Analoger Charakter-Darsteller
Über die Korg PS-Serie wurde viel geschrieben und gesagt. Der große Korg PS-3300 Synthesizer ist längst zur unangefochtenen Legende geworden. Dies liegt vor allem an seinem exorbitanten Preis, der ihn für viele unerschwinglich machte. Zudem trug die Nutzung durch prominente Musiker wie Vangelis erheblich zu seinem Kultstatus bei. Auch Keith Emerson spielte eine Rolle in der Popularisierung des Instruments; ein Foto, das ihn vor einem gekoppelten PS-3100 und PS-3300 in einem Studio auf den Bahamas zeigt, wurde von Korg zu Werbezwecken verwendet.
Übrigens: Korg präsentierte 2024 eine Neuauflage des PS-3300. Diese wird seit März 2025 in limitierter Auflage ausgeliefert und trägt die Bezeichnung Korg PS-3300 FS. Der Preis für dieses exklusive Instrument liegt bei etwa 13.000 US-Dollar .
Inhaltsverzeichnis
Gedanken zur Korg PS-Synthesizer-Serie
Dem „mittleren“ Kollegen Korg PS-3200 wird ebenso Kultstatus nachgesagt. Sehr groß und sehr selten. Nur dem Kleinsten der Familie, dem bescheidenen PS-3100, fehlen noch ein paar Stufen in das Reich der meistgesuchten und schon fast sagenhaften Sammlerstücke.
Musikalisch betrachtet ist es genau umgekehrt.
Der Koloss PS-3300 ist klanglich mitunter etwas enttäuschend. Jedenfalls in Relation zu seinem exorbitanten Preis. Das Gerücht, eine seiner drei Einheiten würde einem PS-3100 entsprechen, dürfte nicht ganz zutreffen. So zu hören in Musikerkreisen. Ich sah einen PS-3300 von Paris nach München wechseln und von dort weiter nach London. Bisher war niemand so recht zufrieden mit diesem Modell. Ein echter Sammler wird aber sicher Verwendung dafür finden. Immerhin, ein schönes Möbelstück zum eleganten Preis.
Der nicht weniger kolossartige PS-3200 ist klanglich ohnehin ein „Klasse für sich“. Vom Klangcharakter her steht er weit außerhalb der „ursprünglichen“ PS-Familie rund um PS-3100 und PS-3300. Fehlende Resonatoren, weniger bissige Hüllkurven, etwas träge Filtercharakteristik … Doch mit 16 Programmspeicher ist für viele die Welt schon wieder in Ordnung. Und somit auch der hohe Preis gerechtfertigt.
Der kleine PS-3100 ist natürlich auch weit davon entfernt, ein perfektes Instrument zu sein. Doch sein Klangverhalten überzeugt, das ist das Entscheidende. Die Anschaffung lohnt sich und erweitert das musikalische Klangspektrum im Studio enorm. Vorausgesetzt, man kann die MIDI-Implementierung lösen … und vorausgesetzt, man hat genügend Platz.
Aufbau des Korg PS-3100-Synthesizers
Die wichtigsten Daten zusammengefasst. Der PS-3100 verfügt über 48 (!) Stimmen. Jede Stimme bietet
- VCO (Dreieck, Sägezahn, Rechteck inkl. PWM)
- 1 VCFs
- 2 VCAs
- 2 Envelope-Generators
- 2 LFOs
Weiter gibt es
- Triple Resonators
- S/H
- 2 Voltage-Processors
- Chorus (Ein/Aus, das war’s)
Da die Polyphonie von Masteroszillatoren ausgehend über Frequenzteiler erreicht wird, gibt es – um bei der Wahrheit zu bleiben – im Grunde lediglich 12 Stimmen. Diese werden aufgeteilt durch so genannte „frequency divider“ oder „octave divider“, um so die sagenhafte Vollpolyphonie von 48 gleichzeitigen Stimmen zu erreichen. Klanglich macht es für den Musiker ja keinen Unterschied. Oder fast keinen. 48 völlig unabhängig aufgebaute Stimmen hätten natürlich ein noch „lebendigeres“ und „natürlicheres“ Klangverhalten zur Folge. Sicher wäre der PS-3100 dann aber viel zu groß geraten, geschweige denn wäre er jemals bezahlbar gewesen. Von Unzuverlässigkeit im technischen Bereich (48 Voiceboards) ganz zu schweigen.
So aber verfügt das Instrument über „nur“ 6 große Voiceboards, die jeweils 2 Stimmen beherbergen. Macht gesamt die bereits genannten 12 „Masterstimmen“ bzw. „Masteroszillatoren“, die sich dann auf alle vier Oktaven aufteilen.
Besonderheiten
Zugegeben, jeder Synthesizer verfügt über VCOs, Filter, Hüllkurven. Was also macht den PS-3100 „anders“?
Resonatoren:
Sie klingen hervorragend „musikalisch“… ähnlich einem Phaser.
LFO
LFO1 bzw. – um der Korg-Bezeichnung getreu zu bleiben – Modulations-Generator 1 … Er verfügt nicht nur über seltene Schwingungsformen, wie etwa Pink- und White-Noise. Sein Frequenzbereich ist auch beachtlich, bis weit in den Audiobereich. Klanglich erschließen sich damit Ringmodulator ähnliche Effekte, die besonders hörenswert sind. Korg hat diesen LFO unter genau dem Gesichtspunkt entworfen: einfache Anwendung für Vibrati etc. möglich, doch ebenso extrem ausgefallen Klänge, die das metallische Klangspektrum erschließen.
VCO
VCO: der singuläre VCO pro Stimme ist sehr wuchtig. Starke klangliche Basis zur Weiterbearbeitung …
VCF
Das Filter arbeitet sehr effektiv. Einzig die stark „schmutzige“ Resonanz des MS-20 Filters wird hier leider nicht erreicht. Im Gegenteil: Kurz vor der Selbstoszillation des Filters hört der Einstellungsbereich der Resonanz auf. Etwas schade …
Envelopes
Die Envelopes klingen ausgezeichnet. Extrem kurze Attack, noch kürzere Release … Vor allem das „Schmatzen“ beim Loslassen einer Taste ist eine Eigenschaft, die wenige Synthesizer beherrschen. Der PS-3100 kann es. Weiteres Detail: Attack und Release lassen sich spannungssteuern! Einfach jeweils einen langsamen LFO patchen und schon steht lebendigen Sounds nichts im Wege.
Der Klang Des Korg PS-3100 Analogsynthesizers
Der PS-3100 ist sicherlich keinesfalls „typisch“. Weder von seiner technischen Konzeption, noch von seinem Äußeren, noch von seinem Klang her. Warme Moog-Bässe bieten – wie der Name schon vermuten lässt – Moog Synthesizer. Die Schärfe und gleichzeitige Fülle eines ARP wird ebenso nicht erreicht. Von der Kraft früherer Oberheim-Instrumente können ohnehin alle Korg-Synthesizer der späten 70er-Jahre höchstens träumen. Doch wozu die Vergleiche? Korg ist Korg und ein PS-3100 macht musikalisch nicht selten eine wesentlich bessere Figur als so mancher amerikanische Kollege. Der individuelle künstlerische Bedarf wird von selbst entscheiden, ob der Korg PS-3100 nun für einen Musiker „geeignet“ ist oder nicht.
Also die Frage: Was kann der schöne Korg PS-3100?
- Flächensounds par excellence. Hierfür gibt es zwei Gründe: erstens 48 stimmige (Voll)Polyphonie. Dadurch ergibt sich eine natürliche Klangdichte, die jeden „gewöhnlichen“ polyphonen Synthesizer im Regen stehen lässt. Zweitens die Resonatoren. Sie klingen extrem lebendig und beleben den Klang auf besonders musikalische Weise. Ein Feature, das dem PS-3200 wie gesagt sehr schmerzlich fehlt.
• Leadsounds der ungewöhnlichen Art. Vor allem das besondere Verhalten der Hüllkurven verleiht den PS-Solis einen eigenständigen Charme. Manche werden vielleicht gewisse Passagen aus Vangelis „Blade Runner“ im Ohr haben, wo die typisch kurze/abgerissene Hüllkurve deutlich zu hören ist. Dies kann entweder der PS-3300 sein oder Yamahas CS-80. Interessanterweise haben beide Instrumentenfamilien – Korg PS und Yamaha CS – hier einen sehr ähnlichen Klangcharakter.
• Effektsounds: via High-Speed LFO, S/H, Triple Resonators. Plus natürlich ergänzende Integration externer Module über das Steckfeld. Zum Experimentieren ist der PS-3100 einer der besten je gebauten Synthesizer.
• Standard Sequencer/Arpeggio/Bass-Sounds. Für diese Klanggruppe sollte eines Tages ein eigener Begriff erfunden werden. Kurze Sounds überzeugen durch die bereits genannte Hüllkurven-Charakteristik vollends.
Manko
Es gibt zwei Mankos: erstens der nur eine VCO pro Stimme. Ich finde ihn zwar in 95 % aller musikalischer Notwendigkeiten ausreichend, doch ab und zu wären schöne Schwebungen noch das gewisse „Extra“. Zweitens und das ist nun wirklich ein Manko: die mangelnde Verbindung nach außen. Ohne Kenton-MIDI (das es leider nicht mehr gibt, jedenfalls im Moment nicht) kann man den PS-3100 kaum in ein MIDI-Setup einbinden. Allerdings gibt es Techniker, die sich den PS-3100 selbst MIDI-fiziert haben. Es ist also dennoch möglich, wohl auch in Zukunft den einen oder anderen PS-Synth MIDI-fizieren zu lassen, auch ohne Kenton.
Gebrauchtmarktpreis
Der Korg PS-3100 hat sich seit den frühen 2000er-Jahren von einem vergleichsweise erschwinglichen Vintage-Synthesizer zu einem begehrten Sammlerstück mit entsprechendem Preisanstieg entwickelt. Im Jahr 2004 lag der Gebrauchtpreis für einen PS-3100 noch zwischen 1.500,- und 2.000,- Euro – beispielsweise wurde im Februar 2004 in Italien ein Exemplar für 1.600,- Euro angeboten, im September 2005 in Frankreich ein Modell mit Kenton-MIDI-Upgrade für 1.800,- Euro.
Heute, im Jahr 2025, hat sich der Marktwert erheblich erhöht. Aktuelle Angebote für gut erhaltene oder restaurierte PS-3100-Modelle bewegen sich im Bereich von 12.000,- bis 15.000,- US-Dollar, abhängig von Zustand, Servicehistorie und eventuellen Modifikationen wie MIDI-Nachrüstungen. Dieser Preisanstieg spiegelt die wachsende Nachfrage nach seltenen analogen Klassikern wider, insbesondere nach solchen mit dem charakteristischen Klang der PS-Serie.
Der PS-3100 ist damit nicht nur ein musikalisches Werkzeug, sondern auch ein begehrtes Sammlerobjekt geworden – ein Trend, der sich in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich verstärkt hat.
MIDI
Die Frage der Ansteuerung entscheidet, ob das Potential des PS-3100 wirklich ausgeschöpft werden kann oder nicht. Durch das Konzept von 12 Masteroszillatoren ist die CV/Gate-Ansteuerung im Instrument selbst nicht vorgesehen und wäre technisch wohl eher schwierig zu realisieren. Wie immer hat Kenton ein Wunderwerk geschaffen und ein beachtliches MIDI-Interface für die PS-Serie entwickelt. Angeblich blieb jedoch die Anfrage seitens der Musikwelt unter den Erwartungen zurück, weshalb im Dezember 2002 das letzte Interface über den Ladentisch ging. (Vor zwei Monaten wurde noch ein weiteres Exemplar in Restbeständen gefunden, doch das macht die Situation nicht erheblich besser). Bleibt also zu hoffen, dass – ähnlich wie bei den Yamaha CS-50/60/80 MIDI-Kits – eine Neuauflage der PS-MIDI-Nachrüstsätze erfolgt. Wer Bedarf hat, soll sein Intere sse unbedingt an Kenton weiterleiten. Die Menge der Anfragen entscheidet über den Erwerb der nötigen Grundplatinen seitens von Kenton.
Musikalisch lohnt sich eine MIDI-fizierung des PS-3100 ganz bestimmt.
Software-Alternativen
Neben der exklusiven Hardware-Neuauflage des Korg PS-3300 existieren aktuell zwei Plug-ins, die eine Emulation der PS-Serie bieten: Sehr preisgünstig ist die Emulation von Cherry Audio, die in Zusammenarbeit mit EMEAPP entstand: Für etwa 33 US-Dollar erhält man eine flexible, erweiterte Version mit Effekten und virtueller Patch-Oberfläche. Wer ganz ohne Kosten einsteigen möchte, findet mit dem FB-3300 von Full Bucket Music eine solide Freeware-Variante, die den Grundklang des Originals überraschend authentisch abbildet.
Der Korg PS-3100 auf YouTube
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Ich hatte einen MS-10. Mit einem langsamen Dreieck-LFO in RIchtung PWM des Rechteck VCOs konnte man schwebende Sounds erzeugen, die sich anhörten wie zwei leicht gegeneinander verstimmte Rechteck-VCOs.
Das sollte der 3100 auch können. Ich höre es im 1-ps3100-pad aber nicht.
den 3100 hatte ich im schatten des 3300 noch gar nicht wahrgenommen. interessant!
aber eines ist mir nicht klar: 6 voice boards mit je 2 voices (also für jede note eine voice, c, cis, d, dis usw), die per frequenzteiler 48 stimmen erzeugen, ok. aber dann teilen sich ja 4 stimmen (zB g1, g2, g3, g4) immer eine voice, also VCF, VCA, envelopes usw – das ist dann doch nur noch paraphon? wenn ich also g1 anschlage und dann noch g2, durchläuft auch g1 nochmal die hüllkurven von VCF und VCA. oder ist das anders gelöst?
@mdesign Ja, das ist anders gelöst und im Artikel etwas verwirrend mit den Voiceboards beschrieben: Es gibt im PS-3100 4 Voiceboards. Darauf ist jeweils die komplette Stimme für eine Taste realisiert; eine Karte hat 12 Stimmen. Deshalb gibt es auch insgesamt vier C, Cis, D usw. 4×12=48. Im Internet findest du auch ein paar Bilder der Boards.
Deshalb wurden zum Beispiel die vielen Filter auch sehr clever mit relativ wenigen Bauteilen realisiert (Platz und Kosten).
Daneben sind dann noch Steckkarten mit den anderen Bautteilen wie Resonatoren, General Envelope Generator usw. vorhanden.
@mdesign […] …den 3100 hatte ich im schatten des 3300 noch gar nicht wahrgenommen. interessant! […]
Wem erging es nicht so nach dessen Neuauflage. Mich eingeschlossen. Daher ist die Chance meiner Ansicht nach vorhanden, das Korg auch bei diesem eine Neuauflage veröffentlicht. Höchstwahrscheinlich ist das tolle Teil sogar etwas bezahlbarer und man darf diesbezüglich auch Behringer nicht vergessen, die es vielleicht zuerst bauen. Wer weiß das schon! Aber ich denke die haben zu tun, überhaupt ihre aktuellen Ankündigungen zu veröffentlichen. Klone alias Jupiter 8, Elka Synthex, CS-80, Theremin etc. Alles Ankündigungen seitens Behringer.
Schöner Artikel. KORG Collection PS-3300 kann ich nicht finden. Gibt es einen link?
@Sangeet Stimmt! In der aktuellen Collection 5 ist er nicht enthalten. Vielleicht kommt er mit Nr. 6?😎
@Sangeet Ich würde in dem Fall zum »PS-3300« von Cherry Audio raten. Ob der nun so klingt wie das Original kann ich nicht sagen, aber Spaß bringt der allemal. Kostet auch nicht die Welt.
@Sangeet Sorry, der Fehler ging auf meine Kappe. Da war wohl der Wunsch Vater des Gedanken. Hab den falschen Hinweis soeben gelöscht.
Ob es sich um einen PS-Synthesizer handelte, mit dem in Jarres Equinoxe Part 4 der „Roboartige-Sound“ im Break erzeugt wurde? Soundbeispiel Nr. 4 erinnert mich ein wenig vom Klangcharakter daran. Jean Michel Jarre hatte eine ordentliche Sammlung an PS-Synthesizern, soweit ich das auf Fotos gesehen habe.
@PaulusS Der Sound, den Du meinst, taucht in »Oxygene Part 4« das erste mal bei ca. 1:33 min auf (wenn es der ist, den Du meinst). Ich persönlich empfinde den im Stück doch deutlich anders, deutlich »flirrender/organischer«, eben nicht roboterartig. Noch ein Hinweis: Das Album erschien 1976, der PS-3100 wurde aber erst ein Jahr später veröffentlicht. Ich habe leider auf die Schnelle keine Bilder vom Studio des Herr Jarre gefunden, aber ich meine mich erinnern zu können, dass Herr Jarre den »PS-3300« besitzt/besaß.
Den Sound im Beispiel 4 empfinde ich jetzt als nicht sooo charakteristisch, als dass ich mit dem Finger auf den »PS-3100« zeigen könnte. Halt Filterfrequenz mit S&H moduliert und dann noch Resonanz rein.
PS/OT: Dafür habe ich ein Bild mit ihm von 1981 gefunden (Getty Images), hinter ihm ein Rack mit drei »EMS VCS3« und drei »EMS AKS«, rechts daneben der »Fairlight CMI« und direkt vor ihm ein Oberheim-Synthesizer. (schluck!) 😮
@Flowwater Und du meinst den RMI Harmonic Synthesizer, der durch ein Electric Mistress Pedal geht
@PaulusS Nein, das ist ein ARP2600
@Sven Blau Danke für die Info!
Offenbar war der 2600er ein bevorzugtes Arbeitstier bei Jarre.
@PaulusS Ach menno, entschuldige bitte … »Equinoxe Part4« nicht »Oxygene Part 4« … ich war völlig auf dem falschen Dampfer.