Der Echoman macht's analog!
Die Firma XVive mausert sich so langsam aber sicher zu einem Rundumversorger in Sachen Gitarreneffekte und Zubehör. Nahezu alle Ansprüche können befriedigt werden, von Verzerrerpedalen jeglicher Couleur über Gitarrensendeanlagen, Looper-Pedalen und Equalizern bis hin zu Hall- und Echopedalen reicht das Produktportfolio, das in aller Regel zu sehr fairen Preisen angeboten wird. Ganz neu ist nun das XVive Echoman Delay-Pedal, das durch seine analoge Bauweise mit dem MN 3005 BBS-Chip die Ansprüche von Vintage-Fans befriedigen soll. Verantwortlich für das Layout und den Sound des XVive Echoman zeichnet sich Howard Davis, einst in Diensten von Electro Harmonix und unter anderem bereits in Erscheinung getreten mit dem XVive G3, das wir auch bereits in einem Test für euch präsentiert haben.
XVive Echoman – Facts & Features
Mittlerweile haben ja Effektpedale im Mikroformat flächendeckend auf unseren Pedalboards Einzug gehalten und so erscheint auch das XVive Echoman Delay-Pedal in einem extrem kompakten Format von 95 x 45 x 45 mm bei einem Gewicht von gerade einmal 250 g. Kompakt hin oder her – für etwas Gerangel auf dem Board dürfte die kleine Kiste schon sorgen, denn die Klinkenbuchsen für den Eingang und den Ausgang befinden sich an den Seiten des weißblau lackierten Gehäuses. Eine weitere Buchse sitzt an der Stirnseite und erwartet eine 9-Volt-Spannung von einem Netzteil, das sich aber nicht im Lieferumfang befindet. Nötig ist ein Netzadapter schon, denn für eine Batterie ist bei diesen engen Verhältnissen schlicht kein Platz mehr geblieben.
An dieser Stelle kommt bei mir erneut die Frage auf, wieso die Hersteller eigentlich nicht auf wiederaufladbare Lithium-Ionen-Akkus setzen? Das wäre ja mal eine nette Geste in Richtung Nachhaltigkeit und ist zudem bei vielen anderen Geräten des täglichen Gebrauchs, wie etwa bei Handys und Kameras, schon lange ein alter Hut. Denn nicht jeder, der sich ein Effektpedal zulegt, hat automatisch auch eine zentrale Stromversorgung in Form eines Multi-Netzadapters, sondern braucht vielleicht nur einfach ein gutes Echo, das er zwischen Gitarre und Amp hängt. Und dann wäre es doch praktisch, wenn man das Pedal bei Bedarf ganz einfach mit einem herkömmlichen USB-Netzteil nachladen könnte, oder? Nun ja, jetzt aber zurück zu unserem Echoman und den Funktionen und Möglichkeiten, die uns das Bedienpanel anbietet.
XVive Echoman – Bedienpanel
Die vier auf der Oberseite angebrachten Regler mit ihren aufgesteckten Metallknöpfen sind zwar auch nicht besonders groß ausgefallen, lassen sich aber dennoch sicher mit mindestens zwei Fingern umgreifen. Leider wurden sie aber nicht mit dem Gehäuse verschraubt, somit muss man sich mit etwas Spiel der Achsen zufriedengeben. Natürlich sollte man nach Möglichkeit möglichst nicht drauftreten, aus gutem Grund wurde der Metallschalter zur Aktivierung des Echoman daher in ausreichend Abstand angebracht. Drei der vier Potis sind alte Bekannte, so sorgt „Time“ für die Verzögerungsdauer, die maximal 600 ms betragen kann. Ein solider Wert, bei dem Analogechos in aller Regel ihre Wiederholungen noch sehr sauber und differenziert wiedergeben. Der Regler „Blend“ bestimmt das Verhältnis zwischen dem Original- und dem Effektsignal, während „Feedback“ die Anzahl der Wiederholungen bestimmt.
Der Fußschalter ist ein mechanischer Typ, was bedeutet, dass es recht heftig knackt, wenn man auf ihn tritt. Das ist eigentlich schade, aber zumindest in der Hinsicht zu verschmerzen, dass er lediglich die Aufgabe des An- bzw. Ausschaltens übernimmt. Besäße der Echoman jedoch die Möglichkeit, die Verzögerungsdauer per Fuß einzugeben (Tap-Tempo), dann wäre ein solcher Schalter eher hinderlich, klar. Ein solches Feature besitzt das Pedal aber nicht, was der Sache doch eine gehörige Portion Performance kostet. Ähnlich wie eine Divide-Funktion, also die rhythmische Unterteilung der Echos in sequenzerähnliche Strukturen – auch hier muss der Echoman leider passen.
Dafür aber hat er aber zwei andere nützliche Dinge im Gepäck, nämlich Modulationsmöglichkeiten in Form eines Chorus- sowie eines Vibrato-Effekts. Ein kleiner Druckschalter, der exakt mittig auf der Oberfläche platziert wurde, dient zur Auswahl dieser beiden zusätzlichen Effekte. Der Schalter ist eine Kombination aus LED und Taster: In gedrückter Stellung leuchtet er rot und das Vibrato ist ausgewählt, wird er erneut gedrückt, dann leuchtet er hingegen blau und dann ist der Chorus startbereit.
Die Stärke der zwei zusätzlichen Effekte im Sound wird über das vierte Poti mit der sinngemäßen Bezeichnung „Modulation“ geregelt. Weitere Möglichkeiten, um den Chorus und das Vibrato in ihren Parametern zu steuern, gibt es nicht. Den Machern des Pedals ist jedoch ein gesunder Kompromiss für beide Effektarten gelungen, das kann ich an dieser Stelle schon einmal verraten. Das Vibrato wird von einem LFO mit mittlerer Geschwindigkeit angetrieben, während der Chorus eher auf einen breiten Klang mit viel Tiefe setzt.
Der XVive Echoman im Praxiseinsatz!
Das Knacken des Metallschalters ist wirklich das einzige unschöne Geräusch, das auf den Betrieb des XVive Echoman Aufmerksam macht. Nach dem Anschalten überrascht den Benutzer nämlich ein nahezu rauschfreier Grundsound, was bei einem Analog-Delay ja nun wahrlich keine Selbstverständlichkeit ist. Wir hatten bislang nicht wenige analoge Delays im Test, deren Effektsignal in einem Meer von Rauschen ertrank. Auf der überraschend sauber arbeitenden Basis kann die Schaltung mit dem MN 3005 BBS-Chip die typischen Qualitäten eines analogen Echos jedoch voll auskosten bzw. ausspielen. Zwar ist der Klang auch hier nicht immer sauber und definiert, er besitzt aber zweifellos einen gewissen Charme, verfügt über eine echt beeindruckende Dynamik und spendiert dem Benutzer mit den beiden Modulationseffekten noch eine gehörige Portion Kreativitätspotenzial dazu.
Die Möglichkeiten des Pedals sind sehr vielseitig und reichen von einfachen Slapback-Echos bis hin zu der maximalen Verzögerungszeit von 600 ms, was für viele Einsatzgebiete ausreichen sollte und bei einem analogen Delay zudem eine solide und zuverlässige Klangqualität sicherstellt. Die Bedienung gestaltet sich dank der griffigen Potis und deren recht linearen Regelweg ganz einfach, ein wenig aufpassen sollte man jedoch beim Blend-Poti, bei dem der Übergang zwischen Original- und Effektsignal nicht immer ganz sauber verläuft. Das Einpegeln gestaltet sich manchmal nicht ganz einfach, denn die wuchtige Dynamik des Effektsignals kann schnell das Originalsignal der Gitarre verdecken. Selbstverständlich sind mit dem XVive Echoman als echtes Analog-Delay auch Echos bis zur Selbstoszillation möglich, dann sollte man aber gut auf seine Ohren bzw. den angeschlossenen Verstärker achtgeben, damit beides möglichst keinen Schaden nimmt!
Echte Delay-Spezis werden sicher die Tap-Funktion schmerzlich vermissen. Kann man verstehen. Vor allem dann, wenn man vorhat, den Echoman auch live einzusetzen und man sich mal eben nicht die Zeit zum Bücken nehmen kann, um das Time-Poti entsprechend einzustellen. Und auch auf den Luxus einer rhythmischen Unterteilung der Echos (Tap-Divide) in irgendeiner Form muss man beim XVive Echoman Delay-Pedal verzichten – zweifellos ein Feature, das ein Echopedal noch einmal bedeutend erweitert. Vielleicht braucht man das aber gar nicht und möchte lediglich einen möglichst authentischen und warmen Vintage-Sound für seine Echos: Dann könnte der XVive Echoman ein interessanter Kandidat sein, der auch nicht allzu viel kostet.
Die Klangbeispiele
Für die nun folgenden Klangbeispiele habe ich das XVive Echoman Delay-Pedal in den Effektweg meines Orange Micro Dark eingeklinkt. Der Amp war verbunden mit einer 1×12″ Celestion V-30 Box und vor dem Speaker wurde ein AKG C3000 Mikrofon platziert. Eingespielt wurden die Tracks mit einer Music Man Silhouette Special ohne weitere Effekte.
Wiederaufladbare Lithium-Ionen-Akkus sind ebenfalls eine Ressoucenverschwendung ohne Ende, die dabei verwendeten seltenen Erden lassen sich nicht receyceln und sind für immer verloren, von den üblen Produktionsbedingungen mal ganz abgesehen.
Zudem kan man gerade bei Handys, Bluetooth-Kopfhörern und Notebooks sehen, wie wegen verklebter oder sonstwie nicht wechselbarer Akkus, die Lebensdauer künstlich begrenzt wird. Selbst bei einer Möglichkeit des Wechsels kann man nicht davon ausgehen, dass nach 10 jahren noch ein passender Akku verfügbar sein wird.
Wirklich sinnvoll wäre es, wenn man bei der Herstellung von Pedal-Netzteilen ein Effizienz-System wie etwa bei PC-Netzteilen einführen würde (Bronze, Gold, Platin). Und natürlich kann man Pedale auch immer noch mit ganz normalen aufladbaren Batterien betreiben.
So ein Quatsch … Lithium-Akkus können mittlerweile ganz locker recycled werden .. oder hältst Du das Fördern von fossilen Brennstoffen auch für umweltgerechter?
@Zetahelix Das Recycling ist technisch möglich (mit Materialverlust), ist aber zu aufwendig, benötigt aber unsinnig viel Energie und ist wirtschaftlich nicht rentabel. „Ganz einfach“ ist da gar nichts.
Lithium-Akkus zu verwenden, bedeutet auch überhaupt nicht, diese nicht mit fossilen Brennstoffen aufzuladen, deine Logik ist falsch.
erster Gedanke – Echoman verleiht Flügel! :)
@patilon Da warst du nicht der einzige ;-)
@patilon Ja, das Aufmacherbild hat bei mir ähnliche Gedanken ausgelöst!