgänger, dem PDX-3000, wurde der Plattenteller und die Tonarmlagerung noch einmal überarbeitet.
Look & Feel des Vestax PDX-3000MK2
Der Vestax ist ein reines Arbeitstier und will dieses auch nicht verbergen. Während die ersten DJ-Plattenspieler ursprünglich als hochwertiger Plattenspieler für den Heimbereich gedacht waren und nach und nach ihren Weg in die Diskotheken gefunden haben, ist der PDX-3000 im Grunde genommen ein Gerät, das um einen starken Motor herum gebaut worden ist. Was an sich nichts Schlechtes sein muss. Im direkten Vergleich zum Technics fehlt ihm der schwere und massive Plattenteller und das hochwertige Gehäuse, um für den HiFi-Bereich zu überzeugen. Dieser Plattenspieler ist wirklich nur für die Scratch Maniacs gebaut worden. Das Gehäuse besteht aus Kunststoff, die Unterseite ist metallverstärkt, um den Füßen eine solide Basis zu geben. Die Füße sind durch ein Luftpolster vom Untergrund entkoppelt, um die Vibrationen des Tisches nicht oder nur vermindert auf das Gehäuse zu übertragen. Leider ist das Gehäuse wiederum so dünn und luftig, dass jede Menge Körperschall übertragen wird. D.h. wenn z.B. eine Monitorbox in der Nähe ist, schwingt das Gehäuse mit, und das kann unangenehme Folgen haben. Wenn man zum direkten Vergleich einmal auf das Gehäuse eines PDX und eines Technics 1210 Plattenspieler tippt, merkt man den Unterschied, den man über die Kopfhörer auch wahrnehmen kann. Den Torsionstest, bei dem ein Fuß angehoben wird, um zu sehen, ob alle anderen Füße sich gleichzeitig heben, übersteht der Vestax im Vergleich zu einigen Mitbewerbern jedenfalls.
Die Knöpfe für Start/Stopp und die Geschwindigkeiten haben einen angenehmen Druckpunkt, auch wenn sie vom Design her nicht jedermanns Sache sein müssen. Vermissen tue ich bei so einem konsequent auf den DJ-Bereich ausgerichteten Player die zusätzlichen Knöpfe oben, wie man sie von Stanton und Numark kennt. Der „normale“ Pichfader fadet von -10% – +10% Pitch, der versenkte und somit nicht versehentlich bedienbare Ultra-Pitch von -50% – +50%, so dass in Verbindung von beiden +-60% Pitch möglich sind! Weiterhin beeinflusst werden kann die Einstellung des Drehmoments und der Plattentellerbremsung, und es gibt neben dem Reverse Schalter einen Quartz-Lock Schalter, der die Geschwindigkeit automatisch auf 0% Pitch regelt.
Der MK2 hat einen sehr kurzen Tonarm, der beim Scratchen und Jugglen weniger die Nadel springen lassen soll, was ich nur bestätigen kann. Bedingt durch den geraden und kurzen Tonarm hat die Nadel einen erheblichen Fehlwinkel, das ihn aus HiFi Sicht disqualifiziert, aber zum Scratchen ist es wirklich besser als ein „S“-förmiger Arm. Wenn man die Bewegungen eines „S“-förmigen Arms mit dem Geraden vergleicht, kann man bereits mit bloßem Auge erkennen, dass der Gerade besser in der Rille liegt. Allerdings gilt das nur für Nadeln, die auf dem beiliegenden oder externen Nadelträger mit SME Anschluss montiert werden. Das Tonar Banana, das baugleich mit den meisten Ortofon SME Nadeln ist, springt deutlich mehr mit dem geraden Arm, und Vestax rät von diesen Nadelsystemen auch ab. Also den Shure 44-7 montiert, und dann ist an der Spurtreue wirklich nichts auszusetzen.
Leider habe ich bei dem nagelneuen Vestax PDX, wenn ich rechts und links vom Plattenteller einen Finger auflege und abwechselnd runterdrücke, relativ viel Spiel im Lager.
Handling des Vestax PDX-3000MK2
Der Motor ist wirklich für mich das ausschlaggebende Pro-Argument für den PDX. Er erreicht seine Zieldrehzahl in 0,5 Sek. und ist damit den meisten Konkurrenten deutlich überlegen. Auch durch wildes Betätigen des Reverse Schalters oder extremen Rauf- und Runterpitchen mit dem Ultra-Pitch, der Motor lässt sich gefühlt durch nichts aus der Ruhe bringen. In Verbindung mit dem leichten Plattenteller, der für schnelle Tempi-Wechsel wieder Sinn macht, gelingen selbst die schnellsten Moves, ohne dass der Vestax PDX-3000MK2 lange nachregeln muss, um die Solldrehzahl wieder zu erreichen. Wenn man den Quartz Lock Schalter in Verbindung mit dem Ultra-Pitch nutzt, lassen sich mit einem Knopfdruck sehr interessante Effekte zaubern. Mithilfe des „Torque S.I.M.“-Systems, also der Drehmoment Regelung, kann man das Drehmoment, also die Kraft des Motors, zwischen der original Vestax Einstellung und dem Technics 1210 stufenlos regeln, ohne dass ich davon irgendetwas merken würde. Hmm. Gedacht ist es auf jeden Fall für DJs, die es gewohnt sind, mit dem Technics aufzulegen und die mit dem Mehr an Drehmoment des Vestax nicht auf Anhieb zurechtkommen. Mit der „Brake Adjust“ Regelung schließlich kann die Zeit, die der Plattenteller nach Betätigen der Stopp-Taste zum Auslaufen braucht, geregelt werden. Vom sofortigen Stopp bis hin zu ca. 7 Sek. bei 33 U/min. ist stufenlos alles drin.
MIDI in einem Turntable?
Als zum ersten Mal der Vestax PDX mit dem Begriff MIDI in Verbindung gebracht worden ist, dachte ich sofort, dass der Vestax irgendwie per MIDI Traktor, Serato o.ä. steuern kann. Das ist aber gar nicht der Fall, sondern man kann den PDX Pitch via MIDI In steuern. Was erst mal sehr abwegig klingt, wird interessant, wenn man sich Beispielvideos dazu im Internet anguckt. Wenn man ein Keyboard, das einen „echten“ MIDI-Ausgang hat (USB reicht leider nicht, also leider kein Korg nanoKey z.B.) per MIDI-Kabel mit dem MIDI In des PDX-3000MKII verbindet, kann man mit der Tastatur den Pitch des PDX steuern. Damit kann man dann, wenn auf der Platte ein gleichbleibendes Signal ist, den PDX in ein „Instrument“ verwandeln, gleichzeitig spielen und zwischendurch mal scratchen. Interessanterweise wird diese Eigenschaft, die überall werblich angepriesen wird, in der ohnehin spärlichen Gebrauchsanweisung oder auf der Internetseite von Vestax kaum erwähnt, so dass man sich fragen muss, welchen Stellenwert diese Besonderheit bei Vestax genießt. Der PDX reagiert im MIDI Modus dank seines sehr guten Motors ziemlich schnell auch auf hohe Tempowechsel und kann daher wirklich als Art Instrument herhalten. Was mich ein bisschen stört, ist die Tatsache, dass er immer eine Leerlaufdrehzahl hat, dementsprechend auch, wenn keine Taste gedrückt ist eine bestimmte Tonhöhe/Geschwindigkeit spielt. Diese orientiert sich nicht nach der zuletzt gespielten Note, sondern ist anscheinend vorgegeben. Mangels fehlender Dokumentation ist leider auch nicht in Erfahrung zu bringen, ob dieser „Grundton“ veränderbar ist.