BOSS Modeling-Pedale
Mit dem Modeling ist es im Allgemeinen ja immer so eine Sache. Der Ansatz, unter zu Hilfenahme digitaler Emulationen analoge Reproduktionen über einen Lautsprecher zu generieren, stellt Ingenieure immer wieder vor die gleichen Herausforderungen. Die Gesamtheit der verwendeten Komponenten wie Bauweise, Filter, Schaltung und Lautsprecher lassen eine schier unbegrenzte Anzahl von Kombinationen zu und sich demnach immer nur rudimentär von einer einzigen Verstärker-Lautsprecher-Kombination reproduzieren. Viele Hersteller empfehlen daher, ihre Produkte in den Return des FX-Loops zu speisen, um so die naturgegebenen Verfärbungen auf die letzten Bausteine des Signalweges zu beschränken.
Um so interessanter erscheint das Konzept der Firma BOSS, welche allgemein als die Erfinder der Modeling-Technik gelten und mittlerweile über ein stattliches Repertoire von Modeling-Pedals verfügen. Jene Pedale sind primär dafür konzipiert, vor einem möglichst neutral und clean eingestellten Amp betrieben zu werden, was die Ansprüche an die verwendeten Algorithmen nochmals steigert.
Im Vergleichstest treten vier der ganz großen Namen des Gitarrenverstärkerbaus an, als da wären:
– BC-2 (Vox AC 30)
– ST-2 (Marshall)
– FBM-1 (Fender Bassman)
– FDR-1 (Fender Deluxe Reverb)
Konstruktion
Alle Protagonisten erscheinen im millionenfach bewährten BOSS-Standardgehäuse, welches seine Roadtauglichkeit, respektive Verarbeitung immer wieder unter Beweis gestellt hat. Ausgestattet mit vier Reglern, teilweise als Doppel-Poti, lassen sich auch komplexere Regelmöglichkeiten auf engstem Raum koordinieren. Alle Regler sind wie immer leicht versenkt, um die Gefahr einer versehentlichen Beschädigung mittels der Fußarbeit des Künstlers zu minimieren. Auch der sehr einfache und schnelle Batteriewechsel sei hier noch mal erwähnt. Mein Gitarrentechniker schaffte es einst, während einer knapp zehnsekündigen Ansage eine Batterie einzusetzen, da das Netzteil abgeraucht war. Praxisgerechter geht es wohl kaum.
Die Fender-Modelle weisen im Gegensatz zu den BOSS-Standardgehäusen einen strukturierten Oberflächenlack auf, welcher zu einer griffigeren Haptik führt. Während es sich bei den Modellen BC 2 und ST 2 um eine Art Mehrfach-Modeler handelt, welche mehrere Modelle, beziehungsweise Kanäle aus dem Hause Vox und Marshall abdeckt, handelt es sich bei den Fender-Emulationen um eine exklusive Zusammenarbeit mit dem Mutterkonzern, welches auch die Trademark-Nennung auf dem Gehäuse einschließt. Im Normalfall muss ein Modeler zuweilen textlich abenteuerliche Klimmzüge vollführen, um dem Kunden mitzuteilen, welchen Sound er zu kopieren versucht und um nicht gegen das Markenschutzrecht zu verstoßen. Hier darf der Hersteller mal aus dem Vollen schöpfen – natürlich nicht, ohne an Fender entsprechende Lizenzen zu entrichten.
BC-2
Hier geht es BOSS um die Emulation des wohl bekanntesten Combo-Verstärkers aller Zeiten, dem VOX AC 30. Die Regler Level, Bass und Treble sind selbsterklärend, interessant wird es bei dem Regler rechts außen, dem ominösen Sound-Potentiometer. Hier werden die drei Charakteristiken des AC-30 von nahezu ganz Clean über Crunch, bis hin zu kräftigem Overdrive nachempfunden. Im Zusammenhang mit den unterschiedlichen Eingängen des Originals, bis hin zur Top Boost-Variante.
ST-2
Die Konzeption der Regler ist die gleiche wie bei dem BC-2 Pedal. Auch hier befindet sich neben dem Level Regler und der Zweiband-Klangregelung ein Soundregler, welcher durch mehrere Perioden der Produktpaletten gleitet. Angefangen beim ominösen „heiligen-Gral-Plexi“, über die 800er Serie bis hinauf zur 2000er Serie, welche in Sachen Gain auch gerne mal die Grenzwerte auslotet!