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Vintage-Analog: Korg PS-3100 Synthesizer (1978)

Analoger Charakter-Darsteller

9. Februar 2008
Vintage-Analog: Korg PS-3100 Synthesizer (1978)

Vintage-Analog: Korg PS-3100 Synthesizer (1978)

Über die Korg PS-Serie wurde viel geschrieben und viel gesagt. Der große Korg PS-3300 mutierte bereits zur unangefochtenen Legende. Seines Preises wegen. Und Vangelis wegen. Und Keith Emerson wegen (dessen Abbildung vor einem gekoppelten PS-3100 und PS-3300 in einem Studio auf den Bahamas von Korg zu Werbezwecken leidlich genutzt wurde).

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Gedanken zur Korg PS-Synthesizer-Serie

Dem „mittleren“ Kollegen Korg PS-3200 wird ebenso Kultstatus nachgesagt. Sehr groß und sehr selten. Nur dem kleinsten der Familie, dem bescheidenen PS-3100, fehlen noch ein paar Stufen in das Reich der meistgesuchten und schon fast sagenhaften Sammlerstücke.

Der große Bruder Korg PS-3200

Musikalisch betrachtet ist es genau umgekehrt.

Der Koloss PS-3300 ist klanglich mitunter etwas enttäuschend. Jedenfalls in Relation zu seinem exorbitanten Preis. Das Gerücht, eine seiner drei PS-3001 Einheiten würde einem PS-3100 entsprechen, dürfte nicht ganz zutreffen. So zu hören in Musikerkreisen. Ich sah einen PS-3300 von Paris nach München wechseln, und von dort weiter nach London. Bisher war niemand so recht zufrieden mit diesem Modell. Ein echter Sammler wird aber sicher Verwendung dafür finden. Immerhin, ein schönes Möbelstück zum eleganten Preis.

Der nicht weniger kolossartige PS-3200 ist klanglich ohnehin ein „Klasse für sich“. Vom Klangcharakter her steht er weit außerhalb der „ursprünglichen“ PS-Familie rund um PS-3100 und PS-3300. Fehlende Resonatoren, weniger bissige Hüllkurven, etwas träge Filtercharakteristik… Doch mit 16 Programmspeicher ist für viele die Welt schon wieder in Ordnung. Und somit auch der hohe Preis gerechtfertigt.

Der kleine PS-3100 ist natürlich auch weit davon entfernt, ein perfektes Instrument zu sein. Doch sein Klangverhalten überzeugt, das ist das Entscheidende. Die Anschaffung lohnt sich und erweitert das musikalische Klangspektrum im Studio enorm. Vorausgesetzt, man kann die Midi-Implementierung lösen… und vorausgesetzt man hat genügend Platz.

Panel des Korg PS-3100

Aufbau des Korg PS-3100-Synthesizers

Die wichtigsten Daten zusammengefasst. Der PS-3100 verfügt über 48 (!) Stimmen. Jede Stimme bietet

  • VCO (Triangel, Sägezahn, Rechteck inkl. PWM)
  • 1 VCF
  • 2 VCA
  • 2 Envelope Generators
  • 2 LFOs

Weiter gibt es

  • Triple Resonators
  • S/H
  • 2 Voltage Processors
  • Chorus (Ein/Aus, das war’s)

Da die Polyphonie von Masteroszillatoren ausgehend über Frequenzteiler erreicht wird, gibt es – um bei der Wahrheit zu bleiben – im Grunde lediglich 12 Stimmen. Diese werden aufgeteilt durch so genannte „frequency divider“ oder „octave divider“, um so die sagenhafte Vollpolyphonie von 48 gleichzeitigen Stimmen zu erreichen. Klanglich macht es für den Musiker ja keinen Unterschied. Oder fast keinen. 48 völlig unabhängig aufgebaute Stimmen hätten natürlich ein noch „lebendigeres“ und „natürlicheres“ Klangverhalten zur Folge. Sicher wäre der PS-3100 dann aber viel zu groß geraten, geschweige denn wäre er jemals bezahlbar gewesen. Von Unzuverlässigkeit im technischen Bereich (48 Voiceboards) ganz zu schweigen.

So aber verfügt das Instrument über „nur“ 6 große Voiceboards, die jeweils 2 Stimmen beherbergen. Macht gesamt die bereits genannten 12 „Masterstimmen“ bzw. „Masteroszillatoren“, welche sich dann auf alle vier Oktaven aufteilen.

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Besonderheiten

Zugegeben, jeder Synthesizer verfügt über VCOs, Filter, Hüllkurven. Was also macht den PS-3100 „anders“…?

Resonatoren:

sie klingen hervorragend „musikalisch“… ähnlich einem Phaser.

LFO

LFO1 bzw. – um der Korg-Bezeichnung getreu zu bleiben – Modulations Generator 1… Er verfügt nicht nur über seltene Wellenfomren, wie etwa Pink und White Noise. Seine Frequenzbereich ist auch beachtlich, bis weit in den Audiobereich. Klanglich erschließen sich damit ringmodulator-ähnliche Effekte, die besonders hörenswert sind. Korg hat diesen LFO unter genau dem Gesichtspunkt entworfen: einfache Anwendung für Vibrati etc möglich, doch ebenso extrem ausgefallen Klänge, die das metallische Klangspektrum erschließen.

VCO

VCO: der singuläre VCO pro Stimme ist sehr wuchtig. Starke klangliche Basis zur Weiterbearbeitung…

VCF

Das Filter arbeitet sehr effektiv. Einzig die stark „schmutzige“ Resonanz des MS-20 Filters wird hier leider nicht erreicht. Im Gegenteil: kurz vor der Selbstoszillation des Filters hört der Einstellungsbereich der Resonanz auf. Etwas schade…

Envelopes

Die Envelopes klingen ausgezeichnet. Extrem kurze Attack, noch kürzere Release… Vor allem das „Schmatzen“ beim Loslassen einer Taste ist eine Eigenschaft, die wenige Synthesizer beherrschen. Der PS-3100 kann es. Weiteres Detail: Attack und Release lassen sich spannungssteueren!!! Einfach jeweils einen langsamen LFO patchen, und schon steht lebendigen Sounds nichts im Wege.

Der Klang Des Korg PS-3100 Analogsynthesizers

Der PS-3100 ist sicherlich keinesfalls „typisch“. Weder von seiner technischen Konzeption, noch von seinem Äußeren, noch von seinem Klang her. Warme Moog-Bässe bieten – wie der Name schon vermuten lässt – Moog Synthesizer. Die Schärfe und gleichzeitige Fülle eines ARP wird ebenso nicht erreicht. Von der Kraft früherer Oberheim-Instrumente können ohnehin alle Korg-Synthesizer der späten 70er Jahre höchstens träumen. Doch wozu die Vergleiche? Korg ist Korg, und ein PS-3100 macht musikalisch nicht selten eine wesentlich bessere Figur als so mancher amerikanische Kollege. Der individuelle künstlerische Bedarf wird von selbst entscheiden, ob der Korg PS-3100 nun für einen Musiker „geeignet“ ist oder nicht.

Also die Frage, was kann der schöne Korg PS-3100?

  • Flächensounds par excellence. Hierfür gibt es zwei Gründe: erstens 48 stimmige (Voll)Polyphonie. Dadurch ergibt sich eine natürliche Klangdichte, die jeden „gewöhnlichen“ polyphonen Synthesizer im Regen stehen lässt. Zweitens die Resonatoren. Sie klingen extrem lebendig und beleben den Klang auf besonders musikalische Weise. Ein Feature, das dem PS-3200 wie gesagt sehr schmerzlich fehlt.
    • Leadsounds der ungewöhnlichen Art. Vor allem das besondere Verhalten der Hüllkurven verleiht den PS-Solis einen eigenständigen Charme. Manche werden vielleicht gewisse Passagen aus Vangelis „Blade Runner“ im Ohr haben, wo die typisch kurze/abgerissene Hüllkurve deutlich zu hören ist. Dies kann entweder der PS-3300 sein, oder Yamahas CS-80… Interessanterweise haben beide Instrumentenfamilien – Korg PS und Yamaha CS – hier einen sehr ähnlichen Klangcharakter.
    • Effektsounds: via High-Speed LFO, S/H, Triple Resonators… Plus natürlich ergänzende Integration externer Module über das Steckfeld. Zum Experimentieren ist der PS-3100 einer der besten je gebauten Synthesizer.
    • Standard Sequencer/Arpeggio/Bass-Sounds. Für diese Klanggruppe sollte eines Tages ein eigener Begriff erfunden werden. Kurze Sounds überzeugen durch die bereits genannte Hüllkurven-Charakteristik vollends.

Manko

Es gibt zwei Mankos: erstens der nur eine VCO pro Stimme. Ich finde ihn zwar in 95% aller musikalischer Notwendigkeiten ausreichend, doch ab und zu wären schöne Schwebungen noch das gewisse „Extra“… Zweitens, und das ist nun wirklich ein Manko: die mangelnde Verbindung nach außen. Ohne Kenton-Midi (welches es leider nicht mehr gibt, jedenfalls im Moment nicht) kann man den PS-3100 kaum in ein Midi-Setup einbinden. Allerdings gibt es Techniker, die sich den PS-3100 selbst midifiziert haben. Es ist also dennoch möglich, wohl auch in Zukunft den einen oder anderen PS-Synth midifizieren zu lassen, auch ohne Kenton…

Wert

Wenngleich im Oktober 2003 auf ebay.de ein PS-3100 für hungrige 400 Euro den Besitzer wechselte (Glückwunsch dem Sofortkäufer), liegt der Wert des Instruments dennoch wesentlich höher. Zwischen 1500 und 2000 Euro sind auf alle Fälle zu kalkulieren. (Beispiel Februar 2004 – Italien: PS-3100 für 1600 Euro angeboten, September 2005 – Frankreich: PS-3100 mit Kenton Midi (!) für 1800 Euro).

Ich persönlich finde den „Wert“ sogar noch wesentlich höher, bis 2500 Euro für ein sehr schönes Instrument. Selbst wenn es morgen ein PS-Plugin geben sollte (nach dem CS80 wäre das nun vielleicht das nächste Opfer) bleiben die musikalischen Besonderheiten und typischen Merkmale des PS-3100 sicher immer ein Unikat.

Es wird daher nie einen Ersatz für die Korg PS-Serie geben, nicht ohne die entsprechende Hardware. Und es gilt als unwahrscheinlich, dass ein Hersteller jemals wieder ein so wunderbar aufwendiges und inuitiv-musikalisches Instrument wie den PS-3100 produzieren wird… jedenfalls nicht in Serie.

PS-3100 optionales Midi-Interface

MIDI

Die Frage der Ansteuerung entscheidet, ob das Potential des PS-3100 wirklich ausgeschöpft werden kann oder nicht. Durch das Konzept von 12 Masteroszillatoren ist die CV/Gate-Ansteuerung im Instrument selbst nicht vorgesehen und wäre technisch wohl eher schwierig zu realisieren. Wie immer hat Kenton ein Wunderwerk geschaffen und ein beachtliches Midi-Interface für die PS-Serie entwickelt. Angeblich blieb jedoch die Anfrage seitens der Musikwelt unter den Erwartungen zurück, weshalb im Dezember 2002 das letzte Interface über den Ladentisch ging. (Vor zwei Monaten wurde noch ein weiteres Exemplar in Restbeständen gefunden, doch das macht die Situation nicht erheblich besser). Bleibt also zu hoffen, dass – ähnlich wie bei den Yamaha CS-50/60/80 Midi Kits – eine Neuauflage der PS-Midi-Nachrüstsätze erfolgt. Wer Bedarf hat, soll sein Intere sse unbedingt an Kenton weiterleiten. Die Menge der Anfragen entscheidet über den Erwerb der nötigen Grundplatinen seitens von Kenton.

Musikalisch lohnt sich eine Midifizierung des PS-3100 ganz bestimmt!!!

Der Korg PS-3100 on YouTube

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Fazit

Kaum ein Instrument der Gattung „analoger Synthesizer“ verfügt über einen ähnlich ausdrucksstarken und vor allem eigenständigen Klangcharakter. Zudem sei auf die Zuverlässigkeit der PS-Synthesizer verwiesen. Wiederum ein Aspekt, der Korg Instrumente der späten 70er Jahre von amerikanischen Modellen eindeutig unterscheidet…

und zum Abschluss noch ein dickes Danke an RLmusic für die tollen Fotos des PS-3100.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Was man bei Blade Runner hört ist der CS-80. Vangelis hat den PS3300 besessen, aber der Yamaha wurde wesentlich intensiver genutzt, vor allem in der ersten Hälfte der 80iger Jahre wegen dem polyphonen Aftertouch, das Feature hat Vangelis extrem gut beherrscht. http://de.youtube.com/watch?v=hpc8XX300X

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    1a Soundbeispiele!

    Was mir auffällt sind die schönen Sequencen und das Delay, nicht nur bei diesen Soundbeispielen sondern sehr oft in Verbindung mit den Vintagesynths in dieser Serie. Darf man mal fragen welche Geräte für Sequencing und Delay/Hall eingesetzt werden?

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Danke für die Hörbeispiele. Der PS-3100 klingt ja wirklich bescheiden, da scheint man nichts zu verpassen.

    • Profilbild
      Tyrell RED 1

      Hallo Theo,
      ich hatte Gelegenheit den PS3100 bei Theo zu Hause testen zu dürfen. Ich war jedenfalls sehr angetan – und würde das Teil nicht so teuer sein, hätte ich längst auf eBay zugeschlagen. Viele Grüße, Peter

  4. Avatar
    AMAZONA Archiv

    @Helmut: Delay ist ein einfaches (aber gut klingendes) Lexicon MPX100. Als Sequenzer kommt entweder der 4-Spur Sequ des Elka Synthex zum Einsatz (gibt die Spuren über MIDI Out weiter), oder Manikins 'Schrittmacher'.

    Übrigens sind seit 2007 wieder Kenton MIDI-Kits für die Korg PS-Serie erhältlich (die sind zwar teuer, lohnen sich aber wirklich).

    @Markus: Klar, der Yamaha CS-80 kommt auf Blade Runner natürlich als Haupt-Synthesizer vor. Darüber hinaus sagen meine Ohren (aber die können sich täuschen), dass da auch der Korg PS-Synthesizer zu hören ist. Wie gesagt, das Klangverhalten von Yamaha CS und Korg PS ist grundsätzlich erstaunlich ähnlich…

  5. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Den Klängen der PS- und MS-Serie von Korg konnte ich noch nie viel abgewinnen und dabei wird es auch bleiben, wie mir die Klangbeispiele einmal mehr verdeutlichen. Es liegt nicht an Theo, mein Urteil bezieht sich auf das Gerät. Der "Kult" bleibt für mich nicht nachvollziehbar. Trotzdem danke für den guten Bericht, die Serie macht nach wie vor Spaß!

    • Avatar
      AMAZONA Archiv

      Hallo Theo,

      sehr schöner Bericht zum PS3100.Der PS3100 hat einen gewissen Kultfaktor. Ich habe meinen vor 2 Jahren bekommen, er hatte drei defekte Divider Chips. Laut Korg ein Totalschaden. Auch Achim Lenzgen sagte, dass er wirtschaftlich nicht zu reparieren sei. Die Firma http://www.pepermintsoft.ch bietet für 12 Euro Ersatzchips an, eingebaut, geht !!
      Ich finde den Klang eher dünn, Moogbässe sind nicht drin. Es fehlt ein zweiter OSC. Der eingebaut Ensemble Effekt ist sehr schön, läßt aber alles sehr schnell wie ein String klingen. Der Grundsound ist dann ähnlich dem KORG Lambda oder auch dem KORG Poly Ensemble PE 2000.
      Fazit: schönes Sammlerstück, mehr für Wohnzimmer als zum musizieren. Die Angeben im M. Becker Buch, dass nur 50 Stück gebaut wurden ist nicht richtig (er meinte eventuell den PS 3300)

      Hajo

  6. Profilbild
    microbug

    Wer die PS-Serie auf Platte hören will wird entweder bei SPACE („magic fly“) fündig, aber vor allem und fast ausschließlich auf dem Soloalbum „Deutsche Wertarbeit“ der Streetmark-Tastenfrau Dorothea Raukes, welches es leider nicht auf CD gibt. Als ich damals die Platte in der Hand hatte kann ich mich erinnern, daß sie dort die PS-Serie als Hauptinstrumente nannte – und man hörts auch deutlich, die Synthis auf ihrem Album klingen deutlich anders als bei Anderen.
    Wenn man bei Youtube nach ihr sucht wird man fündig, zB hier:
    http://www.youtube.com/watch?v=VStRxR99C8o

  7. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Das Beste an der PS-Serie ist meiner Meinung nach das Design. Ich habe eine Vorliebe für Synths mit diesem in-the-face-Panel, auch wenn sie nach oben Platz verbrauchen. Dennoch könnte man sicherlich einen MS-10/20 noch oben drauf stellen…

  8. Mehr anzeigen
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