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Test: WMD Chimera, Percussion Eurorack Modul

… dass es nur so scheppert

14. Dezember 2018
wmd chimera

WMD Chimera

WMD Chimera (lautmalerisch: Kai-meer-ah) ist nach dem bereits von AMAZONA.DE-Autor TobyB getesteten WMD Fracture das zweite auf Percussionsounds spezialisierte Modul des Herstellers. Chimera ist offensichtlich mit Fracture (technisch) eng verwandt, schließlich sind die Frontplatten identisch aufgebaut. Doch während Fracture auf Claps ausgerichtet ist, zielt Chimera auf metallische Schüttler, sprich Tambourines, Sleigh Bells und ähnliches.

Das Modul nimmt mit einer Breite von 8 TE nicht all zu viel Platz im Rahmen ein. Die sechs Regler sind wegen ihrer schmalen Potikappen noch recht gut zu bedienen. Anstelle den beiden sehr kleinen Schiebeschalter hätte ich lieber griffigere Kippschalter gehabt. Bei den 12 Buchsen geht es schon leicht gedrängt zu, so dass man hier besser Patchkabel mit schlanken Steckern verwendet, wie sie ja mittlerweile auch überwiegend angeboten werden.

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Außerdem hat man dem Modul eine Triggertaste spendiert, um Sounds auch ohne angeschlossenes Sequencer spielen zu können. Eine LED zeigt einen Trigger, ob manuell oder via Buchse kommend, an. Auf der Platine befindet sich ein USB-Buchse, über die zukünftig Firmware-Updates aufgespielt werden können.

Die Soundbasis von WMD Chimera

WMD Chimera gehört zu den digitalen Modulen, genauer gesagt ist es ein Sample-Player mit einer Granular-Engine. Auch Fracture arbeitet mit Samples, jedoch nur mit impulsartigen Schnipseln, die weder eine Sustain-Phase (WMD nennt es „Body“) noch eine Decay-Phase besitzen. Bei Chimera hingegen hat man normale Samples mit „Body“ und Decay aufgenommen.

Eine genaue Auflistung der 11 im Modul gespeicherten Samples gibt es nicht. Der Hersteller erwähnt lediglich Tambourine und Sleigh Bells und dass man einige metallische Gegenstände für die Aufnahmen fallen gelassen hat, darunter Ketten, Drill Bits und selbst einen Stapel falsch bedruckter Modulfrontplatten. Bei WMD hat man offensichtlich Spaß bei der Arbeit.

Die Samples werden mit einem Regler stufenlos nacheinander übergeblendet. Da es keine Rasterung gibt, fällt die zielsichere Anwahl nicht immer leicht. An den Übergängen zwischen zwei Samples bekommt man jedoch eine Mischung beider Sounds, was das Klangspektrum noch ein wenig erhöht.

Klangveränderungen mit WMD Chimera

Zuerst lässt sich das Decay einstellen. Im ersten Drittel des Regelweges wird das Sample von einem kurzen „Kling“ bis zu seiner normalen Länge abgespielt. Danach wird das Sample um ein Mehrfaches der Originallänge gestretcht. Das klingt mit der Granular-Engine natürlich unnatürlich und ändert man dazu noch mit Density die Granular-Dichte, geht es schon eher in Richtung Sounddesign. Die Lücken zwischen den Grains werden weich interpoliert, so dass der Klang nicht kratzig wird.

Mit Pitch kann das Sample in einem Bereich verstimmt werden, der ungefähr fünf Oktaven umfasst. Sehr tief gestimmt entstehen unheimliche Sound-FX, wobei es gelegentlich auch zu digitalen Artefakten kommt. Für Gong-ähnliche Klänge eignen sich die Basis-Samples jedoch nicht. Stimmt man aufwärts, erhält man Klänge, die sich teilweise als Hihat-Ersatz eignen. Beim Verstimmen wirkt sich dann Density hörbar aus.

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Mit Envelope lässt sich Pitch ansteigend oder fallend modulieren. Disco-Toms wird man Chimera zwar nicht entlocken, aber leicht scheppernde Laser-Sounds und sogar recht anständige Bassdrums kann man schon rauskitzeln.

Drei Effekte in WMD Chimera

Mit drei einfachen Effekten wird der Klang noch etwas weiter verfremdet. Die beiden Algorithmen Quality Reduction und Sample Rate Reduction bringen den bekannten kratzigen LoFi-Schmutz in den Klang, wobei Sample Rate Reduction noch etwas dreckiger klingt. Alternativ gibt es ein Comb-Filter, das den Sound etwas abrundet und in Kombination mit einem LFO sogar etwas nach Phaser klingt.

Triggern mit Gefühl

Es gibt drei Feel-Varianten, wie Chimera auf Trigger-Signale reagiert. Im Standardmodus wird jeder Trigger normal mit gleicher Lautstärke behandelt. Im zweiten Modus gibt es einen Viererzyklus, bei dem der erste Trigger mit voller Lautstärke, der zweite und vierte Trigger mit geringer Lautstärke sowie leichtem Fade-In und der dritte Trigger mit einem dazwischen liegendem Zufallswert gespielt wird. Im dritten Modus werden wieder alle Trigger gleich behandelt, doch die Granular-Engine greift zufällig auf die Grains zu und so dass jeder Schlag sich etwas unterscheidet. Dreht man in diesem Modus das Decay auf Maximum, gibt Chimera den Sound ohne Trigger permanent aus. Prima Ausgangsmaterial für Klangwolken.

Besonders der zweite Modus spielt Tambourine-Figuren im 8tel oder 16tel sehr dynamisch, wie man sie sonst nicht zu hören bekommt. Selbst wenn man ein anderes Metall-Sample auswählt oder es deutlich verfremdet, bekommt man eine sehr lebendige Percussion-Figur mit dem typischen Schüttel-Feeling.

Reicht diese Dynamik noch nicht aus, kann der Ausgang des Moduls mit einem CV-Signal zusätzlich (rhythmisch) moduliert werden.

Auch alle anderen Funktionen, einschließlich der Sample- und der FX-Auswahl, sind CV-steuerbar, ob mit kontinuierlichen Signalen von einem LFO oder punktgenau mit einem Sequencer.

Chimera besitzt drei Trigger-Eingänge. Den Trig-Eingang, den Accent-Eingang, der für gezielte Betonungen genutzt werden kann und den Choke-Eingang, der das Decay abkürzt, wie das Abstoppen bzw. Dämpfen bei realen Percussion.
Die Kombination der Feel-Modi und der Trigger-Eingänge eröffnet eine enorme Bandbreite des dynamischen Spielens, wie man sie bei Synth-Percussion sonst nicht vorfindet.

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Fazit

WMD Chimera macht Spaß. Ich kenne keine anderes Modul oder eine Drummaschine/-synthesizer, womit man derart lebendige Tambourines und metallische Klappersounds erzeugen kann. Das ist natürlich immer noch weit weg von den realen Vorbildern, doch womit kann man sonst Modulfrontplatten so funky zum klingen bringen? Und darüber hinaus kann man Chimera sehr gut für Klangexperimente einsetzen. Der Preis ist angesichts des Nutzens und der Möglichkeiten absolut angemessen.

Plus

  • lebendige Tambourines/Metal-Percussion
  • als permanente Noisequelle nutzbar
  • drei Trigger-Modes + drei Trigger-Eingänge
  • komplett CV-steuerbar

Preis

  • Ladenpreis: 249,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Saegezahntiger

    WMD gehören zu meinen Lieblingsherstellern im Modularsektor, die Jungs bringen viele durchdachte und spaßige Module auf den Markt. Dazu sind sie auch äußerst sympathisch und kulant, weiß ich aus eigener Erfahrung!

  2. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Hochinteressantes Modul, ziemlich vielseitig. Die Samples lassen sich anscheinend bis zur Unkenntlichkeit verbiegen, alles CV-gesteuert. Der Preis geht da auch in Ordnung.

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