Dr. Rhythm für das Eurorack
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Weston Precision Audio ist ein Hersteller von feinen analogen Eurorack Modulen und sitzt in Portland, im US-Bundesstaat Oregon. Ursprünglich nur in der DYI-Version erhältlich, können die Module des Herstellers nun mittlerweile auch fertig gebaut in Deutschland gekauft werden.
Weston Precision Audio wurde 2018 vom Ingenieur und Musiker Devin Weston gegründet. Die Firma bietet eine Vielzahl von hauptsächlich analogen Eurorack-Modulen, einschließlich Oszillatoren, Filtern und mehr.
Die Historie zum AD110
Das Modul AD110 wurde bei seiner Entwicklung inspiriert von der kleinen und kultigen Drummachine BOSS DR-110. Sie verfügt über sechs analoge Drum-Sounds in einem 16 TE breiten Modul. Im Gegensatz zur Drummachine stehen die einzelnen Drum-Sounds an diskreten Einzelausgängen zur Verfügung. Das macht das Modul klanglich unheimlich flexibel.
Im Jahr 1983 brachte Roland unter der Budget-Marke BOSS den analogen Drum-Computer DR-110 auf den Markt. Seinerzeit war das Gerät für rund 500,- DM erhältlich, was ein günstiger Preis für einen Drum-Computer war.
Die große Besonderheit war das für damalige Verhältnisse große LC-Display, das sich in späteren BOSS DR- (z. B. 220) und Roland TR- (z. B. 505 oder 707) Maschinen ebenfalls wiederfand. Mit Hilfe des Displays war ein intuitives Programmieren von Patterns zügig möglich.
Aber vor allem der Sound, der sich stark an der teureren TR-606 orientierte, wusste zu überzeugen. So konnten sich viele Hobbymusiker den Chartsound der Zeit ins heimische 4-Spur-Kassetten-Studio holen.
Unter diesem Link hat mein Kollege THEXCEE seinerzeit einen wunderbaren Black Box Artikel zu der kleinen Maschine geschrieben.
Das Weston Precision Audio AD110 Modul im Überblick
Aber nun zum AD110 Modul. Es erzeugt die sechs Sounds Kick Drum, Snare Drum, Hand Clap, Closed HiHat, Open HiHat und Ride Cymbal. Im Gegensatz zur Drummachine stehen im AD110 einige Möglichkeiten zur Verfügung, um die Sounds zu verändern. So wie es zum Beispiel von der TR-808 her geläufig ist.
Kick Drum – verfügt über die Parameter Pitch und Resonance. Moderat eingestellt erzeugt das Modul den Kick Sound, der dem Original sehr ähnlich ist. Dreht man die Regler weiter auf, lässt sich aus der braven Kick Drum eine amtliche und abgrundtiefe Boomkick erzeugen.
Snare Drum – verfügt ebenfalls über zwei Parameter: Pitch und Decay. Während Pitch den tonalen Anteil des Snare Sounds verändert, reguliert Decay die Länge des Noise-.Anteils des Sounds.
Cymbal – verfügt über einen Decay-Regler für die Länge des Sounds. Die Cymbal lässt sich somit zu einer tonalen HiHat verkürzen. Hier hätte ich mir noch einen Tune-Regler gewünscht.
Clap – verfügt über die zwei Parameter Spread und Reverb. Spread verlängert den Klang. Wenn der Regler auf Rechtsanschlag steht, klingt Clap quasi wie ein Doppelclap. Reverb erzeugt einen kleinen Raumhall für den Clap-Sound.
Die HiHats lassen sich klangtechnisch nicht verändern. Dafür bietet das Modul eine Choke-Funktion: Die Closed HiHat beschneidet den Klang der Open HiHat wie bei einer akustischen Variante. Die Choke-Funktion klingt sehr gut, als ob die Closed HiHat das Decay der Open HiHat runterregelt und nicht abrupt abschneidet.
Wie klingt das Weston Precision Audio AD110 Eurorack Modul?
Klanglich ist das Modul AD110 nahe an der DR-110 und es lassen sich mühelos die an den berühmten TR-Sound angelehnten Klänge entlocken. Dank der Möglichkeit, einzelne Parameter zu beeinflussen, geht das Modul klanglich deutlich weiter und macht es für das Eurorack flexibel.
Allerdings ist ein Gate-Sequencer mit mindestens sechs Kanälen erforderlich, um das Modul vollumfänglich anzusteuern. Die Inputs für die sechs Kanäle befinden sich im oberen Bereich des Moduls.
Im unteren Drittel des Moduls befinden sich zwei Regler: Accent Input lässt ein zusätzliches Gate-Signal zur Akzentuierung zu, welches in der Intensität geregelt werden kann.
Wie bei der DR-110 Drum-Maschine wird mit dem Balance-Regler das Verhältnis der Lautstärke zwischen den HiHats und Cymbal gegen die perkussiven Elemente Kick, Snare und Clap geregelt.
Am Mix-Ausgang liegen alle Signale im Verhältnis des Balance-Reglers an. Darunter befinden sich die sechs einzelnen Ausgänge.
Man kann das Modul auch selbst bauen. Die Dokumentation zu PCBs, BOM sowie eine ausführliche Build-Documentation finden sich auf der Website des Herstellers. Sogar die digitale BOM-Einkaufsliste beim Elektronikhändler Mouser (mit Dependance in München) lässt sich direkt aufrufen.
Das Modul klingt schon echt gut. Was ich aber echt nicht kapiere: Warum keine Modulationseingänge für die Klangparameter? Oder wenigstens als Breakoutmodul? Das ist doch das, wo der Spaß am Modular erst anfängt. Pitch und Deacy für die Hihats wären auch schon nicht schlecht gewesen für lebendige Grooves.
@exitLaub Das dachte ich auch. Wie schade eigentlich.