Walden T 550 CE
Walden ist eine chinesische Firma, die seit 1995 Akustikgitarren produziert. Der Firmengründer P.W. Chen beschäftigt sich bereits seit den 70er Jahren mit der Herstellung und dem Vertrieb von Instrumenten und Einzelteilen.
In Kooperation mit Charles Fox Guitars aus den USA entstanden schließlich die Walden Akustikgitarren. Bei AMAZONA.de steht nun das Reisemodell T 550 CE auf dem Prüfstand.
Die Walden Natura T 550 CE Westerngitarre
Die Walden T 550 CE wird in einem robusten Pappkarton ausgeliefert, zusätzlich ist sogar ein dick gepolstertes Gigback gleich im Preis mit inbegriffen. Das ist sehr praktisch, da das so genannte WATBAG der speziellen Größe und Form der Gitarre angepasst wurde. Ebenfalls ist im Lieferumfang ein Luftbefeuchter von Planet Waves enthalten, der einfach zwischen die Saiten geklemmt wird. Er hängt dann im Schallloch und soll langfristig verhindern, dass zu trockene Luft das Holz beschädigt.
Bei dem Instrument handelt es sich um eine 7/8 Gitarre, da sie als Reisegitarre konzipiert wurde. Sie wirkt klein und kompakt und dürfte für jeden musizierenden Weltenbummler und Backpacker durchaus interessant sein.
Der Body verfügt über eine T-Form, die sich durch einen recht breiten Unterleib auszeichnet und zusätzlich mit einem unteren Cutaway versehen wurde.
Sehr ansehnlich ist die Maserung des Sapele Mahagonis, aus dem sowohl der Boden als auch die Zarge gefertigt sind. Die feinen, hellen Streifen lassen das Holz sehr edel wirken. Für die Decke wird wie üblich massive Fichte verwendet, wobei es sich um eine Scalloped-X-Konstruktion handelt. Das heißt, dass zwei Leisten zur Stabilität unterhalb der Decke gekreuzt werden, diese aber zugunsten des Schwingungsverhaltens an manchen Stellen dicker oder dünner ausfallen. Für den Steg, in dem auch die Piezotonabnehmer schlummern, wird Palisander benutzt.
Gesäumt werden die Ränder des Bodys und des Klanglochs von einem mehrstreifigen, schwarz-weißen Binding.
Ebenfalls aus Mahagoni ist der Hals hergestellt, dessen Palisandergriffbrett 20 Bünde besitzt und mit recht kleinen, weißen Punktmarkierungen versehen ist. Er verfügt über einen 2-Wege-Halsstab, wodurch der Hals sowohl konvex als auch konkav zu den Saiten eingestellt werden kann. Die Kopfplatte wird von dem Walden Logo im Perlmutstyle geziert und ist mit verkapselten und verchromten Mechaniken bestückt. Am Sattel beträgt die Breite des Halses 4,3 cm, während die Mensur eine Länge von 61,5 cm hat.
Wie schon vor über hundert Jahren, wurde auch auf der Walden T 550 CE eine sehr dünne, matte Nitro-Zellulose-Lackierung aufgetragen. Dieses klassische Verfahren hat den Vorteil, dass der Lack wenig die Schwingung des Holzes beeinflusst und sich zudem sehr angenehm anfühlt.
Als Tonabnehmer ist ein Fishman Classic 4 Piezosystem eingebaut, das beim Einstecken eines Kabels in den hinteren Gurtpin aktiviert wird.
Verarbeitung und Technik der Walden Natura T 550 CE
Rundum wirkt die Walden T 500 CE sehr ordentlich verarbeitet, wie es in dieser Preisklasse eigentlich nur bei Yamaha üblich ist. Alle Teile sind sauber aufeinander abgepasst, was gerade an sensiblen Stellen wie dem Übergang zwischen Korpus und Hals oder am Griffbrett auffällt.
Die verkapselten Mechaniken bewahren solide das Tuning und lassen sich bequem bedienen, nicht zu schwer und nicht zu leicht.
Bei Akustikgitarren mit Tonabnehmern fällt sehr häufig der Name Fishman. Der Hersteller ist bekannt für gute Piezosysteme und wird von den meisten namenhaften Gitarrenbauern verwendet.
Das Classic 4-System gehört zu den günstigeren Produkten von Fishman und verfügt über einen Vierband-Equalizer. Dabei sind die Bänder unterschiedlich ausgelegt: Bass und Treble sind im Shelving-Style gehalten, während Middle und Brilliance eine Glockencharakteristik besitzen.
Zusätzlich ist eine Diode als Batteriekontrolle mit eingebaut, die dann anfängt zu leuchten, wenn der 9-Voltblock im Begriff ist das Zeitliche zu segnen. Gewechselt wird er über die so genannte Popup-Funktion, indem einfach das ganze Preampmodul aus dem Korpus herausgezogen wird.
In der Praxis
Sowohl im Sitzen als auch Stehen ist das Gewicht der Walden T 550 CE stets ausgewogen, allerdings wirkt sie doch durch die Größe bedingt ein bisschen wie eine Kindergitarre.
In den unteren Bünden fühlt sich das sehr gut an, da deutlich einfacher Barré-Akkorde gegriffen werden können. Etwas enger kann es da schon, abhängig von der Größe der Finger, in der oberen Bünden werden. Dafür sind sie dank des unteren Cutaways sehr gut erreichbar, wobei die linke Hand natürlich schon auf Grund der Zargenbreite gestreckt werden muss.
Nicht ganz so überzeugend ist allerdings die von Werk aus eingestellte Höhe der Saiten, die übrigens aus dem Hause D’Addario stammen. Stets muss sehr viel Kraft aufgewendet werden, um Akkorde zu greifen, und dabei entstehen natürlich auch leichter unschöne Nebengeräusche. Gerade für Einsteiger ist eine zu hohe Saitenlage ein effektives Mitte,l um den Spaß am Instrument und erste Erfolgserlebnisse zu mindern.
Das ist natürlich überhaupt keine schlimme Sache, denn die Gitarre muss halt nur einmal vernünftig eingestellt werden.
Daher sollte gerade ein Laie bei dem Kauf auf jeden Fall einen Fachmann zur Seite haben oder vom Verkäufer die Gitarre überprüfen und gegebenen Falls einstellen lassen. Häufig ist die Situation in Musikhäusern, dass ein Instrument aus der Demo angetestet und das eigentlich Teil, das gekauft werden soll, original verpackt aus dem Lager geholt wird. Selbstverständlich sollte immer das Instrument Probe gespielt werden, das letztendlich auch gekauft wird.
Sound der Walden Natura T 550 CE
Rein unverstärkt erklingt die Walden T 550 CE überraschend laut und hell. Sogar der Bassanteil wirkt satt und rund, was bei der Größe des Korpus nicht unbedingt zu erwarten ist. Der speziell entwickelte T-Formbody erfüllt seinen Zweck sehr gut, da er ja gerade in Hinsicht auf ein kräftiges Volume und Durchsetzungsvermögen konzipiert wurde. Sowohl Akkorde als auch Leadmelodien setzen sich im Zusammenspiel mit anderen Akustikgitarren angenehm durch, ohne dabei zu aufdringlich zu wirken.
Ganz anders erklingt die Gitarre allerdings, wenn das Piezosystem aktiviert wird.
Leider hat der Sound des Tonabnehmers mit dem natürlichen, akustischen Klang der Walden nur noch entfernt etwas gemeinsam.
Hier bei handelt es sich allerdings um ein generelles Problem von Piezopickups, das selbst bei ziemlich teuren Systemen noch nicht perfekt gelöst ist.
Für Liveanwendungen reicht ein Piezosystem klanglich allemal aus und ist auf jeden Fall technisch die einfachste Lösung, um eine Akustikgitarre zu verstärken, ohne mit fiesen Rückkopplungen kämpfen zu müssen.
Der Vierband-Equalizer hilft auf jeden Fall, das Klangbild nach den eigenen Vorstellungen zu formen. Grundsätzlich ist der Sound bei angehobenem Treble- und Brillianceregler sehr scharf, nasal und erinnert schon eher an eine E-Gitarre. Vor allen Dingen werden Nebengeräusche, die beim Greifen entstehen, überproportional laut wiedergegeben, was schon sehr störend ist.
Wesentlich besser gefielen während des Tests dagegen die Ergebnisse mit großzügig, bis hin zu ganz abgesenkten Treble- und Brillianceanteil. Der Klang entspricht mit diesen Einstellungen schon wesentlich eher dem einer Akustikgitarre.